| Titel: | Ueber die Anwendung des Natriumnitroprussids zur Nachweisung von Schwefelalkalien in Mineralwässern; von A. Béchamp. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. CXIV., S. 406 | 
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                        CXIV.
                        Ueber die Anwendung des Natriumnitroprussids zur
                           Nachweisung von Schwefelalkalien in Mineralwässern; von A. Béchamp.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXII p. 1087; Mai
                              1866.
                        Béchamp, über Nachweisung von Schwefelalkalien in
                           Mineralwässern.
                        
                     
                        
                           Mehrere Chemiker nehmen in den sogenannten Schwefelwässern oder Schwefelquellen die
                              Präexistenz von Schwefelcalcium und selbst von Schwefelmagnesium an. Da indessen das Schwefelcalcium
                              nicht allein durch Kohlensäure, sondern auch durch das Wasser selbst so leicht
                              zersetzt wird, so stellte ich mir die Frage, ob in einer sehr verdünnten Lösung
                              dieser Verbindung Calcium und Schwefel noch in Form von Schwefelcalcium vorhanden
                              seyn können, und ob nicht vielmehr in Gegenwart einer großen Menge Wassers eine
                              durch die nachstehende Gleichung ausgedrückte Reaction stattfindet:
                           CaS + 2 HO = CaO, HO + HS.
                           Bekanntlich nehmen einerseits Lösungen von Schwefelalkalien auf Zusatz von Natriumnitroprussid eine schöne Purpurfarbe an, während andererseits eine
                              verdünnte Lösung von Schwefelwasserstoff durch jenes
                              Reagens nicht gefärbt wird; setzt man aber einer solchen Lösung von
                              Schwefelwasserstoff eine kleine Menge Kali oder Natron hinzu, so tritt jene
                              charakteristische Purpurfarbe sofort auf.
                           In einer concentrirten kalten Lösung von Schwefelcalcium (durch Reduction von
                              schwefelsaurem Kalk erhalten) wird somit ein Zusatz von Nitroprussidnatrium augenblicklich die charakteristische Reaction
                              hervorbringen.
                           a) Lassen wir durch diese Lösung einen Strom von
                              Kohlensäure streichen, um den Kalk zu sättigen, dann wird das Nitroprussid keine blaue Färbung mehr
                              hervorrufen, außer nach Verlauf einiger Secunden. Die blaue Färbung tritt dagegen
                              sogleich ein, wenn man den Zutritt der Kohlensäure unterbricht, sobald die
                              Flüssigkeit durch den ausgeschiedenen kohlensauren Kalk trübe geworden ist.
                           b) Versetzen wir 1 Volum dieser Schwefelcalciumlösung mit
                              2 bis 3 Vol. destillirten Wassers und theilen die Flüssigkeit in zwei Theile;
                              versetzen wir nun die eine Hälfte mit etwas Natriumnitroprussid, so tritt keine
                              Färbung ein, denn es ist kein Schwefelcalcium mehr vorhanden, sondern, der gegebenen
                              Gleichung entsprechend, Schwefelwasserstoff, welcher unter diesen Verhältnissen mit
                              dem Reagens eine Farbenerscheinung nicht zeigt. Daß diese Erklärung richtig ist und
                              daß die Abwesenheit einer Färbung nicht etwa von der Verdünnung der Flüssigkeit
                              herrührt, wird durch die Erscheinung bewiesen, daß, wenn man die andere Hälfte der
                              verdünnten Schwefelcalciumlösung mit einem Tropfen Kalilauge versetzt, die
                              Purpurfarbe sofort auftritt, weil das Kali mit dem Schwefelwasserstoff, dessen
                              Gegenwart in der Flüssigkeit vorausgesetzt werden konnte, sich zu Schwefelkalium
                              verbunden hat.
                           Demnach kann in einem Mineralwasser, welches Bicarbonate enthält oder welches nicht
                              eine concentrirte Lösung von Schwefelcalcium repräsentirt, Schwefelcalcium nicht
                              mehr zugegen seyn, es kann vielmehr nur freien Schwefelwasserstoff enthalten.
                           Dieß ist unter anderen der Fall mit dem Schwefelwasser von Fumades bei Alais. Versetzt man eine Probe desselben mit einer verdünnten
                              Lösung von Natriumnitroprussid, so zeigt sich anfänglich keine Färbung; nach kurzer
                              Zeit indessen nimmt die Flüssigkeit eine blaue Farbe an. Dieselbe wird durch die in
                              diesem Wasser enthaltenen Kohlensäuresalze von alkalischen Erden hervorgerufen. Denn
                              wenn man einer verdünnten Lösung von Schwefelwasserstoff eine geringe Menge von
                              höchst fein vertheiltem kohlensaurem Kalk oder selbst von kohlensaurer Magnesia
                              zusetzt, und dann Natriumnitroprussid hinzufügt, so tritt nach und nach eine
                              violette oder blaue Färbung ein. Demnach wird das Nitroprussidnatrium bei Gegenwart
                              von Carbonaten der alkalischen Erden wirksam, zweifelsohne in Folge einer
                              prädisponirenden Verwandtschaft.
                           Einen ferneren Beweis für die Richtigkeit dieser Erklärung der Erscheinung liefert
                              die Thatsache, daß, wenn man dem schwefelhaltigen Mineralwasser, welches mit
                              Nitroprussidnatrium nur die violette oder blaue Farbe gibt, einen Tropfen Kalilösung
                              und dann das Reagens zusetzt, die Purpurfärbung trotz der durch das Kali veranlaßten
                              Fällung der unlöslichen Carbonate sogleich eintritt.