| Titel: | Analyse des auf den kurhessischen Eisenwerken zu Biber gewonnenen Rohstahleisens; von Dr. Bagh. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. CVIII., S. 382 | 
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                        CVIII.
                        Analyse des auf den kurhessischen Eisenwerken zu
                           Biber gewonnenen Rohstahleisens; von Dr. Bagh.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, 1866, Bd. CXL S.
                              180.
                        Bagh, Analyse eines Rohstahleisens.
                        
                     
                        
                           Auf den kurhessischen Eisenwerken zu Biber wird ein Rohstahleisen von ausgezeichneter
                              Beschaffenheit gewonnen, das sich bei der Fabrication der Gußstahlkanonen als besonders bewährt erwiesen hat. Die nachstehende, mit möglichster Sorgfalt
                              ausgeführte Analyse dieses Productes ergibt eine Zusammensetzung, die sich von
                              derjenigen anderer Eisenarten durch das spurenweise Auftreten einer ungewöhnlich
                              großen Anzahl fremder Metalle in auffallender Weise unterscheidet.
                           Die Auflösung des Eisens geschah durch Elektrolyse von Salzsäure, in der das
                              Eisenstück den positiven und eine Platinplatte den negativen Pol bildete. Es ergaben
                              sich dabei drei Producte, welche besonders untersucht wurden, nämlich: 1) eine
                              Lösung; 2) ein schwarzer, vom Eisen sich ablösender Bodensatz, und 3) eine
                              Metallschichte auf der Platinplatte.
                           1) Die Lösung wurde zur Reduction des Eisenchlorids und
                              etwa vorhandener Arsensäure mit schwefliger Säure behandelt, und hierauf mit
                              Schwefelwasserstoff Schwefelkupfer, Schwefelarsen und Schwefelantimon gefällt,
                              letztere mit Schwefelkalium extrahirt und nach der Bunsen'schen Methode durch Kochen mit einer wässerigen Lösung von schwefliger
                              Säure getrennt. Das Arsen wurde wie gewöhnlich als arsensaure
                              Ammoniak-Magnesia, das Antimon als antimonsaures Antimonoxyd, das Kupfer als
                              Kupferoxyd bestimmt. In das Filtrat vom Schwefelwasserstoffniederschlag wurde Chlor
                              eingeleitet, das Eisenoxydhydrat mit kohlensaurem Baryt abgeschieden, das Mangan mit
                              Schwefelammonium gefällt und als Manganoxyduloxyd bestimmt. Kobalt und Nickel
                              konnten nicht nachgewiesen werden. Im Filtrat vom Schwefelammoniumniederschlag wurde
                              noch Kalk und Magnesia bestimmt. Titansäure fand sich weder in der Lösung, noch im
                              unlöslichen Rückstande.
                           2) In dem Rückstande, der sich beim Lösen des Eisens
                              abgeschieden hatte, wurde der Kohlenstoff bestimmt, indem man eine abgewogene Menge
                              des bei 100° C. getrockneten Rückstandes in einem Platinschiffchen in einem
                              Verbrennungsrohre erhitzte, während Sauerstoffgas darüber geleitet wurde; die
                              gebildete getrocknete Kohlensäure wurde in einem vorgelegten Liebig'schen Kaliapparate aufgefangen und ihrem Gewichte nach bestimmt.
                              Der weißgewordene Rückstand wurde nun gewogen, mit einer wässerigen Lösung von
                              Flußsäure zweimal eingedampft, schwach erhitzt und wieder gewogen. Die
                              Gewichtsdifferenz gab die Menge beigemengter Kieselsäure. Außerdem fand sich im
                              Rückstande noch eine kleine Menge Kalk und Magnesia, die jedenfalls aus der
                              beigemengten Schlacke herrührten. Titansäure konnte auch hier, wie oben schon
                              bemerkt wurde, nicht nachgewiesen werden.
                           3) Der metallische Ueberzug auf der Platinplatte war roth gefärbt und bestand zum
                              größten Theil aus Kupfer und Spuren von Blei, Silber und Wismuth, die noch deutlich
                              und bequem durch FlammenreactionenFlammenreactionen von
                                    R. Bunsen, in den Annalen der Chemie und
                                    Pharmacie, Bd. CXXXVIII S. 3. nachgewiesen werden konnten; er
                              wurde in Salpetersäure gelöst, eingedampft, geglüht und das Kupferoxyd gewogen.
                           Zur Phosphor- und Schwefelbestimmung wurden besondere Portionen Eisen
                              abgewogen, mit Salpetersäure oxydirt, die Phosphorsäure mit molybdänsaurem Ammoniak
                              gefällt, der Niederschlag von phosphormolybdänsaurem Ammoniak in Ammoniak gelöst und
                              bei Gegenwart von Chlorammonium mit schwefelsaurer Magnesia die Phosphorsäure
                              ausgefällt.
                           In der anderen Portion wurde nach vollständiger Oxydation mit Salpetersäure und
                              mehrmaligem Eindampfen mit Salzsäure die gebildete Schwefelsäure mit Chlorbaryum
                              ausgefällt und aus der erhaltenen Menge schwefelsauren Baryts die Menge Schwefel
                              berechnet.
                           Es ergab sich folgende Zusammensetzung, auf 100 berechnet:
                           
                              
                                 87,997
                                 Eisen
                                 
                              
                                 6,555
                                 Mangan
                                 
                              
                                 3,758
                                 Kohlenstoff
                                 
                              
                                 0,578
                                 Phosphor
                                 
                              
                                 0,497
                                 Silicium
                                 
                              
                                 0,171
                                 Schwefel
                                 
                              
                                 0,127
                                 Calcium
                                 
                              
                                 0,120
                                 Kupfer
                                 
                              
                                 0,118
                                 Arsen
                                 
                              
                                 0,052
                                 Magnesium
                                 
                              
                                 0,027
                                 Antimon
                                 
                              
                                 Spuren
                                 von Silber, Blei und Wismuth und ein wenig Schlacke
                                 
                              
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 100,00.
                                 
                                 
                              
                           Die Analyse wurde im Laboratorium des Hrn. GeheimenrathGeheimerath
                              Bunsen ausgeführt, dem ich hiermit für seinen
                              freundlichen Rath und seine Beihülfe meinen besten Dank ausspreche.
                           Heidelberg.