| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. , S. 464 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Fabrication von Briquettes aus der Kleinkohle von
                              Fünfkirchen.
                           Hierüber sprach Hr. C. v. Hauerin der Sitzung der k.k.
                              geologischen Reichsanstalt vom 12. Oct. d. J. – Die Frage, den Abfall von
                              Kohlenklein, welcher in den Gruben, Magazinen, beim Transport u.s.w. oft in
                              bedeutender Quantität entsteht, zu verwerthen, drängt sich immer mehr heran.
                              Einerseits mehrt sich nämlich successive die Masse des abfallenden Kohlenkleins
                              durch die im Steigen begriffene Production der Kohle und andererseits ist es
                              bezüglich der Concurrenzfähigkeit in den Preisen für die Kohlenwerke ein Gebot, alle
                              Abfälle nutzbringend zu machen, weil dieß gestattet, den Preis der Stückkohle, von
                              welcher die Abfälle herstammen, zu ermäßigen. Die Verwerthung der Kleinkohle ist auf
                              zweifache Weise angestrebt worden, erstlich dadurch, daß man Feuerungseinrichtungen
                              construirte, welche eine Verbrennung des Kohlenkleins zuließen, und zweitens indem man versuchte,
                              den Abfall der Kohlen durch verschiedene Bindemittel und durch Compression wieder zu
                              compacten Stücken zu vereinigen. Die Fortschritte in
                              je einer dieser Richtungen werden niemals die Verwerthung der Kleinkohle nach dem
                              Principe in der anderen überflüssig machen; je nach localen Verhältnissen werden
                              vielmehr stets entweder die Fabrication von Briquettes oder die Anwendung von
                              Heizvorrichtungen für unveränderte Kleinkohle angezeigter erscheinen.
                           
                           Im vorliegenden Falle handelt es sich um Versuche, welche in neuester Zeit von Hrn.
                              Unterwalder in Wien durchgeführt wurden, um
                              Briquettes, und zwar speciell aus Fünfkirchner
                              Kohlenklein, darzustellen. Während der Abfall von Kohlenklein an den meisten Gruben
                              nur als ein mehr untergeordnetes Nebenproduct erscheint, besteht die Hauptmasse der bei Fünfkirchen geförderten Kohle aus Gries, da von den dreißig vorhandenen Flötzen nur einige
                              wenige Stückkohle liefern. Für die Fünfkirchner Kohlenablagerung hat daher die
                              Darstellung von Kohlensteinen oder Briquettes eine ganz besondere Wichtigkeit. Das
                              Bindemittel, dessen sich Hr. Unterwalder bedient, besteht
                              aus Destillationsproducten der Kohle selbst. Ein solches Bindemittel ist in
                              mehrfacher Beziehung das einzig rationelle, da es erstlich meistens ganz allein an
                              den betreffenden Localitäten in genügender Menge zu beschaffen ist, ein Umstand,
                              dessen Wichtigkeit häufig bei Projecten zur Erzeugung von Briquettes, wenn diese
                              halbwegs größere Dimensionen erreichen soll, nicht genügend gewürdigt worden ist.
                              Destillationsproducte der Kohle, als Bindemittel angewendet, vermindern ferner nicht
                              den Brennwerth der Kohle, sondern erhöhen ihn. Das mit dem Bindemittel gehörig
                              vermengte Kohlenklein wird nach dem Verfahren des Hrn. Unterwalder wie gewöhnlich durch starkes Einpressen in eiserne Formen
                              comprimirt. Als neu bei der Darstellung dieser Kohlensteine ist zu betrachten, daß
                              dieselben nur mit einer verhältnißmäßig geringen Menge
                              von Bindemitteln hergestellt werden. Die Menge beträgt nämlich nur 2–6 Proc.,
                              je nachdem die erzeugten Stücke zu verschiedenen Zwecken mehr oder weniger
                              Festigkeit haben, leicht oder schwerer entzündlich, mit mehr oder weniger hoher
                              Flamme brennen sollen.
                           Eine Untersuchung dieser Kohlencylinder ergab, daß sie eine beträchtliche Festigkeit
                              besitzen, daß sie gleich der Stückkohle gut anbrennen, nicht stark in der Hitze
                              anschwellen und eben so wenig während des Verbrennens zerfallen. Da sich beim
                              Verbrennen viel schwerer Kohlenwasserstoff aus ihnen entwickelt, so erfordern sie
                              reichliche Luftzuströmung, in welchem Falle aber ihre Wärmeleistungsfähigkeit eine
                              vorzügliche ist. Veim Verbrennen verblieb im Mittel mehrerer Proben ein
                              Aschenrückstand von 19,5 Proc., was nicht Wunder nehmen kann, da für die Versuche
                              der Darstellung unbewaschenes Kohlenklein verwendet wurde. Durch Glühen mit Bleioxyd
                              wurde von 1 Theil der Briquettes ein Bleiregulus von dem 26,480 fachen Gewichte der
                              Kohle erhalten. Es entspricht dieß 5984 Wärmeeinheiten und 8,7 Ctr. sind als das
                              Aequivalent einer 30zölligen Klafter weichen Holzes zu betrachten. In dem Maaße, wie
                              mehr gereinigtes Kohlenklein zur Darstellung der Kohlensteine in Verwendung tritt,
                              wird natürlich der Brennwerth noch entsprechend gesteigert werden können.
                           
                        
                           Tunner, über die Erfahrungen und
                              Fortschritte mit dem Bessemern, insbesondere in Innerösterreich mit Schluß von
                              1864.
                           Aus den Ländern, welche mit dem Bessemerproceß schon früher begonnen haben, ist nach
                              der Zeit der letzten Londoner Industrie-Ausstellung über denselben nur sehr
                              wenig zur Oeffentlichkeit gelangt. Ueber das Bessemern in Schweden ist das Wichtigste in Boman's Schrift
                              enthalten; neuerdings ist in der Nachbarschaft von Gefle eine neue, die jetzt größte
                              Anlage in Schweden zu Sandviken, gemacht worden, wo man in Oefen von schwedischer
                              Bauart Chargen von 120 Ctr. durchführt und das Product zu größeren Maschinentheilen
                              und Platten umgestaltet. – In England ist die
                              jährliche Erzeugung von Bessemermetall größer, in Frankreich und Deutschland
                              wenigstens eben so groß, als in Schweden. Man verwendet die besseren, reineren
                              Sorten des grauen Kohksroheisens, schmilzt dieselben im Flammofen um, fügt zum
                              schließlichen Carbonisiren 10–20 Procent Spiegeleisen aber jetzt mit der
                              Modification zu, daß nach dem Hinzugeben der letzteren der Wind nicht mehr
                              durchpassirt, sondern das Gemenge sofort ausgegossen wird, wobei die Anwendung eines
                              beweglichen Ofens eine nothwendige Bedingung ist. – Das englische
                              Bessemermetall ist von minderer Qualität, als das schwedische, und fast nur in
                              seinen weicheren, dem Feinkorneisen ähnlichen Varietäten zu verwenden, während man
                              in Schweden zum Theil wenigstens ein recht gutes, dem Gußstahl gleiches
                              Bessemermetall erhält. Die englischen Blöcke sind im Ganzen dichter als die
                              schwedischen, aber doch auch nicht frei von Blasen an Rand und Boden; wegen ihrer größeren
                              Dichte und minderen Reinheit schweißen englische Blöcke weniger leicht als die
                              gleich harten Producte der Frischherde und Puddelöfen. Um blasenfreie Güsse zu
                              erhalten, scheidet man wohl die Unreinigkeiten absichtlich weniger ab; es leidet
                              dann aber die Schweißbarkeit, namentlich an den mechanisch stark verunreinigten
                              Kopfenden der Rohgüsse. Ein wesentlicher in England, Frankreich und Schweden
                              gemachter Fortschritt ist die Anwendung bis 120 Ctr. schwerer Chargen, da die
                              Flüssigkeit des Bessemermetalls um so leichter zu erreichen ist, mit je größeren
                              Massen man arbeitet. – Die von Frankreich ausgegangene Bewegung der Birne
                              durch Dampfkraft bei solchen großen Chargen ist eine sehr förderliche Verbesserung,
                              dagegen kommt man von der selbstthätigen Windsperre wieder mehr ab (z.B. zu Heft),
                              weil die Windregulirung durch die Hand des Arbeiters sicherer geschehen kann, auch
                              die Windsperre vielen Verunreinigungen ausgesetzt ist, so wie auch Reibung und
                              Windlässigkeit verursacht. – Zur Beurtheilung des Ofenganges möchte die
                              Beobachtung der Flamme und Funken und am allersichersten eine Schöpf- oder
                              Spießprobe ein besseres Anhalten geben, als die Spectralanalyse. – Daß ein
                              gaares graues, aber manganhaltiges, phosphor- und schwefelfreies
                              Kohksroheisen, wie Wedding angibt, das beste Material
                              sey, ist ein Irrthum, da die innerösterreichischen grauen und halbirten
                              Holzkohlenroheisensorten ein ganz vorzügliches Material sind. Nur das ganz weiße
                              Roheisen zeigte sich schlecht, wird sich aber vielleicht bei Anwendung von heißem
                              Wind besser machen.
                           In Innerösterreich lag die erste Schwierigkeit bei
                              Einführung des Bessemerus in der Ungeübtheit des Arbeiterpersonals, und sie ist zum
                              Theil noch nicht überwunden. Die ursprüngliche Unhaltbarkeit der Thonformen (Fern)
                              beim englischen Ofen ist vermindert, seit man aus fettem
                              Thone gepreßte, gehörig lufttrockne, 18–66 Stunden gebrannte und mehrtägig
                              abgekühlte Formen herstellt und sie vollkommen dicht in den Boden einsetzt, damit
                              zwischen Fern und Bodenmasse der Wind nicht durchdringt. Muß eine neue Form
                              eingezogen werden, so hebt man das Obertheil der Birne ab, schlägt die alte Fern
                              heraus, so reinigt man die Bodenmasse von Schlackenansätzen, setzt die neue Fern ein
                              und stampft neue Bodenmasse auf, wozu inclusive Anwärmens 4–6 Stunden Zeit
                              gehen. Ungleich weniger Anstände hat der schwedische Ofen
                              in dieser Beziehung verursacht. Die Erhaltung der Ofenwände war bei beiden Oefen
                              nicht schwierig. Ein zu gaares, seinen Graphit nur schwierig aufnehmendes Roheisen
                              wird in der ersten Periode vor den Formen zu dickflüssig, verlegt dieselben, die
                              Schlackenbildungsperiode dauert so lange, es entsteht nicht die hinreichende
                              Temperatur, um die aufgeworfenen Schlackenperlen flüssig zu erhalten, die Entkohlung
                              durch die Schlacke bleibt aus und es kann durch Verstopfen der Formen der Proceß
                              ganz erstickt werden. – Es ist zweckmäßiger, das Hohofenroheisen erst in eine
                              Pfanne abzustechen, als direct in den Bessemerofen laufen zu lassen, weil man in
                              ersterer die Unreinigkeiten abziehen und ihren Inhalt bestimmen kann. Auch bildet
                              sich weniger Schaleneisen in der Pfanne, als in einer Laufrinne. Im schwedischen
                              Ofen ist die Menge des Auswurfes geringer, als im englischen, in beiden aber die
                              Windregulirung nach einem Manometer die Hauptsache. – Bei reinerem
                              Holzkohlenroheisen verdient die schwedische Bessemermethode den Vorzug; sie ist
                              einfacher und billiger, man kann mit der gleichen Betriebskraft für das Gebläse nahe
                              das doppelte Quantum an Roheisen per Charge in Arbeit
                              nehmen, die Formen leiden weniger und das Gießen aus dem Stahlkessel kann in
                              beliebig kurzer Zeit vorgenommen werden.
                           Gewährt zwar die englische Methode größere Sicherheit, als die schwedische ihrer
                              Natur nach, so hat man doch in Schweden für die Praxis völlig befriedigende
                              Resultate erreicht. – Eine Hauptsache für die Praxis bleibt das genaue
                              Sortiren des erzeugten Stahles, indem man von jeder Charge im Beginn des Gusses eine
                              Probestange von gleichbleibenden Dimensionen gießt, diese nach dem Erkalten
                              zerbricht und die Qualität nach dem Verhalten beim Brechen, nach Textur, Farbe und
                              Glanz des Bruches beurtheilt; ein weniger verläßliches Anhalten gibt die
                              umständliche Untersuchung auf Schmied- und Schweißbarkeit, sowie die Eggertz'sche Kohlenstoffprobe (polytechn. Journal Bd. CLXX S. 350). Neben diesem Sortiren kommt
                              es zur Erlangung eines befriedigenden Resultates darauf an, alle Feinheiten beim
                              Gießen des flüssigen Metalles zu kennen. Eine der besten und vollkommensten
                              Gußvorrichtungen ist der englische hydraulische Krahn; wegen seiner Kostspieligkeit
                              hat man ihn jedoch auf den innerösterreichischen Hütten zum Theil durch einfache
                              gewöhnliche Krahne ersetzt. – Während bei dem Hineinschaffen des flüssigen
                              Roheisens in den Bessemerofen eine Zeitersparniß von einigen Minuten keinen
                              besonderen Werth hat, so haben beim Eingießen des flüssigen Stahls in die Formen
                              schon Bruchtheile einer Minute Einfluß, indem hierdurch die Eingüsse besser gelingen
                              und weniger Schalen im Kessel zurückbleiben. Die Menge der letzteren hängt überhaupt
                              noch ab von dem Grad der Gaare des Roheisens, der Menge des zugeführten Windes, der
                              absoluten Größe der Charge und dem Grad des Anwärmens des Kessels. Durch das Gießen
                              weniger, dafür großer Blöcke läßt sich eine wesentliche Verminderung der Abfälle
                              erzielen; je größer ursprünglich der Block, desto besser ist unter übrigens gleichen
                              Umständen das Endproduct und scheint die Wirkung des Dampfhammers günstiger als die
                              der Walzen zu seyn. – 6–8 Proc. Abfälle lassen sich ohne große
                              Schwierigkeiten wieder zu Gute machen. Die Ursache der schwierigen Verwerthung der
                              Schalen liegt hauptsächlich in ihrem ungleichen Aggregatzustande und theilweise auch
                              in ihrer Unreinheit. Am besten formt man sie in noch möglichst heißem Zustande unter
                              einem schweren Hammer zu Masseln, welche in Herden oder Oefen eine Schweißhitze
                              erhalten und dann unter Hämmern oder Walzen ausgereckt werden. Der nicht schweißende
                              Abfall hiervon kommt in den Eisenhohofen oder Frischherd.
                           Die bisherigen Fortschritte beim Bessemern in Innerösterreich sind derartig
                              befriedigend gewesen, daß man damit umgeht, diesen Proceß auch zu Reschitza im
                              Banat, zu Witkowitz in Mähren und zu Prävali in Kärnthen einzuführen. (Berg-
                              und hüttenmännisches Jahrbuch der k.k. Bergakademien Schemnitz und Leoben, und der
                              k.k. Montan-Lehranstalt Przibram für das Jahr 1864.)
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung der Härte der Quell- und
                              Flußwässer durch Seifenlösung, von Professor Schneider in
                              Wien.
                           Ueber die technische Tauglichkeit eines Quell- oder Flußwassers pflegt man nur
                              die Menge der im Wasser enthaltenen härtemachenden Verbindungen zu bestimmen und
                              bedient sich dazu einer titrirten Seifenlösung. Eine Reihe von vergleichenden
                              Versuchen, bei welchen die härtemachenden Bestandtheile – Kalk und Magnesia
                              – einerseits gewichtsanalytisch, andererseits volumetrisch in denselben
                              Wässern ermittelt wurden, ergab als Resultat, daß die letztere Probe nur dann genaue
                              Resultate gibt, wenn in den Wässern neben Kalk nur sehr kleine Mengen Magnesia
                              enthalten sind und der Kalkgehalt selbst ein mäßiger ist; in allen anderen Fällen
                              wird der Härtegrad geringer gefunden als er wirklich ist. Die nachstehende
                              Zusammenstellung einer solchen Versuchsreihe mit Quellwässern aus der Umgegend Wiens
                              läßt die Richtigkeit des Gesagten erkennen; sie zeigt, daß durch die Seifenlösung
                              der Kalkgehalt eines Wassers, wenn er überhaupt mäßig ist, ebenso genau wie auf
                              gewichtsanalytischem Wege bestimmt wird, daß aber bei größerem Kalkgehalte die
                              Methode an Genauigkeit verliert, und daß die Magnesiasalze des Wassers sich der
                              Bestimmung durch Seife entziehen.
                           
                              
                                 
                                    Namen
                                    
                                    der
                                    
                                    Wässer
                                    
                                 Enthalten in 100000Theilen
                                 Sonach berechnet sichder Härtegrad
                                    auf
                                 DurchSeifenlösunggefundene Härte
                                 Somit zuwenig.
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                 Magnesia
                                 Kalk.
                                 Magnesia
                                 Zusammen
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Sailerbach
                                 12,23
                                 0,98
                                 12,23
                                 1,37
                                 13,60
                                 12,22
                                 1,38
                                 
                              
                                 Kaltes Wasser
                                 11,02
                                 0,84
                                 11,02
                                 1,17
                                 12,19
                                 10,88
                                 1,31
                                 
                              
                                 Nixenstein
                                 10,48
                                 1,72
                                 10,48
                                 2,40
                                 12,88
                                 10,94
                                 1,94
                                 
                              
                                 Altaquelle
                                   8,86
                                 2,26
                                   8,86
                                 3,16
                                 12,02
                                   8,80
                                 3,22
                                 
                              
                                 Sebastianquelle
                                 12,47
                                 1,97
                                 12,47
                                 2,75
                                 15,22
                                 11,44
                                 3,78
                                 
                              
                                 Rohrbach
                                 12,04
                                 2,97
                                 12,04
                                 4,15
                                 16,19
                                 12,00
                                 4,19
                                 
                              
                                 Urschendorf
                                 15,20
                                 3,56
                                 15,20
                                 4,98
                                 20,18
                                 14,86
                                 5,32
                                 
                              
                                 Buchberg
                                 17,69
                                 2,47
                                 17,69
                                 3,45
                                 21,14
                                 17,00
                                 4,14
                                 
                              
                                 Kleinhöflein
                                 36,42
                                 7,63
                                 36,42
                                   10,86
                                 47,00
                                 35,69
                                   11,41
                                 
                              
                           (Wittstein's Vierteljahrsschrift, Bd.
                              XIV S. 258.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Löslichkeit des kohlensauren Kalkes in Wasser; von
                              C. Weltzien.
                           Stellt man sich eine Lösung von kohlensaurem Kalt in kohlensäurehaltigem Wasser dar
                              und kocht diese Lösung selbst sehr lange Zeit, so bleibt stets eine kleine Menge von
                              kohlensaurem Kalk gelöst. Diese Menge beträgt nach den Versuchen von A. W. Hofmann
                              Chemical Report on Supply of Water to the Metropolis
                                       Quarterly Journal of the Chemical Society 1852, Nr. XVI p. 381. 0,034 Grm. im Liter Wasser. Wiederholte, von meinem Assistenten Hrn. Cruse ausgeführte Bestimmungen gaben mit diesen Zahlen
                              sehr übereinstimmende Werthe, welche im Mittel von mehreren Analysen 0,036 Grm.
                              betrugen.
                           Es entsteht nun die Frage, ob diese Lösung auf der Löslichkeit des kohlensauren
                              Kalkes in Wasser beruht, oder darauf, daß eine kleine Menge des
                              Kalk-Bicarbonats sich der Zersetzung durch die Siedehitze entzieht. Setzt man
                              zu dem gekochten und vom gefällten kohlensauren Kalk abfiltrirten Wasser eine Lösung
                              von Kalkhydrat, so entsteht keine Trübung; da nun
                              letzterer Körper mit einer Lösung von kohlensaurem Kalk in kohlensäurehaltigem
                              Wasser eine Fällung gibt, so beruht die Lösung hier auf der Löslichkeit des
                              neutralen kohlensauren Kalkes in Wasser. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1865,
                              Bd. CXXXVI S. 165.)
                           
                        
                           Versuche mit Mörtel.
                           Mit dem von Professor Dr.
                              Artus in Jena angegebenen Verfahren der Mörtelbereitung
                              (polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 237) sind
                              nach der Zeitschrift des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen neuerdings
                              Versuche angestellt worden. 1 Th. gut gelöschter Kalk wurde mit 3 Th. Sand
                              sorgfältig vermischt und dem Gemenge unmittelbar vor dem Gebrauche 3/4 Th. ganz fein
                              zertheilten ungelöschten Kalkes zugesetzt, sodann das Ganze gut durcheinander
                              gearbeitet. Der so bereitete, zu einer Fundamentmauer verwendete Mörtel war nach 4
                              Tagen bereits zu einer so festen Masse erstarrt, daß man ein spitzes Eisen nicht
                              mehr hineindrücken konnte; auch haftete derselbe mit gleicher Festigkeit an den
                              Steinen des Mauerwerkes. Nach 2 Monaten hatte der Mörtel Steinhärte erlangt. Es
                              handelt sich hiernach um eine sehr beachtenswerthe Entdeckung, welche bei den Kosten
                              des Cements und Mörtels auch unmittelbar ökonomisch in die Wagschale fällt.
                           
                        
                           Sorby, über Structur von Eisen und
                              Stahl.
                           Polirte, mit schwachen Säuren geätzte und mit Hülfe des Mikroskops in den Details
                              vervollständigte Flächen wurden photographirt. Es zeigte Meteoreisen eine äußerst krystallinische Structur; graues Roheisen Graphitkrystalle, auf der buntscheckigen Oberfläche des
                              Metalles losgelöst; Feineisen, lange Linien harter
                              Metalltheile sind zu Zonen geordnet; Walzeisen zeigt sich
                              im Gegensatz zu Luppeneisen frei von Schlacke und von eigenthümlicher Textur,
                              während schwedisches Eisen sich dem Stahl nähert; Cementstahl läßt deutlich den Vorgang des Cementirens erkennen; Gußstahl, gleichförmige Anordnung der Krystalle. (Quarterly-Journal of Science.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung eines auf Stein, Metallen, Holz etc.
                              anwendbaren Emails oder Schmelzüberzugs auf kaltem Wege, von Miller.
                           Die Darstellung dieses Emails besteht im Wesentlichen darin: 1) Mineralsalze oder
                              Oxyde, welche mit Kieselsäure Silicate zu bilden fähig sind, in einer syrupdicken
                              Lösung von Natron-Wasserglas mit einer bestimmten Menge Kieselsäure
                              anzurühren; 2) diese
                              Silicate mittelst eines Fixirungsmittels niederzuschlagen, welches aus einem durch
                              doppelte Zersetzung wirkenden Salze besteht.
                           Das künstlich dargestellte kieselsaure Natron (Natron-Wasserglas) wird in
                              Wasser gelöst und die Lösung zur Syrupsconsistenz concentrirt; dann wird das
                              anzuwendende feingeriebene Mineral, mit Kieselsäure (feingeriebenem Quarz) gemengt,
                              der Wasserglaslösung zugesetzt und durch sorgfältiges Zusammenreiben mit der
                              letzteren zu einer hinlänglich homogenen Paste oder einem breiartigen Teige
                              verwandelt.
                           Dieser letztere wird mittelst eines Pinsels auf den Gegenstand, den er nicht allein
                              ecoriren, sondern auch gegen die Einwirkung der Atmosphäre schützen soll,
                              aufgetragen; ist die aufgetragene Schicht trocken geworden, so wird mit einem
                              anderen Pinsel das flüssige Fixirungsmittel oder Reagens, welches aus der mehr oder
                              weniger klaren Lösung eines Salzes besteht, durch das die Silicate niedergeschlagen
                              werden sollen, darüber gestrichen.
                           Dieser Niederschlag entsteht erst nach einiger, Zeit und nachdem die aufgetragenen
                              Substanzen völlig erhärtet sind, erhält der mit dem Email überzogene Gegenstand, der
                              auf mehrere Millimeter Dicke gewissermaßen eine ganz neue Structur erhalten hat, in
                              Folge der vollständigeren Cohärenz seiner Oberfläche, eine weit größere
                              Dauerhaftigkeit, und zeigt ein ganz verschiedenes Ansehen, welches sich innerhalb
                              gewisser Grenzen dadurch nach Belieben abändern läßt, daß man 1) den
                              Kieselsäurezusatz verstärkt, wenn man ein Email von größerer Strengflüssigkeit
                              besonders zum Formen etc. haben will, in welchem Falle man 2/3 bis 3/4 Kieselsäure
                              (fein gemahlenen Quarzsand) nimmt; 2) daß man die Menge des Natron- oder auch
                              Kali-Wasserglases vermehrt, und zwar um so stärker, ein je leichter
                              verglasbares Product man zu erzielen beabsichtigt. (Armengaud's Génie industriel, August
                              1865, S. 86.)
                           
                        
                           Die sogenannte Pharao-Schlange.
                           Bezüglich des unter diesem Namen jetzt im Handel vorkommenden, aus
                              Schwefelcyanquecksilber (Rhodanquecksilber) bestehenden Spielzeugs (welches S. 325
                              in diesem Bande des polytechn. Journals besprochen winde)
                              erwähnte Professor Böttger in der am 4. November
                              stattgefundenen Sitzung des „physikalischen Vereins“ zu
                              Frankfurt a. M. einer neuen Entstehungsweise von Rhodanquecksilber und Mellon.
                              Mische man auf's Innigste zu Staub zerriebenes Cyanquecksilber mit einer
                              entsprechenden Menge von Schwefelblume, so lasse sich dieses Gemisch (ähnlich dem
                              reinen Rhodanquecksilber) entzünden und brenne dann mit Hinterlassung einer
                              schlangenähnlichen, aus Mellon und schwarzem Schwefelquecksilber bestehenden Masse
                              ab.
                           In einer Sitzung der „pharmaceutischen Gesellschaft für
                                 Großbritinnien“ in Edinburgh wurde sehr vor den jetzt so beliebten
                              Pharao-Schlangen gewarnt, als welche mit den Schlangen auch die Giftigkeit
                              gemein haben; namentlich möge man Kinder vor diesem tödtlichen Spielzeug
                              bewahren.
                           
                        
                           Vorsichtsmaßregeln bei Benutzung des Nitroglycerins.
                           Die kürzlich in Bochum und Hirschberg stattgehabten Unglücksfälle mit meinem
                              Patent-Sprengöl, von denen ersterer durch einen Terpenthinölbrand, der zweite
                              durch Beilschläge auf einen Klumpen gefrorenen Sprengöls herbeigeführt war,
                              veranlassen mich, die bei Benutzung des Sprengöls erforderlichen Vorsichtsmaßregeln
                              in Kürze mitzutheilen, bei deren Befolgung irgend ein
                                 Unfall kaum möglich ist.
                           Die Vorsichtsmaßregeln bestehen darin:
                           1) den Arbeitern jedes Experimentiren zu untersagen;
                           2) die Packflaschen mit Sprengöl in feuerfesten Räumen, oder, wo solche nicht
                              vorhanden, unter Wasser aufzubewahren;
                           3) wenn das Sprengöl gefroren ist, die Packflaschen in lauwarmes Wasser einzusetzen,
                              um es für den Gebrauch aufzuthauen. – In Gruben mit gemäßigter Temperatur
                              gefriert es nie.
                           
                           4) Beim Laden nur losen Besatz aus Sand oder Letten zu gebrauchen.
                           5) Den Besatz, wenn ein Schuß versagt hat, nur zur Hälfte vorsichtig auszukratzen,
                              und in dem leeren Theile des Bohrloches eine kleine neue Sprengölladung anzubringen,
                              bei deren Entzündung beide Ladungen explodiren.
                           6) Weder gefrorenes noch flüssiges Sprengöl mit Hammer- oder Beilschlägen zu
                              behandeln.
                           Es liegt in der Natur eines Sprengmittels, daß es unter Umständen gefährlich werden
                              kann, besonders bevor die Arbeiter damit vertraut sind. Daß mein
                              Patent-Sprengöl aber als das ungefährlichste anzusehen, geht wohl aus dem
                              untenstehenden Attest hervor. – Beim Gebrauch des Pulvers fallen täglich
                              Unglücksfälle vor, die jedoch so gewöhnlich sind, daß denselben keine Aufmerksamkeit
                              geschenkt wird (auf 7 Grubenarbeiter rechnet man, daß nur 4 ohne mehr oder weniger
                              erhebliche Verletzungen davon kommen). Wir müssen deßhalb die Opfer durch Sprengöl
                              nur im comparativen, nicht im absoluten Sinne betrachten, und brauchen nicht einmal
                              auf die Zeit der Einführung des Pulvers hinzuweisen, da die Gegenwart davon
                              Beispiele genug aufzuweisen hat.
                           Vor Gefahren scheut die Industrie nie zurück – das Wasser in den Dampfkesseln,
                              Petroleum, Gas etc. etc. fordern täglich ihre Opfer. – Die gefahrbringenden
                              Stoffe müssen nicht verbannt, ihren Gefahren muß vorgebeugt werden, und es ist nicht
                              der geringste Vorzug des Sprengöls, daß dieß bei ihm leicht zu bewerkstelligen
                              ist.
                           Leider ist es meistens der Fall, wenn die Arbeiter sehen, daß das Sprengöl nicht
                              durch Entzündung explodirt, daß sie es wie Wasser behandeln, weßhalb es auch u.a.
                              vorgekommen ist, daß undichte, mit Sprengöl gefüllte Blechflaschen verlöthet wurden;
                              daß mit Wasser versetztes Sprengöl in einem Kessel auf einem mit Blasebalg
                              angefachten Schmiedefeuer „getrocknet“ werden sollte; daß gefrorenes Sprengöl zum
                              Aufthauen in Trockenöfen und auf Hochdruck-Dampfkessel gesetzt worden; daß
                              Patronen in einem Breterschuppen, wo Stroh und Pulver auf dem Fußboden herumlag, bei
                              Beleuchtung eines an der Breterwand angeklebten Talglichtes vollständig geladen und
                              mit Zündschnüren versetzt wurden; daß Sprengöl seines süßen Geschmackes wegen
                              schluckweise getrunken wurde etc. etc., weßhalb es wirklich ein Wunder ist, daß bei
                              alledem bis jetzt noch so wenige Unglücksfälle durch dasselbe hervorgerufen worden
                              sind.
                           Bei jeder Neuerung übertreibt man die Nachtheile und läugnet die Vortheile am
                              längsten – die riesige Kraft und die großen Vortheile des Sprengöls in der
                              Verwendung lassen sich aber nicht mehr läugnen; es handelt sich demnach nur darum,
                              dasselbe mit Vernunft und Vorsicht zu gebrauchen, und so weit es an mir liegt, soll
                              Alles geschehen, um Gefahr abzuwenden, und zwar:
                           durch Einführung von elastischen, mit Sicherheitsplatten versehenen
                              Packflaschen, worin das Sprengöl auch durch den stärksten Stoß nicht explodiren
                              kann, und wo bei 100° Cels. (Kochpunkt des Wassers) die Metallplatte
                              schmilzt, so daß das Sprengöl nie im geschlossenen Räume
                              bis zum Explosionsgrade erhitzt werden kann, sondern bei einer Feuersbrunst ausläuft
                              und harmlos verbrennt, wie es stets im Freien thut.
                           Ich mache mich anheischig, einer Commission von Fachmännern den Beweis zu liefern,
                              daß bei Befolgung der vorgeschlagenen Vorsichtsmaßregeln irgend welches Unglück beim
                              Transport, bei der Aufbewahrung und bei Benutzung meines Patent-Sprengöls
                              nicht entstehen könne, halte mich vielmehr überzeugt, daß mein Sprengöl die vielen
                              durch Benutzung des Pulvers entstandenen Unglücksfälle vermindern wird. Hamburg, den 21. November 1865.
                           Alfred Nobel.
                           ––––––––––
                           In Gegenwart der Unterzeichneten wurden am 28. d. M. folgende Versuche bei Stora Ahlby ausgeführt, theils um die Schwierigkeit
                              nachzuweisen, auf andere Weise, als durch die vom Ingenieur Alfred Nobel patentirten Arten, das Nitroglycerin zur Explosion zu bringen, und theils um die Ungefährlichkeit
                              des Nitroglycerins in mehreren Beziehungen im Vergleich
                              zum gewöhnlichen Pulver nachzuweisen.
                           I. Versuch. – Eine Quantität Nitroglycerin wurde
                              auf einen flach behauenen Stein ausgegossen. Eine roth glühende Eisenstange wurde
                              längs der Oberfläche des Nitroglycerins geführt ohne daß dasselbe sich entzündete,
                              und wurde schließlich in das auf dem Stein ausgebreitete Sprengöl gelegt, welches, nachdem es erwärmt
                              worden war, sich theilweise entzündete, und mit einer Flamme, jedoch ohne zu
                              explodiren, verbrannte. Nachdem die Eisenstange weggenommen war, befand sich auf dem
                              Steine noch unzersetztes Oel.
                           II. Versuch. – Die Vertiefung in einem Steine wurde
                              mit Nitroglycerin ausgefüllt; ein brennender Holzspan wurde eingetaucht und beim
                              Umrühren damit verbrannte das, Nitroglycerin mit Flamme, jedoch ohne Explosion. Das
                              Verbrennungs-Phänomen hörte auf, sobald der Holzspan verbrannt war.
                           III. Versuch. – Verschiedene Glasflaschen wurden
                              mit Nitroglycerin gefüllt, diese Flaschen wurden mit aller Kraft von einer Höhe
                              gegen einen unten belegenen Felsen geschleudert. Die Flaschen wurden gewaltsam
                              zerschmettert, jedoch ohne daß das Nitroglycerin explodirte.
                           IV. Versuch. – Nachdem einige der Gegenwärtigen den
                              Wunsch geäußert hatten, den vorhergehenden Versuch mit Nitroglycerin zu erneuern,
                              welches auf mehr als gewöhnliche Temperatur erwärmt wäre, so wurden in warmem Wasser
                              drei mit Nitroglycerin gefüllte Flaschen auf 50°C. erhitzt. Auch diese
                              Flaschen, mit Gewalt gegen einen Stein geworfen, wurden zerschmettert, ohne daß das
                              Sprengöl explodirte.
                           V. Versuch. – Eine mit Nitroglycerin gefüllte
                              Patrone von Weißblech wurde in einen Kessel mit kochendem Wasser ohne irgend weitere
                              Folgen gelegt.
                           VI. Versuch. – Zwei mit Nitroglycerin gefüllte
                              Weißblech-Flaschen, solcher Art wie die
                              Nitroglycerin-Actien-Gesellschaft solche benutzt, wurden auf die bei
                              der Versendung übliche Weise in einer Holzkiste verpackt. Nachdem der Deckel
                              zugeschroben worden, wurde die Kiste von einer Höhe von 9–10 Fuß und auf den
                              unterhalb liegenden Felsen, ohne weitere Folge, gestürzt.
                           Um die Beschaffenheit des Stoffes, mit welchem experimentirt worden war, zu
                              constatiren, wurde ein 10 Fuß tiefes Bohrloch mit 3 Pfund von demselben Sprengöl
                              geladen. Die Wirkung des Schusses war erstaunend groß. Das Laden des Schusses
                              geschah folgendermaßen: Nachdem das Sprengöl eingegossen war, wurde ein
                              Papierpfropfen in das Bohrloch hineingeschoben, ohne jedoch das Oel zu berühren. Auf
                              diesen wurde eine Hand voll Pulver, und nachdem die Zündschnur applicirt war,
                              wiederum eine kleine Quantität Pulver geschüttet und das Bohrloch mit Sand
                              gefüllt.
                           Stockholm, den 30. September 1865.
                           
                              
                                 (gez.     A. AdlersparreCommandeur-Capitain
                                 
                                 (gez.) Er. Edlund,Professor an der Akademie der Wissenschaftenin
                                    Stockholm.
                                 
                              
                                 (gez.) A. E. Nordenskiöld,Professor und Intendant am Reichsmuseum.
                                 
                                 (gez.) Hj. Holmgren,Professor am technologischen Institut.
                                 
                              
                                 
                                 (gez.) Clemens Ullgren,Professor am königl. technologischen Institut.
                                 
                                 
                              
                           
                        
                           Armenischer oder Diamantkitt.
                           Dieser in England und Nordamerika zum Kitten von Glas, Porzellan, Edelsteinen etc.,
                              sowie zur Befestigung von allerhand Verzierungen etc. an Uhrgehäusen und anderen
                              derartigen Ornamenten sehr geschätzte Artikel (der übrigens auch bei uns sehr
                              mannichfaltige Verwendung findet) wird auf die Art bereitet, daß man Hausenblase in
                              Wasser bis zum völligen Aufquellen einweicht und die so behandelte Gelatine mit
                              Weingeist vermischt, in welchem etwas Mastix und Ammoniakgummi aufgelöst worden
                              sind.
                           Die türkischen Juweliere, zum größten Theile Armenier, haben eine eigenthümliche
                              Methode, Uhrgehäuse etc. mit Diamanten und anderen Edelsteinen zu verzieren, indem
                              sie die letzteren einfach aufleimen oder aufkitten. Der Stein wird in Silber oder
                              Gold gefaßt; der untere Theil der Fassung erhält eine ebene oder der Form des
                              Theils, an welchem er befestigt werden soll, entsprechend gestaltete Fläche; dann
                              wird der Stein mit der Fassung erwärmt und die letztere wird mit dem Kitte
                              bestrichen, der so fest hält, daß sich die mittelst desselben verbundenen Theile an
                              der Verbindungsstelle nur gewaltsam trennen lassen. Dieser Kitt, welcher selbst
                              Glasstücke mit glatten Flächen, ja sogar polirte Stahlflächen zusammenhält und sich zu einer Menge
                              nützlicher Zwecke verwenden läßt, wird in der Türkei auf folgende Weise
                              bereitet:
                           Fünf bis sechs erbsengroße Stückchen Mastix werden in so viel Weingeist gelöst, daß
                              sie mit demselben eine dicke Flüssigkeit bilden. In einem anderen Gefäße wird so
                              viel vorher in Wasser aufgeweichte Hausenblase, von der das Wasser vollständig
                              abgegossen worden, in gutem Franzbranntwein oder Rum gelöst, daß die Lösung zwei
                              Unzenmaaße eines dicken Leimes bildet. Der letztere, wird dann mit zwei kleinen
                              Stückchen Galbanum oder Ammoniakgummi sorgfältig zusammengerieben und darauf unter
                              genügendem Erwärmen mit der Mastixlösung auf's Innigste vermischt. Der fertige Kitt
                              muß in einer gut verschließbaren Flasche aufbewahrt werden, die man beim Gebrauche
                              in heißes Wasser stellt, um den Kitt flüssig zu machen. – In England wird
                              unter der Benennung „armenischer Kitt“ häufig ein ähnliches
                              Präparat verkauft, welches aber schlecht ist; es ist viel zu dünn und enthält zu
                              wenig Mastix.
                           Folgende Verhältnisse geben einen guten Diamantkitt: 2 Unzen guter Hausenblase werden
                              in Wasser aufgeweicht und dann in der genügenden Menge von starkem Weingeist zu
                              einer dicken Flüssigkeit gelöst, in welcher man 10 Gran recht blasses Ammoniakgummi
                              (in Körnern) durch inniges Zusammenreiben löst, worauf man sechs große Körner Mastix
                              in der möglich geringsten Menge von rectificirtem Weingeist gelöst, sorgfältig damit
                              vermischt.
                           Oder man mischt 3 Unzen wie oben in Weingeist von 85 bis 90 Proc. gelöster
                              Hausenblase mit 1 1/2 Unzen des Bodensatzes von Mastixfirniß, welcher dick aber
                              dabei klar seyn muß, durch Zusammenreiben unter Erwärmen auf das Junigste.
                           Bei sorgfältiger Zubereitung widersteht dieser Kitt der Feuchtigkeit sehr gut und
                              erscheint nach dem Trocknen farblos. So, wie er gewöhnlich im Handel vorkommt, ist
                              er nicht allein meistens recht schlecht, sondern auch übertrieben theuer. (Tinman's
                              Manual. – Scientific American vom 16. September
                              1865.)
                           
                        
                           Schellack für Hutmacher.
                           Die Hutmacher bedienen sich einer spirituösen Lösung von Schellack, um den kleinen
                              runden Filzhütchen Festigkeit zu geben; sie tauchen den Filz in die Schellacklösung,
                              drücken denselben auf die schwach erwärmte Form und tauchen dann den geformten Hut
                              in Wasser. Das Letztere geschieht wohl auch, bevor die Form gegeben wird. Durch das
                              Eintauchen in Wasser wird der Schellack pulverförmig durch die ganze Masse des
                              Filzes ausgeschieden, und gibt Festigkeit, ohne hart und spröde zu seyn, wie
                              geschmolzener Schellack. Die spirituöse Auflosung leistet sehr gute Dienste, aber
                              sie ist etwas theuer, da der Alkohol ganz verloren geht. Billiger ist es und eben so
                              gut, man lost den Schellack in Salmiakgeist auf; diese Lösung verhält sich ebenso
                              wie die spirituöse, d.h. wenn der darin getränkte Filz in Wasser getaucht wird, so
                              scheidet sich der Schellack auch pulverförmig aus. Der Salmiakgeist geht hierbei
                              zwar auch verloren, aber derselbe ist nur halb so theuer als Spiritus und leistet
                              dasselbe. Bei schwarzen Hüten kann man ihn unbedenklich anwenden, bei farbigen
                              hingegen, die gefärbt sind, bevor die Schellacklösung angewendet wird, thut man gut,
                              erst zu prüfen, ob der Salmiakgeist nicht eine nachtheilige Einwirkung auf die
                              Farben ausübt. Die Auflösung des Schellacks in Salmiakgeist geht in der Kälte ganz
                              leicht von statten, und man thut gut, so viel Schellack zu lösen, als sich noch
                              lösen will. Diese concentrirte Lösung kann man dann mit so viel Wasser verdünnen,
                              bis Schellack anfängt sich auszuscheiden. Die Auflösung sieht zwar dunkelroth aus,
                              indessen braucht man sich hierdurch nicht beirren zu lassen. Wird der Schellack aus
                              der Lösung ausgeschieden, so verschwindet die rothe Farbe, und er fällt mit der ihm
                              eigenthümlichen gelblich weißen Farbe. Daß diese Schellacklösung ebenso wie die
                              spirituöse gefärbt werden muß, wenn sie für schwarze Hüte Anwendung findet, versteht
                              sich von selbst. Man nimmt entweder Kienruß oder besser schwarzes Anilin.
                              (Illustrirte Gewerbezeitung, 1865 S. 239.)