| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. , S. 409 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Dampffliegmaschine.
                           Das Journal of Commerce schreibt: Eine Fliegmaschine
                              neuer Construction wird gegenwärtig in Hoboken für die Regierung der Vereinigten
                              Staaten von Nordamerika gebaut. Sie wurde während des Krieges begonnen und sollte
                              zum Recognosciren gebraucht werden. Der Krieg ist zwar vorüber, doch soll die
                              Maschine ausgeführt werden. Die Idee der Erfindung ist zwar eine alte, jedoch wird
                              sie hier zum erstenmal praktisch ausgeführt. Die Regierung der Vereinigten Staaten
                              hat sich entschlossen, diese Maschine auf ihre Kosten ausführen zu lassen, nachdem
                              Hr. Professor Mitschel eine Reihe von Versuchen mit
                              kleinen Apparaten gemacht, nach welcher die Erfindung für lebensfähig erklärt wurde.
                              Professor Mitschel hatte sich schon früher vielfach mit
                              Aeronautik befaßt und war zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Schraube sich in der
                              Luft ebenso gut anwenden lassen würde wie im Wasser. Seine erste und hauptsächliche
                              Aufgabe war, die Hebekraft eines horizontalen, schraubenförmig gebauten Rades bei
                              verschiedenen Umdrehungsgeschwindigkeiten zu bestimmen. Das zum Experimentiren verwendete Schraubenrad
                              wurde auf eine verticale Achse gebracht, auf welcher es sich auf und ab bewegen
                              konnte; dann wurden dem Schraubenrad verschiedene Umdrehungsgeschwindigkeiten, je
                              nach dem Belieben des Experimentators, gegeben. Bei einer bestimmten
                              Umdrehungsgeschwindigkeit konnte das Rad nur sich selbst heben; bei einer anderen
                              konnte es das Dreifache seines Gewichtes heben u.s.w., so daß man durch Vergleichung
                              die Thatsache fand, daß ein Schraubenrad von 20 Fuß Durchmesser, bei einer gewissen
                              Umdrehungsgeschwindigkeit 6 Tonnen = 122 Ctr. heben würde. Darauf basirt die
                              Maschine. Der ganze Apparat besteht aus einem cigarrenförmigen Kahn. Eine
                              Dampfmaschine befindet sich im Mittelpunkt mit hinreichender Kraft, um ein
                              Schraubenrad von 20 Fuß Durchmesser zu treiben. Es sind vier Schraubenräder mit der
                              Maschine verbunden; eins oben, eins unten, eins vorne, eins hinten. Das obere und
                              untere Schraubenrad arbeiten zusammen und dienen zum Heben oder Senken des
                              Apparates; die Räder an den beiden Enden können zusammen oder einzeln, in gleicher
                              oder entgegengesetzter Richtung, gedreht werden und sind zum Steuern bestimmt. Das
                              Gewicht des Ganzen mit sammt der Mannschaft ist ungefähr 122 Ctr. Es wird behauptet,
                              die Maschine lasse sich so leicht durch die Luft treiben, wie ein Schiff durch das
                              Wasser. Selbstverständlich spielt jedoch der Wind hierbei eine große Rolle. Der Bau
                              der Maschine wird von einem sachverständigen Officier der Regierung überwacht, und
                              hofft man in einem Monat so weit zu seyn, daß dieselbe probirt werden kann. In
                              diesen Experimenten liegt doch wenigstens Sinn, System und Zweck, während Fahrten
                              mit Ballonen wie der Radar's keinen anderen Zweck haben
                              können, als den, Geld zu machen. (Arbeitgeber.)
                           
                        
                           Kettenschifffahrt auf dem Rheine.
                           Nachdem schon vor zwei Jahren öffentliche Blätter die Nachricht gebracht hatten
                              (polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 312 und
                              Bd. CLXXIII S. 311), daß die Ausübung
                              der Kettenschifffahrt auf dem Rheine einigen Privaten concessionirt sey und deren
                              Ausführung vorbereitet werde, hat davon bis jetzt weiter nichts verlautet, woraus
                              sich schließen läßt, daß die Sache aus Schwierigkeiten gestoßen ist, deren
                              Hinwegräumung bis jetzt noch nicht möglich gewesen ist. Inzwischen hat, wie die
                              „Magdeburger Zeitung“ meldet, die Magdeburger
                              Dampfschifffahrts-Gesellschaft Gelegenheit genommen, auf ein solches
                              Unternehmen für die Elbe ihr Augenmerk zu richten, und Untersuchungen über den
                              praktischen Werth der Kettenschifffahrt auf der Seine anstellen lassen, welche
                              derselben Veranlassung gaben, die Concession darauf für die Elbe nachzusuchen, die
                              ihr auch für die preußische Elbstrecke von Magdeburg bis Wittenberge ertheilt ist.
                              Da jedoch ein solches Unternehmen bei der zur Zeit noch mangelhaften Correction des
                              Elbbettes nicht sofort auf der ganzen Strecke in Angriff genommen werden kann, so
                              soll damit versuchsweise von Buckau bis unterhalb der Neustadt begonnen werden, wozu
                              die königl. Regierung ihre Genehmigung ertheilt hat. Hiernach ist zu verhoffen, daß
                              die Ausführung schon im Mai k. J. in's Leben treten wird.
                           
                        
                           Eine neue Kühlconstruction bei Mühlsteinen.
                           Jedem, welcher den Vermahlungsproceß von Körnerfrüchten kennt, ist es bereits
                              vorgekommen, daß das Mahlgut während des Vermahlens einen bedeutenden Wärmegrad
                              erreicht, welcher desto größer wird, je größer die Umdrehungsgeschwindigkeit des
                              Läufers ist und je näher die Steine gestellt sind. Das Mahlgut selbst erhitzt sich
                              nicht, wohl aber die Mühlsteine an den beiden Mahlflächen; hierdurch wird ersterem
                              die durch Friction erzeugte Wärme mitgetheilt. Diesem Uebelstande, dem Heißwerden
                              der Mühlsteine, wodurch das Mahlgut verdorben wird, abzuhelfen, wurden mehr oder
                              weniger combinirte Vorrichtungen und Apparate am Läufer oder Oberstein angebracht,
                              welche jedoch zumeist dem beabsichtigten Zwecke nur unvollkommen entsprachen. Die
                              einfachste und bisher am besten bewährte Ventilation ist jene, welche der
                              Mühlsteinfabrikant Hr. Ofer in Krems an den von ihm
                              fabricirten Läufern anbringt; sie besteht darin, daß zur Erzeugung bewegter Luft an
                              der Mahlbahn des Läufers durch Herausnehmen der Brust des Mittelstückes vier
                              Erhöhungen, sogenannte Windflügel in Form eines Kreuzes, stehen bleiben. Bei Drehung
                              des Läufers blasen diese Windflügel die durch das Einlaufsloch einströmende Luft
                              durch die Luftfurchen zwischen die Mahlbahn und kühlen so durch beständigen Luftzug
                              das Mahlgut ab. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins,
                              1865, Nr. 41.)
                           
                        
                           Ausdehnung und Zusammenziehung des Mauerwerks.
                           Ueber die Ausdehnung und Zusammenziehung des Mauerwerks in Folge der
                              Temperaturänderungen sind von Bruniceau in Paris auf dem
                              Wege zahlreicher Versuche sehr interessante Data ermittelt worden. Obgleich diese
                              Dimensionsänderungen im Kleinen sehr unbeutend scheinen, so können sie doch bei
                              großer Länge der Mauern von zerstörendem Einflüsse seyn, namentlich wenn die
                              Herstellung bei einer extremen Temperatur stattfindet. Mörtel, Cement und Beton
                              unterliegen im Allgemeinen stärkeren Dimensionsänderungen als gebrannte und
                              natürliche Steine. Bei den ersteren beträgt dieselbe per
                              1 Meter Länge und 1° C. Temperaturdifferenz etwa 1/100 bis 1/70 Millim., bei
                              den letzteren nur 1/190 bis 1/120 Millimeter. Rechnet man durchschnittlich 1/120,
                              und würde man eine Mauer von 1000 Meter Länge (etwa eine Stützmauer) bei +
                              20° C. herstellen, so ergäbe sich für diese bei – 20° C. eine
                              Zusammenziehung – 1000. 1/120. 40 Millim. oder 1/3 Meter. Diese wird zwar
                              nicht an einem Punkte zur Wirkung kommen, aber die Oeffnungen der sich trennenden
                              Querfugen und die Risse werden zusammengenommen die angegebene Größe ungefähr
                              erreichen. In solchen Fällen sind also Constructionen in Anwendung zu bringen, durch
                              welche die Wirkungen dieser Ausdehnung und Zusammenziehung in unschädlichen Grenzen
                              gehalten werden. (Bayerische Gewerbeblätter.)
                           
                        
                           Ueber eine sonderbare magnetische Erscheinung; von J. Plateau.
                           Nach einem bekannten Volksglauben soll der Sarg Mahomet's
                              durch die Wirkung starker Magnete in der Luft schwebend gehalten werden. Ich habe
                              mich gefragt, ob die Sache, wenigstens im Princip, absolut unmöglich wäre, ob man
                              durch zweckmäßig aufgestellte Magnetstäbe eine Magnetnadel ohne Stütze und im
                              stabilen Gleichgewicht in der Luft schweben lassen könne. Ich unterwarf diese
                              Aufgabe der Berechnung, und ungeachtet der Schwierigkeit, welche sich darzubieten
                              schien, ist es mir gelungen, sie vollständig zu lösen, aber leider gänzlich negativ.
                              Ich fand nämlich, daß es vollkommen unmöglich ist, jenes stabile Gleichgewicht zu
                              erhalten, wie auch immer die Anzahl und die Vertheilung der Stäbe beschaffen seyn
                              mögen. Ich untersuchte dann, woraus diese Unmöglichkeit entspringe, und fand, daß
                              sie in den Gesetzen der magnetischen Wirkungen begründet ist, daß man ohne Mühe das
                              gewünschte stabile Gleichgewicht verwirklichen würde, wenn diese Wirkungen einer
                              anderen als der zweiten Potenz der Entfernung umgekehrt proportional wären, (Comptes rendus. t. LIX p.
                              884.)
                           
                        
                           Explosion des gefrorenen Nitroglycerins durch bloße
                              Reibung.
                           Niemand scheint bisher gewußt zu haben, daß Nitroglycerin bei einem Wärmegrade
                              – man sagt mir unter + 6 bis 8° R. – zu Eis erstarrt und dann
                              durch bloße Friction explodirt. Ein Agent der Fabrikanten Nobel und Comp. brachte das Fabricat auch zu
                              uns, und es wurde nach geschehener Prüfung vorzüglich beim großen Durchstich in
                              Gotschdorf verwendet. Es scheint, daß auch die Erfinder von der gedachten
                              Eigenschaft ihres Fabricats keine Kenntniß hatten. Dasselbe wird in gläsernen Kruken
                              zu 1/4 und 1/8 Ctr., in Stroh und Ueberkörben verpackt, versendet. Die wegen des
                              geringen Wärmegrades seit einigen Tagen erstarrte Nitroglycerinmasse hatte man
                              bisher vorsichtig in der
                              Weise behandelt, daß man einzelne Stückchen mit einem Holzspan lostrennte und sie in
                              die Bohrlöcher brachte. Man fand, daß das gefrorene Nitroglycerin eben so gut wie
                              das flüssige explodire. Gestern hatte der Schachtmeister Krause einen 7–8 Pfd. schweren Eisklumpen von Nitroglycerin vor
                              sich und kam auf den unglücklichen Gedanken, denselben durch eine Spitzhacke in
                              Stücke zu zerlegen, da er nicht ahnte, daß die Masse durch den bloßen Schlag zum
                              Explodiren gebracht werden könnte. So kam es, daß er zuerst hoch in die Luft
                              geschleudert und schrecklich verstümmelt 40–50 Fuß tief in den Schacht
                              gestürzt wurde, während zwei Arbeiter, die in einiger Entfernung von ihm mit
                              Patronenmachen beschäftigt waren, glücklicher Weise nur leicht verletzt wurden.
                              – Hirschberg, 10. November 1865. (Schlesische
                              Zeitung.)
                           
                        
                           Verfahren beim Formen des Gypses.
                           Abate hat verschiedene Methoden probirt, um den Gyps mit
                              einer möglichst kleinen Wassermenge anzurühren. Die Anwendung des Wassers in
                              Dampfform, welche zugleich das einfachste Verfahren bildet, gab ihm die besten
                              Resultate. Man bringt den Gyps in einer cylindrischen Trommel mit einem Dampfkessel
                              in Verbindung; der Gyps absorbirt so in ganz kurzer Zeit die beabsichtigte Menge
                              Wasser, die man mittelst der Gewichtszunahme der Trommel genau reguliren kann. Mit
                              dem so präparirten Gyps, welcher stets seinen pulverförmigen Zustand behält, so daß
                              er durch sein Ansehen die Gegenwart des Wassers nicht zu erkennen gibt, füllt man
                              die in angemessener Weise angeordneten Formen und setzt das Ganze dann der Wirkung
                              einer hydraulischen Presse aus, so daß die Gypstheile zusammengedrückt werden. Die
                              Operation ist in wenigen Augenblicken beendet, und die Gegenstände sind, nachdem sie
                              sodann aus den Formen genommen, sogleich fertig.
                           Der so behandelte Gyps ist vollkommen dicht und hart, und nimmt eine Politur an, wie
                              Marmor. Die feinsten Basreliefs, Medaillen etc. kann man nach diesem Verfahren mit
                              der ganzen Vollkommenheit des Originals reproduciren. Eine dreijährige Erfahrung hat
                              dem Verfasser die Unveränderlichkeit der erzeugten Gypsgegenstände unter den
                              atmosphärischen Einflüssen gezeigt, so daß der Gyps nach diesem Verfahren also auch
                              für Arbeiten, die der freien Luft ausgesetzt sind, anwendbar ist. Man kann der Masse
                              auch verschiedene Farben geben und dadurch den farbigen Marmor nachahmen. (Schöpfer's Handwörterbuch.)
                           
                        
                           Bereitungsweise einer neuen schönen grünen Kupferfarbe.
                           Vermischt man, nach Dr. W. Casselmann, eine siedend heiße Lösung von Kupfervitriol einerseits mit
                              einer siedend heißen Lösung von essigsaurem Kali oder Natron andererseits, so
                              entsteht ein basisches Kupferoxydsalz in reichlicher Menge; dasselbe ist in Wasser
                              völlig unlöslich, anfangs von flockigem Ansehen, in kurzer Zeit indeß eine fast
                              körnige Beschaffenheit annehmend und dann sich leicht absetzend. Es ist von
                              hellgrüner Farbe und zeigt, wenn es getrocknet und verrieben ist, ein solches Feuer,
                              daß es nach dem Schweinfurter Grün entschieden die schönste der unlöslichen
                              Kupferverbindungen bildet, weßhalb nicht zu zweifeln ist, daß dasselbe als Farbe
                              technische Verwendung finden wird. (Fresenius'
                              Zeitschrift für analytische Chemie, 1865 S. 25.)
                           
                        
                           Die Ratanhia als Farbstoff; nach Jul. Roth.
                           Seit langer Zeit schon wird in der Medicin die Ratanhia angewendet, die Wurzel der in
                              Peru einheimischen, zur Familie der Polygaleen gehörigen Krameria trianda, die 1779 von Ruiz entdeckt
                              wurde. Sie wird als adstringirendes Mittel angewendet wie das Catechu, mit dem sie
                              auch sonst die größte Aehnlichkeit hat. Sie besteht nach einer, allerdings der
                              Wiederholung bedürftigen Analyse aus 42,5 Procent Gerbstoff, 15 Proc. Cellulose,
                              17,5 Proc. braunem Gummi und 25 Proc. eines bitteren Extractivstoffes, der in
                              kochendem Wasser kaum löslich, in alkalischen Lösungen aber löslich ist und in dem
                              man etwas Stärke, sowie eine eigenthümliche krystallisirte Säure gefunden hat, die
                              Peschier Kramersäure nannte; letztere zeichnet sich
                              namentlich durch ihre große Verwandtschaft für den Baryt aus, die nach Geiger noch größer ist als die der Schwefelsäure.
                           Bei der großen Ähnlichkeit der Ratanhia mit dem Catechu in Bezug auf
                              Zusammensetzung und medicinische Eigenschaften war es interessant zu untersuchen, ob
                              sie sich auch in Bezug auf Färberei ähnlich verhält. Roth's Versuche haben nun nach dem Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhose t. XXXV p. 212 (Mai, 1865) wirklich nachgewiesen, daß die
                              Ratanhia als Farbstoff verwendet werden kann; sie gibt ohne Beizen ziemlich solide
                              Farben, färbt Wolle und Baumwolle und ertheilt der Seide sehr schöne und glänzende
                              Nüancen, die man gewöhnlich mit einem Gemisch von Orseille und Krapp darstellt; die
                              dunklen Farben auf Wolle kann man nur mit Beizen herstellen. Sehr verschiedene
                              Färbungen erhält man namentlich, wenn man die ursprünglichen Nüancen mit
                              verschiedenen Salzen oder Beizen behandelt, wie mit doppelt-chromsaurem Kali,
                              salpetersaurem Kupferoxyd-Ammoniak, Zinnchlorid etc. Da aber die meisten
                              Metallsalze den Farbstoff aus seinen Lösungen fällen, so darf man sie nicht beim
                              Färben in Anwendung bringen.
                           Gegen Reagentien verhält sich der wässerige Aufguß der Ratanhia wie folgt:
                           
                              
                                 Chloreisen
                                 brauner stockiger
                                 Niederschlag,
                                 
                              
                                 Quecksilberchlorid
                                 fleischfarbener
                                 „
                                 
                              
                                 essigsaures Bleioxyd
                                 violettrother
                                 „
                                 
                              
                                 Brechweinstein
                                 leichte Trübung nach einiger Zeit,
                                 
                              
                                 Zinnchlorid
                                 hellrostfarbener Niederschlag,
                                 
                              
                                 doppelt-chromsaures Kali
                                 nichts,
                                 
                                 
                              
                                 saures weinsaures Kali
                                    „
                                 
                                 
                              
                                 salpetersaures Kupferoxyd
                                 brauner flockiger
                                 Niederschlag,
                                 
                              
                                 schwefelsaures Eisenoxydul
                                 schwarzer   „
                                 „
                                 
                              
                           Alle Versuche wurden mit Ratanhiawurzeln und im luftleeren Raume dargestelltem
                              Ratanhiaextract ausgeführt; die nach anderen Methoden dargestellten Extracte liefern
                              dasselbe Resultat, sind aber weniger rein und enthalten viel unlösliche Stoffe.
                           Den Ratanhiaextract wird man zu circa 4 Ngr. per Pfd. sich verschaffen können und würde dann derselbe
                              in den Färbereien vortheilhaft zu verwenden seyn. Die Rinde liefert ein Drittel
                              ihres Gewichtes Extract und die Wurzel ein Neuntel; doch erhält man im Handel die
                              Wurzel stets mit der Rinde bedeckt.
                           Für die Färberei kann man eine leichte Abkochung, besser aber einen Aufguß mit Wasser
                              von 30° R. verwenden. Jod färbt die Rinde und Wurzel der Ratanhia schwarz.
                              Der Ratanhiaextract löst sich langsam und nur zum Theil in kaltem Wasser, während er
                              in kochendem Wasser und Alkohol vollständig löslich ist; Alkohol trübt nicht seine
                              wässerige und Wasser nicht seine alkoholische Lösung. Mineralsäuren fällen ihn aus
                              seinen Lösungen, Weinstein-, Citronen- und Essigsäure dagegen trüben
                              dieselben nicht. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 31.)
                           
                        
                           Ueber einen neuen rothen Farbstoff aus der Faulbaumrinde; von
                              Dr. L. A. Buchner.
                           Vor zwölf Jahren machte ich der k. bayer. Akademie eine MittheilungBulletin der k. bayer. Akademie der Wissenschaften, 1853, Nr. 25; polytechn.
                                    Journal Bd. CXXX S. 77. über einen von mir in der Rinde von Rhamnus
                                 Frangula entdeckten gelben und flüchtigen Farbstoff, den ich Rhamnoxanthin genannt habe. Ich wurde auf diesen
                              Farbstoff aufmerksam gemacht durch seine Eigenschaft, sich schon bei gewöhnlicher
                              Temperatur nach und nach zu verstüchtigen. Weißes Papier, worin die genannte Rinde
                              eingewickelt ist, färbt
                              sich mit der Zeit deutlich gelb und die innere Fläche der Rinde (Wurzelrinde)
                              bedeckt sich mit einer Menge prächtiger, goldgelber und seidenartig glänzender
                              Kryställchen, die man besonders gut mit dem Vergrößerungsglase wahrnehmen kann.
                           Trotz dieser Flüchtigkeit des Rhamnoxanthins ist es mir doch noch nicht gelungen,
                              eine zum näheren Studium genügende Menge desselben im sublimirten Zustande
                              darzustellen. In größerer Menge, und zwar in Form eines gelben Pulvers, kann man den
                              Farbstoff erhalten durch Verdampfen des alkoholischen oder ätherischen Auszuges aus
                              der Faulbaumrinde und weitere Reinigung des aus den concentrirten Auszügen sich
                              ausscheidenden Rhamnoxanthins. Da mir aber diese Darstellungsweise auf nassem Wege
                              keine Gewähr für die vollkommene Reinheit des Farbstoffes darzubieten schien, so
                              kehrte ich wieder zum Versuche der Sublimation zurück. Auf nassem Wege dargestelltes
                              Rhamnoxanthin wurde, mit Quarzsand gemengt, in einem mit einer mattgeschliffenen
                              Glasplatte bedeckten Glase auf einen geheizten Ofen gestellt und dort während der
                              Wintermonate sich selbst überlassen. Zuerst sublimirten langsam und in geringer
                              Menge goldgelbe Krystallblättchen von Rhamnoxanthin, aber später erschienen anstatt
                              dieser gelbrothe oder morgenrothe, ein lockeres Sublimat bildende nadelförmige
                              Prismen des neuen Farbstoffes.
                           Dieser gelbrothe Farbstoff, dessen Bildung ich schon in meiner früheren Mittheilung
                              angedeutet habe, ist offenbar ein Product der Zersetzung des Rhamnoranthins unter
                              dem Einfluß der Wärme. Er zeigt in seinem Aussehen eine so große Aehnlichkeit mit
                              dem Alizarin (Krapproth), daß er davon kaum unterschieden werden kann.Auch mit dem Nucin, dem sublimirbaren rothgelben Farbstoff der
                                    Wallnußschalen, besitzt er große Aehnlichkeit. Daß er aber mit diesem nicht identisch ist, beweist schon seine leichtere
                              Löslichkeit in Alkohol und die Eigenschaft dieser Lösung, auf Zusatz von Alkalien
                              intensiv kirschroth oder johannisbeerroth gefärbt zu werden, während die Auflösung
                              des Alizarins dadurch bekanntlich eine purpurrothe, bei reflectirtem Lichte violett
                              erscheinende Färbung annimmt.
                           Ich hoffe bald Näheres über die Eigenschaften dieses Farbstoffes berichten zu
                              können.
                           
                        
                           Nachweisung der Krappverfälschung.
                           Nach zahlreichen Versuchen, ein sicheres Mittel zu finden, Verfälschungen des Krapps
                              nachzuweisen, empfehlen Pimont, Müller und Bennet in Rouen ein Verfahren, dessen Grundzüge im
                              Folgenden beruhen: 5 Grm. des zu untersuchenden Krapps werden mit 65 Grm.
                              destillirten Wassers von 50° C. und 35 Grm. käuflichen Alkohols behandelt;
                              dasselbe geschieht gleichzeitig mit reinem Krapp. Nach einer Viertelstunde filtrirt
                              man und taucht in das Filtrat Streifen von Filtrirpapier, die man nachher trocknen
                              läßt. Behandelt man dann diese Streifen mit verschiedenen Reagentien, so entstehen
                              Färbungen, die, je nach den Verfälschungen, welche der Krapp erlitten hat,
                              verschieden sind. Man kann allerdings so nur fremde Farbstoffe nachweisen; Zusätze
                              aber, die nur zur Erhöhung des Gewichtes gemacht sind, ohne Farbstoffe zu seyn,
                              kommen sehr selten vor und lassen sich auf andere Weise leicht nachweisen. Alle bis
                              jetzt vorgekommenen Verfälschungen lassen sich durch folgende fünf Reagentien
                              erkennen:
                           1) Essigsaures Kupferoxyd, erhalten durch 10 Grm.
                              schwefelsaures Kupferoxyd, 10 Grm. essigsaures Bleioxyd, 100 Grm. Wasser.
                           2) Chlorzinn, erhalten aus 20 Grm. Zinnchlorür, 5 Grm.
                              Salzsäure, 100 Grm. Wasser.
                           
                              
                                 3)
                                 10procentige
                                 Lösung
                                 von
                                 salpetersaurem Silberoxyd.
                                 
                              
                                 4)
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Eisenvitriol.
                                 
                              
                                 5)
                                 „
                                 „
                                 „
                                 krystallisirter Soda.
                                 
                              
                           Man bringt diese Reagentien auf die Papierstreifen mittelst einer Art Pinsel, den man
                              durch Zusammenbrechen von Filtrirpapier auf 1 Centimeter Breite und Ueberziehen
                              desselben mit feinem Leinen dargestellt und läßt dann die Streifen, am besten gegen
                              Luft geschützt, trocknen. Zur Vergleichung stellt man sich Normalscalen dar, indem
                              man reinen Krapp mit je 10 Procent der verschiedenen Verfälschungsmittel versetzt
                              und diese Mischung
                              wie angegeben behandelt; eine Beschreibung der Nüançen, welche die
                              verschiedenen Zusätze geben, theilen die genannten Beobachter nicht mit. (Deutsche
                              Industrie-Zeitung, 1865, Nr. 35.)
                           
                        
                           Prüfung auf Schellack; von S. Schapringer.
                           Die Anwendung, welche der Schellack in den Künsten und Gewerben findet, ist eine so
                              mannichfache und ausgedehnte, dabei sind die Combinationen und Verbindungen, in
                              denen er gebraucht wird, so verschiedenartiger Natur, daß ein sicheres Mittel,
                              denselben nachweisen zu können, wünschenswerth erscheint. Ich will nun im
                              Nachstehenden ein solches veröffentlichen, das bei Einfachheit und leichter
                              Ausführbarkeit genug Sicherheit bietet, um in die Reihe ähnlicher Proben eingestellt
                              werden zu können.
                           Der Schellack enthält nämlich außer mehreren, sich durch ihre Löslichkeit im Aether,
                              Alkohol und Petroleum unterscheidenden Harzen, sowie außer Fett, Wachs und
                              Aschenbestandtheilen, noch einen Farbstoff, das Coccin, das sehr viel Aehnlichkeit
                              mit dem Farbstoffe der Cochenille zeigt. Da nun die erwähnten Harze, welche den
                              Schellack der Hauptsache nach zusammensetzen, weder im Vergleiche unter sich, noch
                              in dem mit fremden Harzen besonders charakterisirt erscheinen, das Coccin aber sehr
                              deutliche Reactionen zeigt, und in jeder, selbst der lichtesten nicht künstlich
                              gebleichten Schellacksorte vorkommt, so konnte es nur dieser Körper seyn, auf den
                              eine Prüfung auf Schellack zu basiren war. Die Lösungen dieses Farbstoffes nämlich
                              in Mineral- oder organischen Säuren sind hellroth
                              gefärbt, welche Färbung sich aber beim Uebersättigen mit einem Alkali in eine tief violettrothe umwandelt.
                           Soll nun eine weingeistige Harzlösung, wie z.B. ein Buchbinderlack, ein
                              VergolderlackDie Gegenwart von Drachenblut, das zu solchen Lacken mit verwendet wird,
                                    stört nicht im Mindesten die Reaction., ein Modellenlack u.s.w. auf Schellack untersucht werden, so wird dieselbe
                              mit einem Ueberschusse wässeriger Salzsäure oder Essigsäure versetzt und die trübe Flüssigkeit so lange
                              erhitzt, bis sie wieder klar geworden und alles Harz zu einem Klumpen
                              zusammengeschmolzen erscheint. Die Flüssigkeit wird hierauf abgegossen oder
                              abfiltrirt und Ammoniak im Ueberschusse hinzugefügt; bei
                              Gegenwart von Schellack muß, wie oben erwähnt, eine rothviolette Färbung entstehen.
                              – Man verfährt ebenso, wenn man Schellack in alkalischer Lösung vermuthet,
                              z.B. in autographischer Tinte oder in einer Boraxlösung (als indelible brown).
                           Will man Schellack in Combinationen mit anderen Harzen, mit Seifen oder Fetten
                              nachweisen, wie dieß der Fall bei Siegellack, Kitt, Mastix oder lithographischer
                              Kreide seyn kann, so bereitet man sich zuerst eine Auflösung der zu untersuchenden
                              Substanz in Weingeist, filtrirt dieselbe und verfährt mit dem Filtrate wie im ersten
                              Falle. Soll ein Firnißüberzug, der sich bereits auf der betreffenden Fläche
                              aufgetragen befindet, untersucht werden, so braucht man nur eine kleine Probe davon
                              abzuschaben und, wie oben angedeutet ist, weiter zu verfahren.
                           Als Maaßstab für die Verläßlichkeit dieser Probe will ich nur noch anführen, daß
                              schon 1/4 Gran der allerhellsten unter den im Handel vorkommenden Schellacksorten
                              mir eine ganz deutliche Reaction gegeben hat. (Wochenschrift des
                              nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1865, Nr. 41.)
                           
                        
                           Gewebe feuerfest zu machen.
                           Um Gewebe feuerfest zu machen, ohne daß deren Farbe leidet, verwendet Hottin in Paris folgende Mischung. Eine Lösung von saurem
                              phosphorsaurem Kalk wird mit Ammoniak im Ueberschuß versetzt, filtrirt, durch
                              thierische Kohle entfärbt, durch einstündiges Abdampfen concentrirt, dann mit 5
                              procentiger gelatinöser Kieselsäure versetzt und das Ganze zu einer krystallinischen
                              Masse abgedampft, die man trocknet und pulvert Die feuerfest zu machenden Zeuge taucht man in eine
                              Lösung, die 30 Proc. von dieser „Hottine“ genannten Masse, 35 Proc. Gummi und 35 Proc. Stärke
                              enthält. (Deutsche Industrie-Zeitung, 1865, Nr. 35.)
                           
                        
                           Wasserglasseife.
                           Da die Wasserglasseife immerhin noch ein gesuchter und beliebter Handelsartikel ist,
                              die Bereitung derselben jedoch, selbst für den Sachverständigen, mit vielen
                              Schwierigkeiten verbunden ist, so theilt Prof. Dr. Artus in seiner Vierteljahrsschrift ein ganz einfaches
                              Verfahren mit, wodurch stets ein gutes Resultat erzielt wird. Man bereite sich zu
                              dem Ende auf die bekannte Weise eine gute Natronseife. Nachdem der Proceß beendigt
                              ist, d.h. wenn nach dem Zusatze des Kochsalzes die fertige Seife sich auf der Lauge
                              abgeschieden hat, wird die Lauge abgelassen und der noch heißen Seife 30 bis 40
                              Proc. Natronwasserglaslösung von 35° Baume unter gehörigem Durcharbeiten der
                              Masse zugesetzt, worauf sie in durchlöcherte Kästen gebracht, nach einiger Zeit dann
                              in Riegel zerschnitten und der Luft zum Trocknen ausgesetzt wird. Diese Seife eignet
                              sich zu allen den Zwecken, zu denen man die gewöhnliche Seife anzuwenden pflegt, und
                              ist besonders zum Waschen von Seiden- und Wollenwaaren zu empfehlen, denen
                              sie zugleich einen besonders angenehmen Glanz verleiht; auch beeinträchtigt sie
                              farbige Zeuge weniger.
                           
                        
                           Imprägnirung von Holz.
                           Auf der Cölner Ausstellung hatten 20 Eisenbahnen imprägnirte Schwellen von
                              Eichen-, Kiefern-, Tannen-, Buchen- und Pappelholz
                              ausgestellt, zu deren Imprägnirung, nach der „Zeitschrift des Vereins
                                 deutscher Eisenbahnverwaltungen“ Kreosot, Zinkchlorid, Kupfervitriol,
                              Schwefelbaryum, Quecksilbersublimat, Kochsalz und Wasserglas verwendet worden waren.
                              Kreosot war von 6 Bahnen verwendet; die ältesten damit imprägnirten Hölzer waren
                              (Cöln-Minden) seit 1839 bis jetzt in Gebrauch; die Kosten sind nicht überall
                              und theils per Kubikfuß, theils per Schwelle angegeben; sie betrugen
                              (Aachen-Düsseldorf-Ruhrort) 3 1/4 Sgr. per
                              Kubikfuß und 6 2/3–13,6 Sgr. per Schwelle.
                              Zinkchlorid war von 4 Bahnen verwendet, die ältesten Schwellen waren seit 1849 bis
                              jetzt im Gebrauch, die Kosten betrugen 2,4–7,9 Sgr. per Schwelle. Kupfervitriol war von 7 Bahnen und zwar fast durchgängig
                              nach dem bekannten Boucherie'schen Verfahren angewendet;
                              die ältesten Schwellen waren seit 1839 im Gebrauch; die Kosten betrugen 0,7–5
                              Sgr. per Kubikfuß und 5–10 Sgr. per Schwelle. Schwefelbaryum verwendet die
                              Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Bahn, die Eichen- und
                              Tannenschwellen seit 1852 bis jetzt im Gebrauch hat und die Kosten zu 5 Sgr. per Kubikfuß berechnet. Quecksilbersublimat verwenden
                              die Main-Neckarbahn (Kiefernschwellen seit 1839 im Gebrauch kosten 8,1 Sgr.
                              per Schwelle). Die großh. badische Bahn
                              (Kiefernschwellen seit 1839 im Gebrauch, kosten 94 Sgr. per Kubikmeter) und Katz und Plumppe in Gernsbach bei Baden für die königl.
                              württemberg., die pfälz.-Ludw.- und die Main-Weser-Bahn
                              (kosten 2,6 Sgr. per Kub. F., 6,9 Sgr. per Schwelle). Kochsalz verwendet die
                              Magdeburg-Cöthen-Leipziger Bahn, welche das Abfallsalz in Staßfurt
                              benutzt. Dieselbe Bahn hat einige Schwellen mit Wasserglas imprägnirt, die aber bald
                              als unbrauchbar entfernt werden mußten. Die Verschiedenheit der Preise erklärt sich
                              dadurch, daß die weicheren, poröseren Holzarten mehr Masse aufsaugen als die
                              härteren, festen, daher die Kosten für erstere stets höher sind, wogegen der
                              niedrigere Preis des Holzes in Anschlag zu bringen ist, sowie durch die
                              verschiedenen Methoden.