| Titel: | Ramsbottom's Verbesserungen in der Fabrication der Radreifen aus Gußstahl. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. XXV., S. 84 | 
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                        XXV.
                        Ramsbottom's Verbesserungen in der Fabrication der Radreifen aus
                           Gußstahl.
                        Aus dem Engineer, Juni 1866, S. 468.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Ramsbottom's Fabrication der Gußstahltyres.
                        
                     
                        
                           Ramsbottom ließ sich in der letzten Zeit Verbesserungen
                              in der Anfertigung von Radreifen (Tyres) aus Gußstahl patentiren, welche er in
                              seiner Werkstatt zu Crewe zur Ausführung gebracht hat.
                           Fig. 1 zeigt
                              die Endansicht und Fig. 2 den Längendurchschnitt einer Maschine zum Zertheilen der runden
                              Stahlbarren nach dem neuen Verfahren. a stellt die Barre
                              dar, welche auf den Frictionsrollen b, b liegt. Der
                              Umfang dieser Rollen ist mit schmalen ringförmigen Einschnitten oder Furchen versehen, um die
                              nöthige Reibung zu erzeugen, daß die Barre mit den Rollen in Drehung gesetzt wird.
                              Ueber der Barre liegt die Welle c, auf der sich vier
                              Scheiben d befinden, die mittelst der Flantschen d' befestigt sind. Die Enden der Welle c gehen durch die excentrischen Büchsen c¹ welche in Oeffnungen der Maschinenständer
                              gepaßt sind. An den excentrischen Büchsen sind Stirnräder c² befestigt, welche in die Getriebe e'
                              an der Welle e greifen. Wird daher die letztere gedreht,
                              so wird die Welle c mit ihren Scheiben d gehoben oder gesenkt. Die Rollen b erhalten ihre Drehung durch Elementarkraft von der
                              Betriebswelle f aus, welche durch die
                              Stirnrädervorgelege f', b' auf die Achsen der Rollen b wirkt.
                           Die Wirkungsweise ist nun folgende: Die Zeichnung stellt die Scheiben d in der tiefsten Stellung dar, so daß die ringförmigen
                              Einschnitte in der Barre schon gebildet sind; der Arbeiter muß nun die Welle e vermittelst einer am Ende derselben aufgesteckten
                              Kurbel so weit drehen, daß sie in ihre höchste Stellung gelangt und die Scheiben aus
                              den Einschnitten der Barre herausgezogen werden. Die Barre kann nun von der Maschine
                              genommen und eine andere, genügend erwärmte, an deren Stelle gelegt werden; die
                              Rollen b werden dann in Drehung versetzt, und die
                              Scheiben d allmählich heruntergelassen, um in den Umfang
                              der Barre hineinzuarbeiten. Hierbei werden die Scheiben durch kleine Wasserstrahle
                              kalt gehalten. Die drehende Bewegung der Rollen b
                              veranlaßt die Barre und die Scheiben sich auch zu drehen. Die Tiefe der in die Barre
                              zu machenden ringförmigen Einschnitte kann vergrößert und verkleinert werden, aber
                              es muß genügendes Metall gelassen werden, um die einzelnen Theile der Barre
                              zusammenzuhalten, bis sie durch eine Kreissäge getrennt werden, oder die Einschnitte
                              müssen so tief gemacht werden daß ein Durchsägen nicht mehr nöthig ist.
                           Ein anderer Theil der Erfindung besteht in der Anwendung eines rund auslaufenden
                              conischen Dorns anstatt eines flach endenden, um die Barrenscheibe zu durchlochen
                              ohne Metall zu verlieren. Aus Fig. 3 ist zu ersehen, wie
                              die Barrenscheibe a vermittelst eines Ramsbottoms'schen Doppeldampfhammers durchlocht und
                              ausgedehnt werden kann. In diesem Fall hängt der conische Dorn n an dem Hammerbär und der ausgehöhlte Block (die
                              Matrize) o ist auf dem Amboß befestigt; die Scheibe a ist auf eine Platte oder auf Rollen gelegt, um das
                              Wenden derselben während der Arbeit zu erleichtern, oder sie kann auch von Zangen,
                              die mit einem Krahn in Verbindung stehen, gehalten werden.
                           Der dritte Theil der Erfindung besteht darin, Barren von solcher Form herzustellen,
                              daß sie in Scheiben und folglich auch in Ringe und Tyres umgewandelt werden können,
                              ohne anderen Metallverlust als den durch die Oxydation entstehenden. Zu diesem Zweck
                              werden die Barren in Gestalt eines abgestumpften Kegels oder einer abgestumpften
                              Pyramide mit so viel Neigung gegossen, daß sie durch Hämmern oder Pressen in
                              Scheiben umgewandelt werden können. Die Grundfläche des Gußstückes kann mit einem
                              Kranz versehen werden, welcher den Spurkranz des Radreifens darstellt, oder der
                              Spurkranz kann auch bei einer folgenden Operation vermittelst eines Stempels
                              hergestellt werden. Der Einguß ist cylindrisch oder prismatisch und wird, nachdem
                              die conische oder pyramidale Gußform mit dem flüssigen Metall ausgefüllt ist,
                              entweder durch eine Platte und Sand ausgefüllt, oder er wird ausgebohrt und in die
                              Bohrung ein Metallpfropf eingetrieben. Die Form wird entweder bis an den Boden des
                              Eingusses oder bis ein Stück in den Einguß hinein gefüllt; in letzterem Falle wird
                              nach dem Gießen der cylindrische Anguß entfernt, damit er bei dem darauf folgenden
                              Verdichten nicht stört. Statt der conischen Formen kann man auch halbkugelförmige,
                              glockenförmige oder irgend welche conoidische Formen anwenden, welche die Umwandlung
                              des Gußstückes in eine Scheibe gestatten.
                           Fig. 4 zeigt
                              den Verticaldurchschnitt einer Gußform für conische Barren und Fig. 5 dieselbe von unten
                              gesehen. Die gußeiserne Platte x bildet die Grundplatte
                              der Form; sie hat eine Aushöhlung mit abgerundeten Kanten und ist mit einem
                              schmiedeeisernen Ring x' umgeben. Der conische Theil y der Form ist durch den Bügel y' abgesteift, der mit einem Oehr versehen ist, damit er leicht abgenommen
                              werden kann. Der oberste Theil der Form ist cylindrisch und durch eine zwischen zwei
                              Platten z¹ befindliche Sandfüllung z⁴ geschlossen. Der auf diese Weise gebildete
                              Pfropf wird mittelst des durch die Bügel z³
                              gesteckten Bolzens z² nieder gehalten. Ramsbottom macht die untere Platte z¹ so dünn, daß sie im Ofen durch Oxydation verschwindet, und sie
                              braucht daher vor dem Verdichten nicht entfernt zu werden.
                           Viertens hat sich Ramsbottom den in Fig. 6 dargestellten, mit
                              Längenriffeln versehenen Dorn zum Ausdehnen der Reifen patentiren lassen; a bezeichnet den auszudehnenden Ring, l den conisch zulaufenden Dorn, g, j, j die Walzen, welche den Ring auf den Dorn auftreiben.
                           Endlich erstreckt sich das Patent auf die Anfertigung von Ringen zur
                              Kesselfabrication aus cylindrischen Gußstücken oder aus solchen Gußstücken, welche
                              erst in dicke Ringe umgewandelt und dann nach Durchmesser und Länge so weit
                              gestreckt werden, daß sie auf einem Walzwerk vollendet werden können. Der
                              verbesserte Mechanismus zum Ausdehnen der dicken Ringe besteht in einem Dorn, auf
                              welchen der Ring aufgelegt wird. Zu beiden Seiten des Dorns befinden sich Walzen, und die Oberflächen des
                              Dorns und der Walzen sind diagonal nach entgegengesetzten Richtungen gefurcht, so
                              daß rhombenförmige Zahnvorsprünge an ihnen gebildet werden. Die Walzen werden durch
                              Elementarkraft getrieben und gegen den Ring angedrückt, welcher durch den Druck und
                              die seitliche Wirkung der Zahnvorsprünge an Walzen und Dorn sowohl im Durchmesser
                              erweitert als der Länge nach gestreckt wird. Nachdem der Ring auf diese Weise ein
                              Stück gedehnt worden ist, wird er auf einen anderen Dorn oder nach einem größeren
                              Durchmesser desselben Dorns geschoben und von Neuem zwischen den Walzen bearbeitet,
                              oder der dicke Ring wird über einen rotirenden Dorn gelegt und durch eine Walze,
                              welche sich parallel zur Achse des Ringes fortbewegt, nach Durchmesser und Länge
                              gestreckt. Bei der letzteren Anordnung müssen Ring und Walze gegen einander
                              angedrückt werden.
                           Dieses Verfahren, dicke Ringe zu strecken, zeigt der Verticaldurchschnitt in Fig. 7. Der zu
                              bearbeitende Ring A ist auf den in den Lagern C ruhenden Dorn B
                              aufgeschoben, der vermittelst des Muffes B² in
                              langsame Umdrehung gesetzt wird. Das Eigengewicht des Dorns wird hierbei durch eine
                              über die Rolle B¹ gelegte, belastete Kette
                              ausgeglichen. Beim Strecken des Ringes werden die Lager C durch die Säulen D, welche durch ausgesparte
                              Räume in den Ständern der Maschine hindurch gehen, allmählich gehoben. Die unteren
                              Enden der Säulen D legen sich auf die Keile E, die an ihrer unteren Fläche eine Verzahnung haben und
                              vermittelst eines in diese eingreifenden Getriebes F
                              nach der Richtung des Pfeiles fortbewegt werden. Oberbalb des Ringes A befindet sich die Walze G;
                              sie steckt lose auf der Achse G¹, die durch die
                              Nabe des Sectors H gelegt ist, und der letztere greift
                              mit seiner Verzahnung in eine am Gestell befestigte Zahnstange I. Die Kurbelstange J und
                              Kurbel K ertheilt der Walze G eine hin- und hergehende Bewegung, und der Sector H, sowie die Zahnstange I
                              dienen dazu, die Walze G bei ihrer Bewegung in
                              horizontaler Ebene zu erhalten. Durch den belasteten Hebel L und die Gelenkstangen L' wird der Eingriff
                              zwischen dem Sector H und der Zahnstange I gesichert. Die Welle der Kurbel K erhält ihre Bewegung von der Betriebswelle M.
                           Das Strecken der Ringe kann auch durch Hämmern hervorgebracht werden. Dann ruht der
                              Dorn auf einem Amboß und der auf den Dorn aufgeschobene Ring wird durch einen oder
                              mehrere Hämmer, die ähnlich wie bei der Ryder'schen
                              Schmiedemaschine angeordnet sind, bearbeitet, indem er fortwährend um den Dorn
                              herumgedreht wird.
                           Zuletzt werden die Ringe auf einem Walzwerk vollendet. Hierbei werden sie in erhitztem Zustande
                              erhalten, entweder durch Luft, welche vorher in einer gemauerten Kammer erhitzt
                              worden ist und dann durch einen Ventilator gegen den Ring geblasen wird, oder durch
                              directe Flammenstrahlen, welche den Ring während des Walzens umspülen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
