| Titel: | Ueber die Darstellung von Sauerstoffgas aus Chlorkalk; von F. Stolba. | 
| Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. CVI., S. 388 | 
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                        CVI.
                        Ueber die Darstellung von Sauerstoffgas aus
                           Chlorkalk; von F.
                              Stolba.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, 1866, Bd. XCVII S.
                              309.
                        Stolba, über Darstellung von Sauerstoffgas aus
                           Chlorkalk.
                        
                     
                        
                           In der letzten Zeit war in den chemischen Zeitschriften von einem Verfahren vielfach
                              die Rede, reines Sauerstoffgas auf eine einfache Art aus Chlorkalk darzustellen.
                              Diese Methode beruht auf der Einwirkung gewisser Metallsuperoxyde auf den Chlorkalk
                              und besteht darin, daß man eine klar filtrirte Chlorkalk-Auflösung bei
                              höherer Temperatur auf kleine Mengen dieser Metallsuperoxyde einwirken läßt, wozu
                              Fleitmann
                              Polytechn. Journal Bd. CLXXVII S.
                                       157. Kobaltsuperoxyd empfiehlt. Man gebraucht deßwegen eine klar filtrirte
                              Lösung, weil eine trübe oder ein Gemenge von Chlorkalk mit Wasser beim Erwärmen sehr
                              schäumt und äußerst leicht übergeht. Die Darstellung der klaren Chlorkalklösung ist
                              umständlich und zeitraubend, und kann meinen Versuchen zufolge leicht umgangen
                              werden, wenn man in folgender Art verfährt.
                           Der Chlorkalk wird mit ein wenig Wasser zerrieben, damit sämmtliche Klümpchen
                              zertheilt werden, und man fügt während des Zerreibens fortwährend Wasser in kleinen
                              Antheilen hinzu, bis ein dickflüssiger Brei entsteht. Diesen bringt man in einen
                              geräumigen Glaskolben und fügt eine kleine Menge einer Lösung von salpetersaurem Kupferoxyd oder Chlorkupfer hinzu, und hierauf einige erbsengroße Stückchen Paraffin.
                           Ich wende deßwegen diese Kupfersalze an, weil sie, wie Böttger gezeigt hat, gerade so wirken wie Kobaltsalze und leichter zu
                              beschaffen sind. Beim Erwärmen, wozu man sich entweder des directen Feuers oder
                              eines Wasserbades bedienen kann, schmilzt das Paraffin und bedeckt den Brei mit
                              einer Schicht, welche jedes unangenehme und störende Schäumen und Ueberlaufen
                              verhindert. Die Gasentwickelung findet sehr ruhig und regelmäßig statt.
                           Obgleich alle Methoden aus dem Chlorkalk Sauerstoffgas darzustellen eine
                              verhältnißmäßig geringe Menge von Sauerstoff liefern, weil nur eine dem sogenannten
                              freien Chlor äquivalente Menge Sauerstoffgas, also z.B. bei Chlorkalk von einem
                              Gehalt von 25 Proc. wirksamen Chlors 5,6 Proc. Sauerstoffgas frei wird, so empfiehlt
                              doch diese Methode die Leichtigkeit und Bequemlichkeit der Darstellung und die große
                              Reinheit des erhaltenen Gases; auch ist der Chlorkalk ungemein billig und es kommen
                              jetzt an wirksamem Chlor sehr reiche Sorten im Handel vor.