| Titel: | Ueber das thermoskopische Barometer von Guiot in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. XXXI., S. 99 | 
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                        XXXI.
                        Ueber das thermoskopische Barometer von Guiot in Paris.
                        Auszugsweise nach dem Berichte von Le Roux im Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Juni 1866, S. 326.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Guiot's thermoskopisches Barometer.
                        
                     
                        
                           Die Idee, ein Luft-Thermoskop zur Bestimmung der Aenderungen des Luftdruckes
                              zu benutzen, ist bekanntlich schon alt, und wir wissen, daß die Instrumente dieser
                              Art höchstens als Surrogate der gewöhnlichen Quecksilberbarometer angesehen werden
                              dürfen. Das von Guiot construirte Thermo-Baroskop
                              hat jedoch in seiner principiellen Anordnung einen gewissen Grad von Vollendung
                              erreicht, so daß diesem neuen Instrumente eine Concurrenz mit den gewöhnlich im Handel vorkommenden Metallbarometern nicht
                              abgesprochen werden kann; wir lassen daher die Beschreibung dieses Instrumentes nach
                              den uns darüber vorliegenden Angaben hier folgen.
                           Der ganze Apparat ist, wie aus der vorderen Ansicht desselben in Fig. 21 ersichtlich, dem
                              Wesen nach aus zwei Thermoskopen B, B und C, C zusammengesetzt, die, in horizontaler Lage
                              angeordnet, mit ihrem Zugehör in einer Kapsel (Fig. 23) eingeschlossen
                              sich befinden, wodurch der ganze Apparat mittelst der angedeuteten Ringe aufgehängt
                              werden kann und die Ablesung der beiden Scalen dem Beobachter zugänglich gemacht
                              wird; Fig. 22
                              ist ein Längenschnitt, senkrecht zur Ebene der Fig. 21. Das als Baroskop
                              benutzte Luft-Thermoskop C, C hat ein
                              kugelförmiges Gefäß, in welchem, sowie in einem Theile der Röhre, trockene Luft
                              mittelst eines leicht beweglichen Index abgeschlossen sich befindet. Als Index wählt
                              Guiot in sachgemäßer Weise anstatt des Quecksilbers
                              oder einer Oelsorte u. dergl. reine concentrirte Schwefelsäure von 66°
                              Baumé (SO³, HO) und schützt diesen Index gegen die Aufnahme des
                              Wasserdampfes etc. der Atmosphäre dadurch, daß er das andere, nämlich das offene
                              Ende der Röhre mit einem Systeme von Capillarröhren in Verbindung setzt, welche mit
                              hygroskopischen Substanzen, wie Chlorcalcium, mit Schwefelsäure imprägnirtem
                              Bimsstein, Aetzkalk u. dgl. vorher angefüllt werden, so daß in das Thermoskop C, C bloß trockene Luft gelangen kann. Der Index selbst
                              ist mit Indigo blau gefärbt; die Capillarröhren D, D, D,
                                 D sind in der Kapsel A, A in fünf Abcheilungen
                              vertheilt, die mit Aetzkalk ausgefüllt sind, und der äußeren Luft ist nur durch eine
                              Capillaröffnung an der linken Seite von A, A die
                              Communication mit dem
                              inneren Raume gestattet. Das neben dem Thermo-Baroskop angebrachte Instrument
                              B, B ist ein gewöhnliches Weingeistthermometer mit
                              roth gefärbter Flüssigkeit, das die Temperatur der Luft unter gewöhnlichen Umständen
                              richtig angeben soll. Die beiden Thermoskope B, B und
                              C, C werden unter gleichen Bedingungen construirt,
                              so daß sie bei einem normalen Luftdrucke von 760 Millim. Barometerstand gleiche
                              Angaben, nämlich gleiche Temperaturgrade (einer und derselben, aber sonst
                              willkürlichen Scale, in Fig. 21 bei 20°
                              C.) zeigen. Bei einer Veränderung des Luftdruckes über oder unter 760 Millim.
                              Barometerstand werden die Angaben beider Instrumente nicht mehr übereinstimmen
                              können, da der Schwefelsäure-Index im ersten Falle gegen das Gefäß, im
                              zweiten Falle gegen das offene Ende der Röhre sich hin bewegen wird; die Scale von
                              C, C wurde daher von Guiot mit Rücksicht auf die gleichzeitigen Einwirkungen des Luftdruckes
                              und der Temperatur in bekannter Weise eigens graduirt. Zeigt nämlich das
                              Thermo-Baroskop bei einer Temperatur t und dem
                              gleichzeitig stattfindenden Luftdrucke von 760 ± n Millim. Barometerstand die Temperatur t' an,
                              so hat man nach dem Mariotte-Gay-Lussac'schen Gesetze:
                           760/(1 + αt') = (760 ± n)/(1 + αt), worin
                              α (beiläufig) gleich 1/273 den
                              Ausdehnungs-Coefficienten der Luft für einen hunderttheiligen Grad bedeutet.
                              Hieraus ergibt sich:
                           ± n = (t – t') . 760/(273 + t').
                           Diesen Ausdruck hat also Guiot benutzt, um aus den für n angenommenen Intervallen die dem t entsprechenden Werthe von t' zu berechnen und darnach den Maaßstab zu construiren, und umgekehrt
                              soll man daher aus der gleichzeitigen Ablesung der Scalen vonScalenvon
                              B, B und C, C, nämlich aus
                              der Angabe von t – t'
                              die Aenderung n des Barometerstandes über oder unter 760
                              Millim. berechnen können, wenn man jene Differenz mit 760/(273 + t') multiplicirt. Für diesen Coefficienten nimmt Guiot einen Annäherungswerth an, indem er für t' den Mittelwerth von 12° zu Grunde legt; der
                              Werth jedes Coefficienten wird dann gleich 2,6 Millimeter, und mit dieser constanten
                              Zahl hat man die Differenz der Angaben der Scalen von B,
                                 B und C, C zu multipliciren, um den Werth von
                              n zu erhalten, um welchen der Barometerstand über
                              760 Millim. zu- oder unterhalb des normalen Barometerstandes abgenommen
                              hat.
                           Ueber den Grad der Empfindlichkeit des neuen Thermo-Baroskopes, sowie über den Grad der
                              Uebereinstimmung dieses Instrumentes mit den Angaben eines Quecksilberbarometers
                              sind in unserer Quelle keine vergleichenden Beobachtungen aufgeführt. Aus der von
                              Guiot angefügten Note, sowie aus den Mittheilungen
                              von Le Roux geht jedoch hervor, daß der neue Apparat
                              weniger dazu bestimmt sey, um exacte Beobachtungen mit demselben anzustellen,
                              sondern hauptsächlich den Zweck habe, dem gewöhnlichen Gebrauche, namentlich für den
                              Landwirth und diejenigen praktischen Meteorologen, welche das muthmaßliche
                              Vorhersagen der Witterung im Auge haben, ein Wetterglas zu liefern, welches die
                              Quecksilberbarometer in dieser Beziehung ersetzen könne und jedenfalls eben so viel
                              leiste als die gewöhnlichen Metallbarometer, denen es ohnehin im Preise weit
                              nachsteht, da es höchstens 4 bis 5 Francs koste.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
