| Titel: | Ueber Feuerspritzen und insbesondere über die der Mechaniker Tidow und Wellhausen in Hannover; von Professor Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. CXXII., S. 444 | 
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                        CXXII.
                        Ueber Feuerspritzen und insbesondere über die der
                           Mechaniker Tidow und Wellhausen in
                           Hannover; von Professor Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1866 S. 155.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Rühlmann, über Feuerspritzen.
                        
                     
                        
                           Mehrfach an mich gerichtete Fragen über die Bezugsquelle guter Feuerspritzen, so wie
                              nicht uninteressante Wahrnehmungen bei verschiedenen Versuchen mit solchen,
                              veranlassen mich zu gegenwärtigem Aufsatze, den ich besonders in letzterer Beziehung
                              der Beachtung empfehlen möchte.
                           
                           Indem ich zuerst an die Artikel über englische Dampf-Feuerspritzen erinnere,
                              welche der Jahrgang 1862 der Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins S. 112
                              und 356 (polytechn. Journal Bd. CLXVIII S.
                                 409) enthält, bemerke ich hier, zur Vervollständigung der Mittheilungen
                              über diese Spritzengattung, daß mir seit dieser Zeit, als Jurymitglied der
                              vorjährigen Cölner Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe neue
                              Gelegenheit zur Beurtheilung derselben geboten wurde, welche im Allgemeinen meine
                              bereits im Jahre 1862 ausgesprochenen Ansichten im vollsten Maaße bestätigte.
                           Auch das Urtheil der gedachten Cölner Ausstellungsjury ging nach Anstellung
                              sorgfältiger Concurrenzversuche (wobei es sich um einen Geldpreis von 500 Thalern
                              handelteDie mit Abbildungen
                                    begleiteten Beschreibungen der in Cöln concurrirenden vier
                                    Dampffeuerspritzen finden sich in dem Werkchen des österreichischen
                                    Ingenieurs Wottitz, welches den Titel führt:
                                    „Specialbericht über die Maschinen und Geräthe der
                                       internationalen landwirthschaftlichen Ausstellungen in Stettin und Cöln
                                       im Mai und Juni 1865, erstattet an das k. k. österreichische Ministerium
                                       für Handel und Volkswirthschaft“, Seite 112–130.Die betreffenden Versuchsresultate sind in folgender Tabelle
                                    zusammengestellt, wozu bemerkt werden muß, daß das gelieferte Wasserquantum
                                    der 11. Columne ausschließlich dasjenige ist, welches in Fangschläuche als
                                    Zielscheibe gespritzt und in einem besonderen kubicirten Gefäße, vermöge
                                    herabhängender (weiter) Schläuche aufgefangen wurde (man sehe hierüber
                                    polytechn. Journal Bd. CLXVIII S.
                                       413), also mit dem von der Spritze angesogenen (und aus den
                                    Mundstücken geworfenen) Wasser nicht verwechselt werden darf, das ohne
                                    weiteres dem Rheinstrome entnommen wurde.Textabbildung Bd. 182, S. 445Firma, welche die
                                       Dampfspritze lieferte; Gewicht der Dampfspritze in Pfunden;
                                       Dampfmaschine; Cylinderdurchmesser in Zollen; Hub in Zollen; Pumpenzahl;
                                       Pumpenkolben; Durchmesser in Zollen; Hub in Zollen; Durchmesser des
                                       Mundstücks in Millimetern; Dampfspannung in Pfunden per Quadratzoll;
                                       Zeit des Dampfmachens in Minuten; Geliefert. Wasserquantum; Kubikfuß;
                                       Zeit in Minuten; Horizontale Entfernung d. Mundstücks bis zum
                                       Kubicirreservoir in Fußen; Strahlhöhe in Fußen; Anmerkung; H. Moltrecht
                                       u. Comp. in Hamburg; Bean-Amoskeag in Manchester, Nordamerika,
                                       (von Wirth in Frankfurt a. M. ausgestellt); Shand und Mason in London;
                                       Merryweather u. Söhne ebendaselbst; Das Reservoir konnte nicht ganz
                                       gefüllt werden; Ruhiges Wetter; Bei heftigem Winde; Bei mäßigem
                                       WindeDie Cölner Jury erkannte der Firma Merryweather
                                    und Söhne in London den ausgesetzten Geldpreis
                                    von 500 Thalern zu, Shand und Mason erhielten eine goldene Medaille, Bean-Wirth (im polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 97 beschriebene
                                    Construction) und Moltrecht jeder eine silberne
                                    Ministerial-Medaille., dahin, daß die Dampfspritzen fast
                              ausschließlich bloß
                              für größere Städte und auch selbst da nur rathsam sind, wenn hinlängliche
                              (bedeutende) Wassermassen an geeigneten Orten sofort zur Verfügung stehen, daß sie
                              ferner vorzugsweise zur Unterstützung, nicht aber zum Ersatze der von Menschen
                              betriebenen Spritzen dienen sollen, endlich auch wohl als Zubringer verwandt werden
                              können, wenn man einer größeren Zahl von Handspritzen von einer bestimmten Stelle
                              aus (z.B. aus einem Flusse, Teiche etc.) Wasser zuzuführen im Stande ist.
                           Des Zeitmangels wegen wurde bei der Cölner Ausstellung den eingesandten
                              Handfeuerspritzen eine wünschenswerthe Aufmerksamkeit nicht geschenkt, und im
                              Berichte des Hrn. Wottitz (S.
                              129) die Feuerspritzen aus den Fabriken von J. Beduwé in Aachen und von Requilé
                              und Beduwé in Lüttich als die vorzüglichsten
                              genannt, ohne der ebenfalls von Tidow und Wellhausen ausgestellten Feuerspritzen zu gedenken,
                              welche man zur Zeit in Hannover als das Ausgezeichnetste seiner Art, nach
                              Construction, Material und Ausführung bezeichnen muß.Als einen besonderen Vorzug der Feuerspritzen
                                    von Beduwé muß man das Anbringen eines
                                    (zweiten) Windkessels am Saugrohre derselben bezeichnen.
                              
                           Tidow's eigenthümliches
                              Wagengestell seiner Feuerspritzen mit scharnierartigem Langbaume und vier gleichgroßen Rädern, welches sich vorzüglich für
                              Stadtspritzen (weniger für Landspritzen) eignet, wurde bereits in meinem früheren
                              Aufsatze (polytechn. Journal Bd. CLXVIII S.
                                 419) beschrieben und durch Abbildungen erläutert, weßhalb nur bemerkt
                              werden mag, daß auf unserer (hier beigegebenen) Tab. VII Fig. 18 der
                              Vereinigungs- und Drehpunkt des zweitheiligen Langbaumes mit dem Buchstaben
                              a bezeichnet ist.
                           Der Wasserkasten b, b der Tidow'schen Spritze (Fig. 18 u. 19) ist aus
                              genietetem Eisenblech und Winkeleisen gebildet, und vor dem Rosten durch guten
                              Lackfirniß wohl geschützt.
                           Als eine eigenthümliche Anordnung derselben ist zunächst
                              die Grundplatte c, c
                              Fig. 18 (auch
                              in der Detailfigur 20 bemerkbar) zu bezeichnen, welche die erforderlichen Canäle für
                              die Wassermenge sinnreich zusammendrängt, ohne nachtheilige Querschnittsverengungen
                              zu veranlassen und die Zugänglichkeit wichtiger Theile zu beeinträchtigen. Auf diese
                              Grundplatte sind drei andere gußeiserne Kästen geschraubt, wovon zwei zur Aufnahme
                              der Pumpencylinder k, k, sowie für die Saugventile g, g bestimmt sind, deren Grenzen und Gestalt in Fig. 19 mit
                              den Buchstaben d, d bezeichnet wurden, während der
                              dritte Kasten e, e zur Aufstellung des Windkessels m und für Placirung der Steigventile i, i angeordnet ist.
                           Füllt man beim Gebrauche der Spritze den Wasserkasten durch Wassereimer etc. mit dem
                              auszuwerfenden Wasser, so verschließt man vorher durch eine äußerlich angeschrobene
                              Kapsel q die Oeffnung, durch welche im anderen Falle der
                              Saugschlauch eingeführt und mit dem Rohrstücke p
                              vereinigt wird, welches mit den Canälen der Saugventile communicirt. Der
                              Steigschlauch wird bei r angeschroben.
                           Zum Ablassen von Standwasser aus dem Wasserkasten ist in dem Boden des letzteren bei
                              t eine Oeffnung angebracht, welche zugleich in
                              gehöriger Weise verschlossen werden kann.
                           Von besonderer Art sind, wenigstens gegen das, was sonst bei Feuerspritzen üblich,
                              die (übrigens sämmtlich nach Gestalt und Größe gleich construirten) in derselben
                              Horizontalebene liegenden Ventile der Tidow-Wellhausen'schen Spritze, weßhalb die Zeichnung derselben (in
                              größerem Maaßstabe) Fig. 20 nicht überflüssig seyn dürfte.
                           Man erkennt ohne Weiteres, daß es sogenannte Muschelventile mit nach oben gerichteten
                              Führungsstielen sind, wodurch man allerlei Vortheile erreicht.
                           Es werden nämlich nach unten hin Verengungen der Wasserzufuhrcanäle möglichst
                              verhütet, das Herausnehmen der Ventile (nach Entfernen der Schließdeckel g, i) und vor Allem das Einschleifen derselben wird sehr
                              erleichtert, ferner ein Schrägstellen der sehr willig gehenden Führungsstifte u für das Dichten an der Sitzstelle unschädlich gemacht,
                              was bei gewöhnlichen Kegelventilen nicht immer der Fall
                              ist.
                           Man erreicht überhaupt mit diesen Muschelventilen Vortheile der Kugelventile, deren Anwendung bei Feuerspritzen einfach deßhalb nicht
                              räthlich ist, weil sie zu viel Raum nach oben hin erfordern und vor Allem nicht
                              wohlfeil genug hergestellt werden können. Daß Klappenventile bei der von Tidow gewählten Anordnung nicht räthlich waren, selbst
                              dann, wenn man ihre bekannten Uebel hätte beseitigen können, versteht sich wohl von
                              selbst.
                           Ich kann jetzt, nach vorstehenden Auseinandersetzungen, zum zweiten Theile meiner
                              Mittheilungen, nämlich zu den erwähnten Wahrnehmungen bei mit Tidow'schen Spritzen angestellten Versuchen übergehen.
                           Bei einer für die Stadt Pattensen (unweit Hannover) von Tidow mit äußerster Sorgfalt und mechanischer Vollkommenheit gefertigten
                              Spritze mit Kolben von 5 1/4 Zoll engl. Durchmesser bei 7 5/8 Zoll engl. Hub,
                              ergaben bei den genauesten Messungen sämmtliche Versuche ein
                                 größeres Wasserquantum als sich nach der geometrischen Berechnung der Cylinder-
                              (Stiefel-) Inhalte, unter genauer Beobachtung der Hubzahl per Minute herausstellen konnte. Es blieb jedoch
                              zweifelhaft, ob man sich irgendwie geirrt habe, oder die Erscheinung als eine
                              Thatsache zu bezeichnen sey. Wiederholte Versuche mit dieser Spritze waren eiliger
                              Ablieferung wegen nicht möglich, weßhalb man die Vollendung eines ganz gleichen
                              Exemplars abwartete, welches wieder ein Meisterstück von Ausführung werden sollte,
                              besonders da die Spritze für die hannoversche Hofverwaltung in Herrenhausen bestimmt
                              war.
                           Nachdem die Abgabe der ausgezeichnet gearbeiteten Spritze Seitens Hrn. Tidow's erfolgt war, wurde am 23.
                              Juni eine Reihe von Versuchen angestellt, der eine äußerst sorgfältige Kubicirung
                              des Wasserkastens der Spritze vorausgegangen, auch ein besonderer Kubicirmaaßstab
                              angefertigt war, um Wassermengen bestimmen zu können, welche verschiedenen
                              Wasserständen im Wasserkasten correspondirten.
                           Unmittelbar vor Anfang der Versuche wurden noch folgende Maaße und besondere
                              Verhältnisse ermittelt und notirt:Zu bemerken
                                    ist, daß unsere Abbildung auf Tab. VII einer größeren Feuerspritze
                                    entspricht, als die, womit die Versuche angestellt wurden. Anordnung und
                                    Verhältnisse waren jedoch dieselben.
                              
                           Durchmesser der Pumpenkolben: 5 1/4 Zoll engl.,
                           Hub derselben: 7 5/8 Zoll engl.,
                           mechanische Hebellänge des halben Balanciers AB: 5 Fuß 10 1/4 Zoll, Entfernung des
                              Aufhängepunktes C der Kolbenlenkstangen vom Drehpunkte
                              A: 13 3/4 Zoll,
                           
                              
                                 innerer
                                 Durchmesser
                                 der
                                 Hanfschläuche: 2 3/8 Zoll engl.,
                                 
                              
                                     „
                                       „
                                  „
                                 zugehörigen Verschraubungen: 2 Zoll engl.,
                                 
                              
                           Schlauchlänge, von der Stelle r
                              (Fig. 19)
                              an gemessen, bis zum Mundstück: 29 1/2 Fuß.
                           Das conisch convergente Ausgußrohr hatte 790 Millimeter Länge, 51 Millimeter größten
                              und 30 Millimeter kleinsten Durchmesser. An letzterer Stelle wurden die Mundstücke
                              von 175 Millimeter Länge angeschroben, deren Mündungsdurchmesser 13 und 14
                              Millimeter betrug.
                           Der messingene Windkessel hatte (bei kreisförmigem Querschnitte) 18 1/2 Zoll Höhe und
                              9 1/4 Zoll Durchmesser.
                           Hiernach wurden 6 Versuche unter Mitwirkung ganz besonders geeigneter (älterer)
                              Studirender der polytechnischen Schule angestellt, während die an den Druckbäumen
                              arbeitende Mannschaft die Hofbauverwaltung gestellt hatte. Die ersten beiden
                              Versuche sollten zur Beurtheilung der Fähigkeit und Schnelligkeit des
                              Wasseransaugens aus einem Brunnen dienen, während vier andere Versuche zur Ermittelung der in
                              vorgeschriebener Zeit ausgeworfenen Wassermenge bestimmt waren, in letzterem Falle
                              also die Stelle p (Fig. 19) durch die Kappe
                              q verschlossen gehalten und der Wasserkasten durch
                              directes Einlaufen aus einem hoch gelegenen Wasserbassin gefüllt wurde.
                           
                        
                           I. Versuch.
                           Bei einer Saughöhe von 18 Fuß 6 Zoll, während an beiden Druckbäumen B zwölf gleich vertheilte Arbeiter 27 Hebungen
                              verrichteten, trat nach 23 Secunden das Wasser vor die Ausgußmündung, die, wie
                              bereits oben bemerkt, 29 1/2 Fuß vom Wasserkasten der Spritze von einem Arbeiter
                              (dem Schlauchführer) gehalten wurde.
                           Während darauf folgender 186 Hübe, in der Zeit von zwei Minuten, war die größte (horizontal gemessen) Wurfweite, welche die geschlossene Wassermasse (nicht einzelne Strahlen)
                              unter dem günstigsten Neigungswinkel erreichte: 78 FußVon dem Wasserkasten aus gerechnet, wurde also
                                    das Wasser auf 29 1/2 + 78 = 107 1/2 Fuß fortgetrieben., wobei
                              das Mundstück 14 Millimeter Durchmesser hatte.
                           
                        
                           II. Versuch.
                           
                              
                                 Saughöhe 18 Fuß 6 ZollSteigschlauchlänge 29 1/2
                                    Fuß
                                 
                                    
                                    
                                 wie bei Nr. I.
                                 
                              
                                 Mundstückdurchmesser (kleiner):
                                 13 Millimeter,
                                 
                              
                                 Zahl der Arbeiter: 12.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Während einer Minute wurden 78 Hübe verrichtet und die horizontale Wurfweite betrug
                              vom Mundstück aus gemessen: 83 Fuß, das Wasser war also, vom Spritzenkasten aus
                              gerechnet, auf 83 + 29 1/2 = 112 1/2 Fuß Weite fortgetrieben.
                           
                        
                           III. Versuch.
                           Um 5 Kubikfuß (engl.) Wasser auszuwerfen, geschahen in 32,4 Secunden Zeit 46 Hübe.
                              Die horizontale Wurfweite (wieder vom Mundstücke aus gemessen) betrug 85 Fuß. Das
                              Mundstück hatte 13 Millimeter Durchmesser. Die Zahl der Arbeiter war dieselbe.
                           Hiernach und mit Bezug auf die früher angeführten Maaße ließen sich folgende Werthe
                              ermitteln:
                           Die erhaltene Wassermenge = M, auf eine ganze Minute Zeit
                              reducirt, beträgt:
                           
                           M = 5 . 60,0/32,4 = 5 . 600/324 =
                              9,25 Kubikfuß.
                           Die Kolbengeschwindigkeit = v per
                              Secunde ergibt sich zu:
                           v = 7⅝/12 . 46/32,4 = 0,90
                              Fuß.
                           Die Geschwindigkeit = c per
                              Secunde des Angriffspunktes der Arbeiter am Druckbaume B
                              zu:
                           c = 0,9 . 70,25/13,75 = 63,225/13,75
                              = 4,6 Fuß.
                           Ferner erhält man für den Querschnitt = a eines Pumpenkolbens:
                           a = (21/4)² . 0,785 = 21,64
                              Quadratzoll.
                           Daher das Volumen per Hub: 21,64 .
                              7 5/8 = 165,0, folglich das per Minute dem Wasser zum
                              Ausfüllen in den Cylindern gebotene Volumen = M¹:
                           M¹ = (21,64/144) . 0,9 . 60 =
                              8,11 Kubikfuß.
                           Hiernach:
                           M/M¹ = gemessene Wassermenge/berechnete oder theoretische Wassermenge =
                              9,25/8,11 = 1,140.
                           
                        
                           IV. Versuch.
                           5 Kubikfuß Wasser wurden bei 44 Hüben in 31 Secunden ausgeworfen, während 14 Mann
                              (kräftige Polytechniker) an den Druckbäumen gleichförmig vertheilt arbeiteten.
                           Mundstück 13 Millimeter Durchmesser,
                           Wurfweite 95 Fuß,
                           alles Sonstige wie vorher.
                           Hiernach ist
                           M = 5 . 60/31 = 9,67 Kubikfuß,
                           v = 0,902 Fuß,
                           M¹ = 8,20 Kubikfuß.
                           Folglich:
                           M/M¹ = gemessene Wassermenge/berechnete oder theoretische Wassermenge =
                              9,67/8,20 = 1,179.
                           
                        
                           V. Versuch.
                           5 Kubikfuß Wasser wurden bei 44 Hüben in 25 Secunden durch dieselbe Mannschaft auf 96
                              Fuß Weite geworfen, während der Mundstückdurchmesser 13 Millimeter betrug. Alles
                              Andere wie vorher. Demnach
                           M = 5 . 60/25 = 12,0 Kubikfuß,
                           v = 1,12 Fuß,
                           M¹ = 10,025, folglich:
                           M/M¹ = gemessene Wassermenge/berechnete oder theor. Wassermenge =
                              12000/10025 = 1,197.
                           
                        
                           VI. Versuch.
                           5 Kubikfuß Wasser wurden bei 44 Hüben in 28 Secunden auf 95 Fuß horizontale Weite
                              geworfen, wenn 12 Mann (Hofbauarbeiter) gleichförmig an beide Druckbäume vertheilt
                              waren und der Mundstückdurchmesser 14 Millimeter betrug. Hiernach ist
                           M = 5 . 60/28 = 10,7 Kubikfuß,
                           v = 1,12 Fuß,
                           M¹ = 9,17, daher
                           M/M¹ = gemessene Wassermenge/berechnete oder theoretische Wassermenge =
                              10,70/9,17 = 1,166.
                           Hiernach mußte ich, da nirgends Messungs- oder Beobachtungsfehler zu entdecken
                              waren, ohne Weiteres die bereits anderwärts (an der Pattenser Spritze) gemachte
                              Wahrnehmung als eine Thatsache betrachten, daß ganz ausgezeichnet gearbeitete
                              Feuerspritzen ein größeres Wasserquantum liefern können, als das beim Kolbenaufgange
                              der einfachwirkenden Pumpen sich darbietende geometrische Volumen ist. Bemerken
                              möchte ich hierzu nur noch, daß dieselbe Erscheinung auch zwei meiner Freunde an
                              sogenannten Bergwerkspumpen mit gut schließenden Doppelsitzventilen, jedoch bei sehr
                              langsamer Kolbenbewegung, wahrgenommen haben wollen.
                           Nimmt man in beiden Fällen die Thatsachen als zweifellos an, so gibt es zur Erklärung
                              derselben nur den sogenannten Beharrungszustand einer
                              bewegten Masse, der speciell bei den Tidow'schen
                              Feuerspritzen Veranlassung wird, daß die lebendige Kraft, welche der durch die
                              Saugventile eintretenden Wassermasse innewohnt, noch mehr oder weniger theilweise
                              wirksam bleibt, wenn der Kolben bereits im Niedergange begriffen, das Saugventil
                              noch nicht geschlossen ist und beide Wasserströme (sowohl der von oben als der von
                              unten ankommende) dem Steigventile (eine kurze Zeit hindurch) zugeführt werden.
                           Ich möchte dringend bitten, doch anderwärts mit so vortrefflich construirten und ausgeführten
                              Feuerspritzen, wie die, welche mir zu Gebote standen, recht sorgfältige Versuche
                              anzustellen, um meine Wahrnehmungen widerlegen oder bestätigen zu können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
