| Titel: | Ueber die Bestimmung der Kohlensäure im Leuchtgase; von Fr. Rüdorff. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. CXXVII., S. 449 | 
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                        CXXVII.
                        Ueber die Bestimmung der Kohlensäure im
                           Leuchtgase; von Fr.
                              Rüdorff.
                        Aus dem Journal für Gasbeleuchtung, 1865, Nr.
                              8.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        Rüdorff, über Bestimmung der Kohlensäure im Leuchtgase.
                        
                     
                        
                           Bei einigen Versuchen, welche ich mit dem Leuchtgase anstellte, war es mir
                              wünschenswerth den Kohlensäuregehalt desselben mit einiger Genauigkeit zu bestimmen. Da
                              sich die sonst wohl zu diesem Zweck gebräuchlichen Methoden als unzuverlässig
                              herausstellten, und da mir der zu gasometrischen Bestimmungen dienende Bunsen'sche Apparat nicht zu Gebote stand, so war ich
                              genöthigt mich nach einem anderen zweckentsprechenden Wege umzusehen. Folgende
                              Methode hat mich zum Ziele geführt und dürfte dieselbe überall da Anwendung finden,
                              wo es sich darum handelt, kleine Mengen Kohlensäure in einem Gasgemenge auf sichere
                              und wenig umständliche Weise zu bestimmen.
                           Das Princip der Methode besteht darin, daß ich die Kohlensäure durch concentrirte
                              Kalilauge absorbiren lasse und die verschwundene Kohlensäure durch ein gleiches
                              Volumen Kalilauge ersetze. Der Apparat, dessen ich mich zu diesem Zwecke bediente,
                              besteht aus einem dreihalsigen Glasgefäß G, G (Figur 19). In
                              dem ersten Tubulus ist ein mit Indigolösung gefülltes Manometer M mit Millimeterscala befestigt, um den im Gefäße G, G stattfindenden Druck ablesen zu können. Der zweite
                              Tubulus ist mit doppelt durchbohrtem Kork verschlossen, durch welchen zwei mit
                              Hähnen versehene Gasröhren führen, um den Apparat mit dem zu untersuchenden Gase zu
                              füllen. Der dritte Tubulus enthält eine in Kubikcentimeter getheilte Hahnpipette P, die mit Kalilauge gefüllt wurde. Um den Einfluß der
                              Temperaturveränderungen zu beseitigen, wurde das Gasgefäß mit Wasser von der
                              Temperatur des Zimmers umgeben. Durch vorläufig angestellte Versuche überzeugte ich
                              mich, daß ein in dem umgebenden Wasser und ein im Innern angebrachtes Thermometer
                              nach höchstens 3 Minuten denselben Stand annahmen, und das im Wasser befindliche
                              Thermometer gab die Gewißheit, daß sich die Temperatur desselben während der Dauer
                              eines Versuches nicht geändert hatte. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, daß der
                              Apparat völlig luftdicht war, wie man leicht an dem unveränderten Stande des
                              Manometers M, mochte die Luft in dem Apparate etwas
                              verdichtet oder verdünnt seyn, ersehen konnte.
                           Der Inhalt des Glasgefäßes wurde durch Wägen desselben mit und ohne Wasser bestimmt
                              und zu 880 Kub. Cent, gefunden. Nachdem der Apparat durch längeres Durchleiten mit
                              dem kohlensäurehaltigen Gase gefüllt war, wurden die Hähne geschlossen und zwar der
                              Hahn am Ableitungsrohr zuerst, dann der am Zuleitungsrohr, so daß das Gas sich unter
                              einem den Atmosphärendruck wenig überragenden Druck befand. Als die Temperatur des
                              Gases und des umgebenden Wassers nach 3 bis 4 Minuten dieselbe geworden war, wurde
                              der eine Hahn für einen Augenblick geöffnet, um so viel Gas ausströmen zu lassen,
                              daß der Druck im Innern gleich dem der Atmosphäre wurde; das gleiche Niveau der Flüssigkeit im
                              Manometer zeigte, daß dieß der Fall war. Darauf wurden durch vorsichtiges Oeffnen
                              des Hahnes aus der Pipette einige Tropfen Kalilauge in das Gefäß G, G gelassen. Im ersten Augenblick stieg der Druck im
                              Innern durch die zugelassene Flüssigkeit, verminderte sich aber sehr bald, da die
                              Kohlensäure absorbirt würde, wie dieses aus dem Stande des Manometers zu ersehen
                              war. In dem Maaße, wie die Absorption der Kohlensäure voranschritt, wurde neue
                              Kalilauge zugelassen, so daß die Flüssigkeit im Manometer auf fast gleicher Höhe
                              gehalten wurde. Gegen Ende des Versuchs wurde einige Minuten gewartet und der
                              verminderte Druck durch zugelassene Kalilauge wieder hergestellt. Die absorbirte
                              Kohlensäure war also durch Kalilauge ersetzt und das Volumen derselben konnte an der
                              Pipette abgelesen werden.
                           Um mir ein Urtheil über den Grad der Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Methode zu
                              verschaffen, füllte ich den Apparat mit einem Gemenge von Wasserstoff und
                              Kohlensäure von bekanntem Gehalt. Die Mischung dieser Gase geschah in einem
                              Glockengasometer, wie solches wohl zur Bestimmung des specifischen Gewichtes des
                              Leuchtgases durch Messung der Ausflußgeschwindigkeit benutzt wird. Durch das Sinken
                              der Glocke wird durch in einander greifende Räder ein Zeiger in Bewegung gesetzt, an
                              welchem man sehr kleine Bruchtheile des Inhaltes der Glocke messen kann. Man liest
                              1/3600 Kubikfuß direct ab. Da der Inhalt des Gefäßes G,
                                 G 880 K. C. betrug, so waren für ein Gasgemenge, welches 1, 2, 3 etc. Proc.
                              Kohlensäure enthielt, 1, 2, 3... × 8,8 K. C. Kalilauge erforderlich um die
                              absorbirte Kohlensäure durch diese Flüssigkeit zu ersetzen. Die folgende Tabelle
                              enthält einige der angestellten Messungen. Die Columne I enthält den Procentgehalt
                              an Kohlensäure, II die verbrauchte und III die berechnete Menge Kalilauge.
                           
                              
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 
                              
                                 1 Proc.
                                 CO²
                                   8,7 K. C.
                                   8,8 K. C.
                                 
                              
                                 2   „
                                 „
                                 17,8    „
                                 17,6    „
                                 
                              
                                 3   „
                                 „
                                 26,8    „
                                 26,4    „
                                 
                              
                                 4   „
                                 „
                                 35,1    „
                                 35,2    „
                                 
                              
                           Es leuchtet ein, daß der Apparat nur anwendbar ist, wenn es sich um die Bestimmung
                              kleiner Mengen Kohlensäure in einem Gasgemenge handelt, wie es ja bei unserem
                              Leuchtgase der Fall ist. Daß die anderen Bestandtheile des Leuchtgases von keinem
                              merklichen Einfluß auf die Bestimmung der Kohlensäure sind, davon habe ich mich
                              durch directe Versuche überzeugt, indem ich zu vollständig von Kohlensäure befreitem
                              Leuchtgase kleine
                              Mengen Kohlensäure hinzusetzte, die gefundenen und berechneten Mengen stimmten
                              ebenso befriedigend, wie in dem obigen Beispiel.
                           Was nun einige hinter einander ausgeführte Messungen der Kohlensäure im Leuchtgase
                              selbst betrifft, so erhielt ich Werthe, welche nur um ein sehr Geringes von einander
                              abweichen. In drei Versuchen gebrauchte ich folgende Mengen Kalilauge, welchen der
                              nebenstehende Procentgehalt an Kohlensäure entspricht:
                           
                              
                                 12,0 K. C.
                                 Kali
                                 =
                                 1,36 Proc. 
                                 CO²
                                 
                              
                                 12,1    „
                                 „
                                 =
                                 1,37    „
                                 „
                                 
                              
                                 11,8    „
                                 „
                                 =
                                 1,34    „
                                 „
                                 
                              
                           Die mitgetheilten Messungen zeigen wohl hinreichend die Genauigkeit der Methode, die
                              sich außerdem noch durch leichte und rasche Ausführung empfiehlt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
