| Titel: | Ueber die Corrosion des Bleies durch Wasser; von Stalmann. | 
| Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. CIII., S. 367 | 
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                        CIII.
                        Ueber die Corrosion des Bleies durch Wasser; von
                           Stalmann.
                        Aus dem
                              				    Laboratorium für technische Chemie in Braunschweig.
                        Stalmann, über die Corrosion des Bleies durch Wasser.
                        
                     
                        
                           Bei den verschiedenen Verhandlungen und Untersuchungen über die Versorgung der Städte
                              mit Wasser, namentlich über den Einfluß des Materials der Leitungen, Behälter etc.,
                              ist das Verhalten des Bleies zum Wasser und die Nachtheile, die mit der Anwendung
                              dieses Metalles verbunden sind, Gegenstand vielfacher und eingehender Discussion
                              gewesen.
                           Aus dieser Discussion drängt sich ein von vielen und zugleich ausgezeichneten
                              Beobachtern aufgestellter Satz in den Vordergrund, der Satz nämlich: weiche und
                              reine Wässer (destillirtes Wasser, Regenwasser etc.) greifen das Blei immer und zwar
                              meist stark, dagegen harte mit Erdsalzen geschwängerte Wässer wenig, meist gar nicht
                              an. Wie es überhaupt in dem Verhalten des Bleies zum Wasser zu liegen scheint, stets
                              auf Unregelmäßigkeiten und Widersprüche zu führen, so stehen auch diesem Satz
                              mehrfache unabweisbare Erfahrungen entgegen, die das Umgekehrte, d.h. Thatsachen
                              erweisen, wornach harte Wässer Bleiröhren und -Behälter anfressen, weiche sie
                              unangegriffen lassen. Jener Satz ist mit anderen Worten zwar für sehr viele
                              Umstände, aber keineswegs für den ganzen Umfang der in der Praxis vorkommenden
                              Bedingungen wahr; selbst
                              innerhalb sehr enger Grenzen der Erscheinung, wo man die Bedingungen noch für gleich
                              halten sollte, fällt das Ergebniß oft sehr widersprechend aus. So unter anderen in
                              folgendem Fall, dessen experimentelle Discussion Einiges zur Aufklärung des in Frage
                              stehenden Verhaltens beizutragen geeignet ist. Dieser Fall ist ein Versuch, den man
                              hier in Braunschweig zur Demonstration in der Vorlesung anzustellen pflegt. Man
                              bringt zu diesem Versuche in zwei Bechergläser je die Hälfte eines blankgeschabten
                              Streifens Bleiblech, also zwei völlig gleich beschaffene Stücke, und übergießt das
                              eine mit destillirtem Wasser, das andere mit dem Wasser der Wasserleitung.Dieses dem Ockerfluß am Südrande der Stadt neben dem Bahnhofe entnommene
                                    Wasser enthält ziemlich viel Eisen, Bittererde, Kalk und Schwefelsäure. Es
                                    wird durch Sand filtrirt und mittelst einer Wasserkunst durch die Leitung
                                    der Stadt getrieben. Auch wenn dieses Wasser die ganze Nacht in der
                                    bleiernen Abzweigung der Leitung des Laboratoriums gestanden hat, gibt es
                                    nicht die geringste Reaction auf Blei. Während das Blei in letzterem Wasser unverändert bleibt, setzt das
                              destillirte Wasser innerhalb 10 bis 15 Minuten theils auf dem Blei, theils auf dem
                              Boden des Glases eine 1/2–1 Centimeter dicke Schichte desjenigen Bleisalzes
                              ab, wie es gewöhnlich durch den Angriff des Wassers zu entstehen pflegt. Es ist
                              dieses Salz weiß (in einem Fall war es hell weingelb), schuppigkrystallinisch, die
                              Krystalle deutlich aber klein, und besteht aus Blei, Kohlensäure und Wasser.
                           Nachdem dieser Versuch wiederholt das gleiche Resultat gegeben hatte, versagte
                              plötzlich das destillirte Wasser den Dienst, es verhielt sich indifferent und
                              bildete keinerlei Absatz aus dem Blei. Da keine Verwechslung vorlag, so konnte nur
                              eine Verschiedenheit des destillirten Wassers im Spiel seyn.
                           Die Vermuthung lag nahe, daß das zuerst übergegangene sich anders gegen Blei
                              verhalten könne, als das zuletzt übergegangene. Im hiesigen Laboratorium pflegt man
                              das destillirte Wasser in zwölf großen Glasflaschen zu sammeln und aufzubewahren;
                              bei der nächsten Gelegenheit numerirte man die Flaschen nach der Aufeinanderfolge
                              der Füllung, so daß die zwölf Flaschen eine Folge von zwölf stufenweise
                              verschiedenen Fractionen vorstellten. In der That bildete die erste Fraction sehr
                              bald einen starken Absatz des Bleisalzes, die mittleren Fractionen immer weniger,
                              die letzte so gut wie nichts mehr.
                           Die Eigenschaft des destillirten Wassers, Blei anzugreifen, schien daher von einer
                              Substanz herzurühren, die sich in den ersten Fractionen anreichert und mithin in den
                              letzten kaum oder nicht mehr enthalten ist. In dem Gedanken, daß dieß Ammoniak seyn
                              könne, versetzte man eine Quantität indifferentenUm umschreibende Wiederholung zu vermeiden, mag im Folgenden das destillirte
                                    Wasser, welches Blei corrodirt, als „activ,“ dasjenige,
                                    welches Blei unverändert läßt, als „indifferent“
                                    unterschieden werden. Wassers (etwa 4 Loth) mit 3 Tropfen Aetzammoniak; eine eingesenkte
                              blankgeschabte BleiplatteIn diesen und sämmtlichen folgenden Versuchen sind die Bleistreifen stets aus
                                    einem und demselben Stück Bleiblech geschnitten, also jeder Einfluß etwaiger
                                    Verschiedenheiten des Bleies oder seiner Beimengungen eliminirt. blieb jedoch unverändert. Als man aber dieselbe Menge Wasser mit nur 1 1/2
                              Tropfen Aetzammoniak versetzte, erzeugte es mit demselben Blei, welches in dem
                              Wasser an sich kein Bleisalz absetzte, einen reichlichen Absatz jenes Salzes. Es
                              schien demnach, daß etwas weniges Ammoniak die Bildung des Bleisalzes befördert, daß
                              aber ein kleiner Ueberschuß über ein gewisses und zwar sehr kleines Maaß hinaus
                              allen Angriff hemmt.
                           Um diese Grenze näher zu bestimmen, stellte man aus indifferentem destillirten Wasser
                              der letzten Fraction eine Reihe von höchst verdünnten Ammoniaklösungen von
                              allmählich abnehmendem Gehalte her. Die ursprüngliche Lösung (a) enthielt 0,1 Gramm NH⁴O in 100 Kubikcentimetern Wasser; durch
                              stufenweise Verdünnung entstanden folgende Lösungen:
                           
                              
                                 Nro.
                                 Mengeder angewandtenLösunga.
                                 Wasserzusatz.
                                 Gehaltder Mischungan NH⁴O
                                    in100000 Kub. Cent.
                                 
                              
                                 
                                      a
                                    
                                     100 Kub. C.
                                       0 Kub. C.
                                       100 Grm.
                                 
                              
                                   1
                                     100
                                   100
                                         50
                                 
                              
                                   2
                                       50
                                   150
                                         25
                                 
                              
                                   3
                                       25
                                   175
                                         12,5
                                 
                              
                                   4
                                       12 1/2
                                   187 1/2
                                           6,25
                                 
                              
                                   5
                                         6
                                    1/4
                                   193 3/4
                                           3,125
                                 
                              
                                   6
                                         3
                                    1/8
                                   196 7/8
                                           1,562
                                 
                              
                                   7
                                         1
                                    1/16
                                   198 15/16
                                           0,781
                                 
                              
                                   8
                                         0,8
                                   199,2
                                           0,4
                                 
                              
                                   9
                                         0,4
                                   199,6
                                           0,2
                                 
                              
                                 10
                                         0,2
                                   199,8
                                           0,1
                                 
                              
                           Die ursprüngliche Lösung (a) erwies sich ohne alle
                              Einwirkung auf das Blei, ebenso die Verdünnungen Nr. 1 bis 5 incl. Die Verdünnung
                              Nr. 6 erzeugte eine Spur, Nr. 7 schon mehr, beide erst nach Verlauf von 24 Stunden.
                              Erst die Verdünnungen Nr. 8, 9 und 10 gaben den weißen kristallinischen Absatz
                              schon nach kurzer Zeit und in der Stärke des activen destillirten Wassers.
                           Es geht daraus hervor, daß indifferentes destillirtes Wasser durch Zusatz von 0,0015
                              bis 0,0001 Proc. NH⁴O activ wird und das Blei unter Bildung des weißen Salzes
                              angreift, daß aber schon ein mäßiger Ueberschuß und zwar der doppelte Betrag jener
                              ersteren Menge, oder 0,0031 Proc., diese Eigenschaft wieder aufhebt. Welches auch
                              der Bestandtheil des activen destillirten Wassers seyn mag, von welchem jene
                              Eigenschaft abhängt, so viel ist klar, daß man hier mit einer ungewöhnlich
                              empfindlichen Reaction zu thun hat, daß dieser Bestandtheil in unglaublich geringer
                              Menge wirksam auftritt, sowie daß er flüchtig ist und vorzugsweise mit den ersten
                              Quantitäten des Destillats übergeht.
                           Wenn man actives destillirtes Wasser 1 1/2 Stunden lang kocht und es dann auf
                              dasselbe Stück (inzwischen gereinigtes) Blei gießt, welches von einer ungekochten
                              Probe desselben Wassers stark angegriffen wurde, so zeigt sich der Angriff auf das
                              Metall bedeutend schwächer. Als man actives Wasser von mittlerer Wirksamkeit mit
                              kohlensaurem Baryt (durch Fällung von Chlorbaryum mit kohlensaurem Natron und
                              Auswaschen dargestellt) einige Zeit kochte und abfiltrirte, wurde es vollkommen
                              indifferent. Es ist sehr schwer, den kohlensauren Baryt auf diese Art absolut frei
                              von Chlorverbindungen zu erhalten. In der That gab das mit jenem gekochte
                              destillirte Wasser noch eine, obwohl kaum nachweisbare Reaction mit salpetersaurem
                              Silber. Bei der großen Empfindlichkeit der zu untersuchenden Reaction konnte dieser
                              verschwindende Rückhalt von Chlorüren möglicher Weise von Einfluß auf das Ergebniß
                              seyn. Man stellte daher den kohlensauren Baryt durch Fällen einer Lösung von
                              Aetzbaryt mittelst Kohlensäure im Ueberschuß dar. Das active Wasser, mit diesem
                              chlorfreien Präparat einige Zeit gekocht oder auch nur geschüttelt, verlor seine
                              Wirksamkeit auf das Blei ebenfalls und wurde so gut wie indifferent.
                           Unter der Voraussetzung, daß der wirksame Bestandtheil des activen Wassers ein
                              Ammoniaksalz sey, dessen Säure durch den Baryt gebunden und dessen Basis durch ihn
                              als kohlensaures Salz verjagt wird, schien es von Interesse, den Einfluß einer Säure
                              zu prüfen. Salpetersäure lag am nächsten als gewöhnlicher Bestandtheil der
                              Regenwässer etc. Man stellte deßhalb eine Lösung (a) aus
                              100 Kub. Cent. indifferentem Wasser und 0,1 Salpetersäurehydrat dar, woraus durch
                              successive Verdünnung nach und nach Lösungen von folgender abnehmender Stärke
                              erhalten wurden: 
                              
                           
                              
                                 Nro.
                                 Mengeder angewandtenLösunga.
                                 Wasserzusatz.
                                 Gehaltder Mischungan NH⁴O
                                    in100000 Kub. Cent.
                                 
                              
                                   1
                                     100 Kub. C.
                                   100 Kub. C.
                                         50
                                    Grm.
                                 
                              
                                   2
                                       50
                                   150
                                         25
                                 
                              
                                   3
                                       25
                                   175
                                         12,5
                                 
                              
                                   4
                                       12,5
                                   187,5
                                           6,25
                                 
                              
                                   5
                                         6,25
                                   193,75
                                           3,125
                                 
                              
                                   6
                                         3,125
                                   196,87
                                           1,562
                                 
                              
                                   7
                                         1,5625
                                   198,44
                                           0,781
                                 
                              
                           Von diesen Verdünnungen verhielten sich die stärkeren ganz indifferent gegen Blei,
                              erst Nr. 4 gab eine Spur, Nr. 5, 6 und 7 aber einen starken krystallinischen Absatz
                              wie actives Wasser, ähnlich wie bei Ammoniak. Also ein Zusatz von Salpetersäure von
                              0,006 Proc. und weniger machen das Wasser activ, jeder Ueberschuß darüber hinaus
                              indifferent; auch dann wenn die Salpetersäure lange nicht zur Lösung des etwa
                              gebildeten Bleisalzes hinreicht.
                           Actives Wasser, zu gleicher Zeit mit Ammoniak und Salpetersäure versetzt, in sehr
                              kleinen Mengen wie oben aber im Verhältniß der Aequivalente, so daß sich beide
                              einander genau neutralisiren, änderten in den Eigenschaften des Wassers nichts, das
                              Bleisalz trat ebenso auf, wie zuvor.
                           Der Angriff des activen Wassers auf das Blei ist an den Zutritt der atmosphärischen
                              Luft geknüpft. Dieser Angriff wird schon beträchtlich geschwächt, wenn man die
                              Flasche, worin das Blei sich befindet, ganz und gar mit dem Wasser anfüllt und
                              luftdicht mit einem guten Kork und Siegellack verschließt. Der Angriff wird selbst
                              bei sehr wirksamem Wasser gänzlich aufgehoben, wenn man bei Wiederholung dieses
                              Versuchs das Wasser vorher aufkocht.
                           Auch bei Gegenwart von freier Kohlensäure ist Abschluß der Luft noch ein Hinderniß
                              der Corrosion. In eine mit blankem Blei und hinreichend activem Wasser beschickte
                              Flasche wurde Kohlensäure bis zur vollständigen Verdrängung der Luft im oberen Theil
                              eingeleitet, dann luftdicht verschlossen. Es bildete sich in diesem Falle sehr wenig
                              einer weißen Bleiverbindung, die von der gewöhnlichen im Ansehen abwich und mehlig,
                              aber nicht krystallinisch aussah.
                           Umgekehrt scheint die Berührung des Wassers mit der Luft nicht zu genügen, wenn die
                              Luft frei ist von Kohlensäure. In eine zu 2/5 mit activem Wasser gefüllte Flasche
                              hing man das blanke Bleiblech an einem Seidenfaden so ein, daß es über dem Wasser schwebte,
                              und befestigte den Faden mit einem dichtschließenden Kork, durch welchen ein Rohr
                              mit Natron-Kalk hindurch gieng. Nachdem die Vorrichtung so einige Tage zum
                              Behufe der Resorption der Kohlensäure gestanden, neigte man die Flasche bis das Blei
                              vom Wasser bedeckt war. Es bildeten sich selbst nach längerer Dauer nur einige
                              weiße, von dem sonst entstehenden krystallinischen Bleisalz sehr verschiedene
                              Flocken. Diese änderten sich auch dann nicht, als die Flasche einige Zeit geöffnet
                              stand.
                           In allen einzelnen Fällen der ganzen Versuchsreihe zeigte das blankgeschabte Blei
                              (wie bereits bemerkt Abschnitte ein und desselben Blechstücks) folgende
                              Erscheinungen, die sich in den einzelnen Fällen ziemlich gleich blieben. Zuerst wird
                              die blanke Fläche des Bleies durch einen äußerst dünnen grauen Ueberzug (Suboxyd)
                              blind. Bei indifferentem destillirtem und bei filtrirtem Wasser aus der Ocker findet
                              eine weitere Aenderung nicht statt. Bei activem Wasser erscheint nach einiger Zeit
                              ein ebenfalls äußerst dünner, weißer, nicht krystallinischer Anflug in sehr geringem
                              Umfang, ein Hauch, der theilweise auf dem Blei, theilweise in seiner nächsten Nähe
                              auf dem Glase sich ansetzt, und zwar ziemlich fest. Alsbald, meist schon nach einer
                              Viertelstunde, erscheint über der ganzen Oberfläche des Bleies das oben beschriebene
                              krystallinische Salz, aber in ungleicher Verkeilung, so daß einzelne Theile der
                              Fläche stark, andere schwächer bedeckt sind, andere gänzlich frei bleiben. Das
                              krystallinische, in der Flüssigkeit flimmernde Bleisalz bildet so 1 bis 2 Centimeter
                              dicke, aber so lose anhängende Schichten, daß diese von selbst in dem Maaße auf den
                              Boden des Glases herabsinken, als sie sich bilden.
                           Stets und ohne Ausnahme ging die Corrosion des Bleies vorzugsweise von der Stelle
                              aus, wo das Blei den Boden des Glases berührte, so daß jener der krystallinischen
                              Bleiverbindung vorausgehende weiße Hauch ein genaues Abbild der Berührungsfläche
                              zwischen beiden darstellte. Dieser Umstand führte auf den Gedanken, daß die
                              Berührung des Bleies mit dem Glase nicht von den die Corrosion des Metalles
                              bedingenden oder fördernden Momenten ausgeschlossen sey. In der That, als man das
                              Blei in ein halb mit activem Wasser gefülltes Becherglas so einbrachte, daß es statt
                              auf dem Boden zu liegen frei an einem Seidenfaden unter dem Flüssigkeitsspiegel
                              hing, blieb das Blei eine Woche lang unangegriffen.
                           Die Zusammensetzung der krystallinischen Bleiverbindungen, wie sie in activem
                              destillirtem Wasser zu entstehen pflegen, ist nicht weniger schwankend und Wechseln
                              unterworfen, als die Erscheinung, aus der sie hervorgehen. Zum Zweck der Analyse
                              sammelte man die Verbindung verschiedener Operationen aber ganz gleicher Darstellung
                              – blankgeschabtes Bleiblech in Bechergläsern mit activem Wasser eingelegt, alle Bleistreifen von
                              einem Stück – auf Filtern mittelst Abspülen, aber unter Vermeidung von
                              Schaben etc. Das Filtrat war stets völlig bleifrei. Die Verbindung ist für ein
                              Bleisalz auffallend leicht im Vergleich zu dem Volum welches sie im Glase einnimmt,
                              eine Folge der feinschuppigen Beschaffenheit. Die vom Filter genommene
                              Bleiverbindung wurde zuletzt über Schwefelsäure unter der Glocke der Luftpumpe
                              getrocknet, bis kein Gewichtsverlust mehr stattfand. Man zerlegte sie durch Erhitzen
                              in einer Uförmig gebogenen Glasröhre über der Gaslampe,
                              während ein stetiger, sehr langsamer, durch Schwefelsäure geleiteter, durch einen
                              Tröpfelaspirater angesogener Luftstrom hindurchstrich. Das entwickelte Wasser und
                              die Kohlensäure sind wie bei der Analyse organischer Verbindungen aufgefangen und
                              gewogen. Es blieb im Zersetzungsrohr gelbes, in verdünnter Salpetersäure völlig
                              lösliches Bleioxyd. Die Zersetzung erfolgt schon vor der Glühhitze. Drei auf diese
                              Weise ausgeführte Analysen und zwei besondere Bleibestimmungen gaben folgende
                              Werthe:
                           
                              
                                 I.
                                 0,4775 Grm. Bleiverbindung lieferten 0,0355 Grm. Wasser und 0,022
                                    Grm.    Kohlensäure;
                                 
                              
                                 II.
                                 0,439 Grm. ebenso 0,0202 Wasser und 0,0892 Grm.
                                    Kohlensäure;
                                 
                              
                                 III.
                                 0,4575 Grm. endlich 0,0235 Wasser und 0,0385 Grm.
                                    Kohlensäure;
                                 
                              
                                 IV.
                                 0,355 Grm. ferner 0,360 
                                 schwefelsaures
                                 Blei und
                                 
                              
                                 V.
                                 0,4905 Grm.   „   
                                    0,542
                                 „
                                    „
                                 
                              
                           woraus sich folgende procentische Zusammensetzung
                              berechnet:
                           
                              
                                 
                                    I.
                                 II.
                                  III.
                                 IV.
                                 V.
                                 
                              
                                 Wasser
                                    7,43
                                    4,60
                                    5,14
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                    4,61
                                  20,32
                                    8,41
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Rest (Bleioxyd)
                                  87,96
                                  75,08
                                  86,45
                                 74,6
                                 81,1
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                                 
                                 
                              
                           In I und II ist das Bleioxyd lediglich als Gewichtsdifferenz berechnet; in III ist
                              der Rückstand der Zersetzung gewogen und der Gewichtsverlust genau der Summe des
                              Wassers und der Kohlensäure gleich befunden.
                           Die Abweichungen in der Zusammensetzung sind daher sehr groß und viel größer als die
                              Beobachtungsfehler so leicht auszuführender Bestimmungen seyn können. Die nächsten
                              empirischen Formeln würden seyn für
                           
                              
                                 
                                 I. 8PbO + 2Co² + 8HO
                                 
                              
                                 
                                 II. 8PbO + 11Co² + 6HO
                                 
                              
                                 
                                 III. 8PbO + 4Co² + 6HO
                                 
                              
                                 und für
                                 IV. und V. noch andere.
                                 
                              
                           
                           Der Uebereinstimmung im äußeren Ansehen ungeachtet sind also die Producte der
                              Corrosion sehr abweichender Zusammensetzung und höchst wahrscheinlich nur Gemenge
                              verschiedener Verbindungen aus Bleioxyd mit Kohlensäure und Wasser.