| Titel: | Ueber die Construction der von Dumas und Regnault zur Prüfung der Helligkeit der Leuchtgasflammen benutzten photometrischen Apparate im Allgemeinen, sowie über eine von Deleuil construirte Waage mit automatischer Signalvorrichtung; Bericht von Felix Leblanc. | 
| Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. XXXI., S. 122 | 
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                        XXXI.
                        Ueber die Construction der von Dumas und Regnault zur Prüfung der
                           Helligkeit der Leuchtgasflammen benutzten photometrischen Apparate im Allgemeinen, sowie
                           über eine von Deleuil
                           construirte Waage mit automatischer Signalvorrichtung; Bericht von Felix Leblanc.
                        Nach dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, September 1865, S. 533.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Ueber die photometrischen Apparate von Dumas und Regnault zur
                           Prüfung der Helligkeit der Leuchtgasflammen.
                        
                     
                        
                           Der Haupttheil des vorliegenden Berichtes beschäftigt sich mit der Aufzählung der
                              Umstände, welche seit Einführung der Gasbeleuchtung in Paris die Helligkeit der
                              Flammen beeinträchtigten. In dem übrigen Theile sind im Allgemeinen die
                              Verfahrungsweisen mitgetheilt, welche von Audouin und Bérard nach der Angabe und unter der Leitung der
                              Mitglieder des Prüfungs-Comité's Dumas und
                              Regnault zur Untersuchung der Helligkeit der
                              Leuchtgasflammen ausgeführt worden sind. Dieser Theil ist es nun, den wir, soweit er
                              von Leblanc in seinem Berichte berührt worden ist, hier
                              mitzutheilen für interessant genug halten. Bemerken müssen wir nebenbei, daß die
                              sämmtlichen Versuchsreihen, sowie die Resultate hierüber aus dem Jahre 1861
                              herrühren und in umfassender Weise im Jahre 1862 (in den Annales de chimie et de physique) 3. série,
                                 t. LXV p. 423–495) veröffentlicht worden
                              sind. Bezüglich der bei den Untersuchungen verwendeten Steinkohlensorten hat sich
                              dabei herausgestellt, daß weder die gewöhnlichen Steinkohlen vom nördlichen
                              Frankreich, noch die aus Belgien oder England bei der Herstellung des Leuchtgases
                              benutzten, den in dem Contracte der Gasbeleuchtungsgesellschaft enthaltenen
                              Bedingungen entsprechen; hingegen hat sich gezeigt, nachdem eine große Anzahl von
                              Versuchen mit der Steinkohle von la Villette angestellt
                              worden war, daß die französischen Steinkohlen von Commentry ein Gas lieferten,
                              welches den contractmäßigen Bedingungen nahezu entsprach. Es ist dieß dasselbe
                              Leuchtmaterial, welches schon von Arago, Fresnel und Mary im Jahre 1845 bei ihren photometrischen Experimenten
                              über das Leuchtgas benutzt worden ist.
                           Bei ihren Untersuchungen giengen Dumas und Regnault von dem Principe aus, „die
                                 Leuchtgasflamme unter möglichst gleichen Umständen mit der Flamme einer Carcel'schen Lampe von bekanntem Leuchtwerthe zu vergleichen:
                                 aus dem Verhältnisse der in gleichen Zeiten dabei verbrauchten Quantitäten der
                                 beiden Leuchtmaterialien ergab sich dann die Helligkeit und der Leuchtwerth der
                                 Gasflamme.“
                              
                           Es wurde daher vor Allem ein Normalbrenner ausgewählt, welcher durch seine Anordnung
                              am meisten der Leistung der Carcel'schen Lampe entsprach,
                              welche in der Stunde 42 Gramme gereinigten Repsöles verzehrt. Neide Flammen waren in
                              gleichen Distanzen und unter ganz gleichen Verhältnissen dem photometrischen
                              Apparate gegenüber gestellt, und es war daher bloß der Gasaustritt aus der Gasuhr in
                              der Art zu regeln, daß die Helligkeit beider Flammen gleich wurde; aus der Menge des
                              verbrauchten Oeles für die Normallampe und der Größe des zum Speisen der Gasflamme
                              in derselben Zeit verwendeten Gasvolumens konnte dann ermittelt werden, wie viele
                              Normalflammen der untersuchten Gasflamme gleichkommen. – Die Untersuchungen
                              stellten dabei heraus, daß unter sonst ganz gleichen Umständen die Leuchtkraft der
                              Flamme von dem Gasdrucke oder der Gasspannung wesentlich abhängig ist: namentlich
                              zeigte sich hierbei, daß das Maximum der Leuchtkraft einem Minimum des Druckes
                              entspreche; es wurde daher schon von vorn herein festgesetzt, daß der Gasdruck
                              beständig durch ein an dem Brenner selbst angebrachtes Manometer zur Wahrnehmung
                              gebracht werden müsse, und daß jener Druck den Druck einer Wassersäule von 3
                              Millimeter Höhe niemals überschreiten dürfe.
                           Der Untersuchungsapparat zur Prüfung der Helligkeit der Gasflammen in den
                              verschiedenen officiellen Laboratorien, wo die Untersuchungen seit jener Zeit
                              ausgeführt werden, ist auf Tab. III in seiner allgemeinen Zusammenstellung in Fig. 1 (unter
                              Weglassung des Gasometers), in Fig. 2 in einer Ansicht
                              von einem Ende, in Fig. 3 in einer solchen vom anderen Ende, endlich in einer Ansicht von
                              oben in Fig. 4
                              dargestellt; Fig.
                                 5 zeigt die Einrichtung des zur Verification der Gasuhr benutzten
                              Gasometers, Fig.
                                 6 einen Durchschnitt der zum Abwägen des für die Carcel'sche Lampe verbrauchten Oeles bestimmten Waage mit automatischem
                              Signalapparate, während in Fig. 7 ein Querschnitt des
                              Photometers parallel zu dem in Fig. 1, und in Fig. 8 ein
                              anderer Verticalschnitt dieses Apparates dargestellt ist, dessen Ebene senkrecht zur
                              vorigen steht. Der mit den Stellschrauben B, B versehene
                              Nahmen A, A dient zur Aufnahme des ganzen
                              Prüfungsapparates.
                           Als Photometer wurde ein solches von Foucault mit Platten
                              aus mattgeschliffenem Gase, deren gegenseitige Lage mittelst Mikrometerschrauben
                              verändert werden kann, und dem zum genauen Einstellen ein Fernrohr T beigegeben ist, adoptirt (Fig. 7 und 8); die über einander beweglichen matt
                              geschliffenen Glasplatten sind in U angegeben und
                              befinden sich in dem Rohre V eingeschlossen, das durch
                              die verticale undurchsichtige Zwischenwand W in zwei
                              Fächer getheilt ist; durch die Metallplatten X, X,
                              welche mittelst der Mikrometerschraube y verschiebbar
                              sind, können die beleuchteten Glasscheiben geblendet werden, während die Stellung
                              der Zwischenwand W durch die Schraube y' regulirt werden kann.
                           Dem photometrischen Apparate ist in dem verfinsterten Versuchsraume und zwar auf
                              demselben Gestelle A jeder der beiden Brenner –
                              die Flammen in einer und derselben Horizontalen – gegenüber gestellt. An dem
                              einen Ende des Balkens C der Waage ist die Carcel'sche Lampe G
                              aufgehängt, deren Gewicht durch die in die andere Waagschale gelegte Tara J abgeglichen ist. Das zur Consumtion nöthige Oel
                              empfängt beim Beginn des Versuches die Lampe aus den Reservoiren H, I. Unmittelbar daneben endigt das Gasleitungsrohr M, M mit dem Gasbrenner K,
                              welches mit Hahn und dem Wasseranemometer L versehen
                              ist. Das Leuchtgas kommt aus dem Compteur N, welcher mit
                              zwei Zeigern O, O' versehen ist; jener beginnt seine
                              Bewegung von dem Augenblicke an, in welchem die Gasdurchströmung eintritt, und
                              bewegt sich so lange als letztere andauert, der Zeiger O' aber kann in jedem beliebigen Augenblicke, nämlich beim Beginne einer
                              Beobachtung, sowie am Ende derselben mittelst des kleinen Hebels P beziehungsweise ausgelöst und arretirt werden, und
                              gleichzeitig kommt dann der die Dauer des Versuches, die Minuten und Secunden
                              angebende chronometrische Apparat Q in Gang und wird
                              beim Anhalten des Zeigers O' ebenfalls wieder arretirt.
                              Jede Abtheilung des Zifferblattes der Gasuhr entspricht einem Deciliter; zur
                              Beleuchtung der Zifferblätter beim Ablesen der Beobachtungszeit und des verbrauchten
                              Gasvolumens dient der kleine Gasbrenner R, welcher
                              während der Dauer des Versuches mit einem metallenen Schirme bedeckt wird. Mittelst
                              des Hahnes S kann die in die Gasuhr eintretende Gasmenge
                              in empfindlicher Weise regulirt werden.
                           Die von dem Zeiger O gelieferten Angaben der Gasuhr
                              werden durch den Gasometer (Fig. 5) von Zeit zu Zeit
                              controlirt und verificirt. In dem Gasbehälter e, e ist
                              das unter bekanntem Drucke – der mittelst des Manometers c abgelesen werden kann – mittelst Wasser
                              abgesperrte Gas enthalten; der Wasserstand kann an dem Maaßstabe der Krystallröhre
                              d abgelesen werden. Mit dem Gasometer kann, wenn der
                              Hahn f gedreht wird, das auf 25 Liter genau abgeaichte
                              Meßgefäß Z in Communication gesetzt werden; dieses
                              Meßgefäß endigt in eine cylindroconische Hülle, und steht am oberen Ende mit einer
                              Krystallröhre in
                              Verbindung, an welcher man bei a das Niveau der von dem
                              Meßgefäße aufgenommenen 25 Liter Wasser ablesen kann. Oeffnet man daher gleichzeitig
                              die Hähne f und b, so wird
                              durch letzteren das Gas in die Gasuhr, durch jenen dafür das Wasser aus dem
                              Meßgefäße in den Gasometer eintreten; ist daher das Meßgefäß entleert, so muß in
                              demselben Augenblicke der Zeiger O die 25 Liter des
                              durch die Gasuhr gegangenen Gases anzeigen, wenn alle Umstände, welche den Gang der
                              letzteren beeinflussen, die normalen sind. Daß der Hahn g zum Ablassen des Wassers aus dem Gasometer dient, ist
                              selbstverständlich.
                           Um nun einen photometrischen Versuch auszuführen, läßt man zunächst das Gas aus dem
                              Compteur durch die Röhre M zum Brenner K ausströmen, zündet beide Flammen an und unterhält
                              dieselben während der Dauer von einer halben Stunde, indem man während dieser Zeit
                              den Gasdruck regulirt, den photometrischen Apparat einstellt, den Gaszutritt zum
                              Brenner K mittelst des Hahnes regelt u.s.w., bis die
                              Helligkeit beider Flammen gleich geworden ist; wird nun das Gewicht der Carcel'schen Lampe mit Inhalt nochmals genau taxirt, so
                              daß die Zunge D sicher in der Verticalen einspielt, so
                              kann der Meßversuch beginnen. Zu dem Ende wird nun mittelst des Hebels P der Zeiger O' der Gasuhr
                              und der chronometrische Apparat Q ausgelöst, und beide
                              Apparate werden so lange in Gang erhalten, bis die Flamme der Carcel'schen Lampe 10 Gramme Oel verzehrt hat; letzteres soll, wenn die
                              Verbrennung gleichmäßig, nämlich die Normalflamme beständig von derselben Stärke
                              geblieben ist, in einer Zeit von 14 Minuten 37 Secunden stattfinden. Am Ende dieses
                              Momentes wird sodann wieder der Secundenzähler, sowie der Zeiger O' mittelst des Hebels P
                              arretirt. – Den angestellten Versuchen zufolge müssen für eine Gasflamme von
                              contractmäßiger Lichtstärke bei dem normalen Gasdrucke 27,5 Liter Leuchtgas während
                              derselben Zeit verbraucht worden seyn.
                           Als eine wesentliche Eigenthümlichkeit des ganzen Messungsverfahrens muß die
                              Anordnung bezeichnet werden, vermöge welcher der Waagebalken selbst durch seine
                              Abweichung von der Horizontalen sowohl den Anfang als auch das Ende eines jeden
                              Versuches anzeigt; ein mit der Zunge verbundener Hammer gibt dabei, indem derselbe
                              gegen eine Glocke schlägt, bei einer Gesammtbelastung in den beiden Schalen von 6
                              Kilogrammen noch mit einer Genauigkeit von 1 Centigramm das Gewicht des von der Carcel'schen Lampe verzehrten Oeles an. – Die von
                              Deleuil hierfür getroffene Anordnung mag (der nicht
                              ganz klaren Beschreibung nach, welche der Constructeur hierüber gibt) beiläufig
                              darin bestehen, daß an einer eigenen horizontalen Achse der etwa 6 Centimeter lange Stiel eines
                              Hammers E, dessen Gesammtgewicht beiläufig 10 Grm.
                              beträgt, angebracht ist; die Zunge D, D ist mit
                              Anhalte- und Auslösungshaken versehen, wodurch sie das Heben und Abfallen des
                              Hammers gegen die Glocke F in gewissen Momenten
                              gestattet. Nachdem das Tariren stattgefunden hat, wird der Hammer E in die verticale Lage gebracht, und in dieser wird er
                              sodann von einem an der jetzt vertical einspielenden Zunge durch einen nahe in ihrer
                              Mitte angebrachten Haken festgehalten. Hat nun der Versuch begonnen, so wird, wenn
                              das Uebergewicht auf der Seite von J vorherrschend wird,
                              die Junge ihre verticale Lage verlassen; in diesem Augenblicke wird auch der
                              Hammerstiel frei, und der Hammer kann die Glocke zum Tönen bringen, um den Beginn
                              des Versuches anzudeuten. Bei weiterem Fortgange des letzteren weicht die Zunge
                              immer mehr von der Verticalen ab; die Anordnung ist aber in der Art getroffen, daß
                              ihrem größten Ausschlage, den anzunehmen ihr gestattet ist, gerade das Uebergewicht
                              von 10 Grammen auf der Seite von J entspricht, so daß
                              also dieses Uebergewicht vorhanden ist, wenn die Zunge ihren größten Ausschlag
                              annimmt. In der Nähe der Achse von E ist nun ein anderer
                              Haken an der Zunge angebracht, der den Hammerstiel hebt, bevor der größte Ausschlag
                              eintritt, und der denselben wieder sinken läßt, sobald die Zunge in
                              entgegengesetztem Sinne zu vibriren beginnt; es wird daher der Moment des größten
                              Ausschlages wieder durch Tönen der Glocke mit einer gewissen Genauigkeit angegeben.
                              – Es ist einleuchtend, daß einige einfache Contactvorrichtungen ausreichen
                              würden, um bei Anwendung einer Volta'schen Batterie nicht
                              bloß den Beginn und die Beendigung eines photometrischen Versuches durch
                              Glockensignale sicher andeuten zu können, sondern auch durch die bekannten
                              elektromagnetischen Mechanismen das Auslösen und Arretiren der Zeiger besorgen zu
                              lassen, welche die Dauer des Versuches und die Menge des verbrauchten Gases
                              anzuzeigen haben. In dieser Weise ausgestattet, würde dann der Apparat ein wirklich
                              automatisch wirkender und selbstregistrirender werden.
                           In unserer Quelle wird am Schlusse besonders hervorgehoben, wie wohlthätig die in
                              Rede stehende Einrichtung, mittelst welcher die Leuchtkraft des Gases sicher
                              controlirt werden kann, bis jetzt gewirkt hat. Es sind in Paris gegenwärtig in eilf
                              Bezirken mit dem Prüfungsapparate ausgestattete Laboratorien eingerichtet, in denen
                              jeden Abend die Prüfung der Helligkeit der Gasflammen vorgenommen wird, welche von
                              den sieben Gasbeleuchtungsanstalten gespeist werden, die die Stadtbeleuchtung zu
                              besorgen übernommen haben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
