| Titel: | Bessemer's neuer Puddelofen. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. LXI., S. 218 | 
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                        LXI.
                        Bessemer's neuer Puddelofen.
                        Aus dem Engineer, August 1866, S. 135.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Bessemer's neuer Puddelofen.
                        
                     
                        
                           Vor Kurzem nahm Bessemer in England ein Patent auf mehrere
                              wichtige Verbesserungen seines Puddelverfahrens, welche manches Neue darbieten.
                              Zunächst betrifft seine Erfindung die Behandlung, im Besondern das Feinen von
                              flüssigem Eisen unmittelbar nach dem Abstechen desselben aus dem Gebläseofen, sowie
                              die Behandlung und das Feinen von Roheisengänzen und Brucheisen. Diese Eisensorten
                              werden in einem Feineisenherde oder einem Weißofen auf die gewöhnliche Weise durch
                              Gebläsewind, mit gleichzeitiger Anwendung von Hammerschlag oder Glühspan, sowie mit
                              Anwendung guter oder vorher gereinigter Kohks gefeint. Das in solcher Weise
                              behandelte Metall wird in Gießpfannen, welche auf Rädern ruhen, zu den für seine
                              weitere Behandlung bestimmten Oefen transportirt, oder in noch flüssigem Zustande
                              durch offene Canäle oder
                              Gossen dorthin geleitet, oder in flache plattenförmige Formen abgestochen und so zu
                              Masseln oder Blatteln vergossen, welches letztere Verfahren das gewöhnlichste
                              ist.
                           Uebrigens kann das Eisen in allen drei genannten Zuständen, nämlich flüssig, wie es
                              den Gebläseofen verläßt und bevor es erstarrt, sowie als erstarrtes Roheisen und als
                              Brucheisen, auch zu dem zweiten Processe, zum Puddeln verwendet werden, ohne daß man
                              es dem gewöhnlichen Feinungs- oder Raffinirprocesse zu unterwerfen braucht.
                              Soll indessen flüssiges Roheisen direct aus dem Gebläseofen zu dem Zwecke der hier
                              in Rede stehenden Erfindung gepuddelt oder auf eine dem Puddeln analoge Weise
                              behandelt werden, so empfiehlt Bessemer, es in auf Rädern
                              ruhenden Gießpfannen zum Puddelofen zu transportiren, so daß es in noch flüssigem
                              Zustande in denselben gelangen kann. Soll hingegen das Eisen in Form von Gänzen, von
                              Masseln, oder von Brucheisen im Puddelofen behandelt werden, so schmilzt er es erst
                              in einem Kupolofen um; dazu benutzt er vorzugsweise den sogen. Ireland'schen Ofen.
                           Der zu den Zwecken dieser Erfindung dienende, von Bessemer
                              neu erfundene Puddelofen erhält weit größere Dimensionen, als die gewöhnlich
                              angewendeten Oefen dieser Art, und wird am besten mit Generatorgasen gefeuert,
                              obgleich auch jede gute Flammkohle dazu benutzt werden kann. Er ruht auf einer
                              Achse, welche entweder über oder unter seinem Herde angebracht ist, so daß er
                              mittelst Krummzapfen oder Excentrics in oscillirende Bewegung gesetzt werden kann.
                              Auch lassen sich an diesem Puddelofen Vorrichtungen anbringen, mittelst deren ihm
                              auf seinen Achsen noch andere Bewegungen mitgetheilt werden können, durch welche
                              erforderlichen Falles die Entleerung seines Inhaltes erleichert wird. Die zum
                              weiteren Umrühren und zum Aufbrechen dienenden Rengel und Brechstangen werden durch
                              passende, in den Seitenwänden des Ofens angebrachte Oeffnungen eingeführt und ihre
                              äußeren Enden ruhen derart auf einem Gelenke oder Bolzen, daß sie während der
                              schwingenden Bewegung des Ofens das Eisen in ähnlicher Weise umrühren, wie dieß bei
                              gewöhnlichen feststehenden Puddelöfen durch die hin- und hergehende Bewegung
                              der Brechstange geschieht. Auch können diese Gezähe, wenn erforderlich, mehr oder
                              weniger vollständig durch Menschenkraft bewegt oder wenigstens in ihrer Bewegung
                              regulirt oder auch durch Maschinenkraft so in Thätigkeit gesetzt werden, daß dadurch
                              das Wenden und Bearbeiten oder Puddeln der eingesetzten Charge befördert und
                              erleichtert wird. Indessen ist das Bearbeiten des Eisens mittelst der genannten
                              Gezähe während des Puddelprocesses keineswegs unerläßlich, da die durch die Schwingungen des
                              Puddelraumes oder Herdes bei rascher Bewegung hervorgebrachte heftige Erschütterung
                              für die beabsichtigten Zwecke als genügend sich herausstellen wird.
                           Der Puddelherd wird nach der bei gewöhnlichen Puddelöfen üblichen Weise hergestellt
                              und die Sohle von Zeit zu Zeit mit Rotheisenstein, Titaneisenstein oder anderem dazu
                              erforderlichen Material nachgebessert. Die Sohle ist convex, concav oder eben, und
                              erhält abgerundete Ecken, damit sich beim Puddeln keine Ansätze von Schmelzmaterial
                              bilden. Es läßt sich jeder wünschenswerthe oder gewöhnliche Fluß oder Zuschlag
                              anwenden; so z.B. Glühspan, Rotheisenstein, Kochsalz, Chlorcalcium, Braunstein oder
                              metallisches, mit Kohleneisen legirtes Mangan, oder andere beim gewöhnlichen
                              Puddelproceß gebräuchliche Substanzen.
                           Die Röhren, welche an einem oder an beiden Enden des Ofens demselben kalte oder
                              erwärmte Luft zuführen, sowie die Esse, werden so eingerichtet, daß sie mit dem
                              ganzen Ofen oscilliren; oder der Apparat wird so construirt, daß der Rost und
                              Feuerraum nebst der Esse feststehen, während der eigentliche Puddelraum zwischen
                              ihnen schwingt.
                           Fig. 24
                              stellt eine Seitenansicht des neuen Puddelofens dar, Fig. 25 eine Endansicht,
                              Fig. 26
                              einen verticalen Längendurchschnitt, Fig. 27 einen
                              Querdurchschnitt, und Fig. 28 einen
                              Horizontaldurchschnitt nach der Linie A, B der Fig. 26. Die
                              Puddelkammer oder der eigentliche Puddelraum a besteht
                              aus starkem Kesselblech und ist mit feuerfestem Thon oder feuerfesten Steinen,
                              Ganister etc. ausgefuttert. Unter den Sohlplatten b, b
                              sind zwei starke Füße oder Träger c, c mit der
                              Fundamentmauerung fest verbunden; sie tragen die Achse d, um welche der ganze Apparat schwingt. In der Mitte dieser Achse ist ein
                              starker eiserner Rahmen e, e fest aufgekeilt, an dessen
                              unterem Ende das Gegengewicht f sitzt, während sein
                              oberes Ende den mittleren Theil des Puddelraumes trägt. An beiden Enden der Achse
                              d sind breite Seitenstücke oder Flantschen d' angebracht und an diesen sind die eisernen platten
                              Röhren oder Canäle g, g befestigt, welche mit
                              feuerfestem Thone ausgefuttert werden und an ihren unteren Enden mit den
                              feststehenden Canälen h, h communiciren, und zwar
                              mittelst eines kreisförmigen Verbindungsstückes, an dessen Außenseite Büchsen so
                              angebracht sind, daß dadurch ein luftdichter oder doch beinahe luftdichter Verschluß
                              zwischen den feststehenden Canälen oder Windröhren h, h
                              und den an der schwingenden Bewegung des Puddelraumes theilnehmenden Röhren g, g hergestellt wird. Letztere verlängern sich nach
                              oben hin bei g', g' durch die Enden des Puddelraumes und
                              wenden sich dann unter einem Winkel abwärts, in den Herd mündend, wie bei g², g²
                              ersichtlich ist.
                           
                           Die Canäle g und h dienen
                              dazu, Gas, beziehungsweise gasförmige Verbrennungsproducte, dem Puddelraume
                              zuzuführen und aus demselben abzuleiten. Außer ihnen sind noch ähnliche Röhren oder
                              Canäle i, i und k, k
                              vorhanden, durch welche atmosphärische Luft in den Puddelraum geleitet wird;
                              letztere brauchen nicht mit feuerfestem Material ausgeschlagen zu seyn, falls nicht
                              die durch sie hindurchzuleitende Luft sehr stark erhitzt wird.
                           Bei der Verwendung eines Gemisches von Kohlenoxydgas mit einer größeren oder
                              geringeren Menge Kohlenwasserstoffgas, wie ein solches bei der im geschlossenen
                              Raume bewirkten langsamen Verbrennung von Steinkohle, Kohks etc. erzeugt wird und
                              bei den mit Generatorgasen betriebenen Oefen allgemein zur Benutzung kommt, werden
                              die Gase entweder mit der Temperatur, welche sie bei ihrer Entstehung besitzen,
                              angewendet, oder sie können auch mittelst Hindurchleitens durch gehörig erhitzte
                              eiserne Röhren auf eine höhere Temperatur gebracht werden. Ebenso kann auch die zur
                              Verbrennung des Gasgemisches erforderliche atmosphärische Luft entweder mit ihrer
                              gewöhnlichen Temperatur verbraucht, oder sie kann vor ihrer Einführung in den
                              Puddelherd erst beliebig stark erhitzt werden.
                           Die zur Verbrennung bestimmten Gase können, nebst der Luft, an einem Ende des
                              Puddelraumes zugelassen werden und dann läßt man die Verbrennungsproducte nebst den
                              aus den angewandten Materialien sich entwickelnden Dämpfen während der ganzen Dauer
                              des Verpuddelns einer Eisencharge am anderen Ende frei abziehen. Oder man kann eine
                              solche Einrichtung treffen, daß die Gase und Dämpfe an jedem der beiden Enden des
                              Herdes in kurzen Intervallen abwechselnd eintreten und abziehen, wie es zur
                              Unterhaltung einer gut geregelten und hinreichend kräftigen Hitze im Puddelraume am
                              geeignetsten sich erweist.
                           Ist eine Ausbesserung oder eine vollständige Auswechslung und Erneuerung des Futters
                              vom Puddelraume a erforderlich, so wird die Verbindung
                              des letzteren mit der oberen Flantsche des Rahmens e
                              gelöst, und gleichzeitig werden die Flanschen m, m
                              losgebolzt, welche die unteren, an der Achse d sitzenden
                              Theile der Canäle mit den oberen, an beiden Enden des Puddelherdes in diesen
                              mündenden Theilen derselben verbinden, worauf der Puddelraum mittelst eines Krahnes
                              von dem übrigen Theile des Apparates abgehoben und behufs des Transportes an einen
                              zur Reparatur geeigneten Platz auf einen Wagen gestellt wird. Inzwischen wird ein
                              Reserve-Puddelherd eingesetzt und mit dem Apparate verbunden, wornach die
                              Arbeit von Neuem beginnt.
                           Die schwingende Bewegung des Apparates wird durch einen – in den Abbildungen weggelassenen
                              – Krummzapfen vermittelt, welcher an dem einen Ende der Treibstange n befestigt ist, so daß die Umdrehung der
                              Krummzapfenwelle eine constante hin- und hergehende Bewegung des Apparates um
                              seine Achse d bewirkt, wobei das Gegengewicht f dazu dient, die schwingende Bewegung des Herdes
                              gleichförmiger zu machen; zur leichteren und vollständigeren Regulirung derselben
                              ist es rathsam, die Welle mit einem Schwungrade zu versehen.
                           Soll der Puddelapparat in Betrieb gesetzt werden, so wird zunächst der Puddelraum a durch Zulassen von Feuerungsgasen mittelst der dazu
                              bestimmten Canäle an einem Ende des Herdes, und von Luft durch einen von den Canälen
                              i oder k tüchtig
                              abgewärmt, wobei die Luft bis zum obersten Theile des Apparates aufsteigt und bei
                              i*, i* durch einen langen Schlitz oder eine Reihe
                              von Formen in den Puddelraum eindringt. Der Wind muß unter einer schwachen Pressung
                              einströmen, etwa wie sie durch ein Ventilatorgebläse erzeugt wird, so daß die im
                              Canale g², g²
                              befindlichen und durch denselben zugeführten Gase auf den Herd nieder- und
                              denselben entlang dem an seinem anderen Ende befindlichen Ausströmungscanale
                              zugeführt werden. Hierauf läßt man das Metall – sofern es in flüssigem
                              Zustande in den Puddelraum gelangen soll – durch eine im oberen Theile des
                              letzteren angebrachte kleine Oeffnung p einfließen; wird
                              aber das zu verarbeitende Material in Form von Gänzen und Masseln, oder in Blatteln
                              oder als Brucheisen verwendet, so wird es durch die an der einen (Längs-)
                              Seite des Herdes angebrachte Thür r eingetragen, durch
                              welche auch die Flüsse und anderen Substanzen, welche auf das unreine Eisen chemisch
                              einwirken sollen, aufgegeben werden. Nach dem Chargiren wird diese Oeffnung r mittelst eines feuerfesten Backsteins verschlossen und
                              mit feuerfestem Thone dicht zugestrichen; dieser Schluß wird mittelst eines
                              Eisenriegels oder einer anderen passenden Vorrichtung festgehalten.
                           Sobald die Charge in Fluß gerathen ist, wird der Apparat in Bewegung gesetzt und
                              dadurch das Eisen kräftig um- und durchgeschüttelt; dasselbe schlägt an den
                              Seiten des Puddelraumes in die Höhe und fällt bei jeder hin- und hergehenden
                              Bewegung des Apparates in mehr oder weniger fein vertheiltem Zustande zwischen und
                              in die Flüsse und feinenden Zuschläge. Unterdessen geht die Verbrennung der Gase
                              ungestört vor sich und die Temperatur des Metalles wird dadurch hinreichend lange
                              auf der erforderlichen Höhe erhalten.
                           Bei dieser Anwendungsweise von gasförmigem Brennmaterial ist es sehr leicht, nach
                              Erforderniß eine oxydirende oder eine nichtoxydirende Flamme zu erzeugen, indem man
                              zu diesem Zwecke in den die Gase und Luft zuführenden Canälen oder Röhren geeignete Ventile
                              oder Schieber anbringt und dadurch das Zuströmen von Luft und Gas in einer dem
                              beabsichtigten Zwecke entsprechenden Weise regulirt. Will man z.B. auf das flüssige
                              Eisencarburet mittelst der vorhandenen Flüsse oder Zuschläge eine länger dauernde
                              chemische Einwirkung ausüben, so muß eine geringere Windmenge zugeführt werden, als
                              zur vollständigen Verbrennung des als Brennmaterial benutzten Gasgemisches
                              nothwendig ist; es entsteht dann eine nichtoxydirende Flamme und das in Arbeit
                              genommene Metall hält den größeren Theil des ursprünglich mit ihm verbundenen
                              Kohlenstoffs länger zurück. Umgekehrt wird – wenn dieß erforderlich ist
                              – eine raschere Entkohlung des im Herde befindlichen Eisens dadurch bewirkt,
                              daß man eine größere Menge atmosphärischer Luft als zur Verbrennung des dem Ofen
                              zuströmenden Gases nöthig ist, zuläßt. – Ueberdieß gewährt die Anwendung von
                              Gas als Brennmaterial auch noch den sehr hoch anzuschlagenden Vortheil, daß sich bei
                              derselben die Temperatur des Arbeitsraumes nach dem Belieben des Arbeiters sehr
                              rasch, wie auch ganz allmählich, verändern und willkürlich erhöhen und erniedrigen
                              läßt; demnach ist die Gasheizung für den Puddelproceß, welcher bekanntlich derartige
                              Temperaturveränderungen erheischt, sehr wohl geeignet.
                           Das unreine Metall kann nach seiner Behandlung in einem solchen Ofen zum Behufe
                              seiner Umwandlung zu Gußstahl in zwei verschiedenen Zuständen abgestochen werden;
                              nämlich in einer teigigen, mehr oder weniger concreten und körnigen Form, oder im
                              Zustande von gepuddelten Balls. In beiden Stadien des Garens, in beiden Zuständen
                              kann das Metall mit flüssigem grauem Roheisen versetzt und auf die übliche Weise des
                              Bessemerprocesses weiter verarbeitet werden; oder das auf die angegebene Weise
                              fertig oder nur theilweise gepuddelte Eisen wird aus dem Puddelofen in Wasser
                              abgestochen; oder man läßt es langsam erkalten und versetzt es dann in einer
                              Gießpfanne oder im Umwandlungsgefäße (der sog. Birne) mit flüssigem Eisen; oder es
                              wird vor seiner Umwandlung auf die im Nachstehenden zu beschreibende Weise wieder
                              gekohlt. Soll das gepuddelte Metall vor seiner durch den Bessemerproceß zu
                              bewirkenden Umwandlung zu Stahl oder hämmerbarem Eisen, wieder gekohlt werden, so
                              muß dasselbe in losem, körnigem Zustande, oder in Form von mehr oder weniger
                              cohärenten Puddelballs aus dem Puddelofen in den
                              Recarbonisir-(Wiederkohlungs-) Ofen gebracht werden; es ist für diesen
                              Fall zu empfehlen, das Eisen in demjenigen Stadium des Puddelprocesses, in welchem
                              es sich selbst zu Balls formt, mehr oder weniger stark und durchgreifend
                              aufzubrechen und es dadurch in kleine Stücke zu zertheilen, um sein Ausziehen aus dem
                              Puddelraume durch die Oeffnung r zu erleichtern.
                              Uebrigens lassen sich auch zu diesem Zwecke an den Enden oder Seitenwänden des
                              Puddelraumes Oeffnungen anbringen, durch welche Brechstangen zur Zertheilung des
                              Eisens, sobald es sich zu Klumpen zu formen beginnt, eingeführt werden können; diese
                              Oeffnungen werden dann während der anfänglichen Stadien des Processes mittelst eines
                              Thonpfropfens verschlossen. Auch kann man das teigige oder unvollkommen geballte
                              oder Korneisen, um es vor seiner Wiederkohlung möglichst von Schlacken zu befreien,
                              ein durch Wasser kühl gehaltenes Walzenpaar passiren lassen. Ein zu diesem Zwecke
                              geeignetes Walzenpaar ist in Fig. 32 im
                              Verticaldurchschnitte und in Fig. 33 im Grundrisse
                              dargestellt.
                           Zapfen und Körper der Walzen sind hohl gegossen, damit Wasser, dessen Zu- und
                              Abfluß durch geeignete Stopfbüchsen regulirt wird, in ihnen circuliren kann. Anstatt
                              diese horizontal gelagerten Walzen auf die sonst übliche Weise durch Druckschrauben
                              zusammenzuhalten, ist es vorzuziehen, sie mittelst eines belasteten Hebels oder
                              einer ähnlichen nachgiebigen Belastungsvorrichtung an einander zu pressen, wie dieß
                              üblich ist, um Knochen und andere Substanzen von unregelmäßigem Volum und ungleicher
                              Härte zu zerquetschen. Beim Passiren durch diese Walzen wird das gepuddelte Eisen
                              mehr oder weniger vollständig von den ihm anhaftenden Schlacken befreit und zu
                              flachen Kuchen geformt, welche der Einwirkung der Gase im Kohlungsofen eine große
                              Fläche darbieten.
                           Wir haben nun gesehen, wie unreines Roheisen durch mehr oder weniger vollständig
                              durchgeführtes Puddeln theilweise gereinigt und gefeint werden kann; es ist aber zu
                              bedenken, daß es bei diesem Processe beinahe seinen ganzen Kohlenstoffgehalt
                              verliert und mehr oder weniger vollständig den starren Zustand annimmt, in welchem
                              es für die schließliche Reinigung mittelst des Bessemerprocesses nicht geeignet ist,
                              weßhalb es vor dieser Behandlung mit flüssigem Kohleneisen versetzt werden muß.
                              Demzufolge zieht es Bessemer in den meisten Fällen vor,
                              das gargepuddelte oder nur theilweise gepuddelte Eisen, entweder in granulirtem
                              Zustande oder in Form von mehr oder weniger durchgepuddelten Balls oder in der
                              flachen (gewalzten) Form, bei sehr hoher Temperatur der Einwirkung von Kohlenoxydgas
                              auszusetzen; dabei absorbirt das Metall so viel Kohlenstoff, daß es sich in weißes
                              Eisen verwandelt und nachdem es auf diese Weise gekohlt worden, kann es leicht
                              umgeschmolzen, und für sich allein oder mit grauem Roheisen Nr. 1 gattirt, durch den
                              Bessemerproceß in Stahl oder hämmerbares Eisen umgewandelt werden. Es erweist sich
                              als vortheilhaft, dem gepuddelten Eisen im Kohlungsofen eine kleine Menge von gutem
                              grauen Roheisen zuzusetzen. Ebenso kann Bruchstahl, zerbrochene Gießpfannen und
                              anderer Abfall von Bessemerstahl und Bessemereisen auf diese Weise, für sich allein
                              oder mit anderem Eisen versetzt, im Recarbonisirungsofen behandelt werden.
                           Zu dieser Kohlung des in dem beschriebenen Apparate auf die angegebene Weise
                              gepuddelten Eisens oder des so eben erwähnten Bruchstahls etc. ist die Anwendung
                              eines kleinen Gebläseofens oder eines großen Kupolofens, in welchem gute reine
                              Kohks, überhaupt ein möglichst schwefelfreies Brennmaterial gebrannt wird,
                              anzurathen. Bessemer empfiehlt ferner bei Anwendung eines
                              dieser eben erwähnten Oefen außer dem festen Brennmaterial zum Kohlen und zum
                              Schmelzen des Metalles Kohlenoxydgas, und zwar von sehr hoher Temperatur, zu
                              benutzen. Soll das Kohlenoxydgas im Gebläse- oder Kupolofen hauptsächlich zum
                              Kohlen des gepuddelten Eisens etc. dienen, so muß es in den ersteren in einem
                              höheren Niveau einströmen, als der zur Verbrennung der Kohks etc. durch Formen
                              zugeführte Gebläsewind. Wird aber das Kohlenoxydgas nur zur Unterhaltung oder
                              Erhöhung der Temperatur des Metalles im Ofen angewendet, so muh es unter einem mehr
                              oder weniger großen Winkel auf die Oberfläche des Metalles niedergepreßt werden,
                              damit es sich mit dem aus den Gebläseformen strömenden Winde mischt und dadurch eine
                              sehr kräftig heizende Flamme bildet, wobei indessen das Gas stets in solchem
                              Ueberschusse vorhanden seyn muß, daß Abbrand oder Oxydation und Metallverlust
                              verhütet werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
