| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. , S. 73 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Elektrische Beleuchtung auf Leuchtthürmen.
                           Vor kurzer Zeit wurde die Beleuchtung auf den Leuchtthürmen des Hafens von Billy
                              eingerichtet. Zur Erzeugung des elektrischen Lichtes werden als Stromquelle die
                              Inductionsapparate der Gesellschaft l'Alliance benutzt,
                              die durch eine Dampf-Locomobile von Rouffet in
                              Thätigkeit versetzt werden. Als Regulator wird hierfür der neue Apparat von
                              Léon Foucault in Anwendung gebracht (welcher S. 37
                              in diesem Heft besprochen wurde). Das hier erzeugte Licht – vielmehr der
                              Kohlenlichtbogen – soll sich ganz besonders durch seine Continuität und
                              Stärke auszeichnen. Die Dampfmaschine arbeitet mit 5–6 Pferdekräften und kann
                              sowohl einzeln, als auch in gekuppelter Weise die zwei Inductionsapparate, von denen
                              jeder mit sechs Inductoren versehen ist, in Bewegung versetzen; jeder dieser
                              Apparate liefert dabei ein Licht, dessen Stärke gleich 150 Normaleinheiten ist, die
                              Lichtstärke der Flamme einer Carcel'schen Lampe dabei als
                              Einheit angenommen. Bei nebeliger Witterung hat die Dampfmaschine außerdem noch
                              einen anderen Dienst zu verrichten; dieselbe hat nämlich ein Gebläse in Bewegung zu
                              versetzen, durch welches die Luft in einer Windlade comprimirt wird, um mittelst
                              Pfeifen oder trompetenartigen Vorrichtungen sehr intensive Töne als Alarmzeichen
                              erzeugen zu können. (Aus „les
                                    Mondes,“ durch die Annales
                                 télégraphiques, September – October 1865, S. 569.)
                           
                        
                           Elektrische Boje.
                           Ein eigenthümlicher Versuch, welchen Duchemin anstellte,
                              mag hier erwähnt werden. Derselbe befestigte an eine kleine Boje oder auf einen
                              kleinen Floß aus Korkholz einen Kohlenring, in welchem eine Zinkplatte sich befand;
                              von der Kohle, sowie vom Zink giengen dünne Kupferdrähte aus, und das Element wurde
                              so angeordnet, eine Strecke weit vom Ufer in das Meer gelegt, während die
                              Drahtenden, die am Ufer sich befanden, mit den Enden der Spirale eines
                              Elektromagneten von einem elektrischen Läutewerke verbunden wurden. In demselben
                              Augenblicke, in welchem die Kette geschlossen wurde, fieng der Signalapparat zu
                              läuten an und ertönte durch einen ganzen Monat. Der Strom dieses kleinen Elementes
                              soll so stark gewesen seyn, daß die Wirkungen der Unterbrechungsfunken sehr deutlich
                              wahrgenommen werden konnten.
                           Der Berichterstatter in der Zeitschrift „les
                                    Mondes,“ aus welcher diese Nachricht in unsere Quelle (Annales télégraphiques, Sept. –
                              Oct. 1865, S. 570) übergegangen ist, macht auf verschiedene Anwendungen, die der
                              Versuch von Duchemin zur Folge haben könnte, jetzt schon
                              aufmerksam. Wenn man z.B. eine solche kleine Boje in einer gewissen Höhe über dem
                              Boden am Landungsplatze der Schiffe (nämlich am Eingange des Hafens) anbringt und
                              dieselbe in geeigneter Weise mit einem elektromagnetischen Läutewerke in Verbindung
                              bringt, so wird letzteres so lange signalisiren, als der Wasserstand hoch genug ist,
                              um die Kohlenzinkkette anzuregen; in diesem Falle zeigt er also den Schiffen schon
                              aus der Ferne an, an welcher Stelle die Wassertiefe für die Landung günstig genug
                              ist. – Wenn man – sagt weiter der Berichterstatter in „les Mondes“ – anstatt des kleinen
                              Schwimmers einen großen ausgedehnten, anstatt eines kleinen Kohlenzinkelementes ein solches mit großen
                              Platten, oder sogar anstatt eines einzigen Elementes eine ganze Kohlenzinkbatterie
                              (!) mittelst der Boje in das Meerwasser eintauchen läßt, so könne man nicht bloß ein
                              kleines Läutewerk, sondern sogar ein großes elektrisches Glockenwerk in Thätigkeit
                              versetzen, oder man würde eine Geißler'sche Röhre zum
                              Leuchten bringen können, oder es könnte vielleicht sogar auch möglich seyn, einen
                              Strom von solcher Stärke zu erhalten, um mittelst einer elektrischen Lampe ein
                              beständiges Licht zu erzeugen und so auf bedeutende Entfernungen von passenden
                              Stellen der Ufer oder an Eingängen von Häfen beständig ausreichende Signale für die
                              Schiffe zu unterhalten.
                           
                        
                           Sprengen einer Gußeisenwalze mit Nobel'schem Sprengöl zu Rothehütte,
                              Oberharz.
                           In der Mitte der 14 Fuß langen, 22 Zoll dicken und 120 Centner schweren Walze wurde
                              rechtwinkelig gegen die Achse 12 3/4 Zoll tief ein 1 Zoll weites Bohrloch
                              niedergebracht, dieses 1 1/2 Zoll tief mit einem Schraubengang versehen und in
                              diesem eine Schraube mit vierkantigem Kopfe mittelst eines Schraubenschlüssels fest
                              eingeschroben, nachdem das Loch mit 3 Loth Nitroglycerin geladen, durch einen
                              ausgebohrten Canal in der Achse der Schraube die Zündschnur durchgesteckt und
                              darüber bis unter die Schraube mit losem Sande gefüllt worden. Nach Anzündung der
                              letzteren wurde bei der Explosion die Walze in 6 größere und einige kleinere Stücke
                              so zertrümmert, daß von beiden Längenseiten je ein mehrere Centner schweres Stück
                              30–40 Fuß weit in mäßigem Bogen fortgeschleudert wurde. Ein gleiches Stück
                              unterhalb des Loches blieb auf seinem Platze liegen und drückte sich mit der runden
                              Fläche bis zu seiner. Hälfte in den Rasengrund ein. Die beiden größten Stücke wurden
                              einige Fuß von einander gestoßen und von dem einen derselben war an dem
                              abgeschwächten Ende durch die heftige Erschütterung ein Stück von 2 Fuß Länge
                              abgebrochen. Das eine der noch zu sprengenden größten Stücke zeigte der Achse
                              entlang einen Riß. (Berggeist, 1866, Nr. 23.)
                           
                        
                           Ueber den weißen Phosphor, von E. Baudrimont.
                           Bekanntlich bedeckt sich der Phosphor beim Aufbewahren unter Wasser und im Lichte mit
                              einer undurchsichtigen Schicht von weißem Phosphor. Der Verfasser findet, daß sich
                              der weiße Phosphor nur unter Mithülfe der Luft bildet. Bewahrt man Phosphor in
                              luftdichten Gefäßen und unter luftfreiem Wasser auf, so bildet sich kein weißer
                              Phosphor. Der weiße Phosphor hat denselben Schmelzpunkt wie der durchsichtige, zeigt
                              überhaupt dieselben Löslichkeiten und Reactionen wie dieser. Unter dem Mikroskop
                              erscheint der weiße Phosphor vollkommen amorph. Der weiße Phosphor entsteht, indem
                              der Phosphor im Licht durch den oxydirenden Einfluß der Luft angefressen wird. Das
                              über dem Phosphor stehende Wasser reagirt bekanntlich sauer. Sobald alle im Wasser
                              befindliche Luft verbraucht ist, hört die Bildung des weißen Phosphors auf Comptes rendus, 1865, t. LXI
                              p. 857.)
                           
                        
                           Neue Bereitungsweise von Hartblei; von V. Kletzinsky.
                           Bekanntlich ist das Hartblei ein Gemenge, zusammengeschmolzen aus Blei und Bleiglanz
                              (Schwefelblei); auf andere Weise wird das Blei gehärtet durch Legiren mit einigen
                              Procenten von metallischem Antimon. Eine neue Bereitungsweise von Hartblei, welche
                              beide Methoden combinirt, besteht darin, daß man 5 Gewichtstheile Blei mit 1
                              Gewichtstheile Schwefelantimon (Antimonium crudum)
                              zusammenschmilzt; solchergestalt erhält man einen hellen harten Regulus, dessen beliebiger Zusatz zu
                              gewöhnlichem Weichblei alle Arten von Hartblei zu erzeugen gestattet.
                           Schmilzt man 2 Theile Bleiglätte mit 1 Theile Schwefelantimon zusammen, so erhält man
                              unter Entwickelung von schwefligsaurem Gas und Abfall einer neapelgelben, aus
                              Bleioxyd und Antimonoxyd bestehenden Metallasche gleichfalls einen dem obigen
                              ähnlichen Regulus von Hartblei, der aus Schwefelblei und Antimonblei besteht. (Aus
                              des Verfassers „Mittheilungen aus dem Gebiete der reinen und angewandten
                                 Chemie.“ Wien 1865.)
                           
                        
                           Schlagloth für Hartlöthungen.
                           Ein treffliches Schlagloth für Hartlöthungen erhält man, wenn man vier Theile Zinn
                              und sechs Theile Wismuth zusammenschmilzt, in den heißen Metallfluß rasch 18 Theile
                              Zink einträgt und nach erfolgtem Zusammenschmelzen 72 Theile Kupfer zusetzt; nach
                              dem Klarschmelzen wird die Masse unter öfterem Umrühren mit einem Stahldrahte durch
                              Eingießen in Wasser granulirt. V. Kletzinsky. (A. a.
                              O.)
                           
                        
                           Kieselflußsäure zur Läuterung der Rübenmelasse; von V. Kletzinsky.
                           Die Kieselflußsäure, welche selbst in syrupdicker Concentration nicht sehr ätzend
                              wirkt, nicht giftig ist und täuschend der Weinsäure ähnlich schmeckt, wäre als
                              billige Drogue in fabrikmäßiger Darstellung im Großen zur Abscheidung der Säuren aus
                              ihren Kalisalzen sehr erwünscht; ihre Darstellung gelänge in gußeisernen, innen
                              verbleiten Entwickelungsapparaten mit weiten, schräg abgeschnittenen bleiernen
                              Leitungsröhren, die von Zeit zu Zeit gefegt werden könnten, bei Dampfheizung leicht,
                              billig und sicher, wobei in der abfallenden, gut abgepreßten und gerösteten
                              Kieselsäuregallerte ein für die Erzeugung von Feinglas werthvolles Nebenproduct für
                              Glashütten gewonnen werden könnte.
                           Leitet man das Fluorkieselgas, welches sich aus 1 Pfund Glaspulver (oder 3/4 Pfd.
                              Quarzmehl), 2 Pfd. Flußspathpulver und 3 Pfd. concentrirter Schwefelsäure
                              entwickelt, in 10 Maaß Wasser; Nennt man die gefällte Kieselsäuregallerte durch
                              Abpressen von der Kieselflußsäurelösung, setzt man letztere einem Centner roher
                              Rübenmelasse zu und erhält man das Gemisch in einem Kessel bis zur Verflüchtigung
                              des zugesetzten Wassers, also bis zur Eindampfung auf das ursprüngliche Volumen der
                              Rübenmelasse im Wallsude, so entweichen die übelriechenden Fuselöle der
                              Rübenmelasse, nach mehrtägigem Ablagern des erkalteten Syrups scheidet sich
                              Kieselfluorkalium aus und die klar abgezogene Melasse hat den leimähnlichen Gestank
                              und widerlichsalzigen Geschmack so weit verloren, daß sie mit Colonialsyrup
                              verschnitten und zur Erzeugung von Rum oder ordinärem Sprit vergohren werden kann.
                              (A. a. O.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung des in Wasser löslichen Anilinblaus; von
                              Dr. Jacobsen.
                           Zu den (im polytechn. Journal Bd. CLXXIX S.
                                 404 mitgetheilten) Versuchen von Dr. Max Vogel bemerkt Dr. Jacobsen (chemisch-technisches Repertorium 1865,
                              II) Folgendes:
                           
                              „Die Anwendung der rauchenden Schwefelsäure zum Löslichmachen des
                                 Anilinblau ist, wenn darüber bisher auch, soviel mir bekannt, nichts in der
                                 Journalliteratur veröffentlicht wurde, keineswegs den Fabrikanten unbekannt, wie
                                 Hr. Dr. V. zu glauben scheint, und zwar verfährt man
                                 dabei in der Praxis im Allgemeinen folgendermaßen: 1 Thl. gut ausgetrocknetes
                                 Anilinblau wird in einer Porzellanschale mit 4–6 Thln. rauchender (Nordhäuser)
                                 Schwefelsäure unter beständigem Rühren mit einem starken Glasstab oder
                                 Porzellanspatel übergossen, die Masse ganz allmählich bis auf 120 bis
                                 130° C. erwärmt, ohne daß man dabei mit dem Rühren aufhört, und diese
                                 Temperatur so lange eingehalten (circa 1–2
                                 Stunden), bis die Masse als ein gleichmäßiger, keine freien Körnchen von
                                 Anilinblau zeigender Syrup erscheint und eine herausgenommene kleine Probe in
                                 ein Kölbchen, mit einer zur Neutralisation der Schwefelsäure mehr als
                                 ausreichenden Menge einer Lösung von kohlensaurem Natron in Wasser gebracht und
                                 zum Kochen erhitzt, sich möglichst völlig löst. Wenn dieß der Fall ist, gießt
                                 man die Masse in eine größere Porzellanschale, welche eine ausreichend große
                                 Quantität (kalkfreien) Wassers enthält, unter den nöthigen Vorsichtsmaßregeln,
                                 d.h. portionenweise und unter Umrühren des Wassers ein, erhitzt das Ganze noch
                                 einmal kurze Zeit, läßt gut absetzen, decantirt von dem etwa vorhandenen
                                 ungelösten Anilinblau, der geringen Menge verkohlter Farbe und Unreinigkeiten,
                                 und neutralisirt die klare Flüssigkeit nach dem Erkalten möglichst genau mit
                                 kohlensaurem Natron. Das lösliche Blan fällt dann zu Boden; die überstehende
                                 Flüssigkeit wird abgegossen, der Farbstoff gesammelt, gut ausgepreßt und
                                 getrocknet. Obgleich die Behandlung mit rauchender Schwefelsäure durch
                                 Zerstörung eines Theiles des Anilinblaus einen Verlust mit sich bringt und
                                 abgesehen von dem durch Waschen nicht entfernbaren Antheile von schwefelsaurem
                                 Natron im Bleu soluble (weil letzteres ja selbst in
                                 Wasser löslich ist), erhält man eine größere Ausbeute an löslichem Anilinblau
                                 als man unlösliches Blau in Arbeit genommen. Es rührt dieß daher, daß das in
                                 Wasser lösliche Anilinblau nicht, wie bisher angenommen, eine lösliche
                                 Modification des unlöslichen Anilinblaus, sondern analog dem indigschwefelsaurem
                                 Natron als anilinblauschwefelsaures Natron zu betrachten ist. (Hr. Prof. A. W.
                                 Hofmann, der diese interessante Thatsache
                                 festgestellt, aber die Arbeiten über diesen Gegenstand bisher noch nicht
                                 veröffentlicht hat, gestattete mir gütigst, derselben Erwähnung zu thun.) Je
                                 nachdem man die Operation mit mehr oder weniger Vorsicht geleitet, je nachdem
                                 man ein rothstichiges oder grünstichiges, ordinäres oder feines Anilinblau in
                                 Arbeit genommen, fällt das lösliche Blau mehr oder minder gut, röthlicher oder
                                 weniger roth, reiner oder schmutziger im Tone aus. Ein völlig rothfreies
                                 Nachtblau, wie man solches ohne Schwierigkeit als nur in Alkohol löslich
                                 erhalten kann, scheint auf diese Weise nicht darstellbar zu seyn, mir ist dieß
                                 wenigstens nicht gelungen, auch ist mir kein solches käufliches in die Hand
                                 gekommen.“
                              
                           
                        
                           Vorzügliches Schwarz auf Baumwollgarn.
                           Das gekettete Garn wird eine Stunde lang in Loheabkochung ausgekocht. Auf 10 Pfund
                              Garn werden dazu 2 Pfund frischer Lohe gut ausgekocht und durch ein Sieb gegossen.
                              Nach dem Auskochen gibt man die heiße Flotte in eine Kufe, kettet das Garn aus,
                              hängt es an Strippen hinein und läßt es dann, nachdem es mehreremale gestürzt, über
                              Nacht darin liegen. Dann bringt man das Garn auf ein kaltes Eisenbad (2 Pfund
                              Eisenvitriol auf 10 Pfund Garn), zieht 6 Mal um und dreht dann sehr gut ab. Das
                              abgerungene Garn kommt nun auf ein heißes Chrombad, in welchem es 5 bis 6 Mal
                              umgezogen wird. Man rechnet bei der ersten Post auf 10 Pfd. Garn 1/2 Pfund rothes
                              chromsaures Kali; bei der zweiten Post bricht man schon ab und nimmt nur 6 Loth
                              Chromkali. Aus dem Chrombade, in welchem das Garn eine Olivenfarbe annimmt, muß
                              dasselbe sehr gut gespült werden, weil die geringste Spur in dem Garn verbleibenden
                              Chroms die Blauholzflotte bei dem jetzt folgenden Ausfärben brechen und so die
                              Wirkung des Blauholzes theilweise vernichten würde. Man stellt das Ausfärbebad mit 4
                              Pfund Blauholz und 1 Pfund Quercitron an und färbt heiß aus. Sobald die Flotte
                              ausgezogen, gibt man ein wenig Oel hinein, rührt gut durch, zieht das Garn noch
                              einige Male um, nimmt heraus, dreht ab und trocknet; das Oel gibt dem Garn
                              Geschmeidigkeit und Glanz.
                           Dieses Schwarz eignet sich namentlich für solche Waare, wo es auf ein tiefes und sehr
                              echtes Schwarz ankommt. Die Herstellungsweise ist nicht billig und das Schwarz
                              deßhalb wenig in Lohnfärbereien gebräuchlich. (Muster-Zeitung für Färberei
                              etc. 1866, Nr. 5.)
                           
                        
                           
                           Ueber die sogenannten Fruchtessenzen.
                           Die Fruchtessenzen sind bekanntlich spirituöse Auflösungen der verschiedenen
                              Aethyloxydsalze von specifischem Obstgeruch, einiger organischen Säuren und
                              ätherischen Oele und einiger anderen Hülfsstoffe, welche, verschiedenen Zuckersäften
                              beigemischt, dieselben anscheinend für Geruch und Geschmack in charakteristische
                              Fruchtsäfte umwandeln. Prof. V. Kletzinsky gibt in seinen
                              „Mittheilungen aus dem Gebiete der reinen und angewandten
                                 Chemie“ (Wien 1865) die Zusammensetzung einiger der häufigst
                              gebrauchten Mischungen dieser Art an, die um so mehr von Interesse sind, als die
                              Mischungsverhältnisse von den Fabrikanten meist als Geheimniß bewahrt werden.
                              Selbstverständlich ist bei der enormen Ausgiebigkeit dieser Essenzen, also bei der
                              Geringfügigkeit der Mengen, in welchen sie verwendet werden, von einer Gefährdung
                              der Gesundheit nicht im Entferntesten die Rede. Der Zusatz des Glycerins, das sehr
                              häufig als Ingredienz erscheint, trägt erfahrungsgemäß wesentlich zu dem innigen
                              Verklingen der einzelnen Geruchs- und Geschmackstöne zu einem einzigen
                              Empfindungsaccord bei; es ist selbstverständlich, daß der gemeinschaftliche Träger
                              aller dieser Essenzen, nämlich der rectificirte Weingeist vom spec. Gewicht 0,83,
                              vollkommen fuselfrei und daß überhaupt alle Ingredienzen chemisch rein seyn
                              müssen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 180, S. 77
                              Bestandtheile in Kubikcentimetern,
                                 welche auf je 100 Kubikcentimeter Sprit zugesetzt werden.; Name der
                                 Fruchtessenz.; Chloroform; Salpeteräther; Aldehyd; essigsaures Aethyloxyd;
                                 ameisensaures Aethyloxyd; buttersaures Aethyloxyd; baldriansaures Aethyloxyd;
                                 benzoësaures Aethyloxyd; önanthsaures Aethyloxyd; sebacylsaures
                                 Aethyloxyd; salicylsaures Methyloxyd; essigsaures Amyloxyd; buttersaures
                                 Amyloxyd; baldriansaures Amyloxyd; Orangenschalenöl; in kaltgesättigter
                                 alkoholischer Lösung; Weinsäure; Kleesäure; Bernsteinsäure; Benzoësäure;
                                 Glycerin; Ananas, Melonen, Erdbeeren, Himbeeren, Ribisel (Johanuisb.); Trauben;
                                 Aepfel; Birnen; Orangen; Citronen; Weichsel; Kirschen; Pflaumen; Apricosen;
                                 Pfirsiche; Persicoöl; Amylalkohol; Citronenöl
                              
                           
                        
                           
                           Surrogat für Baumwolle.
                           Ein neuerdings in Chemnitz aufgetauchtes Surrogat für Baumwolle, über dessen
                              Herkunft, Ausbeute und Bezugsquellen jedoch keine Auskunft erlangt werden
                              konnte,Es scheinen die den Samen umgebenden Haare aus der Frucht einer Asclepiasart
                                    (Seidenpflanze) zu seyn. zeigt feine, weiche, seidenartig glänzende Fasern, deren Dicke 1/80 bis 1/40
                              Millimeter und deren Länge 10 bis 20 Millimeter beträgt. Die Fasern stimmen daher in
                              ihrer Stärke ungefähr mit der Baumwollfaser überein, werden aber, was die Länge
                              betrifft, von fast allen Baumwollsorten, und zwar bedeutend, übertroffen.
                           Das Aussehen der betreffenden Haargebilde unter dem Mikroskop ist insofern dem der
                              Baumwolle gleich, als sie auch wie diese aus je einer langgestreckten Zelle
                              bestehen. Während aber die Baumwollzelle zusammengehalten ist und daher nicht mehr
                              rund, sondern breit bandförmig erscheint, zeigen jene Zellen fast nur eine
                              cylindrische, schlauchförmige Gestalt; nur hier und da ist der Hohlcylinder
                              zusammengedrückt und an solchen Stellen zeigt die Faser auch die für die
                              Baumwollfaser charakteristischen Schraubenwindungen. An den schiefen Biegungen
                              fallen die Zellwände ebenfalls, aber nur auf eine kurze Strecke – wie bei
                              einem Schlauche – zusammen.
                           Die Wände der Zellen sind ungemein zart, in weit höherem Grade als bei der
                              Baumwollfaser oder gar bei der Leinfaser. Die betreffende Faser läßt sich daher viel
                              leichter zerreißen als die beiden letzteren und wird aus gleichem Grunde von Säuren
                              rascher zerstört.
                           Diese geringere Festigkeit (vielleicht auch die geringere Neigung zu
                              schraubenförmigen Windungen) möchte das Verspinnen der genannten Faser auf unseren
                              Maschinen wohl etwas erschweren. (Polytechnisches Centralblatt, 1866 S. 75.)
                           
                        
                           Rohes Rüböl als flüssige Schmiere bei niederer
                              Temperatur.
                           In einem Artikel des „Organ für die Fortschritte des
                                 Eisenbahnwesens“ (1865, Heft 3 und 4, S. 149) theilt Dr. Ziurek die Ergebnisse der
                              Versuche mit, welche er unternahm, um unraffinirtes Rüböl auch bei niedrigen
                              Temperaturen nicht erstarren zu lassen, so daß es auch dann noch für den Basson'schen Schmierapparat verwendbar bleibt. Das
                              Hauptsächlichste dieser Resultate ist in dem Folgenden mitgetheilt.
                           Da das unraffinirte Rüböl bei 2 bis 4° C. erstarrt, so wird dasselbe in dem
                              Basson'schen Schmierapparate mit seinem blechernen
                              Oelbehälter, wo also nur eine sehr dünne Schicht wärmeleitenden Materiales zwischen
                              dem Oele und der Atmosphäre sich befindet, zur Winterzeit sehr leicht fest werden
                              und den Schmierapparat außer Thätigkeit bringen. Zur Abhülfe dieses Uebelstandes muß
                              das Oel mit einem anderen Materiale versetzt werden, und zwar muß letzteres nach Dr. Ziurek folgenden
                              Bedingungen Genüge leisten: Es muß
                           1) mit dem Rüböle unter allen Verhältnissen sich gleichmäßig mischen;
                           2) selbst bei der niedrigsten Temperatur nicht fest werden;
                           3) auch in der Mischung mit Rüböl diese Eigenschaft behalten;
                           4) keinen für den vorliegenden Zweck des Oeles nachtheiligen Einfluß ausüben;
                           5) auf den Apparat selbst nicht zerstörend einwirken;
                           6) den Preis des Rüböles gar nicht oder nur unwesentlich erhöhen.
                           Unter den Stoffen, welche erst bei sehr niedriger Temperatur fest werden, haben nach
                              Dr. Ziurek's
                              Untersuchungen ihren Erstarrungspunkt:
                           Aether unter 50° C.
                           Alkohol unter 100° C.
                           Ammoniak bei 75° C.
                           Leinöl        
                              „   28° C.
                           Mohnöl      
                              „   29° C.
                           
                           Olein und Thran bei 12° C.
                           Terpenthinöl bei 27° C.
                           Photogen aus Steinkohlen bei 37° C.
                           Photogen aus Braunkohlen bei 29° C.
                           Steinkohlentheeröle, je nach ihrem Gehalte an Naphtalin, bei 1 bis
                              15° C.
                           Solaröle, je nach ihrem Paraffingehalt, bei 2 bis 16° C.
                           rohes persisches Steinöl bei 39° C.
                           canadisches Petroleum    
                              „  11° C.
                           virginisches Petroleum     
                              „  15° C.
                           rectificirtes Petroleum, hell, bei 27° C.
                                   „                „        dunkel,
                              bei 21° C.
                                   „                „        letztes
                              Product, bei 11° C.
                           Die hier angeführten Stoffe würden sich mit Ausnahme des Alkohols und Ammoniaks
                              sämmtlich mit dem Rüböl mischen lassen.
                           Dagegen stellt sich der Anwendung entgegen, daß
                           Aether zu feuergefährlich und zu theuer ist,
                           Leinöl und Mohnöl leicht eintrocknen und schmierig werden,
                           Olein das Metall angreift und in zu großer Quantität verbraucht
                              werden würde,
                           Terpenthinöl zu theuer ist und schnell verharzt,
                           Steinkohlentheeröl und Solaröle zu leicht erstarren,
                           rohe Steinöle zu feuergefährlich sind.
                           Von den noch übrigbleibenden Materialien, nämlich Photogen aus Stein- und
                              Braunkohlen und rectificirtes Petroleum, ist das letzte durch Erfüllung sämmtlicher
                              gestellter Bedingungen das passendste, und erhält man durch Mischung von
                           
                              
                                 95 Proc.
                                 Rüböl
                                 mit
                                   5 Proc.
                                 Petroleum
                                 ein bei
                                   8 bis 9° C.
                                 
                              
                                 90    „
                                 „
                                 „
                                 10    „
                                 „
                                 „   „
                                 10  „  12° C.
                                 
                              
                                 85    „
                                 „
                                 „
                                 15    „
                                 „
                                 „   „
                                 15  „  16° C.
                                 
                              
                                 80    „
                                 „
                                 „
                                 20    „
                                 „
                                 „   „
                                 19  „  20° C.
                                 
                              
                           erstarrendes Schmiermaterial. (Zeitschrift des deutschen
                              Ingenieurvereins, 1866, Bd. X S. 73.)
                           
                        
                           Ueber die Nachweisung von Alkohol in ätherischen Oelen.
                           Zur sicheren Erkennung der Verfälschung ätherischer Oele mit Alkohol empfahl Puscher im Nürnberger Gewerbeverein Fuchsin, welches in Alkohol sehr leicht löslich, in ätherischen Oelen
                              dagegen unlöslich ist, so daß schon die Beimengung von 1 Procent Alkohol dadurch
                              ermittelt werden kann.
                           
                        
                           Schnelle Bereitung einer Schellacklösung.
                           Die Auflösung von Schellack läßt sich nach der „pharmaceutischen
                                 Zeitung“ am schnellsten und sichersten auf die Weise bewirken, daß
                              man den Schellack auf einer großen grobmahlenden Kaffeemühle, indem man ihn 2 bis 3
                              Mal durchgehen läßt, zu einem gleichmäßigen Pulver mahlt, in das Auflösungsgefäß
                              schüttet, nur so viel Spiritus darauf gießt, daß die umgeschüttelte Masse die
                              Consistenz eines mäßig dünnen Breies hat, das Gefäß auf ein zusammengelegtes
                              Handtuch legt, dessen Enden doppelt liegen, damit die so gebildeten Wulste das
                              Fortrollen desselben hindern, und die Flasche alle 1/4 bis 1/2 Stunden etwa um 90
                              Grad dreht. Der Brei verdickt sich im Anfang, wird dann dünner flüssig und bildet
                              nach beiläufig 8 bis 10 Stunden eine syrupdicke, ganz gleichmäßige, nicht mehr
                              absetzende Flüssigkeit, welcher man dann den noch fehlenden Spiritus zusetzt.
                           
                        
                           
                           Ueber die Zusammensetzung des sogenannten
                              „Westindia-Phosphats,“ eines angeblichen
                              Mineraldüngers, von Dr. T. L. Phipson.
                           Unter dem Namen „West India Phosphate“ – der
                              gebräuchlichen Bezeichnung für eine ganze Reihe der verschiedenartigsten
                              phosphorsäurehaltigen Stoffe, welche unter den englischen Landwirthen Absatz finden
                              – kam im Sommer vorigen Jahres eine Substanz in den Handel, welche angeblich
                              aus Amerika eingeführt seyn und hauptsächlich aus phosphorsaurem Kalk bestehen sollte. Indessen fand Phipson bei der chemischen Untersuchung zahlreicher, ihm von mehreren
                              Handlungshäusern eingesandter Proben, daß dieses neue Product keine Spur von Phosphorsäure enthält, sondern im Durchschnitte besteht
                              aus:
                           
                              
                                 schwefelsaurem Kalk
                                 65,00
                                 
                              
                                 Wasser
                                 13,50
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 19,00
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde     
                                 0,86
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 0,70
                                 
                              
                                 Sand
                                 0,45
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,50
                                 
                              
                           Dasselbe enthält also die sämmtlichen Substanzen, aus welchen
                              der Kesselstein von Seedampfschiffen besteht.
                           Es ist eine sehr eigenthümliche neue Art von Industrie, den aus den Kesseln der
                              großen Seedampfer ausgekratzten Kesselstein als
                              „Westindia-Phosphat“ in den Handel zu bringen und
                              das Publicum dadurch in der frechsten Weise zu betrügen!
                           Dieses „Westindia-Phosphat“ bildet ziemlich harte, mehr
                              oder weniger cylindrische, concave oder convexe, eine feine Streifung zeigende
                              Stücke, welche zum Theil gewissen fossilen Muscheln gleichen, während andere ein
                              ganz anderes Ansehen haben. Die Substanz löst sich in Säuren leicht und vollständig;
                              an destillirtes Wasser gibt sie eine nicht unbedeutende Menge Chlornatrium ab.
                              – Die Kesselsteine der mit Seewasser gespeisten Dampfkessel wurden von Cousté (polytechn. Journal Bd. CXXV S. 258) und von Völcker (Cosmos vom 18.
                              October 1865) untersucht. (Chemical News, vol. XIII p. 1; Januar 1866.)
                           
                        
                           Warnung vor den bunten Schieferstiften.
                           Von der königl. preußischen Regierung zu Cöln ist eine Warnung vor den jetzt im
                              Handel vorkommenden bunten Schieferstiften erlassen worden; dieselben sind mit
                              (arsenikhaltigem) Schweinfurtergrün hellgrün, mit chromsaurem Bleioxyd gelb und mit
                              Mennige roth bemalt, daher, besonders für Kinder, gefährlich.
                           
                        
                           Einfaches Mittel zur Vertilgung der Ratten.
                           Man nehme gepulverten Gyps und entwässere ihn unter Erhitzen in einem kupfernen oder
                              eisernen Kessel, bis eine Probe in einem trockenen Reagensgläschen erhitzt keinen
                              Wasserbeschlag an dem oberen Theile des Gläschens ansetzt. Diesen gebrannten Gyps
                              vermischt man mit einem gleichen Volumen trockenen Weizenmehls und parfümirt das
                              Gemisch gut mit Anisöl. Das Gemisch bewahrt man in trockenen Blechbüchsen auf. Man
                              setzt davon auf thönernen Tellern unter die Schweinställe oder an sonstige passende
                              Orte und stellt wo möglich in der Nähe eine Schüssel mit Wasser auf. Die Ratten,
                              welche begierig von dem Gypsgemisch fressen und dann von dem Wasser saufen, erzeugen
                              in ihrem Magen einen Gypskuchen, der nicht verdauet wird und woran die Thiere
                              sterben. (Pharmaceutische Centralhalle, 1866 S. 65.)