| Titel: | Ueber die Dichtigkeiten der Salpetersäure; von J. Kolb. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. XVII., S. 43 | 
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                        XVII.
                        Ueber die Dichtigkeiten der Salpetersäure; von
                           J. Kolb.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXIII p. 314; August
                              1866.
                        Kolb, über die Dichtigkeiten der Salpetersäure.
                        
                     
                        
                           Alle (französischen) Lehrbücher der Chemie theilen eine Tabelle über die
                              Dichtigkeiten der Salpetersäure mit, welche von Thenard
                              bestimmt wurdenWeder in der älteren
                                    noch in der neueren Ausgabe des Traité de
                                       Chimie par
                                    Pelouze
                                    et
                                    Fremy ist die Thenard'sche Tabelle enthalten; die englischen und deutschen
                                    Lehrbücher der Chemie theilen über die Dichtigkeiten der Salpetersäure Ure's Tabelle mit. Anm. d. Red.; aber
                              die Ziffern in derselben sind sehr dünn gesäet, und der bloße Anblick der Curve,
                              welche sie liefern, berechtigt ihre Genauigkeit zu bezweifeln.
                           Derselbe Vorwurf ist verschiedenen aräometrischen Tabellen zu machen, deren sich die
                              Fabrikanten bedienen und welche übrigens sehr von einander abweichen.
                           Um hinsichtlich der Dichtigkeiten der Salpetersäure zu sicheren Resultaten zu
                              gelangen, habe ich bei meinen Versuchen die kleinlichsten Vorsichtsmaßregeln
                              beobachtet.
                           Die angewandte Salpetersäure war chemisch rein, und vollständig von
                              Untersalpetersäure befreit. Ich habe mich überzeugt, daß die Gegenwart dieser
                              letzteren die größten Irrthümer veranlassen kann.
                           Die Dichtigkeiten wurden bei den Temperaturen 0 und 15° C. mittelst Regnault'scher Fläschchen von beiläufig 50
                              Kubikcentimetern Inhalt bestimmt. Alle Wägungen wurden auf den luftleeren Raum
                              bezogen.
                           Die Zusammensetzung der verschiedenen Säureproben wurde bestimmt, indem man ein
                              bestimmtes Gewicht Säure (auf den luftleeren Raum bezogen) mit einer gewissen Menge
                              destillirten Wassers verdünnte und dann mit einem bekannten Gewicht kohlensauren
                              Kalkes behandelte, welcher ganz rein und trocken war. Der Ueberschuß von
                              kohlensaurem Kalk ergab durch Rechnung das Gewicht des in der Probe enthaltenen
                              Salpetersäurehydrats oder der wasserfreien Säure.
                           In der folgenden Tabelle habe ich die Ziffern, welche ich durch Versuche erhielt, mit
                              einem Sternchen bezeichnet; die anderen wurden daraus durch Interpolation
                              abgeleitet.
                           
                           Tabelle über die Dichtigkeiten der
                                 Salpetersäure.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 182, S. 44
                              100 Theile enthalten; NO⁵,
                                 HO; Dichtigkeit; bei 0°; bei 15° C.; Zusammenziehung bei
                                 0°
                              
                           (¹) Formel NO⁵, 4 HO.
                                  (²) Formel NO⁵ + 7 HO.
                           
                           Ich habe durch Rechnung die Reihe der Zusammenziehungen bei 0° Temperatur
                              abgeleitet, welche Mischungen in wandelbaren Verhältnissen von Wasser und
                              Salpetersäurehydrat (NO⁵, HO) geben.
                           Die Maximal-Zusammenziehung entspricht genau einer Mischung von der
                              Zusammensetzung NO⁵ + 7 HO.
                           Diese Dichtigkeiten und diese Zusammenziehungen, in graphische Form gebracht, geben
                              Curven, welche nichts zu wünschen übrig lassen.