| Titel: | Reservoir zum Aufbewahren von Petroleum und anderen leicht entzündlichen Substanzen, welche leichter als Wasser sind; von Bisard und Labarre. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. XXI., S. 68 | 
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                        XXI.
                        Reservoir zum Aufbewahren von Petroleum und
                           anderen leicht entzündlichen Substanzen, welche leichter als Wasser sind; von Bisard und Labarre.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Juli 1866, S.
                              39.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Bisard's Reservoir zum Aufbewahren von Petroleum.
                        
                     
                        
                           Bisard und Labarre erhielten
                              in Frankreich am 18. März 1865 ein Patent
                              für ihre Anwendung feststehender oder beweglicher Gasometer zum Magaziniren der
                              Flüssigkeiten, welche specifisch leichter als Wasser sind, sowie für die Anwendung
                              von Wasser als Mittel zur sicheren Verhütung des Ausrinnens von Oelen und zur
                              Vermeidung von Entzündung oder von Explosionen der Reservoirs, welche rohes
                              Petroleum, Essenzen (ätherische Oele) oder Schieferöle enthalten.Die Beschreibung des für Paul Jacowenko patentirten Reservoirs mit doppeltem
                                    Wasserdruck zur Aufbewahrung von Petroleum und anderen Oelen, wurde im
                                    polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 275
                                    mitgetheilt.
                              
                           Die Form und die Anordnung dieser Reservoirs kann nach den Räumlichkeiten, wo sie
                              stehen sollen, verschieden seyn; sie können beweglich
                              oder feststehend seyn, jedoch bietet letztere Anordnung
                              größere Garantie gegen die Gefahr von Bränden und Explosionen, und verursacht
                              außerdem geringere Anlagekosten. Wir begnügen uns daher, im Nachstehenden das System
                              von feststehenden Reservoirs näher zu beschreiben.
                           Wir nehmen, um diese Beschreibung zu erleichtern, die rechteckige Form an, welche in
                              den meisten Fällen gewählt werden wird, da mit ihr der verfügbare Platz am
                              vollständigsten ausgenutzt und gleichzeitig eine größere Ersparniß an Anlagekosten
                              ermöglicht wird.
                           Fig. 6 stellt
                              im Durchschnitt einen solchen aus Eisenblech bestehenden rechteckigen Behälter B mit verticalen Seitenwänden und einem schwachgewölbten
                              Obertheil dar. Auf diesem Theile, welcher im Mittelpunkte des Rechtecks liegt, ist
                              ein gußeisernes Mannloch k angebracht, welches mit zwei
                              seitlichen Röhren versehen ist; die eine derselben, M,
                              dient zum Füllen, die andere, N, zum Entleeren des
                              Behälters. Der untere Theil B' des Behälters ist ganz
                              frei, d.h. er hat, wie bei den Gasometern, keinen Boden.
                           Der Apparat besteht demnach aus einer rechteckigen Glocke, welche in einem von wasserdichtem
                              Mauerwerke A aufgeführten Bassin steht und auf dem Boden
                              dieses Bassins mit eisernen Verankerungen a befestigt
                              ist; letztere sind selbst an Armaturen angebracht, welche die Glocke verhindern,
                              sich zu heben. C ist eine Abflußröhre des Bassins,
                              welche man mittelst des Hahnes D verschließen kann.
                           In der Mitte des Bassins ist ein Canal P angebracht, der
                              zur Aufnahme der Absätze und gleichzeitig dazu bestimmt ist, den Arbeitern den
                              Zutritt unter die Glocke zu ermöglichen, wenn das Bassin ganz leer ist, um es zu
                              reinigen. Der zwischen dem unteren Ende der blechernen Seitenwandungen und dem Boden
                              des Bassins freibleibende Raum soll nicht über 10 Centimeter betragen, um an
                              Mauerwerk zu sparen. Der Raum zwischen den verticalen Seiten der Glocke und den
                              gemauerten Wänden des Bassins muß so groß seyn, daß ein Mensch hindurchkommen
                              kann.
                           Oben hat das Mauerwerk eine solche Höhe, daß das blecherne Reservoir vollständig
                              eingesenkt werden kann; der Vortheil dieser Einrichtung wird sich ergeben, wenn wir
                              das Füllen und Leeren der Glocke beschreiben.
                           Das Rohr Q dient, um den Zeitpunkt zu erkennen, wo die
                              Glocke ihre stärkste Füllung mit Oel erhalten hat.
                           Eine mit Blei gefütterte Leitung X geht über das Bassin
                              in seiner ganzen Länge hinweg; sie dient zum Entleeren der Oelfässer L, deren Inhalt durch das mit einem Absperrhahn h versehene Rohr M in das
                              Reservoir läuft; ein zweiter Hahn I ist zum Füllen der
                              Fässer bestimmt.
                           
                        
                           Verfahren beim Füllen der
                                 Reservoirs.
                           Nachdem das Bassin sowohl innerhalb wie außerhalb der Glocke mit Wasser gefüllt
                              worden ist, schließt man den Hahn I und das Mannloch k, öffnet dann den auf einem Bolzen mit Scharnier
                              angebrachten Deckel q des Rohres Q, und dreht den Hahn des Wasserabflußrohrs D
                              auf.
                           Nachdem das Wasser außerhalb der Glocke das Niveau n
                              erreicht hat, öffnet man den Hahn h und läßt den Inhalt
                              der Oelfässer in die Leitung X laufen, aus welcher er
                              durch M in das Reservoir B
                              und in demselben an die Oberfläche des in der Glocke enthaltenen Wassers tritt; das
                              Oel verdrängt nämlich in dem Maaße als es zufließt eine seinem specifischen Gewichte
                              entsprechende Wassermenge, welche in den zwischen dem gemauerten Boden des Bassins
                              und dem unteren Ende der Seitenwandungen B' der Glocke
                              freigebliebenen Raum ausfließt, daher der außerhalb der Glocke befindliche
                              Wasserüberschuß so lange durch das Rohr D abfließt, als
                              man noch Oel in das Reservoir eintreten läßt.
                           
                           Fig. 6 zeigt
                              das Reservoir zur Hälfte gefüllt; innerhalb der Glocke steht das Wasser bis zu der
                              Linie n', n', außerhalb derselben bis n, n, und in dem Rohre Q
                              blieb es bei n² stehen, d.h. ebenso hoch als
                              außerhalb der Glocke, wie ein Blick durch die Oeffnung q
                              sofort erkennen läßt.
                           Fährt man aber fort, Oel in das Reservoir einfließen zu lassen, so wird das Wasser,
                              welches bis n', n' stand, in einem bestimmten Zeitpunkt
                              bis zum Niveau B', B' sinken. Da das im Rohr Q von n' bis n² stehende Wasser nun keinen Gegendruck von dem
                              durch das Oel verdrängten Wasser mehr auszuhalten hat und diese Wassersäule sich in
                              einem weniger dichten Medium befindet als sie selbst ist, so wird sie in Folge ihres
                              specifischen Gewichtes sinken und dann sofort durch Oel ersetzt werden, welches nun
                              denselben Stand einnimmt wie das in der Glocke enthaltene Oel, d.h. bis g, was sich leicht constatiren läßt, wenn man den Deckel
                              q öffnet, wo sich zeigen wird, daß das Reservoir
                              vollständig gefüllt ist. – Man schließt hierauf den Deckel q, sowie den Hahn D des
                              Abflußrohrs und den Hahn h des Speiserohrs.
                           Wenn das Reservoir mit Oel ganz gefüllt ist, so ist es sehr zu empfehlen, das Bassin
                              vollständig mit Wasser zu füllen, so daß die rechteckige Glocke und die Rohre M und N ganz von Wasser
                              bedeckt sind. Man erzielt damit folgende Vortheile:
                           1) Wenn die Blechglocke an ihrer Haube undichte Stellen hat, so entstehen sofort
                              Oelflecke auf dem Wasser, durch welche das Vorhandenseyn solcher Fehler angezeigt
                              wird.
                           2) Da das Oel durch das Uebergewicht des Wassers gezwungen ist, die oberen Theile des
                              Blechreservoirs einzunehmen, so bleibt über dem Oele kein
                                 leerer Raum mehr, welcher, wie bei Rohpetroleum und ätherischen Oelen, die
                              Entstehung sehr gefährlicher, detonirender Gasgemische begünstigt. Auch wird das in
                              der Glocke enthaltene Oel durch die dasselbe von allen Seiten umgebende
                              Wasserschicht gegen jede Entzündung geschützt.
                           3) Soll das Reservoir geleert werden, so braucht man nur den Hahn I zu öffnen, durch welchen das Oel unter dem
                              Wasserdrucke abfließt; zur Erzielung eines constanten Abflusses muß aber im Bassin,
                              außerhalb der Glocke, das Wasser auf seinem ursprünglichen Niveau erhalten
                              werden.
                           Diese Anordnung gewährt den sehr bedeutenden Vortheil:
                           
                              a) daß sich die ganze Menge des in einem
                                 Reservoir enthaltenen Oeles vollständig sammeln läßt, denn da das Oel auf dem
                                 Wasser schwimmt und durch den Ueberdruck des Wassers fortwährend in die oberen
                                 Theile des
                                 Reservoirs hinausgedrängt wird, so ist es gezwungen, durch das Entleerungsrohr
                                 abzufließen;
                              b) daß alle, dem Oele in den Fässern
                                 beigemischten Unreinigkeiten in dem gemauerten Bassin zu Boden sinken
                                 können.
                              
                           Ein nicht zu unterschätzender Vorzug dieser Anordnung ist auch die Leichtigkeit, mit
                              welcher die Reservoirs sich reinigen lassen; sind sie von
                              Oel und Wasser entleert, so können sie auch sehr leicht ventilirt werden, indem man
                              den Deckel des Mannlochs beseitigt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
