| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. , S. 71 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Das atlantische Kabel.
                           In einem Briefe vom 30. Juli d. J. schreibt der Ingenieur der Atlantic Telegraph Company, L. Clark, von
                              Valentia aus an den Secretär der Gesellschaft unter Anderem Folgendes:
                              „Das nunmehr versenkte Kabel befindet sich gegenwärtig in dem besten
                                 elektrischen Zustande; mit dem jetzt angewendeten Apparate kann man volle 6
                                 Worte per Minute signalisiren. Es steht zu erwarten,
                                 daß die Apparate verbessert werden können und bei der Anwendung eines Codex (man
                                 s. polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 429)
                                 dürfte die Signalisirungsgeschwindigkeit auf das Dreifache sich erhöhen. Die
                                 gegenwärtigen Signale sind stark und vortrefflich. Vor der Auslegung des Kabels
                                 betrug der Isolationswiderstand 713 000 000 Siemens'sche Einheiten per Knoten. (Eine Siemens'sche Einheit ist bekanntlich eine
                                 Quecksilbersäule von 1 Meter Länge und 1 Quadratmillimeter Querschnitt.) Nach
                                 der Auslegung des Kabels hat der Widerstand zugenommen, er beträgt jetzt 2 300
                                 000 000 Einheiten per Knoten. Diese Zunahme ist
                                 augenscheinlich zum Theile der Temperatur, theilweise aber dem Drucke
                                 zuzuschreiben; ich werde den Einfluß dieser combinirten Einwirkungen untersuchen
                                 und die Isolationsfähigkeit des atlantischen Kabels im Vergleiche mit dem des
                                 persischen Golfes bei gleicher Temperatur und demselben Drucke gelegentlich
                                 bekannt geben. Es ist mißlich, daß die Neufundland-Linie nicht in einem
                                 so wirksamen Zustande sich befindet, daß sie die Freude in vollem Maaße hat
                                 genießen lassen. Wir haben übrigens alle Hoffnung, daß die Permanenz und
                                 Sicherheit der Linie sich bewähren werde und dürfen auch erwarten, daß das Kabel
                                 vom Jahre 1865 nunmehr zur Vollendung kommen werde.“ (Mechanics' Magazine, August 1866, S. 81.)
                           
                        
                           Unverzügliche Ausführung der Operationen zur Bestimmung der
                              Längendifferenzen zwischen Europa und dem Continente der alten Welt mittelst des
                              transatlantischen Kabels.
                           Babinet befürchtet, daß, wenn nicht in kürzester Zeit die
                              gedachten Operationen zur Ausführung gebracht werden, ihre Inangriffnahme wieder auf
                              lange Dauer durch das Eintreten eventueller Hindernisse hinausgeschoben werden
                              müßte. Seine Befürchtungen gründen sich namentlich auf den Umstand, daß durch die
                              Einwirkung des Meerwassers die Eisendrahtumhüllungen nach und nach wesentlich
                              alterirt werden, so daß mit der Zeit der Conductor nur noch mit seiner isolirenden
                              Umhüllung umgeben sey, also fast bloßgelegt werde. Ein warnendes Beispiel hierfür
                              bietet das im Jahre 1851 zwischen Frankreich und England gelegte Kabel, bei welchem
                              jeder Draht der eisernen Umhüllung die beträchtliche Dicke von 8 Millimeter hatte,
                              während nach fünf Jahren die Dicke der Drähte an mehreren Stellen nur mehr 3 Millimeter war. – Die
                              telegraphische Längenbestimmung müsse um so wichtiger seyn, als die beiden Enden des
                              Kabels auf einem Bogen eines Parallelkreises liegen, welcher Europa durchstreicht
                              und hier schon gemessen wurde. In unseren Breiten umfaßt das atlantische Meer etwa
                              1/6 des Umfanges eines correspondirenden Parallelkreises, was beiläufig einer
                              Längendifferenz von 4 Stunden zwischen Paris und der neuen Welt entspricht. Wenn es
                              auf der Ostküste von Amerika 8 Uhr Morgens ist, so ist es in Paris beiläufig Mittag
                              und umgekehrt ist es hier schon 4 Uhr Abends, während es in Saint Jean erst Mittag
                              ist. Für viele Fälle wäre die Kenntniß der Längendifferenzen ein sehr wichtiges
                              Element, um den Eintritt verschiedener Phänomene, die in der absolut gleichen Epoche
                              vorkommen, in sicherer Weise beurtheilen zu können. – Für die Astronomie
                              würde wenigstens ein großartiges Resultat hierdurch erlangt worden seyn, wenn auch
                              der Unfall eintreten sollte, daß nach der Ausführung der genannten Operationen das
                              Kabel wieder unbrauchbar würde. (Comptes rendus, t.
                              LXIII p. 209; Juli 1866.)
                           
                        
                           Guérin's Volta'sche Säule.
                           Die Abänderung der Volta'schen Kette mit schwefelsaurem Quecksilberoxyd und
                              schwefelsaurem Bleioxyd, von welcher Guérin der
                              französischen Akademie der Wissenschaften Mittheilung machte, besteht im Allgemeinen
                              darin, daß das Zink, die Kohle und das poröse Diaphragma in Form von Scheiben
                              säulenartig übereinander gelagert werden; die Zink- und die Kohlenscheiben
                              sind dabei in ihrer Mitte durchbohrt. Um die Säule anzuregen, werden die porösen
                              Thonplatten in Kochsalzlösung getränkt, während in die von dem Zink oder von der
                              Kohle gebildete Höhlung eine kleine Quantität von schwefelsaurem Quecksilberoxyd
                              kommt. Die Säule ist von einer porösen Zelle, die mit der gleichen Lösung angefüllt
                              ist, umgeben, und mit dieser in einem Gefäße eingeschlossen. Was das schwefelsaure
                              Bleioxyd betrifft, so begnügt man sich, etwas davon in die Zinkhöhlungen zu bringen,
                              wohin die Kochsalzlösung ohnehin gelangen kann. (Comptes
                                 rendus, t. LXII p. 1322; Juni 1866.)
                           
                        
                           Ueber die Kettenschifffahrt auf der Elbe.
                           Ueber die auf der Elbe kürzlich eröffnete Kettenschifffahrt (m. s. polytechn. Journal
                              Bd. CLXXXI S. 486) berichtet man noch
                              folgendes Nähere:
                           Bekanntlich liegt die Kette bei Magdeburg von unterhalb des Neustädter Hafens bis zum
                              Wolfswerder oberhalb Buckau, hat mithin eine Länge von 1500 Ruthen oder 3/4 deutsche
                              Meilen und wiegt bei einer Gliedstärke von 7/8 Zoll circa 1400 Ctr. An dieser Kette geht durch Vermittelung zweier starker
                              Eisentrommeln das sogenannte Kettenschiff, dessen 60
                              Pferdekraft-Dampfmaschine diese in Bewegung setzt und damit durch das
                              Auf- und Abwickeln der Kette das Schiff und die daran gehängten Lastkähne
                              vorwärts treibt. Die feste Stellung der Maschine im Schiffskörper und die directe
                              Uebertragung von deren Kraft auf die Kettentrommeln bringt diese zur vollen Wirkung,
                              während ein gewöhnliches Räderschiff dadurch sehr viel Kraft verliert, daß es für
                              seine Schaufeln keinen festen Punkt im Wasser findet. Hierin liegt eine namhafte
                              Kohlenersparniß, welche ein wichtiger Factor der Dampfschifffahrt ist. Außerdem
                              bietet die Schleppmethode Gelegenheit, die schwersten Lasten selbst in den stärksten
                              Strömungen rasch und gefahrlos fortzubewegen, und dürfte darum denjenigen Schiffern,
                              welche die Oberelbe befahren und die hiesigen Brücken passiren müssen, willkommen
                              seyn, zumal das Schlepplohn wesentlich billiger als dasjenige der Schiffszieher ist.
                              – Die dem neuen Unternehmen und der Schifffahrt überhaupt zur Zeit noch im
                              Wege liegenden Schiffsmühlen sollen zum Theil von der königl. Regierung angekauft
                              werden und dürften späterhin nicht mehr hinderlich seyn. Auch steht mit Sicherheit
                              zu erwarten, daß die jetzt so gefährliche Fahrt durch die Eisenbahnbrücke mit
                              Aushebung eines vor derselben verunglückten Kahnes sowohl als durch Baggerung der
                              Untiefen verbessert wird. Weitergehende Anordnungen der königl. Regierung in Betreff
                              des Kettendienstes und der dabei betheiligten übrigen Schifffahrt sind zu
                              gewärtigen, wenn ersterer vollständig erprobt und geregelt ist. (Berggeist, 1866,
                              Nr. 72.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Waschmaschinen für den Hausgebrauch.
                           Das Waschen ist eine so mühevolle, zeitraubende und kostspielige Arbeit, daß jede
                              Erleichterung derselben mit Freuden begrüßt werden muß. In England ist für den
                              Comfort im Hauswesen und besonders auch beim Waschen schon viel mehr geschehen als
                              bei uns, doch ist es erfreulich zu hören, daß nach einer Mittheilung des Professors
                              Rühlmann die amerikanischen Waschmaschinen durch Hrn.
                              Schilling in Hannover bereits in 40 Familien
                              eingeführt sind. Für den Hausgebrauch müssen die Waschmaschinen möglichst einfach
                              und billig seyn. Das Reiben der Wäsche mit den Händen wird dabei durch das Reiben an
                              Erhöhungen, Holzleisten, Zinkrippen, bei oscillirender oder wiegender Bewegung,
                              ersetzt. Die Maschinen mit vollständiger Umdrehung haben sich nicht bewährt; es ist
                              daher für den Hausgebrauch besonders die amerikanische Waschmaschine und die
                              Schwing- oder Wiege-Maschine in Betracht zu ziehen. Professor Rühlmann theilt die Gebrauchsanweisung für die Maschine
                              von einer Dame mit: Das Zeug wird Tags zuvor eingeweicht (auf 2 Kiepen Zeug etwa 8
                              Loth Seife und 2 Loth Soda oder einige Maaß Holzaschen-Lauge), dann werden 4
                              Herrenhemden oder eine gleiche Quantität anderer Wäsche, mit fast 3 Eimern kochendem
                              Wasser in die Maschine gethan; bei mehr schmutzigem Zeuge mischt man etwas Lauge
                              oder Soda bei. Das Zeug wird dann in der Maschine, durch Hin- und Herführen
                              der Kurbel, ungefähr so lange behandelt, wie das Handwaschen des 4. Theiles
                              desselben Zeit erfordert; dann nimmt man das Zeug heraus, bringt es in anderer Lage
                              wieder hinein und führt die Kurbel wieder hin und her, und dieses geschieht so oft,
                              bis das Wasser schmutzig geworden ist. Dann wird die Wäsche nachgesehen und etwaige
                              Flecken und Streifen werden eingeseift und mit den Händen ausgerieben. Hierauf kocht
                              man das Zeug im Kessel aus (was nach einer anderen Anweisung überflüssig ist), und
                              behandelt es in der vorher beschriebenen Weise nochmals in der Maschine, aber die
                              jedesmalige Quantität nur 1 Minute; dann wird das Zeug ausgerungen und mit kaltem,
                              warmem oder heißem Wasser in der Maschine gespült. Auch das Blauen und Stärken des
                              Zeuges kann in der Maschine geschehen; nur wenn besondere Steifheit beabsichtigt
                              wird, wie bei Herren-Faltenhemden etc., muß mit den Händen gestärkt werden.
                              Das Ausringen geschieht auf der Wringmaschine. In dieser Weise kann eine Waschfrau
                              in 3 Tagen so viel Zeug waschen, wie bei der Handwäsche 2 Frauen in 4 Tagen oder 1
                              Frau in 8 Tagen. Es wird ferner 1/3 weniger Seife erfordert, und das Zeug wird
                              vorzüglich rein und weniger angegriffen, als bei der Handwäsche. – Die
                              Wiege- oder Schwing-Waschmaschine hat sich sehr gut bewährt, wo bei
                              der Behandlung richtig verfahren wird. Das Zeug wird 12 Stunden vor dem Waschen leicht eingeseift und eingeweicht; starkes Einseifen
                              verhindert die erforderliche Reibung. Flecke und Streifen sind mit der Hand gut
                              auszureiben. Das Zeug wird sodann leicht ausgedrückt, quer über die Rillen der
                              Waschwiege geschichtet und mit heißem Wasser bis zum Bedecken übergossen. Dann
                              schaukelt man bei geschlossener Maschine etwa 8 bis 10 Minuten, läßt aber zwischen
                              dem Heben und Senken der Schaukel jedesmal einen kurzen Ruhepunkt eintreten, damit
                              die Wäsche von den hohen Rippen zurückfallen und zu neuer Reibung kommen kann. Dann
                              noch vorhandene Flecke sind mit der Hand abzureiben, worauf die Wäsche noch 4
                              Minuten mit heißem Wasser geschaukelt wird, und zum Spülen und Trocknen fertig ist.
                              Man rechnet auf 5 Eimer Wasser 1/2 Pfd. Seife und etwas Soda, und auf 1 Eimer dieser
                              Seifenlauge 5 Hemden. – Die Wringmaschine besteht aus zwei eisernen mit
                              vulcanisirtem Kautschuk überzogenen Walzen, die durch eine Stellschraube oder starke
                              Gummibänder auf einander gepreßt werden, während die Umdrehung durch eine Kurbel
                              bewirkt wird. Zwischen diesen beiden Walzen wird die nasse Wäsche rasch
                              hindurchgeführt, wobei dieselbe nicht so leidet, wie bei dem Handauswringen durch
                              Zerren und Drehen, und außerdem wird das Zeug viel mehr vom Wasser befreit. –
                              Die Rolle ist in ähnlicher Weise von Hrn. Frischen
                              construirt mit glatten Holzwalzen, und ist viel brauchbarer, als die theuere, große
                              und unbequeme Rolle mit Schlittenbewegung. Die amerikanische Wasch- und
                              Wringmaschine mit Handzeugrolle kostet bei C. W. Runde in
                              Hannover 36–39 Thlr., eine Schaukel-Waschmaschine 14 Thlr., eine
                              Wringmaschine 7–20 Thlr., eine Handzeugrolle 11 Thlr. 15 Gr. (Monatsblatt des
                              hannoverschen Gewerbevereins.)
                           
                        
                           
                           Kohlenförderung in England.
                           Aus den letzten Erhebungen ergibt sich, daß England jetzt jährlich ungefähr 96
                              Millionen Tonnen oder Kubik-Yards – ein Kubik-Yard Kohle wiegt
                              ungefähr eine Tonne oder 2040 Pfund, oder nahe 1000 Kilogramme – Steinkohlen
                              fördert, wozu noch für Verluste beim Abbauen und Fördern etwa 20 Millionen Tonnen
                              angeblich hinzuzurechnen sind. Die nutzbar abgebauten Kohlen würden einen
                              Kohlenwürfel von nahe 1375 Fuß Seite, alle zusammen also, die Verluste
                              hinzugerechnet, einen solchen von 1463 Fuß Seite liefern. Der jährliche Export
                              beträgt ungefähr 8 Millionen Tonnen. Nach Hull's
                              Berechnung sollen nur noch 83,000 Millionen Tonnen innerhalb einer Tiefe von 4000
                              Fuß in England abzubauen übrig seyn. Die Kohlenförderung betrug:
                           
                              
                                 1854                
                                 64,661,401 Tonnen,
                                 
                              
                                 1855
                                 61,453,079      „
                                 
                              
                                 1856
                                 66,645,450      „
                                 
                              
                                 1857
                                 65,394,707      „
                                 
                              
                                 1858
                                 65,008,649      „
                                 
                              
                                 1859
                                 71,979,765      „
                                 
                              
                                 1860
                                 80,042,698      „
                                 
                              
                                 1861
                                 83,635,214      „
                                 
                              
                                 1862
                                 81,638,338      „
                                 
                              
                                 1863
                                 86,293,215      „
                                 
                              
                           Jährlich werden jetzt in England 12 Millionen Tonnen Kohlen auf die Roheisenerzeugung
                              verwandt und damit zwischen 4–5 Mill. Tonnen Massel-Eisen erzeugt.
                              (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S.
                              65.)
                           
                        
                           Anwendung von Bessemer-Stahl für Wirthschafts-
                              und Küchengeschirre.
                           Die Anwendung des Bessemer-Stahls für den Haushalt veranschaulichte die letzte
                              Wiener landwirthschaftliche Ausstellung. Einen praktischen und sehr gelungenen
                              Versuch mit der Anwendung von Bessemer-Stahl hat die Metallwaarenfabrik von
                              F. W. Haardt geliefert, welche ganze Serien von
                              Wirthschafts- und Küchengeschirren aus diesem Materiale zur Ausstellung
                              brachte. Diese Geschirre zeichnen sich durch große Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit,
                              sowie durch ihre handbaren Formen vortheilhaft aus. Die große Ausdehnung, welche
                              diese Fabrik in der letzten Zeit erlangt hat, spricht am besten für das günstige
                              Urtheil des Publicums und möchte vorzugsweise der Anwendung des
                              Bessemer-Stahles zuzuschreiben seyn, da die gleiche Fabrication hier auch
                              schon in früheren Jahren von anderen tüchtigen Geschäftsmännern versucht wurde, aber
                              wegen zu großer Schwierigkeiten in der Herbeischaffung eines geeigneten Materials
                              aufgegeben werden mußte. Die Geschirre aus Bessemer-Stahl zeichnen sich
                              ferner durch eine glatte, reine Oberfläche aus und sind frei von Rissen,
                              Abschürfungen und Blasen, welche an verzinnten Geschirren aus Eisenblech so vielfach
                              bemerkt werden. Auch soll sich in der Fabrication fast gar kein Ausschuß ergeben.
                              Diese verschiedenen empfehlenswerthen Eigenschaften sind bekanntlich dem
                              Bessemer-Stahle eigen, der eine große Reinheit mit seltener Zähigkeit
                              verbindet und daher zu allen Gegenständen ganz besonders verwendbar erscheint, wo es
                              auf diese Eigenschaften vorzugsweise ankommt. In neuester Zeit sollen auch unsere
                              Weißblechfabriken die Erzeugung von Weißblech aus Bessemer-Stahl in hohem
                              Grade ausgedehnt haben, da die Nachfrage nach solchem in beständigem Zunehmen ist.
                              Die Adolphshütte in Judenburg, eine mit den neuesten Einrichtungen ausgestattete
                              Blechfabrik, hat in dem fürstlich Schwarzenberg'schen
                              Ausstellungscomplex Weißblechtafeln aus Bessemer-Stahl zur Ansicht gebracht,
                              die den obigen Ausspruch über die Reinheit des Materials vollkommen bestätigen, und
                              die gleichzeitig ausgestellten Arbeiten aus Bessemer-Blech, als: Tassen,
                              Becher, Teller etc. beweisen, daß sich dieses Blech auch für Metalldruckarbeiten
                              ausgezeichnet eignet. (Berggeist.)
                           
                        
                           
                           Die Panzerplatten-Fabrication in Oesterreich.
                           Die zweitägige Beschießung der Befestigungen des Hafens in Lissa durch die gesammte
                              italienische Kriegsflotte und der bei dem Entsatze derselben durch die kaiserlich
                              österreichische Flotte unter dem Commando des nunmehrigen Vice-Admirals v.
                              Tegetthoff erfochtene Seesieg wird bei dem Umstande,
                              daß bei diesen Actionen in europäischen Gewässern die ersten Panzerschiffe –
                              und ganze Flotten von Panzerschiffen höheren Ranges selbst auf dem Meere überhaupt
                              zum ersten Male – in Verwendung traten, unzweifelhaft die Aufmerksamkeit der
                              Regierungen und Völker in hohem Grade den mit Eisenpanzern bekleideten
                              Kriegsschiffen zuwenden. Namentlich aber dürften Oesterreichs Bewohner der aus
                              dieser ersten Schlacht zwischen den modernen Seeungeheuern als Siegerin
                              hervorgegangenen kaiserlich österreichischen Flotte erhöhte Aufmerksamkeit widmen,
                              und wir glauben daher einem Wunsche zuvorzukommen, wenn wir über die
                              Panzerplatten-Fabrication in Oesterreich die aus den verläßlichsten Quellen
                              geschöpften thatsächlichen Verhältnisse mittheilen.
                           Das System gepanzerter Schiffe überhaupt wurde in Oesterreich zuerst im Jahre 1859 im
                              Arsenale zu Venedig mit dem Bau der schwimmenden Batterie
                              „Feuerspeier“ versucht, dessen Bepanzerung zugleich die
                              Veranlassung bot, die Erzeugung von Panzerplatten in Oesterreich einzuführen. Dieses
                              Verdienst erwarb sich das dem Grafen Henckel von Donnersmarck gehörige Eisenwerk
                              „Hugohütte“ zu Zeltweg in
                              Obersteiermark, welches sich gleich damals mit Aufwand bedeutender Anlagekosten
                              diesem schwierigen Zweige zuwandte und in kurzer Zeit bereits in der Lage war, den
                              Panzer für die obengenannte schwimmende Batterie, welcher ohne Befestigungsschrauben
                              circa 6500 Wiener Ctr. wiegt, vollständig zu
                              erzeugen. Hierauf wurde in den Jahren 1860–61 der Bau der zwei
                              Panzerfregatten „Drache“ und „Salamander“
                              von je 28 Kanonen und mit Maschinen von je 500 Pferdekraft, deren Panzerung pro Schiff circa 9700 Ctr.
                              – ohne Befestigungsmittel – beträgt, ausgeführt. Diese beiden Schiffe
                              wurden auf der Werfte des Hrn. v. Tonello vom Stabilimento tecnico triestino und die Panzerplatten
                              nahezu vollständig vom Gräflich Henckel'schen Eisenwerke
                              in Zeltweg geliefert. Drei weitere Panzerfregatten „Kaiser
                                 Max,“
                              „Prinz Eugen“ und „Don Juan d'Austria“ mit
                              je 34 Kanonen und Maschinen von je 650 Pferdekraft wurden im Jahre 1862 erbaut. Der
                              Bau derselben wurde auf den Werften Tonello's in Trieft
                              ausgeführt und die bezüglichen Maschinen vom Stabilimento
                                 tecnico triestino angefertigt. Der größte Theil der Platten zu diesen 3
                              Schiffen, worunter die am schwierigsten darzustellenden, nach Modellen gebogenen des
                              Vorder- und Hinterschiffes, sowie ausschließlich die keilförmigen
                              Schiffssporne in geschmiedeten Stücken von je 70 Ctr. Gewicht, wurde von dem
                              gräflich Henckel'schen Eisenwerke zu Zeltweg, und der
                              Rest der Panzerplatten vom Eisenwerke zu Storé bei
                              Cilli in Untersteiermark geliefert, welches letztere Werk sich inzwischen ebenfalls
                              zur Erzeugung von Panzerplatten eingerichtet hatte. Im Jahre 1863 begann sodann der
                              Bau von zwei neuen, noch größeren Panzerfregatten von je 34 Kanonen und mit
                              Maschinen von je 800 Pferdekraft und Panzern von je 13,500 Ctrn. Wiener Gewicht,
                              nämlich der Bau der Schiffe „Erzherzog Ferdinand Maximilian“
                              und „Habsburg,“ welche mit Anfang des laufenden Jahres
                              vollendet wurden. Für diese Schiffe wurden die Maschinen und ein Schiffskörper vom
                              Stabilimento tecnico triestino gebaut und der Bau
                              des anderen Schiffskörpers von dem Etablissement Tonello
                              in Triest ausgeführt. Ferner wurden die Panzerplatten für die Fregatte
                              „Habsburg“ vom Eisenwerke in Storé, jene für die
                              Fregatte „Erzherzog Ferdinand Maximilian,“ sowie die
                              Befestigungsmittel der Panzerplatten für beide Schiffe von dem gräflich Henckel v. Donnersmarck'schen
                              Eisenwerke in Zeltweg bezogen.
                           Zum Bau aller dieser Schiffe, welcher nach Planen der Schiffsbau-Ingenieure
                              der österreichischen Kriegsmarine ausschließlich auf inländischen Wersten ausgeführt
                              wurde, wurde nur österreichisches Schiffsbauholz, österreichische Arbeitskraft und
                              für die Panzer ein Eisenmaterial verwendet, welches die Erzlager Oesterreichs, und
                              namentlich der Provinzen Steiermark und Kärnthen, in der bekannten vorzüglichen
                              Qualität in unerschöpflicher Menge liefern können.
                           Und wahrlich, in der Seeschlacht von Lissa hat sich in dem überraschenden Erfolge
                              unserer verhältnißmäßig kleinen Flotte gegen eine viel stärkere Seemacht auch der
                              alte Ruf unseres vorzüglichen Eisens trefflich bewährt. Unzweifelhaft ist für den
                              Krieger eine gute Waffe
                              von hohem Werthe; um so mehr Werth aber muß für die Kriegsmarine ein verläßliches
                              Panzermaterial haben, da dasselbe im neuen Seekriege die Hauptrolle zu spielen
                              bestimmt ist. Wir glauben deßhalb voraussetzen zu dürfen, daß unsere
                              Marineofficiere, die bezüglich der Verläßlichkeit der aus österreichischem Eisen
                              erzeugten Panzerplatten im Vergleiche zu den aus anderen Ländern bezogenen
                              Panzerplatten der feindlichen Flotte in der Seeschlacht von Lissa gewonnenen
                              praktischen Erfahrungen vollständig würdigen werden.
                           Jedenfalls scheinen uns die Vortheile, welche das Flaggenschiff des österreichischen
                              Admirals, die Panzerfregatte „Erzherzog Ferdinand Maximilian,“
                              über die feindlichen Panzerschiffe errungen, dafür zu sprechen, daß das gräflich Henckel'sche Eisenwerk, aus dessen Werkstätten der Panzer
                              dieses Schiffes hervorgieng, ein vorzügliches Fabricat geliefert hat, wie dieß auch
                              schon die mit den Panzerplatten für dieses Schiff auf dem Eisenwerke selbst durch
                              Beschießung einzelner Platten vorgenommenen Proben schließen ließen. Wir verweisen
                              in dieser Beziehung auf die Berichte, welche die militärische Zeitschrift über die
                              Schußproben mit den ersten für die Fregatte „Erzherzog Ferdinand
                                 Max“ erzeugten Platten gebracht hat. Zufolge dieser Berichte haben
                              die am 8. October, 16. November und 22. December 1863, dann am 23. Februar 1864
                              stattgefundenen Probebeschießungen dieser Panzerplatten sehr befriedigende Resultate
                              ergeben.
                           Das Eisenwerk in Zeltweg vermag mittelst seiner Einrichtung jährlich 200,000 Ctr.
                              gefrischten Eisens, das Eisenwerk in Storé aber 70,000 Ctr. solchen Eisens zu
                              erzeugen, welche Erzeugung von 270,000 Ctr. im gegebenen Falle durch Ergänzung der
                              erforderlichen Oefen und mechanischen Hülfsmittel ganz zur
                              Panzerplatten-Fabrication verwendet werden könnte.
                           Hiermit glauben wir nachgewiesen zu haben, daß Oesterreich zufolge der
                              Erzeugungsfähigkeit der obengenannten Eisenwerke nicht nur seinen Bedarf an
                              Panzerplatten unabhängig vom Auslande aus eigenen Mitteln zu decken vermag, sondern
                              daß auch die genannten österreichischen Eisenwerke allein schon namhafte Mengen
                              dieses Materials für den maritimen Bedarf befreundeter Nationen liefern könnten,
                              wodurch dieselben eine lohnende Verzinsung der für diese Fabrication aufgewendeten
                              großen Capitalien finden würden. (Aus dem Volkswirth.)
                           
                        
                           Oesterreichische Gußstahl-Geschosse in der Seeschlacht
                              bei Lissa.
                           Den vorstehenden Bericht über die vorzüglichen Leistungen der beiden Privatwerke zu
                              Zeltweg und Storé in der Ausführung der Panzerplatten aus steierischem Eisen
                              ergänzen wir durch die Mittheilung eines Fachmanns in der österreichischen
                              Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen (1866, Nr. 35), „daß die
                                 48-Pfünder-Geschosse. womit die Panzer der feindlichen Schiffe
                                 buchstäblich in Fetzen geschossen worden sind, Producte der Gießerei und der
                                 Stahlhütte des k. k. Oberverwesamtes in Reichenau sind. Es dürften die aus Gußstahl geschmiedeten 48-Pfünder-Geschosse jene gewesen seyn, welche
                                 trotz ihrer geringfügigen Größe so außerordentlichen Schaden angerichtet haben,
                                 denn es sind davon gegen 7000 Stücke aus dem Reichenauer Etablissement zur
                                 Ablieferung gelangt.“
                              
                           
                        
                           Ueber die Anwendung eiserner Röhren statt kupferner in den
                              Zuckerfabriken; von A. H. Schmidt, Inspector der Zuckerfabrik Groß-Alsleben.
                           Von mehreren Seiten aufgefordert, mich über den praktischen Werth und die gemachten
                              Erfahrungen eiserner Röhren gegenüber Kupferröhren in Zuckerfabriken auszusprechen,
                              erlaube ich mir hiermit die Bemerkung vorauszuschicken, daß die hiesige Fabrik fast
                              ausschließlich schmiedeeiserne Rohrleitungen hat, und nur die 10 Zoll weiten
                              Brüdenröhren des Robert'schen Apparates aus Kupfer
                              bestehen. Seit drei Jahren existirt hier die Einrichtung mit schmiedeeisernen
                              Röhren, die durch Hrn. Schwanecke, z. Z. in Weißenfels, zuerst hier
                              zu allen Dampf-, Wasser- und Saftleitungen verwendet wurden. –
                              Das gefürchtete Ausfressen der Röhren durch Rost hat sich nicht gezeigt. Nur müssen
                              die Röhren jährlich ein Mal, im Gährungslocale zwei Mal, mit frischem
                              Oelfarbe-Ueberzug versehen werden. Ein Platzen oder Aufreißen der eisernen
                              Röhren während der Campagne ist nirgends vorgekommen, eben so wenig irgend eine
                              andere Reparatur. Während aus den mit Kupferröhren eingerichteten Fabriken ein
                              Kupferschmied selten herauskommt, kommt hier nie einer hinein. Ich gebe in Bezug auf
                              weniger Reparatur, diese beiden Rohreinrichtungen gegenüber gestellt, den eisernen
                              Röhren den unbedingten Vorzug. Reparaturen sowohl, wie neue Rohrleitungen werden von
                              den gewöhnlichen Arbeitern, hier von meinen Maschinenwärtern unter Aufsicht des
                              Maschinenmeisters, ausgeführt. Die Manipulation ist so leicht, daß der
                              Maschinenmeister, den jede Fabrik besitzt, solche sehr wohl nebenbei ausführen kann.
                              So konnte ich bei der Erweiterung dieser Fabrik um das Doppelte und gänzlichem Umbau
                              derselben im Inneren wie Aeußeren der Hülfe von Kupferschmieden gänzlich entbehren
                              zum Um- und Neulegen der Rohrstränge. Den Bedarf der Röhren habe ich bei Hahn und Huldschinsky in
                              Berlin entnommen. Bis zu 2 1/4 Zoll incl. habe ich gewöhnliche Gasröhren, darüber
                              patentgeschweißte englische Röhren verwendet. Die letzteren haben den Vortheil
                              bedeutend größerer Leichtigkeit, biegen sich aber nicht so schön wie Gasröhren.
                              Indessen habe ich noch 3 1/2 Zoll-Röhren zu Knieen verwendet, nur müssen die
                              Bogen größer gemacht werden. Ueber diese Weite hinaus müßte wohl ein Kupferknie
                              eingeschaltet werden, das sich mit Hartloth sehr wohl und leicht an eiserne Röhren
                              löthen läßt. Die Löthungen der Scheiben und Flantschen geschehen mit Hartloth, noch
                              besser mit Kupfer, und gehen ebenso leicht, ja noch besser, wie bei Kupferröhren vor
                              sich. Die eisernen Stutzen erhält man sehr elegant gearbeitet und zusammengeschweißt
                              bei Aders in Magdeburg-Neustadt. Man kann
                              dieselben auch aus abfallenden Rohrenden machen, dieselben sind aber nicht so schön
                              und mißrathen oft. Die eisernen Röhren bewähren sich als Dampf-,
                              Wasser- und Saftröhren gleich gut und haben jedenfalls bei Saftröhren den
                              Vorzug, daß sie durch den Saft, wie dieß bei den Kupferröhren so oft vorkommt, nicht
                              angegriffen werden. Der Saft nimmt durchaus gar keine Färbung durch dieselben an,
                              wie dieß die Zuckern aus letzter Campagne wieder deutlich gezeigt haben. Sind die
                              Abfälle eiserner Röhren nur gering im Werthe, so unterliegen solche ja auch dem
                              Stehlen nicht. Aufhämmern und Einziehen lassen sich solche Röhren nicht, so daß man
                              zwei Längen gleichen Durchmessers könnte zusammenlöthen. Die Verbindung geschieht
                              durch eiserne Flantschen, die man direct aus Ende löthet und zusammenschraubt, oder
                              besser, daß man geschmiedete eiserne Ringe von 1/4 bis 3/8 Zoll Stärke und 3/8 bis
                              5/8 Zoll Breite ebenso wie die Kupferscheiben mit Schlagloth oder, wie eben schon
                              gesagt, mit Kupfer auflöthet und dann zusammenschraubt. Die Längen der Röhren kann
                              man beliebig, ja bis zu 18 Fuß haben, und länger kann man selten ein Rohr verwenden.
                              Das Biegen der Röhren geht sehr schnell; eine einzige Rothglühhitze ist zur
                              Herstellung eines Knie's bis zu 1 Zoll Durchmesser nöthig, darüber freilich 2 bis 5
                              Hitzen. Nachdem die zu biegende Stelle rothwarm geworden, wird das Rohr in den
                              Schraubstock gespannt, und mit Leichtigkeit gibt man die gewünschte Form. Wie
                              umständlich und zeitraubend ist dagegen die Arbeit mit einem Kupferrohr. Schließlich
                              noch etwas über den Preis. Ein Quadratfuß Kupferblech, 4 Pfund schwer (die
                              gewöhnliche Sorte zu Röhren), liefert 2 Fuß Rohr von 2 Zoll Durchmesser, und ist der
                              laufende Fuß 2 Pfund schwer. Der Centner kostet gegen 50 Thlr., mithin kostet der
                              laufende Fuß Kupferrohr circa 1 Thlr. Eiserne Röhren
                              kosten dagegen 3 Zoll Durchmesser der laufende Fuß 19 Sgr., – 2 Zoll
                              Durchmesser 10 1/2 Sgr., – 1 Zoll Durchmesser 3 5/6 Sgr. Mithin sind die
                              Anschaffungskosten fast 2/3 billiger, während die Herrichtungskosten kaum auf 1/3
                              von Kupferröhren kommen.
                           Die Vorzüge eiserner Röhren lassen sich also darin zusammenfassen, daß sie bei
                              gleicher Dauerhaftigkeit und Verwendbarkeit nur 1/3 von dem was kupferne kosten,
                              ohne daß sie irgend einen Nachtheil diesen gegenüber zeigen, weßhalb dem Hrn. Schwanecke für die Einführung dieser sehr praktischen
                              Einrichtung und Verbesserung allgemeiner Dank gebührt. (Zeitschrift des Vereins für
                              Rübenzuckerindustrie.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Sauerstoffaufnahme der Zinnbleilegirungen.
                           In dieser Beziehung ist meines Wissens nicht Vieles bekannt, obschon die Frage, in
                              welchem Verhältniß jedes der Metalle beim Erhitzen an der Luft Oxyd bilde, nicht
                              ohne Interesse ist. Einmal läßt sich hierbei ein Schluß ziehen auf die
                              vergleichsweise Oxydirbarkeit der beiden Metalle; es kann ferner beim häufigen
                              Umschmelzen eine Veränderung in der Zusammensetzung des nicht oxydirten Theiles
                              stattfinden, und kann beim Erzeugen des zu Email dienenden Oxydgemisches, falls
                              nicht die ganze Legirung in Oxyd umgewandelt wurde, ein Gemenge entstehen, in
                              welchem die beiden Bestandtheile anders vertheilt sind als in der Legirung. Hr. Crinsoz stellte aus gegebenen Legirungen der beiden
                              Metalle auf meine Veranlassung durch Erhitzen an der Luft und Umrühren das
                              Oxydationsproduct dar und trennte dieß durch Schlämmen von dem nicht oxydirten
                              Metall, und analysirte.
                           Die Resultate waren:
                           
                              
                                 Die Legirung bestand:
                                 Das Oxydgemenge enthielt:
                                 
                              
                                 I.
                                 Sn = 86,90
                                 Sn = 96,09
                                 
                              
                                 
                                 Pb = 13,10
                                 Pb =   3,91
                                 
                              
                                 II.
                                 Sn = 61,24
                                 Sn = 64,60
                                 
                              
                                 
                                 Pb = 38,76
                                 Pb = 35,40
                                 
                              
                                 III.
                                 Sn = 41,41
                                 Sn = 41,90
                                 
                              
                                 
                                 Pb = 58,59
                                 Pb = 58,10
                                 
                              
                                 IV.
                                 Sn = 12,42
                                 Sn = 27,73
                                 
                              
                                 
                                 Pb = 86,58
                                 Pb = 72,27
                                 
                              
                           Es zeigt sich also, daß stets das Zinn mehr der Oxydation unterliegt als das Blei.
                              Die beiden Metalle verhielten sich unter diesen Umständen also ähnlich wie in
                              Flüssigkeiten. Verdünnte Essigsäure soll ja aus solchen Legirungen, wenn sie nicht
                              großen Bleiüberschuß enthalten, nur Zinn lösen. In der elektrischen Spannungsreihe
                              verhält sich das Zinn auch als das positivere gegenüber dem Blei.
                           Wenn obige Zunahme des Zinns in den analysirten „Aschen“ nicht
                              in Beziehung steht zum Zinngehalte der Legirungen, so kommt dieß jedenfalls daher,
                              daß ungleiche Quantitäten Asche in den einzelnen Versuchen erzeugt wurden. Je größer
                              die Menge des oxydirten Theils im Vergleiche zum nichtoxydirten ist, um so mehr muß
                              begreiflicherweise dessen Zusammensetzung mit derjenigen des Metallischgebliebenen
                              correspondiren, da zuletzt sowohl alles Zinn als alles Blei in die Asche eingeht.
                              Dr. P. Bolley.
                              (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1866. Bd. XI S. 120.)
                           
                        
                           Ueber eine neue Verbindung des Wassers mit kohlensaurem Kalk;
                              von J. Pelouze.
                           Wenn man einen Kohlensäurestrom in Kalkwasser von 0° oder + 1 bis 2° C.
                              leitet, so erscheint der entstehende Niederschlag anfangs leicht und flockig,
                              wandelt sich aber bald in ein schweres glänzendes krystallinisches Pulver um. Mit
                              Eiswasser gewaschen und bei niedriger Temperatur getrocknet findet man, daß dieser
                              Niederschlag genau 6 Aeq. HO auf 1 Aeq. CaO, CO² oder 52 Proc. Wasser
                              enthält. Er wird durch Wärme sehr leicht zersetzt; so verwandelt er sich z.B. bei
                              30° C. in einen halbflüssigen Teig, der bloß ein Gemenge von kohlensaurem
                              Kalk mit Wasser ist. Auch bei 20° tritt eine ähnliche Zersetzung ein, wenn
                              auch nicht so rasch; aber auch bei noch niedrigerer Temperatur oder bei längerer
                              Berührung mit Luft verwittert die Verbindung allmählich unter Verlust ihres
                              Krystallwassers.
                           Auch auf andere Weise gelingt es, das Wasser mit dem kohlensauren Kalk zu verbinden.
                              Wenn man z.B. in eine Chlorcalciumlösung von 0° eine gleichfalls auf
                              0° abgekühlte Lösung von kohlensaurem Natron gießt, so erhält man einen
                              Niederschlag, der allmählich krystallinisch wird und dann dieselbe Zusammensetzung
                              CaO, CO² + 6 HO hat.
                           Es ist bekannt, daß eine andere Verbindung mit 5 Aeq. oder 47 Proc. Wasser leicht
                              entsteht, wenn man eine Lösung von Kalk in Zuckerwasser bei 7–8° C. an
                              die Luft stellt. Ich erhielt dieselbe viel rascher und in ziemkich großen
                              Rhomboëdern, als die Zuckerlösung in einer Schale einer etwas höheren aber
                              constanten Temperatur ausgesetzt wurde. Leitet man Kohlensäure in die auf + 1 bis 2° abgekühlte
                              Zuckerlösung, so erhält man das Salz mit 6 Aeq. HO. Bei 30° und darüber
                              entsteht aber stets wasserfreier kohlensaurer Kalk. Zwischen 0° und
                              30°, z.B. 10, oder 12, oder 20° entstehen Niederschläge, in welchen
                              10–27 Proc. HO enthalten sind. Die Menge des Wassers variirt mit der
                              Temperatur und der Dauer des Versuches; sie wird gleich Null, wenn der Versuch sehr
                              lauge dauert. Ob diese Niederschläge neue Hydrate enthielten oder ob sie Gemenge von
                              den Salzen mit 6 und 5 Aeq. HO sind, konnte ich noch nicht feststellen. (Comptes rendus, t. LX p.
                              429.)
                           
                        
                           Notiz über die Chlormagnesia (unterchlorigsaure Bittererde)
                              als Bleichmittel; von Dr. P. Bolley.
                           Man findet nicht selten für das Bleichen zarterer Stoffe die Lösung der Chlormagnesia
                              an der Stelle des entsprechenden Natron-, Kali- oder Kalksalzes oder
                              des Chlorwassers empfohlen, ohne daß angegeben wäre, worin wohl der Vortheil zu
                              suchen sey. Als einfachstes Mittel der Darstellung wird die Fällung klarer
                              Chlorkalklösung durch Bittersalzlösung vorgeschrieben. Durch Einleiten von Chlor in
                              eine wässerige Suspension gebrannter Magnesia kann das bleichende Magnesiasalz auch
                              gewonnen werden; der erstere Weg ist indeß der einfachere und wohl auch der
                              billigere. Um eine Chlormagnesialösung mit einer Chlorkalklösung von gleicher Stärke
                              in ihrem Verhalten vergleichen zu können, habe ich Hrn. Jokisch aus Moskau bestimmt, die folgenden Versuche anzustellen.
                           Zuerst wurde eine klare Chlorkalklösung dargestellt. Ein gewisses Volum derselben
                              wurde einerseits mit einem gleichen Volum Wasser, anderseits mit einem gleichen
                              Volum Bittersalzlösung unter starkem Schütteln gemischt, so daß nach Absitzenlassen
                              des Gypses gleiche Volumina der beiden Flüssigkeiten gleiche Mengen bleichenden
                              Chlors, was chlorometrisch bestimmbar war, enthielten.
                           Es wurden nun
                           1) in gleiche Maaße der stark verdünnten Flüssigkeiten indigblau-gefärbte
                              Stücke von Wollenstoff gebracht und beobachtet, daß die Entfärbung in der
                              Chlormagnesia rascher vor sich ging als im Chlorkalk;
                           2) gleiche Volumina beider Bleichlösungen wurden in offenen Gläsern drei Tage lang
                              neben einander stehen gelassen und dann chlorometrisch untersucht. Das wirksame
                              Chlor der Chlormagnesia verhielt sich zu dem des Chlorkalkes wie 48 : 65. Die
                              erstere Flüssigkeit war also, sich selbst überlassen, die leichter zersetzbare.
                           3) Da der Chlorkalk, als Nebenwirkung des Kalkes, beim Bleichen von Stroh eine
                              vorgängige Bräunung hervorbringt, wurde auch Stroh in beiden Flüssigkeiten zu
                              bleichen versucht. Bei Chlormagnesia trat die Bräunung nicht ein, das Stroh bleichte
                              sich etwas schneller und schien auch etwas fester geblieben zu seyn als das im
                              Chlorkalk gebleichte.
                           Diese nach verschiedenen Richtungen besseren Resultate scheinen zurückführbar zu
                              seyn, theils auf die leichtere Zersetzbarkeit der unterchlorigsauren Magnesia, als
                              des Salzes mit schwächerer Basis, theils auf die Unlöslichkeit der Magnesia in
                              Wasser und das Fehlen der Nebenwirkungen einer ätzenden alkalischen Erde.
                           Es wurde bei den Versuchen bemerkt, daß Bittersalz vorkommt, das ziemlich viel
                              Mangansalze enthält. In diesem Falle tritt Röthung der Lösung unter Schwächung der
                              Bleichkraft ein. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1866, Bd. XI S.
                              120.)
                           
                        
                           Ein gelber krystallinischer Farbstoff, im Indigo
                              vorkommend.
                           Ein solcher wurde jüngst im technischen Laboratorium des schweizerischen
                              Polytechnicums beobachtet. Hr. Crinsoz von Morges stellte
                              zum Behufe der Indigprüfungsmethode von Ullgren,
                              Indigblau durch Behandeln von Bengalindigo mit Weingeist und Kali und Sublimation
                              dar. Es ergab sich zu Anfang der Erhitzung zwischen zwei Uhrgläsern ein goldgelber,
                              in feinen Nadeln anschießender Anflug, der aber, wie spätere Versuche erwiesen, sich
                              auch aus dem rohen Bengalindigo, jedoch nicht so rein, sondern etwas vermengt mit
                              einer mehr bräunlichen, ölartigen Flüssigkeit, erhalten läßt.
                           Die Temperatur der Verflüchtigung liegt bei ungefähr 130° C. Der Körper ist in
                              kaltem Wasser kaum, in kochendem etwas mehr löslich, ohne daß er dem Wasser saure
                              oder alkalische Reaction ertheilte. Die Lösung in Weingeist enthält sehr wenig von
                              dem Körper, ist grüngelb gefärbt und wird entfärbt durch Natronlauge, nicht durch
                              Ammoniak. In wässeriger Natronlauge und in concentrirter Schwefelsäure löst er sich,
                              Wasser fällt nicht die schwefelsaure Lösung, doppelt-chromsaures Kali und
                              Schwefelsäure verändern diese nicht. In Salpetersäure löst sich die Substanz mit
                              hellgelber Farbe. Dieselbe enthält keinen Stickstoff, wenigstens konnte mit
                              Natronkalk in einer freilich sehr kleinen Menge der gelben Nadeln kein solcher
                              nachgewiesen werden. Zur Analyse wurde bis jetzt zu wenig davon erhalten. Dieser
                              gelbe Körper ist nicht der gleiche, den Berzelius bei der
                              Destillation von Indigroth erhielt. Jener löst sich auch in starker Aetzlauge nicht
                              und wird durch Salpetersäure augenblicklich roth. Dr. P.
                              Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift,
                              1866, Bd. XI S. 121.)
                           
                        
                           Lesimple's Verfahren, in verkohlten Resten von Papiergeld nachzuweisen,
                              daß solche wirklich von Papiergeld herrühren.
                           Dieses an sich sehr einfache, im polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 407 mitgetheilte Verfahren besteht darin, daß man die
                              schwarze verkohlte Papiermasse (die indeß noch einigen Zusammenhang haben muß) in
                              einem Platintiegel (nicht Porzellantiegel) bis zum Weißbrennen glüht und den weißen
                              Aschenrückstand dann mit einer Loupe betrachtet. Man erkennt dabei den gewöhnlich
                              aus unorganischen Pigmenten bestehenden Unterdruck solcher Papiere, und zwar in
                              seinen feinsten Umrissen und Details sogleich wieder; es läßt sich sonach durch
                              Vergleichung desselben mit einem noch unversehrten Papiere gleicher Art dessen
                              Authenticität leicht constatiren.
                           Bei Anstellung eines Versuches der Art mit einem Frankfurter Lotterielose bewährte sich dieses Verfahren in auffallendster Weise,
                              insbesondere auch noch in der Art, daß man die von der Lotteriedirection mit einer
                              eigenthümlichen Tinte darauf geschriebenen Zahlen, nach erfolgter Einäscherung
                              solchen Looses noch ganz deutlich auf der weißen Asche
                              lesbar fand. Professor Dr. Böttger. (Jahresbericht des physikalischen
                              Vereins zu Frankfurt a. M. für 1864–1865.)
                           
                        
                           Kitt, um Messing auf Glas zu kitten.
                           Als solcher wurde kürzlich (Neueste Erfindungen), namentlich brauchbar um
                              Messingtheile auf die Glaskugeln der Petroleumlampen so aufzukitten, daß der Kitt
                              nicht vom Petroleum angegriffen wird, eine syrupdicke mit Kalkmilch versetzte Lösung
                              von Tischlerleim empfohlen. Das Petroleum löst zwar den Leim nicht auf, durchdringt
                              aber denselben, sowohl wenn er mit Kalkwasser als wenn er mit Gyps versetzt wird.
                              Die einzige haltbare Verkittung ist das bei etwa 100° C. schmelzende
                              Abklatschmetall aus
                           
                              
                                 3 Gewichtstheilen
                                 Blei,
                                 
                              
                                 2            „
                                 Zinn,
                                 
                              
                                 2 1/2      „
                                 Wismuth.
                                 
                              
                           Das geschmolzene Metall wird in die Kapsel gegossen, das Glas hineingedrückt und so
                              langsam auf einer erwärmten Herdplatte erkalten gelassen.
                           Dr. Wiederhold.