| Titel: | Neue Schnürung für das Vordergeschirr der Damastwebstühle; vom Webschullehrer Erlenbusch in Heidenheim. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. CXXIII., S. 441 | 
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                        CXXIII.
                        Neue Schnürung für das Vordergeschirr der
                           Damastwebstühle; vom Webschullehrer Erlenbusch in Heidenheim.
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Schnürung für das Vordergeschirr der
                           Damastwebstühle.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich werden die Damaststühle der Art vorgerichtet, daß man mehrere
                              Kettenfäden, deren Anzahl gewöhnlich vier beträgt, durch ein Maillon führt und diese
                              Fäden dann noch einzeln in das Vordergeschirr einzieht, um die nöthigen Bindungen
                              zwischen ihnen herbeizuführen. Die bisher zur Erzeugung der achtschäftigen
                              Atlasverbindung angewendete, jedem Weber bekannte Schnürung, ist durch den
                              beistehenden Holzschnitt Fig. 1 dargestellt. Diese
                              Führung führt aber den Nachtheil mit sich, daß an den Grenzen der Figuren sehr
                              häufig ein Answeichen der Fäden eintritt, in Folge dessen unreine Contouren zum
                              Vorschein kommen, welche namentlich bei feineren Dessins, wie Chiffern, Inschriften,
                              Wappen etc. sehr störend wirken.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 178, S. 441
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 178, S. 441
                              
                           Durch eine geringe Abänderung in der Atlasbindung gelingt es, diesen Uebelstand
                              vollkommen zu beseitigen. Es wird nämlich die bisherige Reihenfolge der
                              aufzuziehenden Schäfte beibehalten, für die herabzuziehenden aber die gerade
                              entgegengesetzte Reihenfolge angenommen. Dadurch gestaltet sich die Schnürung in der
                              durch Fig. 2 dargestellten Weise.
                           Zum Zweck einer leichteren Erkennung des obwaltenden Unterschiedes stellen wir den
                              Lauf der Schäfte in folgender Tabelle zusammen.
                           
                           
                              
                                 Nummerdes Trittes.
                                 Alte Schnürung.Nummer des
                                    Schaftes
                                 Neue Schnürung.Nummer des
                                    Schaftes.
                                 
                              
                                 
                                 hinauf.
                                 herab.
                                 hinauf.
                                 herab.
                                 
                              
                                 1
                                 6
                                 2
                                 6
                                 3
                                 
                              
                                 2
                                 1
                                 5
                                 1
                                 8
                                 
                              
                                 3
                                 4
                                 8
                                 4
                                 5
                                 
                              
                                 4
                                 7
                                 3
                                 7
                                 2
                                 
                              
                                 5
                                 2
                                 6
                                 2
                                 7
                                 
                              
                                 6
                                 5
                                 1
                                 5
                                 4
                                 
                              
                                 7
                                 8
                                 4
                                 8
                                 1
                                 
                              
                                 8
                                 3
                                 7
                                 3
                                 6
                                 
                              
                           Um mit dieser Schnürung den beabsichtigten Effect zu erreichen, muß nun auch die
                              Harnischvorrichtung in abweichender Weise ausgeführt werden. Es kommen nämlich, wenn
                              vierfädiger Einzug vorausgesetzt wird, stets zwei Corden an eine Masche und in jedes
                              Maillon werden zwei Fäden eingezogen, anstatt daß bisher in demselben Falle an jede
                              Masche nur eine Corde mit vier Fäden im Maillon angebracht wurde. Durch diese
                              abgeänderte Vorrichtung erzielt man gleichzeitig auch ein reineres Sprungfach sowohl
                              für den Harnisch als auch für das Vordergeschirr.
                           Ferner ist zu berücksichtigen, daß der Einzug oder die Empassirung stets im
                              Harnischstich ohne Rest aufgehen muß, weil außerdem durch die neue Atlasbindung die
                              gewünschten Vortheile nicht erzielt werden. Im vorliegenden Falle muß die
                              Figurabtheilung, sowohl in der Kette wie im Schuß, stets durch die Zahl 4 theilbar
                              seyn. Sind z.B. auf der Zeichnung acht Maschen gesteckt und jede Masche bildet einen
                              halben Cours im Vordergeschirr mit vier Fäden, so hat man 4 × 8 = 32 Fäden
                              oder vier Course im Vordergeschirr u.s.w.
                           In der Damastweberei des Hrn. Carl Faber in Stuttgart ist
                              diese neue Schnürungsmethode seit längerer Zeit in Anwendung und bewährt sich hier
                              ganz vorzüglich. Württembergisches Gewerbeblatt, 1865, Nr. 36.)