| Titel: | Anwendung elektrischer Wirkungen bei den Eisenbahnarbeiten im nördlichen Spanien; von A. Brüll. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. XI., S. 17 | 
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                        XI.
                        Anwendung elektrischer Wirkungen bei den
                           Eisenbahnarbeiten im nördlichen Spanien; von A. Brüll.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, April 1866, S. 230.
                        Anwendung elektrischer Wirkungen bei Eisenbahnarbeiten.
                        
                     
                        
                           Während der Sommer 1862 und 1863 wurden die Eisenbahnarbeiten wegen der großen Hitze
                              bei Nacht ausgeführt, und dabei wurde bei 10 Einschnitten das elektrische
                              Kohlenlicht durch 9400 Stunden in Anwendung gebracht. An erhöhten Punkten wurden
                              dabei die elektrischen Lampen so angebracht, daß beim Herstellen der Arbeiten alle
                              Stellen deutlich beleuchtet werden konnten. Auf jedem Träger wurden zwei Serrin'schePolytechn.
                                    Journal Bd. CLXIII S.
                                       268. Kohlenlicht-Regulatoren angebracht, von welchen der
                              zweite mittelst eines Commutators eingeschaltet werden konnte, wenn die Elektroden
                              des ersten abgebrannt waren. Zur Erzeugung des elektrischen Lichtes verwendete man
                              zwei Bunsen'sche Batterien zu 50 Elementen, wovon die
                              Höhe einer jeden Kohle 15 Centimeter war; der Strom gieng nach und nach von dem
                              einen zum anderen Regulator über. Beide Batterien wurden neben einander verbunden,
                              wenn die Säure schon längere Zeit gebraucht war. Das Licht war beständig schön und
                              regelmäßig, ohne das Auge zu belästigen; es hätte ausgereicht, um einen Arbeitsraum
                              hinreichend zu beleuchten, wo 100 Arbeiter zu beschäftigen sind. Mittelst des
                              benutzten parabolischen Reflectors war die seitliche Beleuchtung auf einer Breite
                              von 30 Metern und die Distanz (von einer jeden Lampe aus) etwa 100 Meter; man hätte
                              aber in einer Distanz von etwa 250 Metern noch genügende Beleuchtung dabei erhalten
                              können. Aehnliches konnte noch ein hyperbolischer Reflector leisten, jedoch
                              höchstens in einer Distanz von 200 Metern. Die Functionirung der Regulatoren gieng
                              so regelmäßig vor sich, daß die Apparate von gewöhnlichen Arbeitern behandelt werden
                              konnten. Alles eingerechnet, den Verbrauch an Material, die Unterhaltung der
                              Apparate u.s.w., kostete diese Gesammtbeleuchtung per
                              Stunde 9 Francs 44 Centimes. In einer Gegend, wo die Transportkosten etc. von
                              geringerem Betrage sind, wie in Guadarrama, dürfte die Beleuchtung per Stunde höchstens 6 Francs kosten, eine Summe, welche
                              jedenfalls weit geringer ist als die, welche eine Fackelbeleuchtung – die der elektrischen in
                              keinem Falle nahe steht – kosten würde.
                           Wegen der großen Härte der Granitfelsen konnte man mit gewöhnlichen kleinen Minen,
                              die mit Pulver geladen werden, bei den Arbeiten am Guadarrama nichts ausrichten; es
                              wurde daher eine Art von Minen, die unter dem Namen
                              „Monstre-Minen“ bekannt sind, in Anwendung gebracht.
                              Zu dem Zwecke wurde in dem Einschnitte ein verticaler Schacht abgeteuft, bis zu
                              einer Tiefe von 22 Meter; zwei horizontale Minen-Gallerien von verschiedener
                              Länge, bis zu etwa 16 Meter, führten zur Achse des Schachtes. Am Ende der Gallerien
                              wurden kubische Kammern ausgegraben, von welchen jede 1000 bis 1200 Kilogr. Pulver
                              aufnehmen konnte. Der Pulverkasten war aus Zink und mit einer Holzumfassung
                              bekleidet; die Kammern und die Gallerien wurden sorgfältig vermauert und der Schacht
                              mit Erde und Sand ausgefüllt, nachdem alle Vorbereitungen für eine elektrische
                              Zündung getroffen worden waren. In beträchtlicher Entfernung von dem Minenofen war
                              ein Ruhmkorff'scher Apparat aufgestellt, mittelst dessen
                              die Sprengungen jedesmal ausgeführt wurden. In einigen Fällen waren die Zerstörungen
                              so stark, daß Aushebungen in einem Umfange bis zu 17000 MeterSoll wohl heißen: „die ausgehobenen
                                       Felsenmassen betrugen zuweilen gegen 17000 Kubikmeter.“
                                    C. K. noch erfolgten. Je nach der Stärke
                              der Ladung, die man bei verschiedenen Sprengungen angewendet hat, wurde zuweilen das
                              Erdreich bloß ausgehoben und gespalten, zuweilen wurden aber auch Bruchstücke des
                              Felsens auf bedeutende Höhen hinausgeschleudert.
                           Am Schlusse wird in der vorliegenden Quelle erwähnt, daß der Ingenieur Bukaty, welcher die Leitung dieser großartigen
                              Minenarbeiten übernommen hatte, mit wesentlichen Vortheilen einen der vorher
                              genannten Kohlenlichtregulatoren zur Beleuchtung der Minen-Gallerien mit
                              elektrischem Lichte während der Dauer der Arbeiten in Anwendung gebracht hat; die
                              treffliche Beleuchtung hatte nebenbei auch eine zweckmäßige Ventilation der
                              Gallerien zur Folge.