| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. , S. 402 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Das amerikanische Kuppelschiff
                              „Monadnock.“
                              
                           Der Moniteur de la flotte gibt nach amerikanischen
                              Blättern eine Beschreibung des gepanzerten Kuppelschiffs
                              „Monadnock,“ das auf einer Fahrt von New-York nach
                              dem stillen Weltmeer einen, resp. 3 Tage früher als die es begleitenden
                              Schraubenfregatten „Tuscarora“ und
                              „Powhattan“ in Rio Janeiro eingetroffen ist. Die
                              durchschnittliche Geschwindigkeit der Fahrt von Bahia nach Rio stellte sich auf 7,02
                              Faden, der Kohlenverbrauch während einer Heizungszeit von 4 Tagen 9 Stunden 8
                              Minuten auf 116 Tonnen 6 Ctr. 23 Pfd. (oder 101,920 Kilogramme). Die Maschinen waren
                              bei der Ankunft in Rio noch in gutem Zustande, müssen aber besichtigt und
                              stellenweise einer leichten Reparatur, die mit den am Bord befindlichen Hülfsmitteln
                              vorgenommen werden kann, unterzogen werden. Der Rumpf des
                              „Monadnock“ ragt nicht über 18 Zoll über das Wasser hervor.
                              Sobald zum Gefecht klar gemacht wird, verschwinden die Brüstung, die über den
                              Kuppeln angebrachten Steuerhäuschen, die sie in Verbindung setzende Gallerie, die
                              Boote, Ketten, Ventilatoren etc. im Innern, die Luken schließen sich, und man sieht
                              nur noch die zwei Kuppeln über das glatte Deck hervorragen, das mit einer Eisendecke
                              von 1 und einer Holzwand von 8 Zoll Dicke bekleidet ist. Die Seitenwände des
                              Schiffes tragen einen Eisenpanzer von 5 Zoll Dicke, der auf einer 36zölligen
                              Holzwand sitzt. Die beiden Kuppeln bestehen aus 10 1/2zolligen Eisenplatten und sind jede mit
                              Kanonen im Gewichte von 19,584 Kilogr. versehen, die mit einer Mittelladung von
                              22,67 Kilogr. Pulver Geschosse von 182 Kilogr. Gewicht schleudern. Der Durchmesser
                              der Seele beträgt 38 Centim., der Durchmesser der Geschützöffnung mit Inbegriff des
                              Randes 1 Met. 21 Centim. Ein kleiner Schiffsjunge kriecht in das Geschütz hinein,
                              wenn es gereinigt werden soll. Zur Lüftung der inneren Räume sind im Ganzen sechs
                              Ventilationsmaschinen angebracht. Das Licht dringt durch Oeffnungen von der Größe
                              einer gewöhnlichen Kanonenkugel ein, die während eines Gefechtes mit schweren
                              eisernen, von innen festzuschraubenden Deckeln geschlossen werden. Sollte die
                              Enterung versucht werden, so genügt schon ein Schuß mit einer starken Pulverladung,
                              um durch den gewaltigen Luftdruck das Deck rein zu fegen. Außerdem kann man
                              vermittelst einer Maschine Handgranaten aus den Luftlöchern schleudern und aus den
                              beiden Thürmen ein lebhaftes Musketenfeuer unterhalten. Das Schiff hat 15 Officiere
                              und 160 Mann an Bord. (Berggeist, 1866, Nr. 33.)
                           
                        
                           Explosion durch spontane Dampfentwickelung.
                           Gustav Schmidt, Prof. in Prag, erinnert im 11. Bande des
                              Civilingenieurs (Heft 5, S. 71 des Notizblattes) daran, daß er schon in seiner
                              „Theorie der Dampf-Maschinen,“ Freiberg, 1861, S.
                              170, auf die in dem ausgekochten Zustande des Wassers liegende Gefahr von
                              Explosionen aufmerksam gemacht habe, gestützt auf den bei Hofrath Eisenlohr in Carlsruhe gesehenen Versuch, daß
                              „ein in ein Haarröhrchen endender Glaskolben explodirt, wenn in
                                 demselben vollkommen ausgekochtes Wasser vom kalten Zustande aus bei voller Ruhe
                                 erhitzt wird, indem die Dampfbildung bei vielen Molecülen zugleich erfolgt und
                                 nicht durch Vermittelung von Luftblasen eine successive Dampfentwickelung
                                 bewerkstelligt wird.“
                              
                           Einen zweiten Versuch hatte Schmidt bei Professor Nauck in Riga gesehen und im Notizblatte des technischen
                              Vereines zu Riga vom Jahre 1863, S. 94 beschrieben. Zwei Glaskolben A und B, von welchen A Wasser enthielt, waren verkorkt und durch ein doppelt
                              abgebogenes, bis unter den Kort reichendes Glasrohr mit einander verbunden. An
                              diesem Rohre war der Apparat mittelst Drähten aufgehangen. Von dem Korke des Kolbens
                              B gieng ein zweites Glasrohr ab, welches sich in
                              einem 940 Millimeter langen Schenkel abwärts bog, welcher in ein Gefäß C tauchte. In C wurde,
                              nachdem, durch Erhitzen des Wassers in A zum Kochen, die
                              Luft aus dem Apparate durch Wasserdampf verdrängt war, Quecksilber gegossen. Als die
                              Flamme unter A weggenommen und B in ein Gefäß mit kaltem Wasser getaucht war, erfolgte durch die in dem
                              Condensator B bewirkte Verdichtung von Wasserdampf und
                              Abnahme der Spannung in A ein heftiges Aufwallen,
                              während das Quecksilber aus dem Gefäße C wegen der
                              geringen Spannung der Dämpfe bis auf wenige Zolle unter dem Barometerstand aufstieg.
                              Unter diesen Verhältnissen wurde nicht gewagt, den Kolben A von Neuem zu erhitzen, weil nach Professor Nauck's Bemerkung alsdann ohne Zweifel eine Explosion stattfinden würde.
                              Als der Apparat eine Stunde lang kalt gestanden hatte, tauchte Schmidt durch Emporheben des Kühlgefäßes den Condensator B ohne Erschütterung wieder in Wasser, um zu sehen, ob
                              hierdurch das Wasser in A noch zum Kochen gebracht
                              werden könne; es war jedoch in A keine Dampfentwickelung
                              zu bemerken. Plötzlich aber wurde der Apparat aus dem Aufhängehaken geworfen und
                              fiel, ohne zerbrochen zu seyn, auf den Rand des Kühlgefäßes nieder. Augenscheinlich
                              war die dem verminderten Drucke entsprechende Dampfbildung nicht sogleich
                              eingetreten, sondern es stellte sich unter der in vollkommener Ruhe befindlichen
                              Flüssigkeitshaut ein bedeutender Ueberdruck her, welcher endlich hinreichte, um ein
                              beträchtliches Stück der Flüssigkeitshaut mit Heftigkeit in den Dampfraum zu
                              schleudern.
                           Schon damals hat Schmidt hieraus den Schluß abgeleitet,
                              daß, um die Explosion des durch Auskochen luftfrei gewordenen Kesselwassers zu
                              verhindern, die Dampfbildung auf unregelmäßig vertheilte Molecüle zu localisiren
                              sey, entweder durch die aus dem Wasser aussteigenden Luftblasen, oder durch Bündel
                              spitziger Körper (Vorschlag von Professor Nauck), oder
                              durch mechanische Störung der Flüssigkeit. Schließlich bemerkt Schmidt, daß diese Thatsache durch die bekannten Versuche von Dufour (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 266) erst im wahren Lichte
                              erscheinen. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1866, Bd. X S. 209.)
                           
                        
                           
                           Die Anzahl der Locomotiven Großbritanniens im Jahre
                              1864.
                           Die Zahl der auf den zwölf Hauptbahnen Großbritanniens im Jahre 1864 thätigen
                              Locomotiven betrug: Caledonian 262, Great Eastern 376, Great Northern 345, Great
                              Western 697, Lancashire and Yorkshire 398, London and North Western 1187, London and
                              South Western 207, London Brighton and South Coast 203, Manchester Sheffield and
                              Lincolnshire 179, Midland 512, North Eastern 663 und South Eastern 214, zusammen
                              5243 Stück. Für kleinere Bahnen dürfen etwa noch 800 Stück zugerechnet werden, so
                              daß Ende 1864 Großbritannien ungefähr 6000 Stück arbeitende Locomotiven besaß. (Nach
                              dem Practical Mechanic's Journal; aus den Verhandlungen
                              des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1865 S. 178.)
                           
                        
                           Die Einnahmen und Ausgaben der Eisenbahnen Großbritanniens im
                              Jahre 1864.
                           Die Total-Einnahmen für den Verkehr auf den 12,789 englische Meilen langen
                              Eisenbahnen der vereinigten Königreiche betrugen in dem genannten Jahre 34,015,564
                              Pfd. Sterl., die Total-Ausgaben für den Betrieb 16,000,308 Pfd. Sterl. oder
                              47 Proc. Die Netto-Einnahmen betrugen, nach einigen nothwendigen Abzügen,
                              17,911,239 Pfd. Sterl., was eine Zunahme gegen 1863 von 1,862,308 Pfd. Sterl. ergab.
                              Von den 12,789 Meilen Bahn kommen auf England und Wales 8890 Meilen, auf Schottland
                              2105, auf Irland 1794, und betrugen die Uebereinahmen pro Meile resp. 322, 92 und 53 Pfd. Sterl. Die Gesammtzahl der beförderten
                              Reisenden betrug 229,272,165, wovon 136,301,581 auf die 3. Classe, 65,269,169 auf
                              die 2. Classe und 27,701,415 auf die erste Classe kommen. Die Total-Einnahme
                              für die Beförderung von Reisenden betrug 13,915,600 Pfd. Sterl., für Gepäck, Pferde,
                              Hunde etc. 1,768,440 Pfd. Sterl., für Güter 18,331,524 Pfd. Sterl. In den Ausgaben
                              treten auf 2,997,121 Pfd. St. oder 18,73 Proc. für Unterhaltung der Bahnen und
                              Bauten, 4,474,292 Pfd. Sterl. oder 27,96 Proc. für den Betrieb der Locomotiven und
                              der stehenden Dampfmaschinen, 1,416,341 Pfd. Sterl. oder 8,86 Proc. für
                              Ausbesserungen und Erneuerung der Fahrzeuge, 4,546,589 Pfd. Sterl. oder 28,42 Proc.
                              für Straßenfuhrwerk, 633,820 Pfd. St. oder 3,96 Proc. für Taxen, 430,865 Pfd. Sterl.
                              oder 2,69 Proc. für Regierungs-Abgaben, 165,665 Pfd. Sterl. oder 0,86 Proc.
                              an Entschädigungen für körperliche Verletzungen, 117,400 Pfd. Sterl. oder 0,73 Proc.
                              an Entschädigungen für beschädigte und verlorene Güter, 224,959 Pfd. Sterl. oder
                              1,40 Proc. für Gerichts- und ähnliche Kosten, und endlich 1,023,226 Pfd.
                              Sterl. oder 6,39 Proc. für kleinere im Vorhergenannten nicht eingeschlossene
                              Ausgaben, was alles zusammen den oben aufgeführten Betrag von 16,000,308 Pfd. Sterl.
                              ausmacht. Das Gesammt-Capital für Eisenbahnen betrug am 31. Dezember 1864 für
                              England und Wales 352,855,395 Pfd. St., für Schottland 47,736,564 Pfd. Sterl., für
                              Irland 24,891,479 Pfd. Sterl., zusammen 425,483,438 Pfd. Sterl. oder nahe 2,838
                              Millionen Thaler. (Nach dem Practical Mechanic's
                                 Journal; aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                              Gewerbfleißes in Preußen, 1865 S. 177.)
                           
                        
                           Anwendung der comprimirten Luft zur Förderung in
                              Bergwerken.
                           Auf der Grube Sars-Longchamps bei la
                              Louvière im belgischen Districte Charleroi ist seit Anfang Februar 1865 eine
                              Förderung mit comprimirter Luft im Betriebe, die als die erste, welche auf den Gruben des Continents eingerichtet ist, einer
                              besonderen Erwähnung verdient. In der preuß. Zeitschrift für Berg-,
                              Hütten- und Salinenwesen (XIII. Bd. 4. Liefg.) schreibt Hr. R. Bluhme zu Saarbrücken darüber wie folgt:
                           Zur Compression der Luft dient eine liegende Dampfmaschine von 0,9 Meter (= 34,4
                              Zoll) Kolbendurchmesser und 1,5 Meter Kolbenhub, die also bei 3 Atmosphären
                              Dampfdruck und circa 25 Umgängen einer Nutzleistung von
                              105 Pferden entspricht.
                           
                           Dieselbe ist mit verstellbarer Expansion bis auf 4/5 des Kolbenhubes versehen. Auf
                              der Welle des Krummzapfens sitzt ein starkes Schwungrad und am anderen Ende ein
                              zweiter Krummzapfen von gleicher Hublänge, welcher den Kolben des Luftcylinders
                              bewegt. Man hat diese Stellung mit Recht der directen Verbindung des Dampfkolbens
                              und des Luftkolbens vorgezogen, da bei der starken Expansion, mit der der
                              Dampfcylinder arbeiten soll, die Krummzapfen so gestellt werden konnten, daß der
                              größten Leistung des frisch eintretenden Dampfes auch die größte Leistung im
                              Luftcylinder entspricht, was bei directer Verbindung der Kolben nicht der Fall seyn
                              würde. Der Luftcylinder hat nur 0,65 Met. (= 25 Zoll) Durchmesser, ist also
                              bedeutend kleiner, als der Dampfcylinder. Der ganze Cylinder liegt zur Abkühlung in
                              einem Bassin von Eisenblech, durch welches fortwährend Wasser circulirt. Es ist zu
                              diesem Zwecke mit dem hinteren Ende der Leitungsstange des Kolbens eine Pumpe in der
                              Art verbunden, daß sie während des Betriebes Wasser in ein höher gelegenes eisernes
                              Reservoir pumpt, aus welchem dasselbe jenem Bassin zu- und dann in das untere
                              abfließt, so daß ein fortwährender Kreislauf stattfindet. Bei dem Gange von 25 bis
                              30 Umdrehungen per Minute erhitzte sich die Luft im
                              Compressionscylinder von 0 Grad der äußeren Temperatur bis auf 38 Grad bei einem
                              erzielten Luftdrucke von 3 1/2 bis 4 Atmosphären. Es hatte hiernach keine Gefahr,
                              statt der Metallklappen oder Metallventile, wie sie bei den englischen
                              Compressionsmaschinen angewendet sind, Klappen von Gutta-percha anzuwenden.
                              Zum Eintritt der Luft enthält jeder Cylinderdeckel 14 nahe zusammenliegende
                              Oeffnungen von 50 Millim. auf 25 Millim. Querschnitt, die durch eine
                              gemeinschaftliche Gutta-percha-Klappe von 380 Millim. auf 260 Millim.
                              bedeckt werden. Der Austritt der Luft in die Windleitung erfolgt oben auf dem
                              Cylinder durch je 9 schmale Oeffnungen von 100 Millim. auf 25 Millim., die durch
                              eine Gutta-percha-Klappe von 425 Mill. auf 235 Millim. bedeckt werden.
                              Die comprimirte Luft geht zunächst in einen Sammler aus Eisenblech und von da durch
                              gußeiserne Röhren in den Schacht. Die Dichtung der Röhren erfolgt durch Gummiringe
                              und einfache Flantschenverbindung. Die lichte Weite der Hauptleitung beträgt 120
                              Millim. (= 4 6/8 Zoll) bei 15 Millim. Eisenstärke. Die Nebenleitungen haben 85
                              Millim. Röhrenweite bei 13 Millim. Eisenstärke. Die Leitung gieng 240 Met. saiger im
                              Schachte hinab, und dann noch 812 Met. in söhligen und einfallenden Strecken, so daß
                              die ganze Länge bis zur ersten Arbeitsmaschine 1052 Met. beträgt. Man schätzte den
                              Druckhöhenverlust auf diese Länge nur auf 1/4 Atmosphäre; doch hat man hierüber noch
                              keine Erfahrungen, indem außer dem Verlust an den Dichtungsstellen der
                              Druckhöhenverlust in dem Reibungsverluste beruht, welcher hier von dem
                              Luftverbrauche, d.h. von der Geschwindigkeit der Luft in den Röhren abhängen wird.
                              Es war jedoch bisher nur eine Arbeitsmaschine von 8 Pferdekräften in Betrieb, so daß
                              natürlich der Luftverbrauch nur ein sehr geringer war. Die Compressionsmaschine
                              gieng daher jetzt auch höchstens mit 8 bis 10 Hüben und wurde die Luft auf kaum 2
                              1/2 Atmosphären comprimirt. Man schlug selbst den ganzen Nutzeffect der Anlage nicht
                              höher als 0,25 an, doch war die Einrichtung in der Grube so projectirt, daß man, mit
                              Rücksicht auf die Unterbrechungen im Gange der einzelnen Fördermaschinen, über 30
                              bis 40 Pferdekräfte verfügen konnte. Es sollen nämlich 4 Fördermaschinen über
                              einfallenden Strecken aufgestellt werden, die bei circa
                              18 Grad Einfallen bis auf 150 Met. erlängt werden. Außerdem soll eine horizontale
                              Seilmaschine die Förderung auf circa 850 Met. Länge bis
                              zum Förderschachte besorgen.
                           Bisher ist, wie bereits erwähnt, nur die erste der Fördermaschinen im Gange, welche
                              zur Förderung beim Abteufen der einfallenden Strecke und zur gleichzeitigen
                              Wasserhaltung benutzt wurde. Es war eine einfache kleine liegende Maschine mit
                              Schiebersteuerung, die nichts besonders Erwähnenswerthes darbietet.
                           Die ganze bisherige Anlage (ohne die Dampfkessel) hat einen Kostenaufwand von 65,000
                              Fr. (= 17,333 Thlr.) verursacht. Darin sind enthalten die Compressionsmaschine mit
                              18,000 Fr., 2 kleine Fördermaschinen mit 6000 Fr., so daß bei weitem der größte
                              Theil der Kosten auf die gußeiserne Luftleitung von 1052 Met. Länge fällt.
                           Die Luftmaschinen werden immer nur ein unvollkommener Ersatz der directen Dampfkraft
                              seyn. Bei dem unterirdischen Maschinenbetriebe treten
                              aber so viele Verhältnisse ein, welche den Dampfmaschinenanlagen entgegenstehen,
                              daß, so lange keine bessere Auskunft erfunden ist, die Luftmaschinen sehr große
                              Vorzüge bieten werden. Es wird sich bei dem unterirdischen Maschinenbetriebe für die
                              Folge viel mehr um Vertheilung geringer Maschinenkräfte auf verschiedene
                              Stellen, namentlich um leichte Verlegung des Arbeitspunktes, als um eine große Maschinenanlage handeln. Treten namentlich die
                              kleinen Bohrmaschinen und Schrämmaschinen hinzu, wo also eine tägliche Verschiebung
                              stattfindet, so sind nur noch diese Luftmaschinen anwendbar. Die gute Ventilation,
                              welche dadurch am Arbeitspunkte selbst erzielt wird, ist ebenfalls sehr hoch
                              anzuschlagen. (Berggeist, 1866, Nr. 38.)
                           
                        
                           Anwendung von Schießbaumwolle in amerikanischen Gruben.
                           In den Gruben von Californien und Nevada wird jetzt ganz allgemein Schießbaumwolle
                              aus der Fabrik von Prentice in Stowmarket angewendet und
                              man ist mit den durch dieselbe erzielten Leistungen sehr zufrieden. In den
                              Neu-Almadener Quecksilbergruben werden große Massen dieses explosiven
                              Präparates verbraucht. Nach einer Mittheilung des Oberingenieurs dieser Werke, C. E.
                              Hawley, besteht das dortige Ganggestein aus sehr
                              hartem Dolomit oder dolomitischem Kalkstein, in welchem das Auffahren gewöhnlicher
                              Strecken von 6 Fuß Höhe und 5 Fuß Breite an manchen Stellen auf dreißig Dollars
                              per laufenden Fuß zu stehen kommt, während an anderen
                              Abbaupunkten das Gestein theilweise zersetzt und leicht zu bearbeiten ist. Zum
                              großen Erstaunen des Berichterstatters wendeten die in solchem milden Gestein vor
                              Ort liegenden Häuer vorzugsweise vor allen ihren anderen Cameraden gern
                              Schießbaumwolle zur Bohr- und Schießarbeit an. Er ist der Ansicht, daß die
                              für den Bergmann werthvollste Eigenschaft des Präparates die ist, keinen Rauch zu
                              erzeugen. Das Streichen der Lagerstätte ist sehr unregelmäßig, und die Baue haben
                              sehr bedeutende Ausdehnung; eine gute, kräftige Wetterführung ist deßhalb nicht an
                              allen Abbaupunkten zu erzielen, und gerade an den reichsten derselben findet jetzt
                              ein solcher Wettermangel statt, daß die Arbeit bei Anwendung von Pulver eingestellt
                              werden mußte. Die Eigenschaft der Schießbaumwolle, keinen Rauch zu erzeugen, erlaubt
                              die Anwendung dieser Substanz innerhalb gewisser Schranken, ungeachtet ihres gegen
                              den des Pulvers sehr bedeutenden Preises. – Im Nevada-City-Districte, sowie in Calveras ist man für das
                              Pyroxylin gleich günstig gestimmt und Hawley steht nicht
                              an, die Behauptung auszusprechen, daß die Anwendung dieses Körpers zu bergmännischen
                              Zwecken in den pacifischen Staaten bald allgemein werden wird. (American Gaslight Journal).
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Ueber die Schädlichkeit des Nitroglycerins (Nobel'schen Sprengöls).
                           In der Zeitschrift für praktische Heilkunde und Medicinalwesen von Dr. B. Schuchardt, 1866, Heft
                              1 (Hannover bei Carl Rümpler), findet sich ein Artikel
                              über die schädlichen Wirkungen, welche das Nitroglycerin auf Menschen und Thiere
                              ausübt. Bei höheren Thieren wirkte dasselbe vorzugsweise auf die Hirnthätigkeit und
                              führte je nach der Größe der Gabe deren Tod herbei. Um die Wirkung des Stoffes an
                              sich zu studieren, nahm der Verfasser Vormittags 10 Uhr 1 Tropfen; 5 Minuten später
                              stellte sich ein ziemlich starker Schwindel mit Schwäche im Sehvermögen, darauf
                              Kopfschmerz in der Stirngegend mit Klopfen in den Schläfen, Mattigkeit und
                              Schläfrigkeit, stark aromatischer Geschmack im Munde mit brennendem Gefühl im
                              Schlunde und Schmerz in der Cardia ein. Eine Stunde nachher bekam derselbe aus
                              Unvorsichtigkeit, indem er mittelst eines kleinen Rohres Nitroglycerin aus einer
                              Flasche herausnehmen wollte, eine nicht unbedeutende Menge in den Schlund. Obgleich
                              dasselbe ausgespieen und der Mund mit Alkohol ausgespült wurde, so empfand der
                              Verfasser dennoch bald darauf eine Zunahme der oben angegebenen Symptome, so daß er
                              sich in's Bett legen mußte. Hier fiel er in einen halb bewußtlosen Zustand, der
                              einige Stunden dauerte, und einen sehr heftigen klopfenden Kopfschmerz mit
                              Empfindlichkeit gegen Licht, Schwindel und Zittern im ganzen Körper hinterließ. Die
                              Temperatur war anfangs erhöht, es war ein Gefühl von Wärme über den ganzen Körper
                              nebst vermehrter Pulsfrequenz, später ein Kältegefühl bemerkbar; ferner war eine
                              brennende Empfindung in der Cardialgegend, Uebelkeit, aber kein Erbrechen vorhanden.
                              Am folgenden Tage war jedes Vergiftungssymptom verschwunden. Keine Spur von Krämpfen
                              zeigte sich.
                           
                           Durch directe Application bewirkt das Nitroglycerin keine Symptome, es muß absorbirt
                              werden und in's Blut übergehen, um zu wirken, was darauf deutet, daß seine giftige
                              Wirkung durch ein Zersetzungsproduct desselben bedingt werde. Vielleicht wird daraus
                              im Blute Stickstoffoxydul frei gemacht. Da das Sprengöl eine bedeutende Fähigkeit
                              hat, das organische Gewebe zu durchdringen, so erklärt sich der Umstand, daß mit
                              diesem Stoffe umgehende Arbeiter leicht Kopfschmerzen bekommen, durch eine
                              Resorption von der Haut, da das Nitroglycerin nicht verdampft, also eine Einwirkung
                              durch die Lungen nicht stattfinden kann.
                           Da die Vorzüglichkeit dieses Stoffes als Sprengmittel hinreichend bewiesen ist, so
                              wird es wohl in kurzer Zeit eine ausgebreitete Anwendung finden. Dann wird die Frage
                              entstehen, ob nicht die giftigen Eigenschaften so bedeutend sind, um seine Benutzung
                              zu verbieten. Der Verfasser glaubt, daß nach seinen Untersuchungen kein Grund
                              vorhanden ist, dagegen einzuschreiten. Versuche an Thieren haben bewiesen, daß erst
                              in verhältnißmäßig großen Dosen der Tod erfolgt; bei Menschen bringt es zwar selbst
                              in geringen Mengen deutliche Vergiftungssymptome hervor, aber selbst nach
                              einigermaßen großen Gaben treten diese doch in keinem beunruhigenden Grade auf,
                              jedenfalls nicht in solcher Weise, daß das Leben gefährdet wird. Der Verfasser hat
                              an 100 Tropfen in den Mund bekommen und mindestens 10 Tropfen etwa hinabgeschluckt.
                              Die Symptome traten allerdings heftig auf, jedoch war derselbe keinen Augenblick für
                              sein Leben besorgt. Wir wenden zum technischen Gebrauch Gifte an, die weit
                              gefährlicher sind, z.B. Phosphor, Cyankalium, Sublimat etc. Jedoch müssen beim
                              Verkaufe und bei der Bereitung Vorsichtsmaßregeln in Betreff der Schädlichkeit des
                              Stoffes angewandt werden. Der Verkauf des Sprengöls muß controlirt, nur
                              zuverlässigen Leuten anvertraut werden, welche verpflichtet sind, die Käufer zu
                              controliren. Ferner müssen die Arbeiter über die Gefährlichkeit des Stoffes belehrt
                              werden, so daß sie nicht durch fahrlässigen Umgang mit demselben sich selbst Schaden
                              zufügen. Auf diese Weise würde sich das Sprengöl wohl kaum schädlicher zeigen, als
                              alle anderen zu technischem Gebrauche angewandten Gifte.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung von chlorfreiem
                              einfach-chromsaurem Kali; von V. Kletzinsky.
                           Schmilzt man 125 Theile reines chlorfreies doppelt-chromsaures Kali mit 100
                              Theilen chlorfreiem Kalisalpeter bei allmählich gesteigerter Hitze bis zum klaren
                              ruhigen Feuerflusse zusammen, so erhält man 170 Theile einer citronengelben
                              Salzschlacke, welche reines einfach-chromsaures Kali ohne Spur von
                              Salpetersäure darstellt; bei dem Umstande, daß für die Mohr'sche Titrirung des Chlors das chlorfreie einfach-chromsaure
                              Kali als Indicator unentbehrlich ist, bei dem Umstande ferner, daß der Bezug
                              chlorfreier doppelt-chromsaurer und salpetersaurer Kalisalze aus dem
                              Materialhandel ebenso leicht als der Bezug chlorfreier ätzender oder kohlensaurer
                              Alkalien schwierig ist, dürfte diese einfache Bereitung des chlorfreien
                              einfach-chromsauren Kalis um so erwünschter seyn, als sie ein völlig
                              neutrales Product liefert, das keine überschüssigen kohlensauren Alkalien enthält.
                              (Aus des Verfassers: „Mittheilungen aus dem Gebiete der reinen und
                                 angewandten Chemie.“ Wien 1865.)
                           
                        
                           Ueber krystallisirte Chromsäure.
                           Die auf bekannte Art dargestellte krystallisirte Chromsäure gilt meist als Anhydrid,
                              nach Pelouze und Fremy aber
                              ist sie wasserhaltig und Naquet glaubt das Anhydrid der
                              Chromsäure sey unbekannt.
                           C. Rammelsberg (Poggendorff's
                              Annalen, 1866, Bd. CXXVII S. 492) hat die Frage durch die Analyse entschieden und
                              gefunden, daß die gewöhnliche Chromsäure das Anhydrid CrO³ ist.
                           
                        
                           
                           Ueber die Bestimmung des Schwefels in Mineralwässern, von F.
                              Maxwell Lyte.
                           Bei der Untersuchung eines Mineralwassers, welches die seltene Mischung von
                              schwefelsaurem Eisenoxydul mit Schwefelwasserstoffgas enthält, stieß ich bei
                              Anwendung der gewöhnlichen Methoden zur Bestimmung des Schwefelwasserstoffes auf
                              große Schwierigkeiten. Die Bestimmung mit Silber konnte
                              wegen der reducirenden Wirkung des schwefelsauren Eisenoxyduls nicht angewendet
                              werden; Dupasquier's Verfahren war aus demselben Grunde
                              unsicher; überdieß nahm die Flüssigkeit bei gelindem Erhitzen die störende rothe
                              Färbung an, welche aufzutreten pflegt, sobald man Wärme anwenden muß und die zu
                              prüfende Lösung sauer ist. Arsen war wegen der
                              vorhandenen geringen Schwefelmenge nicht anwendbar. Endlich gelang es mir, die
                              nachstehende einfache Bestimmungsmethode aufzufinden.
                           Ich stellte schwefelsaures Bleioxyd durch Fällung der kochenden Lösung eines
                              Bleisalzes dar, wusch es sorgfältig mit kochendem destillirtem Wasser aus und setzte
                              von dem frischen, noch feuchten Präparat nach und nach kleine Portionen dem zu
                              untersuchenden Mineralwasser zu, bis sich die anfänglich bräunlich schwarze Farbe
                              des Niederschlages in ein entschiedenes Grau umgewandelt hatte, ein Beweis, daß
                              sämmtlicher Schwefelwasserstoff aus der Lösung entfernt und noch überschüssiges
                              unzersetztes Bleisalz zugegen war. Die Flüssigkeit wurde nun von dem sich leicht
                              absetzenden Niederschlage decantirt, und letzterer rasch auf einem Filtrum mit
                              kochendem destillirtem Wasser, dann mit einer heißen Lösung von essigsaurem Ammoniak
                              ausgewaschen, bis das Waschwasser durch Zusatz einer Schwefelkalilösung oder durch
                              Schwefelwasserstoff sich nicht mehr färbte. Dann ward das Filter vorsichtig
                              verbrannt und das Schwefelblei durch etwas Salpetersäure oxydirt; hernach wurde
                              letzteres mit etwas Schwefelsäure eingedampft, bis sich dicke Dämpfe der letzteren
                              zu entwickeln anfiengen. Als nun mit Wasser verdünnt ward, schied sich ein weißer
                              Niederschlag von schwefelsaurem Bleioxyd aus, welcher durch Decantiren abgeschieden
                              und gewogen wurde; aus dem Gewichte desselben konnte der Schwefelwasserstoffgehalt
                              des untersuchten Wassers berechnet werden. (Chemical News,
                                 vol. XII p. 308; December 1865.)
                           
                        
                           Darstellung der Apfelessenz, nach S. Piesse.
                           Die Apfelessenz oder das Apfelöl ist die alkoholische Lösung von valeriansaurem
                              Amyloxyd. Zuweilen wird dieses Präparat durch Destillation von Kartoffelfuselöl mit
                              Schwefelsäure und zweifach-chromsaurem Kali dargestellt; auf diesem Wege
                              erhält man jedoch nur ein Gemisch von sehr wenig Apfelöl und sehr viel
                              Amylalkohol.
                           Man verfährt besser, wenn man zuerst Valeriansäure darstellt, und zwar auf folgende
                              Weise: Man vermische 1 Th. Kartoffelfuselöl ganz allmählich mit 3 Th. Schwefelsäure
                              und 1 Th. Wasser; dann setze man zu 2 1/2 Th. fein geriebenem
                              zweifach-chromsaurem Kali 4 1/2 Th. Wasser, vermische beide Flüssigkeiten und
                              destillire sie so, daß das Kochen in der Retorte nicht unterbrochen wird. Das
                              erhaltene Destillat neutralisire man mit reinem kohlensaurem Natron und bringe das
                              erhaltene valeriansaure Natron zum Krystallisiren.
                           Alsdann vermische und 1 Gewichtstheil Kartoffelfuselöl auf das Sorgfältigste mit dem
                              gleichen Gewichte Schwefelsäure, setze 1 1/2 Gewth. von dem gut getrockneten
                              valeriansauren Natron hinzu und erwärme das Ganze gelinde im Wasserbade. Auf Zusatz
                              von Wasser scheidet sich der entstandene Aether ab und kann hernach nochmals
                              gereinigt werden. Dieser Valeroamyläther gibt, mit seinem fünf- bis
                              sechsfachen Volum Alkohol versetzt, die so angenehm duftende Apfelessenz. (Septimus
                              Pièsse, des Odeurs,
                                 des Parfums et des Cosmétiques).
                           
                              H.