| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. , S. 73 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die neuesten Fortschritte der Dioptrik.
                           Von den Fortschritten der Dioptrik ist der Fortschritt der Naturwissenschaften
                              bedingt. Ein Blick in die Geschichte der Astronomie, der Physiologie, zeigt, wie mit
                              der Leistung des Instrumentes die Naturkenntniß wächst. Darum haben auch die größten
                              Mathematiker, Euler, Lagrange, Bessel, Gauß u.a., sich vielfach mit der Verbesserung der Dioptrik
                              beschäftigt. Dennoch bestehen bis zur Stunde keine Vorschriften, aus denen eine
                              Linsencombination abgeleitet werden könnte, die ein richtiges Helles Bild erzeugt.
                              Diesem Umstand ist es wohl zuzuschreiben, daß die neueren Optiker fast alle die
                              Theorie als ungenügend im Erfolg verlassen haben. Man schlug den Weg des Versuchs
                              ein, man combinirte besonders für Mikroskope eine größere Zahl von Linsen, änderte ihre Abstände
                              und Gestalten, immer geleitet vom Erfolg, bis dieser genügte, d.h. bis die
                              gestellten Anforderungen ungefähr erfüllt waren. Wir erinnern nur an die Mikroskope
                              von Oberhäuser, Plößl, Kellner, Amici, Roß u.a. Sie leisten entschieden mehr als die berechneten
                              Fraunhofer'schen Doppelobjective. Man darf aber nicht
                              vergessen daß dabei auch mehr Hülfsmittel, mehr Linsen in Anspruch genommen sind,
                              und daß sie hauptsächlich durch die kleinen Dimensionen wirken, weil damit auch die
                              Fehler, die einen Theil der Brennweite betragen, verkleinert werden, und selbst
                              unter die Größe einer Lichtwelle kommen können, also nur noch wenig Einfluß üben.
                              Doch führt dieser Weg auf andere Unzukömmlichkeiten: die große Nähe des Objectes an
                              dem Objective, den Mangel an scharfen Bildern und an Tiefe des Bildes, und die
                              ungleiche Leistung jedes einzelnen Instrumentes. Diese Uebelstände sind durch
                              Versuche nicht zu entfernen. Sie sind es bloß durch wirkliche Verbesserung des
                              Bildes, die nur die Rechnung geben kann.
                           Auch in den Instrumenten für Photographie sind auf demselben Wege seit der ersten
                              Anwendung eines Fernrohrobjectivs beträchtliche Verbesserungen erlangt worden. Die
                              Objective von Voigtländer, Jamin, Dallmeyer, Sutton, Harrison bilden Belege. Aber der Nachtheil der Methode
                              des Ausprobirens tritt hier erst recht deutlich hervor. Während kleine Instrumente
                              ganz gut seyn können, werden die großen ungenügend, weil die mitvergrößerten Fehler
                              nur wieder durch Verminderung der Oeffnung, also langsamere Wirkung, vermindert
                              werden können.
                           Wenn demnach auf dem Wege des Versuchs auch wirklich bessere einzelne Instrumente
                              hergestellt wurden, so ist doch nicht zu läugnen, daß der Versuchsweg sehr viel zu
                              wünschen läßt. Man wäre sicher zu besseren Erfolgen gelangt, wenn man, anstatt die
                              Theorie als unvollständig zu verlassen, darauf ausgegangen wäre sie zu
                              vervollständigen. Denn der Versuch kann nur so lange Besseres liefern, als die
                              Theorie unvollständig ist. Er wird aber nie ein Bestes finden lassen, nie es
                              ermöglichen alle Instrumente mit gleichem Erfolg herzustellen.
                           Aus diesem Gesichtspunkt begrüßen wir eine Mittheilung in den Sitzungsberichten der
                              mathematisch-physikalischen Classe der k. bayerischen Akademie der
                              Wissenschaften vom 9. Juli 1865 als einen wahren Fortschritt. Wir sehen daraus, daß
                              es dem Akademiker Steinheil, im Zusammenarbeiten mit
                              seinem Sohn Dr. Adolf, gelungen ist die allgemeinen
                              Bedingungen festzustellen, von welchen ein richtiges ausgedehntes Bild abhängt.
                              Diese Bedingungen, aus denen die Anordnung einer Linsen-Combination im
                              Allgemeinen hervorgeht, welche winkelgetreue stabil achromatische Bilder erzeugt,
                              sind bisher in der Theorie ganz unberücksichtigt geblieben, und daher der Mangel an
                              Uebereinstimmung zwischen Rechnung und Erfahrung.
                           Die neuen Formen der Objective sind wesentlich verschieden von den bisherigen. Noch
                              auffallender aber ist der erzielte Erfolg. Diesen weist Steinheil an einigen der Classe vorgelegten Instrumenten nach, die er den
                              neuen Vorschriften gemäß berechnen und ausführen ließ. Darunter ist ein neues
                              Photographen-Objectiv, welches nur aus zwei einfachen und gleichen
                              Crownglaslinsen besteht, die eine symmetrische Lage zum gemeinschaftlichen
                              Hauptpunkt haben. Dennoch ist das Bild dieses Objectivs ganz ohne prismatische
                              Farbensäume vollkommen scharf, und umfaßt den unglaublichen Bildwinkel von 90 Grad
                              in der Tangentialebene. Es war eine Photographie vorgelegt, erzeugt durch ein
                              solches Objectiv von 2 Zoll Oeffnung und 15 Zoll Brennweite. Die Photographie hat 30
                              Zoll Durchmesser, ist gleich scharf bis zum Rand und ohne alle Verzerrung. Für
                              Aufnahmen von Landschaft und Architektur, namentlich des Innern von Gemächern, ist
                              dadurch ein neues Feld eröffnet, da keines der jetzigen Objective so große
                              Bildwinkel umfaßt und so getreu zeichnet. Steinheil legte
                              der Classe auch einen kleinen Refractor vor, der bei 2 Zoll Oeffnung nur 10 Zoll
                              Brennweite hat und gut eine 120malige Vergrößerung erträgt. Bei dem Objectiv ist die
                              Kugelgestalt in und außer der Achse streng gehoben, und das Bild ist in und außer
                              der Achse stabil achromatisch. Das Objectiv besteht aus vier Linsen, zwischen
                              welchen drei Abstände sind. Die Flintglaslinsen liegen nach außen. Für die
                              Herstellung großer Achromaten ist diese Construction von Bedeutung, weil sie nicht
                              nur bessere Bilder liefert, sondern auch die Länge der Instrumente auf die Hälfte
                              vermindert, womit ermöglicht ist, die Biegung, diese schlimmste aller Fehlerquellen
                              in der beobachtenden Astronomie, endlich mit Erfolg zu bekämpfen.
                           Ausführlicheres wird demnächst hierüber in den „Astronomischen
                                 Nachrichten“ zu lesen seyn. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 6.
                              September 1865.)
                           
                        
                           
                           Verpackungsmaterial für Stopfbüchsen etc.
                           In einer Sitzung der Société industrielle
                              zu Mülhausen im Elsaß theilte Herr Th. Schlumberger
                              hierüber Folgendes mit: Statt Hanf oder Kautschuk macht man eine Mischung von
                              gleichen Theilen Talg und Sägespänen und drückt diese in die Stopfbüchse ein,
                              nachdem man letztere durch einen um die Kolbenstange gelegten Baumwollendocht nach
                              unten abgeschlossen hat. Ein gleicher Docht wird oben aufgelegt und dann die
                              Stopfbüchse durch den Deckel geschlossen. Durch Anziehen der Schrauben wird die
                              Mischung genügend comprimirt und erlangt nach einiger Zeit eine große Festigkeit und
                              Dichte. Schlumberger erhielt diese Methode durch E. Franger in Guebwiller mitgetheilt und hat sich derselben
                              seit Monaten mit dem besten Erfolge bedient, ebenso wie Hr. Burnat, der seine Angaben lediglich bestätigte. (Dieses
                              Verpackungsmaterial ist im Wesentlichen das für H. C. Coulthard in England patentirte, welches bereits in Deutschland mit Erfolg
                              angewendet worden ist; man sehe polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 461 und Bd. CLXXII S.
                                 234.)
                           
                        
                           Chatwood's feuer- und diebssichere Geldschränke.
                           Um Geldschränke gegen alle Anstrengungen der Einbrecher zu sichern, hat Chatwood in Bolton (Firma: Lancashire Safe and Lok Works, Bolton) verschiedene sinnreiche
                              Einrichtungen getroffen. Da das Verfahren der Diebe, die Schränke durch Schießpulver
                              zu sprengen, welches in die Schlüssellöcher eingeführt wird, dadurch unmöglich
                              gemacht wurde, daß man das Spiel des Schlüsselbartes ganz klein machte und diesen
                              Spielraum vollständig von dem Körper des Schlosses abtrennte, so bohrten diese
                              Herren zu diesem Zweck ein besonderes Loch in den Kasten. Dieß läßt sich dadurch,
                              daß man zum Schrank gehärteten Stahl, hartes Gußeisen etc. verwendet, nicht
                              vermeiden, weil dann die Wand mit Hammerschlägen zertrümmert werden kann. Chatwood macht nun die Wände und Thüren seiner besten
                              Schränke aus abwechselnden Schichten von weichem und hartem Stahl; zu diesem Zwecke
                              wird in eine Stahlplatte von 3/4'' Dicke eine große Zahl
                              conischer Löcher von 1/2'' Tiefe so dicht neben einander
                              gebohrt, daß sich deren Ränder berühren, es bleibt also noch eine solide Masse von
                              1/4'' Stärke. Zwei solcher Platten werden mit den
                              gebohrten Seiten einander gegenüber gestellt, fest verschraubt und nun Gußstahl
                              eingegossen, der in Berührung mit den kalten Stahlwänden natürlich so plötzlich
                              abgeschreckt wird, daß er die größte mögliche Härte erlangt und durch Instrumente
                              völlig unangreifbar wird. Wirkt nun ein guter Bohrer auf diese im Ganzen 2'' starke Wand, so dringt er leicht durch die äußere
                              Rinde von weichem Stahl, durchaus aber nicht durch die Schicht, wo der weiche Stahl
                              mit dem in conischen Erhebungen dazwischen liegenden harten wechselt. Zur Sicherung
                              für den Fall, daß noch irgendwie Schießpulver in das Schloß oder die Thür gebracht
                              wird, ist die Längsseite der Thür, welche beim Oeffnen sichtbar wird, an die äußere
                              Thürplatte nicht befestigt, sondern legt sich nur durch die Federkraft des Stahles
                              an. Der so vorhandene Schlitz wird durch eine Explosion im Innern der Thür weit
                              auseinander getrieben werden und so die Pulvergase entweichen lassen. Zu gleichem
                              Zweck liegen alle Köpfe der Schrauben, welche die beiden Platten der Thür verbinden,
                              auf starken Spiralfedern, welche gleichfalls bei einer Explosion nachgeben und den
                              Gasen Austritt gestatten. Nachher kehrt Alles in den ersten Zustand zurück. Gegen
                              die Anwendung von Keilen sind die Schränke dadurch gesichert, daß die Fläche, mit
                              der Thür und Thürrahmen aufeinander liegen, nicht geradlinig, sondern karniesförmig
                              ist (mit S förmigem Querschnitt). Ferner treten die
                              Riegel in die Schließklampen von unten ein und beide greifen dann wie zwei Haken in
                              einander, so daß die Struktur des 2'' starken Eisens
                              erst ganz zerstört seyn müßte, ehe man sie von einander reißen könnte, was durch
                              keine Gewalt bewirkt werden kann, welche Einbrechern zu Gebote steht. (Breslauer
                              Gewerbeblatt, 1865, Nr. 18.)
                           
                        
                           Gummischläuche für Laboratorien, Gasleitungen u.s.w.
                           Bekanntlich haben die gewöhnlichen vulcanisirten Gummischläuche den großen
                              Uebelstand, nach einiger Zeit, namentlich wenn sie nicht gebraucht werden, hart und
                              brüchig zu werden.
                              Besonders wenn man einen gewissen Vorrath verschiedener Schläuche halten muß, macht
                              sich diese kostspielige Eigenschaft sehr empfindlich bemerkbar; man hat in diesem
                              Falle fast alljährlich eine wiederkehrende Ausgabe für den Ersatz noch ganz
                              unbenutzter Schläuche.
                           In neuerer Zeit sind Schläuche in den Handel gebracht worden, welche diese
                              Eigenschaft nicht besitzen, die vielmehr, wie ich mich
                              durch die Erfahrung überzeugt habe, stets weich und biegsam bleiben. Dieselben sind
                              als „Patent-Schläuche“ von Julius
                                 Blancke in Magdeburg zu beziehen und sollen erst
                              vulcanisirt und dann wieder entschwefelt seyn. Ich habe Proben verschiedener
                              Dimensionen nunmehr fast ein Jahr unbenutzt liegen lassen, ohne eine Veränderung
                              daran wahrnehmen zu können. Auch bei den verschiedenartigsten Anwendungen in
                              Laboratorien und bei der Gasleitung bin ich stets mit diesen
                              Patent-Schläuchen durchaus zufrieden gewesen.
                           Es kommt wohl vor, daß einzelne Stellen etwas steif erscheinen, doch genügt ein
                              einmaliges Ausziehen des Schlauches, der Länge nach, um die vollkommene Biegsamkeit
                              wieder herzustellen; irgend ein Brüchigwerden ist mir bei vielfacher Verwendung
                              dieser Schläuche, wie gesagt, nicht vorgekommen und der ganze Vorrath daher bis zum
                              letzten Stück zu benutzen.
                           Der Preis dieser Schläuche richtet sich nach dem Gewichte und ist für gleiches
                              Gewicht etwas höher als für die gewöhnlichen vulcanisirten; da aber ein wieder
                              entschwefelter Schlauch bei gleicher Länge und Dicke leichter als ein vulcanisirter
                              ist, so stellt sich für gleiche Dimension der Preis der neuen Schläuche nur wenig
                              höher, während sie durch Vermeidung des beregten Fehlers entschiedenen Vortheil
                              bieten.
                           Ich kann diese Schläuche daher bestens empfehlen.
                           Koberwitz, im August 1865.
                           Dr. C. Stammer.
                           
                        
                           Conservirung von Rauchfleisch.
                           A. Eckstein, Chemiker in Wien, hat, wie er in den
                              „Neuesten Erfindungen“ angibt, bereits eingetretene Fäulniß
                              bei einer Sendung Schinken dadurch beseitigt, daß er die Schinken auspacken, jedes
                              Stück in frischem Wasser gut abwaschen, dann in rohen Holzessig eintauchen, in einen
                              hölzernen Bottich mit Zwischenlagen von Holzstückchen eintragen und soviel Holzessig
                              aufgießen ließ, bis die obere Schicht etwa 1 Zoll von der Flüssigkeit überragt war.
                              Nach acht Tagen wurden die Schinken aus dem Bottiche herausgenommen, jedes Stück
                              einzeln wieder mit frischem Wasser abgewaschen und an der Luft im Schatten
                              getrocknet. Der faulige Geschmack war dadurch nicht nur gänzlich verschwunden,
                              sondern das Fleisch hatte auch ein angenehmes Aroma und war beim Abschnitt ganz
                              rosenroth und sehr saftig.
                           Um ähnliche Unfälle zu vermeiden, schlug Eckstein vor, das
                              zur Versendung (von der serbischen Grenze nach Oberösterreich) bestimmte
                              Rauchfleisch in Pergamentpapier, das eine Stunde lang in heißen Holzessig eingelegt
                              war, einzuwickeln und dann erst zu verpacken. Seitdem dieß befolgt wurde, ist selbst
                              im Hochsommer keine Klage mehr vorgekommen.
                           
                        
                           Ueber die Verwendung des Grünmalzes und der Mutterhefe zur
                              Branntweinbrennerei; vom Oekonomen Walz in Speyer.
                           In der Pfalz wird wenig Roggen und Weizen zur Branntweinerzeugung verwendet, sondern
                              hauptsächlich Kartoffeln mit einem Zusatz von Gerstenmalz und zwar meistens dem
                              sogenannten Brauer- oder gedörrten Malz. In dem benachbarten Rheinhessen
                              wendet man in neuerer Zeit fast ausschließlich das sogenannte Grünmalz oder Filzmalz an; dasselbe wird in der Weise bereitet, daß man
                              Gerste nach dem Einquellen entweder in hölzerne Kästen bringt (die je einer den
                              täglichen Bedarf fassen) und sie dort bis zu 1/9–1/2 Zoll Länge wachsen läßt,
                              oder indem man in einem Raum von gleichmäßiger Temperatur eine größere Quantität
                              gequellter Gerste zum Wachsen bringt, und sobald dieß geschehen, wozu bei einer
                              Temperatur von 12° R. 2–3 Tage nöthig, den Haufen täglich dünner legt,
                              um das Fortwachsen (den Gras- oder Blattkeim) zu verhüten. Für kleine
                              Brennereien sind die Kästen wohl geeignet haben aber den Nachtheil, daß an den Wänden derselben die
                              Gerste nicht gleichmäßig wächst, wogegen für größere Brennereien das Wachsen auf
                              Haufen mehr zu empfehlen ist. Das Grünmalz wird gequetscht und wie das Darrmalz vor
                              dem Einmaischen der Kartoffeln im Vormaischbottich mit Wasser angerührt. 90 Pfd.
                              Gerste liefern 125 Pfd. Grünmalz, während 100 Pfd. Gerste 80 Pfd. Darrmalz geben;
                              man rechnet gewöhnlich 50 Pfd. Darrmalz = 78 Pfd. Grünmalz und hat bei einem
                              täglichen Verbrauche von 500 Pfd. Kartoffeln, die mit 50 Pfd. Darrmalz eingemaischt
                              wurden, 90–92 Liter Branntwein erzielt, während 78 Pfd. Grünmalz mit 500
                              Kartoffeln die gleiche Ausbeute lieferten.
                           Doch gehen die Erfahrungen hier etwas auseinander, indem einige Brennereibesitzer bei
                              Anwendung von 78 Pfd. Grünmalz 6–7 Liter Branntwein weniger erzielt haben
                              wollen, als bei 50 Pfd. Darrmalz auf 500 Pfd. Kartoffeln. So viel steht jedenfalls
                              fest, daß die Grünmalzbereitung viel einfacher und wohlfeiler und die Verwendung
                              desselben zum Brennereibetrieb weniger kostspielig ist; denn nach obiger Angabe
                              haben 120 Pfd. Grünmalz so viel Werth, als 80 Pfd. Darrmalz, während aus 100 Pfd.
                              Gerste 136 Pfd. Grünmalz und nur 80 Pfd. Darrmalz erzeugt werden, die Kosten für
                              Darren oder Trocknen gar nicht in Betracht gezogen.
                           Was die Mutterhefe betrifft, so ist deren Anwendung in den
                              Branntweinbrennereien längst unter dem Namen „der
                                 Satzfortsetzer“ bekannt. Bei Beginn der Brennerei wird in den bereit
                              stehenden Satzständern, deren zwei nöthig sind, etwas Hafer- oder
                              Roggenschrot vermischt und dieser Masse bei einer Temperatur von 18 bis 20°
                              R. entsprechend frische Bierhefe oder in deren Ermangelung Kunsthefe zugesetzt; ist
                              die Gährung eingetreten und die Maische im Gährbottich zum Stellen fertig, dann wird
                              ein Theil dieses Satzes der Maische zugesetzt, der andere kleinere Theil aber in den
                              zweiten Satzständer, in welchem ebenfalls etwas Maische abgekühlt worden, gebracht,
                              um am nächsten Tage zur Stellung der Maische zu dienen; man behält dann wieder etwas
                              zurück und fährt so oft einen ganzen Winter durch fort, ohne frische Hefe zu
                              verwenden.
                           Es versteht sich von selbst, daß die Satzständer sehr rein gehalten werden müssen,
                              damit sich keine Säure bildet, und findet man, um diese zu verhüten, in größeren
                              Brennereien diese Satzständer mit Kupfer ausgeschlagen.
                           Die Anwendung der Mutterhefe hat den großen Vorzug, daß, wenn die Gefäße stets rein,
                              man immer einen gleichmäßigen Gährstoff besitzt, was bei Verwendung von frischer
                              Bier- oder Kunsthefe nicht immer der Fall, und überdieß wird bei diesem
                              Verfahren die Ausgabe für Hefe erspart, die, wenn auch nicht bedeutend, da die
                              Bierhefe sehr billig, doch in Rechnung zu ziehen ist.
                           Wie groß der Unterschied in der Ausbeute von Branntwein von einer und derselben
                              Quantität Kartoffeln gleicher Qualität, hatten wir dieses Jahr zu erfahren
                              Gelegenheit, indem ein Brennereibesitzer von 100 Pfd. Kartoffeln und 5 Pfd.
                              Darrmalzschrot kaum 7 Maaß Branntwein erzielte, während andere von 100 Pfd.
                              Kartoffeln und 10 Pfd. Schrot 9 Maaß und darüber erhalten; es hat diese geringe
                              Ausbeute ihre Ursache nicht allein im geringen Malzzusatz, sondern in dem
                              unrationellen Verfahren beim Einmaischen und dem Mangel an der bei einer Brennerei
                              unbedingt nöthigen Reinlichkeit; wo diese fehlt, wo nicht alle zum Betriebe nöthigen
                              Gefäße täglich auf's Sorgfältigste, wie man sagt, süß gemacht werden, da tritt nur
                              zu leicht saure Gährung ein, der Proceß geht nicht gehörig vor sich und ein Theil
                              des Alkohols bleibt als Stärkmehl in der Maische zurück; bei strenger Kälte ist die
                              saure Gährung zwar weniger zu befürchten, wogegen sie aber bei wärmerer Witterung
                              sehr rasch eintritt. (Zeitschrift des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern.)
                           
                        
                           Technische Anwendung des Ammoniaks zur Erzeugung der
                              Luftleere, von C. Tellier.
                           In diesem Betreff hat C. Tellier der französischen
                              Akademie am 13. Febr. 1865 eine Notiz eingereicht, welche wir im Folgenden (nach Armengaud's
                              Génie industriel, August 1865, S. 66)
                              mittheilen:
                           
                              „Angenommen, es handle sich darum, die Luftleere in den Tonnen zu
                                 erzeugen, welche zum Aufsaugen der Malen Massen aus den Gruben bestimmt sind. Im
                                 Wagenhaus befindet sich ein Kessel, welcher eine Lösung von Ammoniakgas enthält,
                                 die sich nach
                                 Bedürfniß erneuern läßt. Dieser Kessel steht mit einer Reihe von Waschgefäßen in
                                 Verbindung, welche kalt erhaltenes Wasser enthalten. Das Ganze ist so
                                 angeordnet, daß man zwischen diesem Kessel und den Waschgefäßen nach Belieben
                                 eine Tonne von Eisenblech einschalten kann.
                              
                           
                              Erhitzt man nun den Kessel, so zieht das aus demselben entwickelte Gas durch die
                                 Tonne und vertreibt aus dieser die Luft. Letztere entweicht bei ihrem Durchzuge
                                 durch die Waschgefäße und hinterläßt darin das Ammoniak, welches sie mitgerissen
                                 hatte. Nachdem die Operation einige Minuten lang fortgesetzt worden ist, besteht
                                 die innere Atmosphäre der Tonne ausschließlich aus Ammoniakgas. Um den
                                 Wiedereintritt von Luft zu verhindern, kann man die Tonne unter einem höheren
                                 Druck als dem der Atmosphäre mit dem Gase beschicken: dabei kann man sich auch
                                 leicht von dem dichten Zustand der Wände versichern, indem man einen mit
                                 Salzsäure benetzten Glasstab denselben annähert, um zu sehen, ob durch
                                 entweichendes Ammoniakgas Salmiaknebel entstehen.
                              
                           
                              Man kann nun die Tonne, wenn man will, an den Ort fahren, wo sie benutzt werden
                                 soll, um sie daselbst mit der zu entleerenden Grube in Verbindung zu setzen. Bis
                                 zur Benützung der so vorbereiteten Tonne kann man acht Tage und noch mehr Zeit
                                 verstreichen lassen, unterdessen bleibt der innere Druck derselben immer gleich
                                 demjenigen der Atmosphäre, wenn er nicht größer ist.
                              
                           
                              In der an die Grube gefahrenen Tonne wird auf folgende Weise die Luftleere
                                 hergestellt, damit sie die Latrinenmasse aufsaugt: Ueber der Tonne ist ein
                                 kleiner Recipient angebracht, welcher einige Liter Wasser enthält und den man
                                 mittelst eines Hahns mit dem Innern derselben in Verbindung setzen kann; man
                                 öffnet diesen Hahn, das Wasser fließt in die Tonne und absorbirt sehr rasch das
                                 in derselben enthaltene Gas (es sind etwa 6–7 Liter Wasser per Kubikmeter erforderlich), wodurch augenblicklich
                                 die Luftleere erzeugt wird, welche bewirkt, daß nach dem Oeffnen eines Hahnes
                                 die Tonne in zwei bis drei Minuten mit der aufgesaugten Latrinenmasse gefüllt
                                 ist.
                              
                           
                              Damit das angewandte Ammoniak nicht verloren geht, sammelt man die gebildete
                                 Auflösung in einem unteren Behälter, welchen man von der Tonne durch einen Hahn
                                 absperrt, ehe die Latrinenmasse aufgesaugt wird.
                              
                           
                              Wie man sieht, beschränken sich die Kosten dieser Operation fast auf den Werth
                                 der Kohle, welche erforderlich ist, um das Ammoniak aus der wässerigen Lösung
                                 wieder auszutreiben; der Aufwand hierfür dürfte im Großen nur 4–5
                                 Centimes per Kubikmeter betragen.In Leipzig wird statt der Grubenreinigung
                                       durch Pumpen schon seit einiger Zeit die Methode angewandt, daß luftleer
                                       gemachte Eisenblechkessel an die Grube gefahren werden, welche dann nach
                                       dem Oeffnen eines Hahnes die Latrinenmasse aufsaugen. Um einen solchen
                                       Kessel luftleer zu machen, wird er mit einem Dampfkessel in Verbindung
                                       gesetzt und der Dampf von etwa 1 1/2 Atmosphären Spannung so lange
                                       durchgeleitet, bis alle Luft aus dem Kessel verdrängt ist, was sich in
                                       sehr kurzer Zeit erreichen läßt. Alsdann werden alle Hähne am Kessel
                                       geschlossen, in welchem sich nun bei der Abkühlung desselben dadurch,
                                       daß die Wasserdämpfe sich verdichten, ein luftleerer Raum bildet. Dieses
                                       Abkühlen geschieht in der Zeit, welche zur Beförderung des Kessels an
                                       die zu räumende Grube gebraucht wird. Auf dem Kessel ist ein
                                       Luftdruckzeiger angebracht, welcher dazu dient, um einerseits zu sehen,
                                       ob der Kessel auch luftleer ist, dann aber auch zur Beobachtung des
                                       Zeitpunktes dient, wann der Kessel voll ist. Die Zeit, welche ein
                                       solcher Kessel braucht, um 100 Kubikfuß Latrinenstoff aufzusaugen, ist
                                       nur 10 Minuten.Anm. d. Red.
                                 
                              
                           
                              In der Anwendung des Ammoniaks hat somit die Industrie ein Mittel zur leichten
                                 und augenblicklichen Erzeugung der Luftleere, welches sich um so mehr benutzen
                                 läßt, da das Ammoniak gewisse Metalle gar nicht angreift.“
                              
                           
                        
                           Desinfection von Senkgruben nach dem Müller-Schür'schen System.
                           Von allen Vorschlägen, die in neuerer Zeit behufs der Desinfection von Senkgruben
                              gemacht worden sind, verdient das vollständig praktische Desinfectionssystem des
                              Prof. A. Müller in Stockholm, das durch Dr. O. Schür in Stettin
                              wesentlich verbessert wurde, die größte Aufmerksamkeit und praktische Verbreitung.
                              Das angewendete Desinfectionspulver besteht aus 20–35 Th. gebrannten Kalks (in gröblichen
                              Stücken) und 2 Th. trockenen Holzkohlenpulvers. Der Kalk absorbirt die
                              Feuchtigkeiten, während die Kohle die Gase in sich aufnimmt; hierdurch entsteht so
                              werthvoller Dünger, daß derjenige, welcher die Excremente abholt, nicht nur die
                              kostenfreie Abfuhr, sondern auch noch die Lieferung des Desinfectionspulvers
                              bewirken kann. Dieser geruchlose Dünger kann ohne Unannehmlichkeit für die
                              Hausbewohner oder die Passanten der Straße zu jeder Tageszeit abgefahren werden. Die
                              Stettiner polytechn. Gesellschaft ließ in einer Anzahl von Häusern praktische
                              Versuche anstellen und setzte, veranlaßt durch den Einwand einiger Mitglieder,
                              „daß mancher aus Bequemlichkeit die Aufstreuung des
                                 Desinfectionspulvers unterlassen und daran die praktische Durchführung des Müller-Schür'schen
                                 Systems scheitern würde,“ einen Preis von 100 Thlr. Gold für die
                              Erfindung eines Apparats aus, der das Aufstreuen des Desinfectionspulvers ohne
                              willkürliche menschliche Hülfe bewirke. Von den zahlreichen Lösungsversuchen wurde
                              der von dem Mühlenbescheider W. Reincke aus
                              Friedrichsberg construirte Apparat als der einfachste und praktischste mit dem
                              Preise gekrönt.
                           Die Anwendung des Systems ist nach Dr.
                              Schür in folgender Weise zu bewerkstelligen:
                           Zur Placirung einzelner mit dem Selbststreuapparat versehener Closets bedarf es
                              keiner besondern Erläuterung, da sie einfach nur an einer passenden Stelle
                              aufgestellt zu werden brauchen; auch können dieselben bei etwa eintretenden
                              Krankheitsfällen, ohne daß man deßhalb Unannehmlichkeiten zu befürchten hat, ruhig
                              im Wohn- oder Krankenzimmer placirt werden. Die innere Einrichtung ist auf
                              Trennung des Festen vom Flüssigen basirt. Ein inwendig emaillirter Eimer aus dünnem
                              Eisenguß, vorn mit trichterförmigem Ansatz zur Aufnahme des Urins (diese Eimer
                              werden bereits in Neusalzwerk bei Glogau angefertigt), vertritt die Stelle des
                              bisherigen Holz- oder Zinkeimers im Nachtstuhl. Ein nierenförmiges sich an
                              den Eimer anschmiegendes Gefäß aus demselben Metall ist bestimmt, den Urin
                              aufzusaugen und läßt sich von Zeit zu Zeit nach Bedürfniß durch eine Klappe zum
                              Entleeren fortnehmen. Am Sitz des Nachtstuhles ist das Reservoir des
                              Desinfectionspulvers mit dem Mechanismus für die selbstthätige Bestreuung
                              angebracht, welche erfolgt, sobald der auf der Brille Sitzende von dieser sich
                              erhebt, d.h. sobald die bewegliche Brille durch eine Sprungfeder in die Höhe gehoben
                              wird und dadurch den Mechanismus der Bestreuung in Thätigkeit setzt. Die emaillirten
                              Eimer bilden an sich, in einen alten Nachtstuhl gestellt, ein Trennungssystem nach
                              Müller-Schür'schem Princip, natürlich ohne
                              Streuapparat, weßhalb hierbei Jeder selbst das Desinfectionspulver über die
                              entleerten Fäces streuen muß. Dergleichen fertige Closets werden in Stettin bei A.
                              Töpfer und Moll und Hügel, in Berlin beim Hoflieferanten C. Geißler vorräthig gehalten.
                           Der Urin solcher einzeln stehender Closets muß alle Tage wie die Nachtgeschirre
                              ausgegossen werden, während der etwa 1 Kubikfuß haltende Eimer für eine Familie von
                              5 Personen mindestens 4 Wochen ausreicht. Der Streuapparat ist solid und einfach
                              construirt, so daß man nicht befürchten darf, daß derselbe seinen Dienst versagen
                              wird. Die Menge des durch denselben bei einmaligem Gebrauch gestreuten Pulvers
                              beträgt etwa 1 Loth, also für eine Familie von 5 Personen pro Jahr 50–60 Pfd.; 100 Pfd. des Streupulvers kosten 25 Sgr. bis 1
                              Thlr. Dasselbe besteht aus 100 Th. gröblich gepulvertem gebrannten Kalk und 15 Th.
                              fein gepulverter ganz trockener Holzkohle, und muß der größere Vorrath stets an
                              einem recht trockenen Orte aufbewahrt werden.
                           Da die im Eimer auf diese Weise bestreuten Fäces völlig desinficirt sind, so ist das
                              Austragen eines vollen Eimers durchaus nicht mit irgend welchen Unannehmlichkeiten
                              verbunden; es geschieht am einfachsten auf folgende Weise: Die Fäces des im Closet
                              befindlichen Eimers werden durch Umstülpen in einen andern Eimer geschüttet und
                              diese wieder in eine aus dem Hose des Hauses in einem bedeckten Raume aufgestellte
                              Tonne entleert und wenn nöthig, noch mit etwas Desinfectionspulver bestreut, deren
                              Inhalt von Zeit zu Zeit von einem Landwirth oder einem Düngerfabrikanten abgeholt
                              wird.
                           Am Boden des mit dem Streuapparat versehenen Closets müssen vier 1/2'' weite Blechtüllen und an der Hinterwand unmittelbar
                              unter dem Streuer eine 2zöllige Tülle zur Ventilation angebracht werden, welche
                              letztere mit einem conischen Rohre in Verbindung zu setzen oder durch die Außenwand
                              zu leiten ist, damit die bei ihrer Entleerung blutwarmen Excremente innerhalb keine
                              Wassertropfen ansetzen. Da es nicht füglich praktisch ausführbar ist, die Filtration
                              des Urins durch Torfgrus innerhalb solcher einzeln stehender Closets vorzunehmen, um die für
                              die Landwirtschaft werthvollen Stoffe des erstern durch letztern absorbiren zu
                              lassen, so muß dieß auf dem Hofe des Hauses in einem sogenannten Pissoir auf
                              folgende Weise geschehen: Ein aus grobem Weidengeflecht bestehender
                              (Schwefelsäure-) Korb wird zu 3/4 mit Torfgrus gefüllt, der mit Abgängen aus
                              Sodafabriken oder dem Nebenproduct der Mineralwasserfabriken (saurer schwefelsaurer
                              Magnesia) oder endlich mit dem Sauerwasser der Oelraffinerien und dergl. gemischt
                              ist. Der Korb wird dann so auf einige Steine gestellt, daß die unten durchsickernde,
                              nicht mehr riechende Flüssigkeit in den Rinnstein laufen kann. Ueber diesen
                              präparirten Torfgrus werden sämmtliche Urinmengen des Hauses ausgegossen. Die
                              Erneuerung des Torfgruses, der ebenfalls vom Landwirth oder Düngerfabrikanten
                              abgeholt wird, geschieht je nach der Größe des Hauses nach 4–6 Wochen.
                              Vorhandene Retiraden etc. mit darunter befindlichen Senkgruben können gleichfalls
                              ohne erhebliche Kosten für dieses System umgearbeitet werden.
                           Seit einem Jahre ist dieses Müller-Schür'sche
                              System durch Dr. O. Schür in
                              Stettin praktisch nach den verschiedensten Arten in kleinerem und größerem Maaßstabe
                              zur großen Befriedigung Aller, die es besitzen, ein- und durchgeführt worden,
                              und es ist nicht schwer, demselben die größte Zukunft zu prophezeien, namentlich
                              wenn die heilsame Reaction, welche sich allerorts gegen die Waterclosets und das
                              Canalisirungssystem bemerkbar gemacht, erst mehr Boden gewonnen haben wird.
                           Die Kalkexcremente, nach Müller-Schür'schem System
                              dargestellt, enthalten nach der Analyse von Dr. Scheibler in Stettin im Durchschnitt von 500 Centnern in
                              100 Theilen:
                           
                              
                                 Werthbestimmung nach Prof. Stöckhardt.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Thlr.
                                 Sgr.
                                 Pf.
                                 
                              
                                 1.
                                 Hygroskopisches Wasser
                                 24,04
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2.
                                 Organische verbrennliche Stoffe
                                 27,00
                                 à Pfd.
                                 1/2 Pf.
                                 –
                                   1
                                 1 1/2
                                 
                              
                                 3.
                                 Stickstoff
                                 2,01
                                 „
                                 10 Sgr.
                                 –
                                 20
                                   –
                                 
                              
                                 4.
                                 In Salzsäure unlösliche Stoffe
                                 5,42
                                 „
                                 
                                 –
                                   –
                                   –
                                 
                              
                                 5.
                                 Basisch-phosphorsaure Kalkerde
                                 3,00
                                 „
                                    1 Sgr.
                                 –
                                   3
                                   –
                                 
                              
                                 6.
                                 Phosphorsaures Eisenoxyd
                                 1,29
                                 „
                                    9 Pf.
                                 –
                                   1
                                   –
                                 
                              
                                 7.
                                 Kohlensaure Magnesia
                                 0,90
                                 „
                                 1/2 Pf.
                                 –
                                   –
                                 1/2
                                 
                              
                                 8.
                                 Kohlensauren Kalk
                                 27,26
                                 „
                                 1/2 Pf.
                                 –
                                   1
                                 2
                                 
                              
                                 9.
                                 Aetzkalk
                                 5,22
                                 „
                                 1/2 Pf.
                                 –
                                   –
                                 3
                                 
                              
                                 10.
                                 Thonerde
                                 0,18
                                 
                                 
                                 –
                                   –
                                   –
                                 
                              
                                 11.
                                 Alkalien (als Chlorverbindung)
                                 3,01
                                 „
                                 1 Sgr. 5 Pf.
                                 –
                                   4
                                 3
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,03
                                 
                                 
                                 1
                                 –
                                 10
                                 
                              
                           Diese Analyse zeigt auf das Evidenteste, welch' ein wichtiges Material dadurch dem
                              Boden wieder gegeben werden kann, und ist die gute Wirkung der desinficirten
                              Excremente bereits durch verschiedene Landwirthe aus der Umgegend von Stettin durch
                              praktische Anwendung constatirt. Man kann dieselbe wie conservirte frische Fäces
                              betrachten; denn sowie denselben Säure zugesetzt wird, tritt der den frischen Fäces
                              eigenthümliche Geruch wieder ein.
                           Will ein Düngerfabrikant diese Excremente für die Landwirthschaft leicht verwendbar
                              und transportabel machen, so müssen dazu die fast trockenen Excremente in einem
                              bedeckten, aber luftigen Raum auf Bretern zum völligen Trocknen ausgebreitet werden;
                              deßgleichen der die Harnsalze enthaltende Torfgrus, und nachdem beide Theile völlig
                              lufttrocken sind, müssen sie gemischt, mittelst breiter Holzklötze zerkleinert und
                              gesiebt werden, und sind dann zum Transport wie zur Anwendung fertig. Durch diese
                              einfache Fabricationsmethode ist es möglich, dem Landwirthe, der sie natürlich auch
                              ganz allein vornehmen kann, 100 Pfd. trockene Kalkexcremente für 15 Sgr. zu liefern,
                              wie dieß auch bereits von der Stettiner Kraftdüngerfabrik geschieht. Bei vermehrtem
                              Absatz an die Landwirthe wird es den Fabrikanten leicht möglich, nicht nur die
                              Excremente kostenfrei abzuholen, sondern selbst noch einige Groschen für den Centner
                              zu bezahlen, statt daß sonst der Hauseigenthümer pro
                              Fuhre 20–25 Sgr. für das Abholen zahlen mußte.
                              (Industrie-Blätter.)