| Titel: | Die Maschine zum Noppen und Scheren von Damaye und Comp. in Paris; beschrieben von E. Hoyer. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. XXVIII., S. 91 | 
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                        XXVIII.
                        Die Maschine zum Noppen und Scheren von Damaye und Comp. in Paris; beschrieben von E. Hoyer.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1866 S. 26.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Maschine zum Noppen und Scheren von Damaye u. Comp..
                        
                     
                        
                           Bei der Fabrication der wollenen Gewebe kommt unter dem Namen Noppen eine Operation vor, die den Zweck hat, alle zufällig in das Gewebe
                              gerathenen fremdartigen Körper, Strohtheilchen, Holzsplitterchen u.s.w., sodann die
                              hervorragenden Fadenenden, die durch Anknüpfen abgerissener Fäden entstandenen
                              Knoten u. dgl. m. zu entfernen. Diese Arbeit, die auch wohl das Belesen genannt
                              wird, ist, ganz besonders für die Tuchmacherei, von großer Wichtigkeit, weil sie auf
                              das Aussehen und somit den Werth der Waare von großem Einfluß ist, und deßhalb
                              dreimal vorgenommen werden muß. Zuerst wird das vom Webstuhl kommende Gewebe, der
                              sogenannte Loden, der Behandlung des Noppens unterworfen
                              (Fettnoppen). Das zweite Noppen geschieht nach dem
                              Auswaschen vor dem Walken, und das dritte nach dem auf das Rauhen der gewalkten
                              Stoffe folgenden Scheren.
                           Wenn die in Rede stehende Operation durch Handarbeit verrichtet wird, so geschieht
                              sie auf die Weise, daß drei oder vier Arbeiterinnen (Nopperinnen), neben einander vor einem schrägen Tische sitzend, von
                              welchem das Zeug herunterhängt, dieses einer genauen Besichtigung unterwerfen und
                              mit einer Federzange, mit verhältnißmäßig breitem Maule und einer Spitze versehen
                              (Noppzange, Noppeisen), die in die Augen fallenden
                              fremdartigen Theile ausstochern und ausziehen gelegentlich auch kleine Löcher durch
                              Aneinanderschieben der Fäden beseitigen. Man sieht leicht ein, daß auf solche Weise
                              das Noppen, wenn es gute Erfolge haben soll, große Aufmerksamkeit erfordert und
                              dadurch langwierig und kostspielig ist, um so mehr als es, wie beim Tuche, dreimal
                              wiederholt werden muß. Es ist daher sehr erklärlich, daß man sich bestrebte, die
                              Handarbeit durch viel rascher arbeitende Maschinen oder wenigstens durch dergleichen
                              Handwerkzeuge zu ersetzen oder zu unterstützen.
                           Verschiedene Versuche, die nach der einen oder der anderen Richtung schon vor
                              längerer Zeit gemacht sind, hatten wenigstens in Bezug auf Streichwollstoffe (Tuche)
                              wenig oder gar keinen Erfolg, entweder weil sie den Zweck nicht vollkommen genug
                              erreichten oder im anderen Falle dem Stoffe zu sehr schadeten. Es gehören dahin das
                              Abschleifen mit Bimsstein oder Sandpapier, oder das Ueberwegziehen des Zeuges über
                              eine Walze, welche mit einem Kratzenbeschlag, wie bei Kratzmaschinen, beschlagen war
                              und eine der Bewegung des Zeuges entgegengesetzte Drehung hatte. Auch eine Art sehr
                              grob gehauener Raspeln, die so lang waren als das Zeug breit, und mit der Hand
                              geführt wurden, hat man versucht. Sowohl die Anwendung von Schleifmitteln als die
                              der Kratzen ist zu verwerfen. Versucht man die Knoten wegzuschleifen, so drücken
                              sich diese unfehlbar in das Zeug und lassen sich nur wegnehmen, wenn auch die sie
                              umgebenden Stellen so weit fortgeschliffen sind, was natürlich kahle, namentlich
                              durch das Färben sichtbar werdende Stellen veranlaßt. Wendet man einen
                              Kratzenbeschlag an und setzt voraus, daß die Kratzenhäkchen wirklich den Knoten
                              fassen, was noch sehr fraglich ist, so werden diese entweder abgerissen oder jene
                              verbogen, also bald unbrauchbar. Im ersten Falle geht dem Abreißen aber eine
                              Verlängerung des Fadens voraus und hierdurch entsteht ein Krauswerden des Zeuges und
                              ein heraushängendes Fadenende, welches wieder zu beseitigen ist. Aehnliche
                              Verhältnisse liegen in dem Gebrauch der Raspel.
                           Das einzig richtige Princip liegt, wenn es sich darum handelt, die Knoten zu
                              beseitigen, was die Hauptsache ist, indem die anderen fremdartigen Theile durch die
                              Waschungen zum größten Theil wohl entfernt werden, darin, daß man sie mit einem
                              Instrumente faßt und in demselben Augenblicke abschneidet und nicht abreißt.
                           Nach dieser Grundidee wurde bereits 1847 eine Noppmaschine gebaut und in Frankreich
                              patentirt.Description des machines et de procédés
                                       pour lesquels des Brevets d'invention ont éte pris sous le
                                       régime de la loi du 5 Juillet
                                    1844. Paris, t. XIII p. 95. – Polytechn. Journal Bd. CXXXI S. 18. Sie
                              bestand der Hauptsache nach in einem Werkzeuge, dem Noppkamm, welches aus zwei
                              Stahlstäben gebildet wurde, die mit einer sehr feinen Verzahnung versehen und wie
                              Hobeleisen an einem hölzernen oben metallenen Rahmen befestigt waren, der in der
                              Mitte eine Höhlung hat, um die weggenommenen Knoten durchzulassen. Dieser Kamm wurde
                              entweder mit der HandSchweizerische
                                    polytechnische Zeitschrift, 1859 S. 49. oder einer einfachen
                              Maschine auf der Oberfläche des Zeuges hin- und hergeführt.
                           Nach einer Mittheilung in einem englischen JournalePractical Mechanic's Journal, 1865 p. 270. ist die eben nur kurz
                              angedeutete Maschine (eine Erfindung des französischen Fabrikanten David, und nicht, wie dieß Blatt angibt, der folgenden
                              Firma), nachdem die Firma Damaye u. Comp. in Paris Verbesserungen angebracht hat, worauf sie sich in England
                              ein Patent erworben, in Frankreich sehr viel in Gebrauch, und aus diesem Grunde
                              folgt hier eine Beschreibung in dieser neuen verbesserten Construction.
                           Den Haupttheil des Mechanismus bildet das noppende Werkzeug, welches bei der
                              ursprünglichen David'schen Erfindung aus einer dünnen sägenartig verzahnten Schiene bestand. Die Zahl
                              der Zähne war verschieden und somit auch ihre Feinheit je nach der Dicke der Stoffe;
                              zum Noppen von Merino giengen z.B. durchschnittlich 20 auf 1 Centimeter Länge, wobei
                              sie fast 2 Millimeter tief waren. Die Zähne bildeten dann also eine Reihe sehr
                              dünner Spitzen, deren Herstellung schwierig und deren Haltbarkeit äußerst gering
                              war, um so mehr als die Zahnlückenränder scharfe Schneiden seyn müssen. – Bei
                              der vorliegenden Construction hat man eigentlich nur an diesem Werkzeuge
                              Verbesserungen angebracht, die auf eine größere Haltbarkeit und leichte Zuschärfung
                              zunächst hinstreben. Wie dieß erreicht ist, geht aus der Betrachtung der Fig. 13, 14, 19, 20 hervor.
                              Eine Stahlplatte von etwa 3 Millimeter Dicke und 5 Centimeter Breite wird auf der
                              einen, nachher nach unten zu liegen kommenden Seite auf der Hobelmaschine mit einer
                              Reihe dreieckiger Furchen a, a versehen, die etwa so
                              tief sind als die halbe Dicke der Platte (Fig. 13 im Durchschnitt,
                              Fig. 14
                              in der Seitenansicht und im Grundriß) und je nach der Stärke des zu noppenden Zeuges
                              1 bis 2 Millimeter Breite haben. Die so vorgerichtete Platte wird hierauf an der
                              oberen Seite so abgeschliffen, wie die Linie cb,
                              Fig. 15,
                              andeutet. Die angeschliffene Fläche durchschneidet dabei sämmtliche Furchen in der
                              Länge d, b, und bildet mit den Furchenrippen f, b die scharfen Spitzen b, b,
                                 b, b, Fig.
                                 16, von welchen die Schneiden d, b, d, b als
                              Kanten der entstandenen
                              kleinen dreiseitigen Pyramiden auslaufen und in d
                              zusammenstoßen, wodurch das Ganze die größte Aehnlichkeit mit einem Zahnhobeleisen
                              erhält. Außerdem soll es noch erforderlich seyn, die scharfen Ecken d, d, welche von den zusammenstehenden Schneidkanten d, b, d, b gebildet werden, durch Ausfeilen etc.
                              abzustumpfen, wie Fig. 18, 19, 20 angeben, wodurch das Abschneiden der feinen Wollhärchen, welche sich
                              leicht hineinklemmen, vermieden wird.
                           Zwei solche Blätter von der Länge der Zeugbreite werden nun mit den Verzahnungen
                              einander entgegenstehend auf einen Holzklotz aufgeschraubt, wie aus Fig. 10 bis 12 hervorgeht.
                              Der Holzklotz hat der Länge nach einen Schlitz, der sich nach unten erweitert (Fig. 12,
                              Durchschnitt) und dazu dient, die von den Blättern fortgenommenen Theile zu
                              beseitigen, weßhalb er so lang als die Blätter selbst seyn muß. Auch die letzteren
                              müssen aus gleichem Grunde einen gewissen Abstand von einander haben, der 4 bis 6
                              Millimeter beträgt. Die Oberfläche des Klotzes ist nach beiden Seiten hin
                              abgeflacht, weil sie aus nachher anzugebendem Grunde convex. gestaltet seyn muß.
                           Ueber die Oberfläche dieses Werkzeugs wird das Zeug, welches genoppt werden soll, in
                              stramm angespanntem Zustande weggezogen, während das Werkzeug selbst eine
                              oscillirende Bewegung macht. Am zweckmäßigsten dient dazu eine Maschine, obgleich
                              auch die Führung des Werkzeugs mit der Hand vielerwärts im Gebrauch ist. Eine solche
                              Maschine ist durch Fig. 8 in der Seiten- und Fig. 9 in der
                              Vorderansicht dargestellt.
                           Sie besteht zunächst aus einem rahmenartigen Gestell G,
                                 G, welches durch starke Schrauben mit dem Fußboden verbunden wird. An jeder
                              Seite des Gestells und zwar unten an dem Querstück Q
                              befindet sich ein Lager L zur Aufnahme einer Achse D, welche von Lager zu Lager durchgeht und zwei in der
                              Zeichnung vertical stehende Arme B, B trägt. In einer
                              Höhe von etwa 0,66 Meter über der Achse D befindet sich
                              eine zweite Verbindungsstange C, C, welche zur Aufnahme
                              zweier Zugstangen E, E dient. Diese Zugstangen liegen
                              mit den anderen Köpfen um die Kurbeln F, F der
                              gekröpften Welle N, so daß, wenn letztere gedreht wird,
                              der Rahmen D, B, B, C, C um die untere Achse schwingt.
                              Oben auf diesem Rahmen liegt, auf geeignete Weise durch Schrauben befestigt, das
                              Noppwerkzeug A, etwa 1,25 Meter von der Achse D entfernt. Da nun der Durchmesser der Kurbel F circa 0,25 Meter beträgt, so legt A bei jeder Kurbelumdrehung den Weg 1,25/0,66 . 0,25 =
                              0,47 Met. zurück. Das Noppwerkzeug muß, weil es im Bogen schwingt, oben convex
                              gekrümmt seyn, damit eine
                              sanfte, gleichmäßige und stetige Flächenberührung mit dem Zeuge vorhanden ist. Das
                              Zeug Z wird durch zwei Walzenpaare, welche in die
                              Lagerböcke T, T auf bekannte Weise eingelegt sind, in
                              angemessener Spannung und mit entsprechender Geschwindigkeit über den schwingenden
                              Noppapparat weggeführt. Die Spannung wird auf einfache Weise durch die Pressung
                              erzeugt, mit welcher die Walzen gegen einander wirken und diese durch Gewichte P, P, welche an Hebeln K, K
                              hängen, in veränderlicher Größe hervorgebracht. Nur eine, nämlich die untere Walze
                              des hinteren Walzenpaares, bekommt Drehung, während die anderen zur Reibung
                              mitgehen, und ihre Geschwindigkeit bestimmt die Geschwindigkeit des Zeuges, die
                              natürlich kleiner seyn muß, als die die des arbeitenden Apparates. Nach der
                              Berechnung aus den von der Zeichnung genommenen Dimensionen, wornach der Durchmesser
                              der Schnurscheibe S, welche auf der Kurbelwelle N sitzt und die Drehung durch die Schnur L, L auf das größere Rad M
                              vom Durchmesser gleich 0,35 Meter überträgt, 0,08 Meter, derjenige der Walze 0,046
                              Meter ausmacht, ergeben sich (0,08 . 0,35)/0,046 . 3,14 = 0,19 Meter als
                              Geschwindigkeit für das Zeug bei einer Kurbelumdrehung. – Die Bewegung des
                              Ganzen wird entweder durch Menschenkraft oder von einer Maschine aus hervorgebracht,
                              in welchem ersten Falle eine Handkurbel H auf dem einen
                              und ein Schwungrad J zur Ausgleichung der
                              Geschwindigkeit auf dem anderen Ende der Welle G steckt,
                              im zweiten Falle anstatt der Kurbel eine Riemenscheibe vorhanden ist.
                           Wenn man auch nicht, wie es in der Natur der Sache liegt, die Geschwindigkeit
                              beliebig weit treiben kann, so ist doch so viel schon einleuchtend, daß eine sehr
                              große Zeitersparniß bei Anwendung dieser Maschine eintreten muß. Nur 30 Umdrehungen
                              pro Minute angenommen, wird eine Tuchlänge von 30 .
                              0,19 = 5,7, also etwa 6 Meter pro Minute genoppt. In der
                              englischen Patent-Beschreibung wird die Zeuggeschwindigkeit zu 10 Yards, das
                              sind 9 Meter, angegeben, was etwa 45 Umdrehungen entspricht, und daher nicht zu hoch
                              gegriffen ist.
                           Vorstehend beschriebene Maschine soll auch zum Scheren der Tuche mit Erfolg benutzt
                              werden können; in diesem Falle ist aber das Einsetzen solcher Blätter nöthig, wie
                              sie in Fig.
                                 17 gezeichnet sind, weil man von dieser Construction (siehe oben und Fig. 15 und
                              16) ein
                              besseres Abscheiden erwarten kann. Außerdem ist dann noch die Stellung der Blätter
                              gegeneinander abweichend von derjenigen, wie sie das Noppen erfordert. Ist das Noppen die Aufgabe, so steht der Zahnlücke des einen Blattes immer eine Zahnspitze des anderen Blattes gegenüber, wie in Fig. 18 dargestellt ist,
                              während beim Scheren die Blätter so stehen, wie Fig. 17
                              angibt, nämlich Zahnspitze gegenüber Zahnspitze.
                           Endlich soll man bei denjenigen Stoffen, die nur nach einer Richtung geschoren werden dürfen, die Blätter in tangentialer Lage
                              auf eine sich drehende hölzerne Welle aufschrauben. In diesem Falle möchte es jedoch
                              fraglich seyn, ob die Arbeit wohl mit derjenigen anderer Schermaschinen concurriren
                              kann, selbst wenn man auch noch neben dem Schercylinder einen Bürstencylinder, wie
                              vorgeschlagen wird, anbringt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
