| Titel: | Verfahren zum Geruchlosmachen des Petroleums, von Joel Green in New-York. | 
| Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. XXXVII., S. 144 | 
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                        XXXVII.
                        Verfahren zum Geruchlosmachen des Petroleums, von
                           Joel Green in
                           New-York.
                        Aus dem Scientific American, t. XIII p. 383; December
                              1865.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Green's Verfahren zum Geruchlosmachen des Petroleums.
                        
                     
                        
                           Mittelst des neuen Verfahrens wird destillirtes Petroleum einfach dadurch geruchlos
                              gemacht („treated“), daß es in
                              seinem Behälter, nachdem aus demselben die Luft ausgepumpt worden, umgerührt wird,
                              wodurch der Riechstoff in Gasform frei und eine weit bessere Qualität des Oels
                              erzielt wird. Der eigenthümliche Petroleumgeruch verschwindet bei dieser Behandlung
                              in solchem Grade, daß manche Proben fast für Olivenöl gehalten werden könnten. Auch
                              Naphta wird dadurch leicht geruchlos gemacht. Das auf diese Weise behandelte Oel
                              wird verhältnißmäßig so schwer entzündlich, daß die ganze Menge der gewonnenen
                              Naphta mit dem Oele behandelt oder vermischt werden kann, und der Entzündungspunkt
                              über 43° C., also noch über dem des bisher mit chemischen Mitteln behandelten
                              (d. i. geruchlos gemachten) Oeles liegt. Bei dem gewöhnlichen Verfahren beträgt der
                              Aufwand an Chemikalien ungefähr 5 Cents per Gallon; die
                              Kosten des neuen Verfahrens beschränken sich auf die Ausgaben für die Steinkohlen,
                              welche zur Erzeugung der für den Betrieb des Apparates nöthigen Kraft erforderlich
                              sind. Die Wichtigkeit einer solchen Kostenersparniß leuchtet ein, wenn in Erwägung
                              gezogen wird, daß die tägliche Ausbeute an Petroleum in Amerika zehntausend Barrels
                              beträgt.
                           Mit dem neuen Apparat, welcher in Fig. 9 dargestellt ist,
                              wird in folgender Weise operirt:
                           
                           Das Petroleum wird durch Röhren A in den Recipienten B geleitet, aus welchem dann die Luft ausgepumpt wird.
                              Durch das Schlangenrohr C, welches in dem Petroleum im
                              Recipienten B liegt, wird Dampf geleitet, um das Oel zu
                              erhitzen. Damit diese Erhitzung gleichmäßig statt finde, wird das Oel durch den
                              Rührer D umgerührt. E ist
                              die untere Abtheilung des Recipienten B, welche
                              gleichfalls luftleer gepumpt wird; das Oel wird durch das Register F in dieselbe eingeführt und gelangt hernach in das
                              Reservoir G. Der aus Drahtgewebe bestehende Rührer H in der Abtheilung E wird
                              durch den Riemen I mit großer Geschwindigkeit umgedreht
                              und dient dazu, das Oel von den in ihm eingeschlossenen Gasen zu befreien. J, J sind zwei Saugpumpen, welche diese Gase, sowie sie
                              aus der Flüssigkeit entweichen, mittelst der Röhren K, K
                              aus den Recipienten B und E
                              ansaugen und durch die Röhren L, L in den Ballon M entleeren. Mittelst der Druckpumpe N werden Luft oder Gase in dem mit den Reservoirs G, G in Verbindung stehenden Recipienten O comprimirt; P ist ein
                              Recipient zur Erzeugung von Gasen. Durch die Welle Q
                              wird der Apparat in Bewegung gesetzt. R, R sind Hähne
                              und S ist eine der in größerer Anzahl vorhandenen
                              durchbohrten Röhren, durch welche die comprimirte Luft oder das comprimirte Gas in
                              die Reservoirs G, G geleitet wird.
                           Chemikalien werden bei dem neuen Verfahren gar nicht angewendet; der Zweck wird bloß
                              auf mechanischem Wege mittelst des beschriebenen Apparates erreicht.
                           Wir theilen noch den Bericht mit, welchen R. Ogden Doremus, Professor der Chemie an der Free Academy
                              und am Bellevue Medical College zu New-York, über
                              das neue Verfahren dem Obrist C. B. Norton
                              erstattete.
                           
                              „Auf Ihren Wunsch theile ich Ihnen bezüglich der Resultate der von Hrn.
                                 Joel Green in meinem Laboratorium mit rohem Kerosenöl
                                 abgeführten Versuche Folgendes mit:
                              
                           
                              Zwei Proben von ungereinigtem Kerosenöl wurden jede
                                 für sich behandelt. Ihr specifisches Gewicht war = 45° Baumé, ihre
                                 Temperatur = 17° C. Die eine Probe stammte aus dem Etablissement von Hendricks und Somers, die
                                 andere aus dem von Stebbins und Comp. Nachdem sie in einem mit Wasser von
                                 57° C. umgebenen Gefäße auf diese Temperatur erwärmt waren, wurden sie
                                 auf den Teller einer Luftpumpe unter eine Glasglocke gebracht und die Luft aus
                                 der letzteren so weit ausgepumpt, daß das Quecksilber zwischen 28 und 29 Zoll
                                 stehen blieb.
                              
                           
                              Bald stellte sich ein rasches Sieden ein und durch Drehen einer mit Armen versehenen Achse
                                 in der Mitte des Oeles wurde das letztere in sanfte Bewegung versetzt, wodurch
                                 das Entweichen der flüchtigeren Bestandtheile begünstigt ward. Nachdem diese
                                 Behandlung etwa dreißig Minuten lang fortgesetzt worden war, wurde das Kerosen
                                 aus dem evacuirten Recipienten genommen, wobei sich zeigte, daß es in Folge des
                                 Warmwasserbades nur auf 38° C. erkaltet war. Dann wurde es mittelst eines
                                 kleinen Mechanismus fünf Minuten lang tüchtig mit kaltem Wasser gewaschen.
                              
                           
                              Durch diese drei Operationen – Erwärmen auf 54 bis 60° C.,
                                 halbstündiges Digeriren im Vacuum unter Umrühren, und Auswaschen mit kaltem
                                 Wasser – wurde die Flüssigkeit in dreierlei Weise gereinigt. Erstens
                                 verlor sie nämlich ihren, für das ungereinigte Kerosen so charakteristischen
                                 scharfen und unangenehmen Geruch (welcher schon vor dem Waschen mit Wasser nicht
                                 mehr zu bemerken war); zweitens stieg ihr specifisches Gewicht um 1 bis
                                 2° Baumé, und drittens zeigte sie bei der gebräuchlichen
                                 Entzündungsprobe (bezüglich des Siedepunktes) eine bedeutende Veränderung, indem
                                 die Temperatur, bei welcher sich aus ihr die ersten brennbaren Dämpfe
                                 entwickelten, um 9 bis 15 Celsius'sche Grade höher lag, als bei dem nicht auf
                                 diese Weise behandelten Oele.
                              
                           
                              Beide Proben von Kerosen wurden auf dieselbe Weise behandelt und mit beiden
                                 wurden dieselben wichtigen Resultate erzielt. Die gleiche Behandlung von rohem Petroleum erfüllte dieselben drei Zwecke:
                                 Beseitigung des unangenehmen Geruches in ziemlich hohem Grade, Erhöhung des
                                 specifischen Gewichtes und Verminderung der Entzündlichkeit.“
                              
                           Nähere Auskunft über diese Erfindung, welche Hrn. Joel Green am 14. März 1865 in den Vereinigten Staaten patentirt wurde,
                              ertheilt A. D. Mellick, No.
                              26 Pine Street, New-York.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
