| Titel: | Verfahren zur unmittelbaren Erzeugung von Stabeisen und Stahl im Hohofen; von C. C. A. Chenot, Metallurg zu Clichy-la-Garenne. | 
| Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. CI., S. 363 | 
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                        CI.
                        Verfahren zur unmittelbaren Erzeugung von
                           Stabeisen und Stahl im Hohofen; von C. C. A. Chenot,
                           Metallurg zu Clichy-la-Garenne.
                        Aus Armengaud's Génie industriel März 1866, S.
                              117.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
                        Chenot's Verfahren zur Erzeugung von Stabeisen und Stahl im
                           Hohofen.
                        
                     
                        
                           Dieses Verfahren besteht darin, in eigenthümlichen, zur Classe der Hohöfen gehörenden
                              Apparaten, mit Anwendung jedes beliebigen Brennmaterials und jeder Sorte von
                              eisenhaltigen Substanzen, schmiedbares Eisen und Stahl in Stücken von unbeschränkt
                              großem Gewichte, und zwar auf directe, continuirliche und selbstthätige Weise zu
                              erzeugen. Diese Darstellungsmethode von Stabeisen und Stahl ist eine directe, nicht
                              allein weil sie mittelst eines einzigen Apparates bewerkstelligt wird, sondern auch
                              insofern, als das Metall aus der Beschickung gleich als schmiedbares Eisen,
                              bezüglich Stahl, und nicht erst in dem Zwischenzustande von Roheisen ausgeschieden
                              wird. Die Darstellungsmethode ist auch eine ununterbrochene und dabei selbstthätige,
                              weil wie bei der Darstellung des Roheisens, die Handarbeit sich auf das Aufgeben der
                              Rohstoffe und das Wegnehmen der aus denselben erzeugten Producte beschränkt.
                           Die in Fig. 10
                              gegebene Abbildung des unteren Theiles vom Ofen (der Rast mit dem Gestelle) wird
                              genügen, um den Gang des Processes einleuchtend zu machen. Das Aufgeben der
                              Beschickung geschieht ganz in derselben Weise, wie bei gewöhnlichen Hohöfen. Die
                              Erzsätze selbst werden nach dem folgenden Grundsatze geregelt: wenn eine bestimmte
                              Erzgicht Roheisen gibt, so wird ein stärkerer Erzsatz Stahl, eine noch stärkere
                              Charge aber schmiedbares Eisen geben, bei einer übersetzten Erzgicht endlich muh das
                              ganze Eisen in die Schlacken übergehen.
                           Man ersieht hieraus, daß dieser Ofen mit kaltem Gange durch Uebersetzen der Gichten
                              mit Erz betrieben werden muß. Daraus folgt, daß das Metall in der Höhe der Düsen b, b in sehr geringem Grade oder gar nicht gekohlt, oft
                              sogar nur unvollständig reducirt, niemals aber in geschmolzenem Zustande,
                              ankommt.
                           
                           Unter dem Einflüsse der in dieser Ofenzone herrschenden hohen Temperatur und in Folge
                              der Einwirkung des dort vorhandenen Ueberschusses von Sauerstoff schweißt das Metall
                              vollkommen, reinigt sich vollständig und setzt sich nach und nach in dem
                              Untergestelle (Eisenkasten oder Herd) c in Form einer
                              Luppe an, welche der bei Raffinirherden und catalonischen Feuern erhaltenen ähnlich
                              ist; gleichzeitig werden die verschlackten und durch hinzugetretenes Eisenoxyd sehr
                              leichtflüssig gewordenen Gangarten zur gehörigen Zeit, sobald sie in das passende
                              Niveau gelangt sind, durch die zu diesem Zwecke in den Seiten des Eisenkastens
                              angebrachten Löcher abgestochen.
                           Hat die Luppe das geeignete Volum erlangt, was der Arbeiter durch Einführen eines
                              Eisenstabes oder eines Formstachels durch die Düsen erkennt, so stellt er den Wind
                              ab oder vermindert ihn wenigstens und schreitet zum Ausbrechen der Luppe.
                           Die Einrichtung des gedachten Eisenkastens ist besonders zur Erzeugung großer Stücke
                              geeignet, und keineswegs von der besonderen Fabricationsmethode bedingt; man kann
                              ebensogut einen feststehenden Eisenkasten oder Herd mit beweglichen Seiten oder jede
                              beliebige andere praktisch bewährte Einrichtung anwenden. Bei der in der Abbildung
                              angegebenen ist der Herd auf Rollen d beweglich und
                              seine obere Fläche, sowie das Obergestell a des Ofens,
                              wird durch beständig zu- und abfließendes Wasser kühl erhalten, um die
                              Deformation und die Adhärenz dieser Stücke zu verhindern.
                           Soll die Luppe aus dem Ofen genommen werden, so schiebt man einen Reserveherd c' vor, welcher den auszuwechselnden Eisenkasten c vor sich hin stößt und dessen Platz einnimmt; dann
                              läßt man das Gebläse wieder an, worauf sofort die Bildung einer neuen Luppe beginnt,
                              hebt die Luppe aus dem Eisenkasten c heraus und bringt
                              sie zu den Zängeapparaten, mittelst deren sie auf die gewöhnliche Weise bearbeitet
                              wird.
                           Nachdem der geleerte Eisenkasten nöthigenfalls gereinigt worden ist, wird er an den
                              vorher von dem Eisenkasten c' eingenommenen Platz
                              gebracht. Die Form, die Zahl und das Stechen der Düsen, sowie die Gestalt und
                              Einrichtung der sämmtlichen übrigen Theile des Herdes richten sich nach den
                              besonderen Fällen; sie müssen auf das Sorgfältigste mit Berücksichtigung praktischer
                              Erfahrungen und der im Vorstehenden ausgesprochenen Grundsätze bestimmt werden.
                              – Was die oberen Theile des Ofens, Rast, Schacht etc. anbetrifft, so sind
                              dieselben von keiner größeren Wichtigkeit, als bei der Darstellung des Roheisens, so
                              daß das neue Verfahren bei bereits vorhandenen Hohöfen ohne Weiteres angewendet
                              werden kann.
                           
                        
                     
                  
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