| Titel: | Photographie auf Leinwand. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. CX., S. 397 | 
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                        CX.
                        Photographie auf Leinwand.
                        Photographie auf Leinwand.
                        
                     
                        
                           Lebensgroße Bilder, nach kleinen Negativs vergrößert, besitzen nicht immer das
                              nöthige künstlerische Verdienst, obgleich man oft sehr gelungene Bilder dieser Art sieht. Aber
                              als Basis eines Oelgemäldes bietet eine vergrößerte Photographie besondere Vortheile
                              dar, namentlich wenn sie nicht, wie meistens geschieht, auf Papier, sondern auf
                              Malerleinwand gemacht wird. Hr. Truchelut empfiehlt zu
                              diesem Zweck folgendes Verfahren:
                           Die Leinwand muß fein und sehr gleichmäßig seyn; sie wird auf einen Rahmen glatt
                              aufgespannt und mit folgender Mischung getränkt: Zwanzig Theile weißes Wachs werden
                              mit einem Theil Harz und einem Theil Kautschuk gemischt, und das Ganze wird zur
                              Syrupsconsistenz in Lavendelöl gelöst; die Lösung wird mit etwas kohlensaurem
                              Bleioxyd innig gemischt. Nach dem Trocknen legt man die Leinwand auf eine heiße
                              Metallplatte und überzieht sie noch mit einer dünnen Lage von weißem Wachs, dem ein
                              Zehntel seines Gewichts Harz zugesetzt wurde.
                           Auf die so vorbereitete Fläche wird jodirtes Collodium gegossen, das gleiche Theile
                              Jodkalium und Jodammonium enthält; man sensitirt in einem Silberbad von:
                           
                              
                                 destillirtem Wasser
                                   1 Unze,
                                 
                              
                                 salpetersaurem Silber
                                 30 Gran,
                                 
                              
                                 Eisessig
                                 30 Gran.
                                 
                              
                           Man belichtet in der Solarcamera bis das Bild schwach sichtbar ist. Zum Entwickeln
                              dient folgende Auflösung:
                           
                              
                                 Gallussäure
                                 60 Gran,
                                 
                              
                                 Eisessig
                                   1 Unze,
                                 
                              
                                 Wasser
                                 20 Unzen.
                                 
                              
                           Nach dem Entwickeln wird das Bild abgespült und mit unterschwefligsaurem Natron
                              sixirt. Es kann auch vorher mit schwacher Goldlösung getont werden.
                           Das Wachs bildet für das Collodium eine wasserdichte Unterlage. Wenn das fertige Bild
                              ganz trocken ist, erwärmt man ein Bügeleisen und fährt damit über die Rückseite des
                              Bildes. Das Wachs schmilzt und durchdringt das Collodium, und wird auf diese Weise
                              zu einem festen Firniß; mehr noch, es bildet eine homogene Masse mit der Farbe, dem
                              Oel und Collodium. Hierauf kann das Bild mit Oelfarben gemalt werden. (Nach dem Britisch Journal of Photography aus dem photographischen
                                    Archiv, October 1865, S. 356.)