| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. , S. 168 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Blees'sche Universal-Kuppelung im Vergleich mit der Hooke'schen.
                           In der März-Versammlung l. Is. des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen zeigte
                              Hr. Geheimer Oberbaurath
                                 Nottebohm die in der Werkstatt des kgl. Gewerbe-Instituts zu
                              Berlin ausgeführten Modelle der Blees'schen und der Hooke'schen Kuppelung vor. (Man s. die Beschreibung der
                              Universal-Kuppelung von J. W. Blees im polytechn.
                              Journal Bd. CLXXVI S. 419.) Es wurde
                              nachgewiesen, daß die Hehler der Hooke'schen Kuppelung
                              auch bei der Blees'schen sich zeigen, jedoch bei dieser
                              nur etwa halb so groß sind als bei jener. Bei einer Ablenkung der Welle um
                              45° an der Blees'schen Kuppelung ergibt sich der
                              größte Fehler der Art, daß die getriebene Welle um etwa 5° voreilt, wenn die
                              treibende Welle um 90° gedreht wird. Bei fortgesetzter Drehung der treibenden
                              Welle um 90° bleibt die getriebene Welle um circa
                              5° zurück, so daß beide Wellen zwar in gleicher Zeit den Winkel von
                              180° durchlaufen, jedoch die getriebene Welle mit ungleichförmiger und die
                              treibende mit gleichförmiger Geschwindigkeit. – Bei der Hooke'schen Kuppelung beträgt der Fehler etwas mehr als 9°.
                              (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S.
                              51.)
                           
                        
                           Nebel-Signale für Schiffe.
                           Die schon vor zwei Jahren auf Veranlassung der British
                                 Association von Holmes construirten Apparate zur
                              Mittheilung von telephonischen Signalen an die Schiffe sollen nach unserer Quelle in
                              der nächsten Zeit an dem westlichen Ende der Insel Ouessant eingerichtet werden. Das
                              Signalinstrument besteht aus einer giganten Trompete, die vertical an dem Ende eines Gebläses, mit der
                              Windlade in Communication stehend, angebracht ist; das Gebläse wird durch zwei
                              Pferde in Thätigkeit versetzt, und das Stativ, auf dem die Windlade sich befindet,
                              ist um eine verticale Achse drehbar, so daß das Signal nach allen Stellen hin, die
                              in einem halben Umkreise liegen, gegeben werden kann. Der Hahn, welcher aus der
                              Windlade der Pfeife die Luft zuführt, ist mit einem Echappement versehen, so daß die
                              Töne zwar unmittelbar, aber durch kurze Intervalle von einander unterbrochen, auf
                              einander folgen. Die Töne werden auf 3 bis 4 Seemeilen deutlich gehört; der Apparat
                              wird daher bei nebeligem Wetter die sonst gebräuchlichen Licht-Signale etc.
                              mit Vortheil ersetzen können. (Aus l'Océan, durch
                              Les Mondes, t. XII p. 4;
                              September 1866.)
                           
                        
                           Alarmsignale bei Feuersgefahren.
                           Der große Brand in den Docks zu London hat Veranlassung gegeben, an die Einrichtung
                              von Organen zu denken, welche in sicherer Weise das Eintreten einer Feuersgefahr
                              ohne äußere Hülfsmittel anzukündigen vermögen. Es scheint nun, daß diese Aufgabe
                              ihre vollständige Lösung gefunden hat. Hiernach hat man nämlich in jeder Abtheilung
                              eines Magazines, sowie in jedem Zimmer der größeren Gebäude ein Thermometer
                              anzubringen und dieses in eine Leitung einzuschalten, welche zu dem Telegraphen der
                              nächsten Station der Feuerwehr führt. Unter gewöhnlichen Umständen geben diese
                              Thermometer die Temperatur der Umgebung an, ohne daß dabei die Kette, in welche der
                              Telegraph eingeschaltet ist, geschlossen wird; wenn aber in einem der betreffenden
                              Räume eine ganz ungewöhnliche Temperaturerhöhung, wie etwa bei dem Beginne eines
                              Brandes eintritt, so verlängert sich die Quecksilbersäule des Thermometers über die
                              gewöhnlichen Grenzen hinaus und schließt jetzt die Kette: das Läutewerk einer jeden
                              Station, die in den Telegraphen eingeschaltet ist, gibt daher jetzt die
                              Feuersignale, und zwar weit früher als der Brand von den Feuerwächtern entdeckt
                              werden kann. (Aus dem Athenäum durch Les Mondes, t. X p. 249;
                              Februar 1866.)
                           
                        
                           Ein Mißbrauch des Telegraphen in Indien.
                           Folgendes entnimmt unsere Quelle (Engineer, Juli 1866, S.
                              8) der Geschichte des Telegraphen in Indien von Adley:
                              Die Methode des Ablesens der Signale (am Morse'schen
                              Apparate) mittelst der Schläge des Ankers gegen den Elektromagneten, bietet in
                              Indien zuweilen ein einträgliches Geschäft. Den dienstfreien Beamten etc. ist zwar
                              der Zutritt zum Telegraphenbureau nicht gestattet; hingegen dürfen sie sich in
                              anderen benachbarten Räumen, wie auch die Actionäre, aufhalten. Kommt eine Depesche
                              an, so kann diese in den angrenzenden Sälen von Sachverständigen deutlich aus den
                              Ankerschlägen vernommen werden, und es kommt dann nicht selten vor, daß die
                              Depesche, durch fremde Boten versendet, weit schneller an die eingeborenen Kaufleute
                              gelangt, als an den Adressaten selbst, wenn dieser ein Engländer ist. (Ein solcher
                              Mißbrauch des Telegraphen läßt sich leicht beseitigen: man dämpfe die Ankerschläge,
                              indem man die Berührungsflächen mit starkem Papier belegt, schalte aber dafür einen
                              Wecker in die Kette ein, mittelst welchem sodann der
                                 gegenseitige Anruf gegeben werden kann. C. K.)
                           
                        
                           Verbesserung des Aneroid-Barometers.
                           Es ist bekannt, daß diese Instrumente, wie sie von verschiedenen Seiten geliefert
                              werden, im Allgemeinen nicht besonders zuverlässig functioniren. In der neueren Zeit
                              hat man, um ihre Empfindlichkeit zu erhöhen, die Veränderungen des baroskopischen
                              Organes mittelst einer Kette auf das Triebwerk der Zeigerachse überzutragen gesucht,
                              und dieses Mittel zur Uebertragung der Bewegung war von Neuem eine Veranlassung von
                              wesentlichen Uebelständen. In der optischen Anstalt von Cooke und Söhne soll das Aneroid bedeutende
                              Verbesserungen erhalten haben; unter Anderem wurde die Kette durch einen äußerst dünnen
                              platten Draht von Gold oder Platin ersetzt, und es sollen überhaupt die von Cooke angefertigten Instrumente so vollkommen seyn, daß
                              sie für wissenschaftliche Untersuchungen als tauglich erklärt worden sind. Mehrere
                              Aneroide dieser Art, unter dem Recipienten einer Luftpumpe untersucht, sollen nicht
                              bloß einen ganz exacten Gang hierbei gezeigt, sondern auch unter allen Umständen den
                              gleichen Stand beibehalten haben. (Les Mondes, t. X p. 250; Februar 1866.)
                           
                        
                           Zur Theorie der Davy'schen Sicherheitslampe.
                           Dr. A. Krönig in seiner
                              „Chemie, bearbeitet als Bildungsmittel für den Verstand“
                              hält es für wahrscheinlich, daß das Drahtnetz die von der Flamme empfangene Wärme
                              mehr durch Strahlung, als durch Leitung verliert. Diese Vermuthung scheint zur
                              Gewißheit geworden zu seyn durch die interessanten Versuche, welche Magnus in seiner „Notiz über die Beschaffenheit
                                 der Sonne“ (Annalen der Physik und Chemie, Bd. CXXI) beschreibt. Denn
                              Magnus weist nach, daß eine nicht leuchtende
                              Gasflamme eine viel größere Wärme ausstrahlt, sobald man eine Scheibe von Platin
                              hineinbringt. Er zeigt ferner, daß die Wärmeausstrahlung der Flamme eine Vermehrung
                              erfährt, sobald die Platinplatte mit kohlensaurem Natron überzogen wird. Diese
                              Beobachtung scheint vollständig die Angabe Graham's
                              (Annalen der Physik und Chemie, Bd. XXXI S. 467) zu erklären, daß „das
                                 Drahtgewebe der Sicherheitslampe weit undurchdringlicher für die Flamme ist,
                                 wenn es zuvor in eine Alkalilösung getaucht wird.“ (Annalen der
                              Physik und Chemie, Bd. CXXII.)
                           
                        
                           Fortschritte beim Bessemern.
                           1) Nach der in der preußischen Zeitschrift Bd. XIII S. 193
                              mitgetheilten Reisebeschreibung des Hrn. E. André in
                                 Königshütte haben die Frischbirnen auf englischen und schottischen
                                 Werken im Wesentlichen noch die alte Gestalt, nur ist der scharfe Vorsprung
                              am Halse weggelassen, damit man durch denselben die Formmündungen übersehen kann.
                              Die Birnen fassen 3–10 Tonnen. In Wednesbury hat sich eine geringere
                              Formenzahl am Boden an der Peripherie (8 Stück), nicht in der Mitte, jede mit 9
                              Löchern, als vollkommen ausreichend bewährt. Die Formen
                              werden nicht mehr in den Boden des Windkastens eingeschraubt, sondern nur
                              eingesteckt und während des Anwärmens durch eiserne Klammern gehalten, welche nach
                              demselben wieder entfernt werden. Die Windabsperrung ist
                              fast überall eine selbstthätige, und die Gebläse sind liegende mit Kautschukringen,
                              statt mit Ventilen. Die Ringe leiden sehr durch die Wärme und das Schmieröl, und
                              sind aus verschiedenen Fabriken von sehr verschiedener Qualität.
                           Das Kippen der Birne erfolgt meist durch hydraulischen
                              Druck, und auf dem neuesten Werke zu Crewe bei Manchester sind auch die zum
                              Transporte der Formen und Gußblöcke nöthigen Krahne hydraulische. An mehreren Orten
                              hat man den Accumulator gespart und zur Verringerung der Stöße bei plötzlichem
                              Abschluß des Kraftwassers im Accumulator der Glasgower Anlage ein compressibles
                              Luftkissen hergestellt, dessen Größe durch eine neben dem Accumulator stehende
                              kleine Dampfluft-Compressionspumpe einerseits und durch Luftablaßhähne
                              andererseits beliebig regulirt wird.
                           Die Flammöfen zum Umschmelzen des Roheisens haben eine
                              sehr breite Fuchsbrücke zur Aufnahme der ganzen Charge, welche in den Sandherd
                              hinabschmilzt, der in der Mitte mit geringer Einsenkung gegen die Seitenwand, an der
                              sich der Abstich befindet, sumpfartig vertieft ist. Zur Vermehrung der Oberfläche
                              bogenförmig gekrümmte Rostbalken nehmen in Kerben die Traillen auf. Die älteren
                              Werte sind meist zu enge gebaut; sehr musterhaft ist die geräumige und doch
                              übersichtliche Anlage in Glasgow.
                           Als Roheisen wendet man an Silicium nicht zu armes,
                              graues, nicht ganz feinkörniges, weiches Cumberländer-Hämatit-Roheisen
                              Nr. 3 oder 2 1/2 der englischen Scala (Nr. 1 ist das schwarze graphitische und Nr. 4
                              das feinkörnige, dem halbirten sich annähernde Roheisen) an, welches 4,50 Si, 3,30
                              Graphit, 0,08 chemisch gebundene Kohle, 0,04 Phosphor, 0,09 Schwefel und 0,57 Mangan
                              enthält. Dieses Eisen erreicht die zum Bessemern zulässige Maximalgrenze im
                              Schwefel- und Siliciumgehalt; die Minimalgrenze des letzteren dürfte bei 1,5
                              bis 2 Proc. seyn. Der Phosphorgehalt bleibt weit unter der zulässigen Maximalgrenze,
                              welche von Bessemer zu 0,2 Procent angegeben, zu Hörde
                              aber 0,06 Proc. gefunden ist. Siegener Spiegeleisen dient überall als
                              Zusatzeisen.
                           Als feuerfestes Futter für die Birnen verwendet man noch überall Ganister von Sheffield; der Hals der Birne wird mit
                              Ziegeln ausgemauert.
                           Der Stopfen der Gußkessel aus gebranntem feuerfesten Thon
                              befindet sich an einer mit Thon umhüllten Eisenstange und paßt in eine Oeffnung am
                              Boden, welche mit gebranntem Thon ausgefüttert ist. Frischer Thon, der nur angewärmt
                              wird, hält sich nicht.
                           Nachdem der Verfasser von den Apparaten und Materialien geredet, geht derselbe zu dem
                              Betrieb (Vorarbeiten, Verblasen, Gießen, Nacharbeiten) über und bespricht
                              schließlich die Verarbeitung des Bessemerstahls, nämlich das Vorhämmern und
                              Fertigmachen (Fertighämmern und Walzen zu Schienen, Bandagen und Blechen).
                           Beim Verblasen wird empfohlen, das Anwärmen der Birne
                              statt durch Kohks durch Gas
                              nach Art des Frischgefäßes beim Parry'schen Proceß zu
                              Ebbw Vale vorzunehmen. Ein auf Rädern laufender kleiner Generator von 6–7 Fuß
                              Höhe und 2 1/2 Fuß Durchmesser liefert das Gas, welches mittelst mehrerer oder einer
                              Düse kurz vor dem Eintritt in das Gefäß verbrannt wird. Man vermeidet dabei die
                              Nasenbildung durch die Kohksasche.
                           Von größter Wichtigkeit für die Güte des sehr zum Steigen geneigten, ohnehin nie
                              blasenfreien Stahls ist der schnelle und dichte Verschluß der Gußformen durch einen
                              Blechdeckel, darauf Formsand, dann eine 1 Zoll dicke Eisenplatte, welche festgekeilt
                              wird. Durch ein schnelles Gießen vermeidet man auch bei genügender Vorwärmung des
                              Gußkessels die nur als Abfälle zu betrachtenden Stahlschalen. Ein zu schnelles
                              Gießen läßt den im Stahl mechanisch eingeschlossenen oder sich noch entwickelnden
                              Gasen nicht Zeit zu entweichen. Am besten füllt man die Formen schnell bis zur
                              Hälfte mit vollem Strahl und mäßigt dann letzteren. Das Gießen mit aufsteigendem
                              Strom hat sich nicht bewährt.
                           Die jährliche Gesammtproduction an rohen Stahleingüssen beträgt in England an 630,000
                              Ctr. engl.
                           Abgesehen von den gehämmerten Maschinentheilen, wozu der Bessemerstahl ganz
                              vorzüglich ist, beruht dessen Zukunft hauptsächlich auf seiner Verwendbarkeit zu
                              Schienen und Bandagen. Zu feineren Arbeiten ist derselbe nur unter besonders
                              günstigen Verhältnissen geeignet.
                           ––––––––––
                           2) Bergingenieur Castel beschreibt in den Annales des mines, 4. livr.
                                 de 1865, p. 149 das Bessemerstahlwerk zu Graz in Steiermark, welches mit zwei gewöhnlichen
                              Frischbirnen arbeitet bei Chargen von 2,75 Tonnen grauen und 275 Kil. Spiegeleisens,
                              die im Flammofen eingeschmolzen werden. Während einer Chargendauer von 17 Minuten
                              verbraucht man 25 Kubikmeter Wind bei 13,8 Proc. Abgang. Auf 100 Thle. Roheisen
                              gehen zum Umschmelzen 182,7 Thle. Lignit und zum Abwärmen der Birnen u.s.w. 275
                              Kilgr. Kohks und 35 Kilgr. Holzkohle per Charge. Die
                              ganze Anlage hat 139,620 Frcs. gekostet.
                           Die angewandten grauen Roheisensorten von Mariazell und Turrach und das Spiegeleisen
                              von Fridau haben nachstehende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Mariazell.
                                 Turrach.
                                 Fridau.
                                 
                              
                                 Eisen
                                    93,60
                                   93,97
                                   95,63
                                 
                              
                                 chemisch gebundener Kohlenstoff
                                      0,21
                                     0,15
                                     3,62
                                 
                              
                                 Graphit
                                      3,52
                                     3,10
                                     0,17
                                 
                              
                                 Silicium
                                      2,27
                                     1,23
                                     0,24
                                 
                              
                                 Mangan
                                      0,26
                                     Spr.
                                     0,29
                                 
                              
                                 Schwefel
                                      0,14
                                     0,18
                                     0,09
                                 
                              
                                 Phosphor
                                      0,01
                                     0,03
                                     0,01
                                 
                              
                                 Kupfer
                                      0,10
                                     0,07
                                     0,11
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                  100,11
                                   98,74
                                 100,06
                                 
                              
                           
                           Eine Probe des daraus dargestellten Stahles enthielt:
                           
                              
                                 Eisen
                                 98,57 
                                 
                              
                                 chemisch gebundener
                                    Kohlenstoff          
                                 0,38 
                                 
                              
                                 Graphit
                                 0,65 
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,05 
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,07 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,05 
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 Spr.
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,08 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,85.
                                 
                              
                           (Berg- und hüttenmännische Zeitung.)
                           
                        
                           Neues Verfahren der Fabrication von Soda und Potasche, von A.
                              G. Hunter.
                           Nach Hunter (zu Rockcliff Hall bei Flint) werden die
                              schwefelsauren Salze des Kalis und Natrons unter Ausscheidung des Alkalis im
                              caustischen Zustande zersetzt, wenn man sie unter hohem Druck mit Kalk behandelt.
                              Derselbe gründet darauf ein Verfahren der Soda- und Potaschefabrication,
                              welches angeblich in England bereits im Großen angewendet wird. Darnach wird eine
                              Lösung von schwefelsaurem Natron mit caustischem Kalk gemischt, die Mischung einem
                              genügenden Druck unterworfen und durch Umrühren mit dem Sulfat in Berührung
                              gehalten, bis eine herausgenommene Probe zeigt, daß die Reaction beendet ist. Das
                              Gemisch von Sulfat und Kalk wird, während es dem Drucke unterworfen ist, gekocht;
                              das Sulfat wird in schwacher Lösung und der Kalk als Kalkmilch angewendet. Ein
                              Ueberschuß an Kalk ist von Vortheil, und wenn man reinen schwefelsauren Kalk zu
                              erhalten wünscht, so wird das bei einer Operation erhaltene Gemisch von caustischem
                              und schwefelsaurem Kalk mit einer zweiten Menge Sulfat behandelt, die dann durch
                              Behandlung mit frischem Kalk weiter caustisch gemacht werden kann. Der nöthige Druck
                              hängt von der Beschaffenheit des schwefelsauren Alkalis und Kalkes, der Temperatur
                              und Stärke der angewendeten Lösung, sowie von der Zeit ab, in welcher die Operation
                              ausgeführt werden soll. Schwefelsaures Kali erfordert einen größeren Druck und ist
                              schwieriger zu zersetzen als schwefelsaures Natron; einige Varietäten Kalk sind
                              weniger chemisch wirksam und machen einen größeren Druck nöthig als andere. Gute
                              Resultate erhält man mit schwefelsaurem Natron, wenn man eine Lösung vom spec.
                              Gewicht 1,100 bei einem Druck von 40 bis 50 Pfd. per
                              Quadratzoll engl. kocht, und bei schwefelsaurem Kali, wenn man eine Lösung von 1,100
                              spec. Gewicht bei einem Druck von 80 bis 90 Pfd. per
                              Quadratzoll kocht; durch größeren Druck wird der Proceß beschleunigt und verbessert.
                              Wenn das Sulfat hinlänglich caustisch geworden ist, wird der ungelöste schwefelsaure
                              Kalk durch Filtration oder Decantiren von der Flüssigkeit getrennt, ausgewaschen und
                              kann dann als Dünger, Stuck etc. verwendet werden; das Abfiltriren muß unter Druck
                              geschehen, damit das Aetzkali oder Aetznatron nicht auf den schwefelsauren Kalk
                              einwirken kann. Aus der Flüssigkeit kann Aetznatron resp. Aetzkali oder durch
                              Einleiten von Kohlensäure Soda oder doppelt-kohlensaures Natron, resp.
                              einfach- oder doppelt-kohlensaures Kali, gewonnen werden; die
                              Darstellung der kohlensauren Salze kann auch dadurch geschehen, daß die alkalischen
                              Laugen in Berührung mit kohlensaurem Kalk concentrirt werden. – Patentirt in
                              England am 8. April 1865. (London Journal of arts, April
                              1866, S. 222.)
                           
                        
                           Das englische Gesetz zur Verminderung der Uebelstände, welche
                              die bei der Sodafabrication entweichende Salzsäure in den Umgebungen
                              verursacht.
                           In der Juni-Versammlung l. Is. des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen hielt
                              Hr. Dr. Weber einen Vortrag
                              über das in England zu dem angegebenen Zwecke am 1. Januar 1864 auf fünf Jahre in
                              Kraft getretene Gesetz, die Alkali acte. Es bestehen in England 89
                              Sodafabriken, in welchen wöchentlich circa 6000 Tonnen
                              Kochsalz zersetzt werden, die vor Erlaß des Gesetzes 4000 Tonnen Salzsäure zum
                              großen Nachtheil der Umgebungen der Luft mittheilten. Das auf Grund von
                              Ermittelungen der Regierungs-Commissarien erlassene Gesetz bestimmt, daß
                              nicht mehr als 5 Procent entwickelte Salzsäure in die Luft entweichen darf. Aus dem
                              Berichte des eingesetzten Inspectors über die Resultate des Gesetzes pro 1864 ergibt sich, daß in Folge der jetzt
                              verbesserten Einrichtung der Condensatoren durchschnittlich 98,7 Proc. Salzsäure
                              condensirt werden. Einzelne Fabrikanten haben durch Verbesserung der Apparate das
                              Resultat erzielt, daß die Gase selbst durch Silberlösung gehen, ohne zu reagiren,
                              was um so mehr anzuerkennen ist, als Smith nachgewiesen
                              hat, daß eine 0,0027 Proc. Salzsäure enthaltende Luft noch auf Silberlösung reagirt.
                              Das erlassene Gesetz hat daher den Erwartungen vollständig entsprochen.
                              (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S.
                              72.)
                           
                        
                           Untersuchung der im Handel vorkommenden rohen toscanischen
                              Borsäure. – Mittheilung aus dem chemisch-technischen Laboratorium von
                              Dr. H. Vohl in Cöln.
                           In 100 Gewichtstheilen verschiedener Borsäure-Proben waren enthalten:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 IV.
                                 V.
                                 
                              
                                 BorsäureKrystallwasserangezogenes
                                    WasserSchwefelsäureKieselsäureSandEisenoxydManganoxydulThonerdeKalkMagnesiaKaliAmmoniakNatronChlornatriumorganische
                                    Substanzen u.    Verlust
                                 45,199634,89164,50199,61350,81210,29910,12660,00310,57860,01090,60800,18012,98910,00290,10120,0918
                                 47,632035,69832,58607,90961,28400,50000,1631
                                    Spuren0,08020,3055
                                    Spuren0,25513,5165Spuren0,05950,0101
                                 48,235737,21271,02378,44230,60000,10000,0920
                                    Spuren0,05040,5178 Spuren0,51783,5169
                                    Spuren0,04010,0101
                                 45,248734,90104,49909,58330,21340,77220,1030
                                    Spuren0,1359 Spuren Spuren0,61403,7659
                                    Spuren0,1671–     
                                 48,131438,06101,52407,81600,08610,41540,0431
                                    Spuren0,1736 Spuren Spuren0,41343,0890
                                    Spuren0,03210,0449
                                 
                              
                                 
                                 100,0000
                                 100,0000
                                 100,0000
                                 100,0000
                                 100,0000
                                 
                              
                           
                        
                           Der Bauxit von Feistritz in der Wochein (Oberkrain).
                           In der März-Versammlung l. Is. des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen legte
                              Hr. Bergassessor Dr. H.
                                 Wedding im Anschluß an seine frühere Mittheilung (polytechn. Journal
                              Bd. CLXXX S. 325) ein ihm vom Entdecker,
                              Hrn. Director Fleckner,
                              zugegangenes Stück Bauxit aus dem bei Feistritz in der Wochein (Oberkrain)
                              aufgefundenen, in Kalkstein aufsetzenden Lager vor. Das Mineral enthält nach
                              Mittheilung der Reichsanstalt zu Wien:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 64,29 Procent,
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   2,40     „
                                 
                              
                                 Kieselsäure          
                                   6,29     „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 25,74     „
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                   0,35 Procent,
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,38     „
                                 
                              
                                 Schwefelsäure     
                                   0,20     „
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                   0,46     „
                                 
                              
                           und Spuren von Manganoxyd, Kali, Natron und Lithion –
                              und ist daher als ein echter Bauxit anzusehen; denn es
                              ist, wie jeder Bauxit, eine Zwischenstufe zwischen reinem Eisenoxydhydrat und reinem
                              Thonerdehydrat, und bildet auch zahlreiche Uebergänge durch einen eisenreicheren
                              Bauxit in Brauneisenstein. Von den bisher in Frankreich und Irland entdeckten
                              Bauxiten unterscheidet es sich wesentlich durch seine Structur, die dicht, nicht
                              conglomeratartig ist, seine Farbe, die hell erbsengelb, beinahe weiß, nicht roth
                              oder gelbroth ist. Wegen dieser abweichenden physikalischen Eigenschaften ist es vom
                              Entdecker „Wocheinit“ genannt worden. (Verhandlungen des
                              Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S. 53.)
                           
                        
                           Die Zusammensetzung der Masse der kgl.
                              Gesundheitsgeschirr-Manufactur bei Charlottenburg.
                           In der Juni-Versammlung l. Is. des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen machte
                              Hr. Geheimer Regierungsrath
                                 Kolbe auf den von mehreren Industriellen ausgesprochenen Wunsch eine
                              Mittheilung über die Zusammensetzung der Gesundheitsgeschirr-Masse, welche
                              bei der seit Kurzem außer Betrieb gesetzten königl.
                              Gesundheitsgeschirr-Manufactur bei Charlottenburg verwendet worden,
                              namentlich für chemische und Apothekergefäße, für Haus- und
                              Küchengeräthschaften. Die Masse besteht aus:
                           
                              
                                 
                                     46  Pfund
                                 Porzellanerde,
                                 
                              
                                 
                                   37,5    „
                                 Thon,
                                 
                              
                                 
                                   16,5    „
                                 Feldspath
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 auf je
                                 100    Pfund
                                 fertiger Masse; die dazu gehörige Glasur aus:
                                 
                              
                                 
                                   42    Pfund
                                 Sand,
                                 
                              
                                 
                                   33        „
                                 Porzellanerde,
                                 
                              
                                 
                                   13        „
                                 ungebranntem Gyps,
                                 
                              
                                 
                                   12        „
                                 unglasirten Porzellanscherben,
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 auf je
                                 100    Pfund
                                 fertiger Glasur.
                                 
                              
                           (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S.
                              73.)
                           
                        
                           Darstellung reiner Essigsäure und essigsaurer Salze aus
                              Holzessig mittelst Baryt; von C. F. Richter in
                              Berlin.
                           Zur Darstellung reiner empyreumafreier Essigsäure und essigsaurer Salze aus Holzessig sindsiud verschiedene Methoden empfohlen und versucht worden, ohne aber den
                              gehegten Erwartungen zu entsprechen. Der billigste und einfachste Weg bleibt immer
                              noch die Verkohlung des Empyreuma und es bleibt nur die Aufgabe, diese Verkohlung so
                              zu leiten, daß die Essigsäure nicht mit zerstört wird. Die Darstellung von
                              essigsaurem Kalk gibt hierbei insofern nicht genügende Resultate, als die Kalkerde
                              eine zu schwache Basis ist, so daß die Essigsäure in dieser Verbindung die zum
                              Verbrennen der brenzlichen Oele und Harze nöthige Hitze ohne theilweise Zersetzung
                              nicht verträgt und sich zum Theil zersetzt, wodurch die Ausbeute an reinem Salz sehr
                              vermindert wird. Aehnlich verhält es sich mit dem essigsauren Natron; obgleich
                              dieses ohne Zersetzung eine höhere Temperatur verträgt, so wird doch die Zersetzung
                              des Empyreumas dadurch ungemein erschwert, daß das essigsaure Natron schmilzt und
                              das aus den zerstörten empyreumatischen Säuren gebildete kohlensaure Natron mit
                              flüssig erhält; dadurch disponirt es dasselbe immer wieder sich zu zersetzen und
                              neue Mengen freiwerdender empyreumatischer Säuren zu binden, so daß man die Hitze
                              steigern und längere Zeit rösten muß, wobei eine theilweise Zersetzung von
                              essigsaurem Natron nicht zu vermeiden ist. Zudem läßt die dickflüssige Schmelze die
                              empyreumatischen Dämpfe schwer entweichen und bilden sich beim steten Umrühren durch Abkühlung starke
                              Krusten, die noch empyreumatische Theile einschließen und die Arbeit erschweren.
                           Alle diese Uebelstände werden vermieden, wenn die Essigsäure an Baryt gebunden wird. Der Baryt ist eine hinreichend starke Base, so daß in
                              dieser Verbindung die Essigsäure die Röstung gut verträgt; ferner schmilzt der
                              essigsaure Baryt nicht und verhält sich daher der etwa gebildete kohlensaure Baryt
                              gegen die Harzsäure ganz indifferent. Zur Darstellung des essigsauren Baryts wird
                              feingemahlener Witherit (natürlicher kohlensaurer Baryt) so lange in Holzessig
                              eingetragen, als noch Aufbrausen stattfindet und die noch etwas säuerliche Lösung
                              mit Schwefelbaryum oder Aetzbaryt neutralisirt. Nachdem sich die Flüssigkeit durch
                              Absetzen vollständig geklärt, wird sie in einer flachen Pfanne eingedampft, die sich
                              bildenden Krystalle werden herausgedrücktherausgekrückt und auf eine seitlich von der Pfanne befindliche geneigte Fläche zum
                              Abtropfen aufgeschüttet. Zum Rösten der abgetropften Krystalle dient eine
                              gußeiserne, 4 Zoll tiefe, 3 bis 4 Fuß im Quadrat große Pfaune, die so eingemauert
                              ist, daß ihr Boden ziemlich gleichmäßig heiß wird, ohne jedoch rothglühend zu
                              werden. In ihr werden die Krystalle circa 2 Zoll hoch
                              ausgebreitet und unter beständigem Umrühren, wobei hauptsächlich darauf zu achten,
                              daß Nichts am Boden sich festsetze, so lange erhitzt, als noch empyreumatische
                              Dämpfe entweichen und bis eine Probe im Wasser eine farblose LösungLöfung gibt. Die Krystalle zerfallen beim Rösten in ein ziemlich gleichmäßiges
                              Pulver, welches, sobald der eben angeführte Moment erreicht ist, herausgenommen und
                              in einer anderen Pfanne unter Umrühren abgekühlt wird, indem sonst die vom
                              zerstörten Empyreuma herrührenden höchst fein zertheilten Kohlentheilchen leicht
                              pyrophorisch wirken und so ein nachträgliches Verbrennen herbeiführen. Um ein zu
                              großes Verstäuben beim Rösten zu verhüten, ist ein Zusatz von 2 Proc. essigsaurem
                              Natron zur Schmelze sehr zweckmäßig, indem dasselbe schmilzt und den essigsauren
                              Baryt feucht erhält, und man kann deßhalb, wie oben angeführt, die Lösung statt mit
                              Schwefelbaryum oder Aetzbaryt, sogleich mit kohlensaurem Natron neutralisiren. Die
                              geröstete Masse wird schließlich mit Wasser ausgelaugt und beim Eindampfen weißes
                              essigsaures Barytsalz erhalten, aus dem sich sowohl reine Essigsäure wie andere
                              essigsaure Salze leicht darstellen lassen. (Deutsche Industriezeitung, 1866 S.
                              333.)
                           
                        
                           Phosphorfreie Zündmasse.
                           Knapp gibt in der kürzlich erschienenen 3. Auflage seines
                              Lehrbuches der chemischen Technologie C. Liebig's
                              Vorschrift zu einer phosphorfreien Zündmasse, bestehend aus 3 Theilen
                              Schwefelantimon, 16 Th. chlorsaurem Kali, 1 Th. doppeltchromsaurem Kali, 10 Th.
                              Mennige, 8 Th. Nitromannit, 4 Th. Glas, 5 Th. Gummi.
                           
                        
                           Die Entfernung von Rost-, Ruß- und Loheflecken
                              aus Weißzeug; von Dr. Schödler in Mainz.
                           Die hierüber gemachten Erfahrungen kann ich durch einige weitere ergänzen, zu welchen
                              mir zufällig kurz nach einander Veranlassung gegeben worden ist. Im ersten Falle
                              handelte es sich um das gesammte Weißzeug einer Ausstattung, welches zum Waschen und
                              Bleichen auf das Land gegeben worden war und beim Abliefern durchgängig mit
                              gelblichen bis braunen Flecken mehr oder weniger bedeckt war. Mehrfaches
                              Experimentiren hatte sich erfolglos bewiesen; die Ursache der Färbung konnte nicht
                              ermittelt werden. Derartige Flecken werden gewöhnlich Loheflecken genannt und der Anwendung neuer Geräthe von Eichenholz
                              zugeschrieben. Auch sollen sie entstehen, wenn die Lauge mit Asche bereitet wird,
                              die zum Theil von Eichenlohe herrührt. Nachdem Chlor, schweflige Säure und Kleesalz
                              sich ohne Einwirkung erwiesen hatten, wurden gefleckte Partien des Zeugs auf einen
                              flachen Porzellanteller ausgebreitet und mit gepulverter Weinsäure und in einem anderen Versuche ebenso mit Citronensäure bestreut
                              und 24 Stunden lang feucht erhalten. Die mit Weinsäure behandelten Flecken waren
                              vollständig verschwunden, die anderen theilweise. Es wurde hiernach das sämmtliche
                              Weißzeug lagenweise in eine längst gebrauchte Bütte von Tannenholz gebracht, Weinsäure
                              eingestreut und mit heißem Wasser bis zur Durchfeuchtung übergossen. Nach 48 Stunden
                              war jede Färbung verschwunden.
                           Sogenannte Rußflecken, die richtiger als Theerflecken bezeichnet werden, waren entstanden, indem
                              die in langen Ofenrohren verdichteten Dämpfe an einer schadhaften Stelle abtropften
                              und mit Weißzeug in Berührung kamen. Die Flecken waren von großem Umfang und von
                              intensiv gelbbrauner Farbe. Bevor die befleckten Stoffe mir übergeben wurden, sollen
                              sie bereits allen möglichen Proceduren unterworfen worden seyen. Auch diese Flecken
                              verschwanden bei Anwendung von Weinsäure, wie oben,
                              vollständig. Es ist möglich, daß wenn in einer Holzasche sich halb verkohlte
                              Holztheile befinden, in diesen sich Zersetzungsstoffe des Holzes befinden, ähnlich
                              den im Theer enthaltenen und davon Flecken von gleicher Beschaffenheit
                              herrühren.
                           Eigentliche Rostflecken, von kleinem Umfang, befanden sich
                              in großer Anzahl in einem Shirtingstoffe. Sie waren lebhaft orangegelb und
                              widerstanden allen Reagentien, insbesondere auch der Weinsäure. Ich erinnerte mich
                              an ein im vorigen Jahre veröffentlichtes Verfahren zur Entfernung solcher Flecken
                              und fand dasselbe vollständig sich bewährend. GewöhnlicheGemöhnliche, reine Salzsäure, mit gleichviel Wasser
                              verdünnt, wurde zu dem Ende auf die Flecken getupft und nachher Schwefelwasserstoff-Ammoniak auf die Stellen gebracht. Sogleich zeigte die Entstehung
                              schwarzgrüner Flecken die Bildung von Schwefeleisen, das bei abermaliger Betupfung
                              mit Salzsäure sich auflöste. Es bedurfte jedoch eines dreimaligen Turnus einer
                              wechselnden Behandlung mit Salzsäure und Schwefelwasserstoff-Ammoniak, um die
                              Flecken gänzlich zu beseitigen. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1866 S.
                              249.)
                           
                        
                           Schwefelkohlenstoff gegen Insecten.
                           In eine gut gefugte Kiste, welche man, um besseren Schluß zu bewirken, zweimal mit
                              Schreibpapier ausklebt (besser noch würde es seyn, wenn man dieselbe mit dünnem
                              Zinkblech auskleidete), werden die Gegenstände, welche man der Zerstörung von
                              Insecten oder Larven ausgesetzt fürchtet, lose eingelegt, wenn es nöthig durch
                              zwischengebrachte Latten Lufträume erhalten. Auf diese stellt man eine flache
                              Schüssel, die man mit Hobelspänen füllt, und gießt hierauf, wenn die Kiste etwa 60
                              Kubikfuß Inhalt hat, etwa 1 Pfund Schwefelkohlenstoff, legt schnell den innen mit
                              Papier bezogenen Deckel auf und verklebt die Fugen doppelt mit Streifen von
                              Schreibpapier.
                           Diese Operation darf nur bei Tage vorgenommen werden, weil wegen der leichten
                              Entzündlichkeit der Schwefelkohlenstoffdämpfe selbst auf weite Entfernung hin eine
                              Entzündung durch eine Lichtflamme und Explosion entstehen kann. In den nächsten
                              Tagen selbst darf man in die Kammer nicht mit Licht kommen, wo die Kiste steht, und
                              wenn man nach 8 Tagen oder selbst nach einem Monat öffnet, soll man kein brennendes
                              Licht in den Raum bringen.
                           Die Tödtung aller Insecten und ihrer Larven ist gewiß. Seit langen Jahren verpacke
                              ich den Sommer über die Zimmerteppiche, Pelzwerk, sonstige Wollstoffe in einige
                              große Kisten, welche mit Papier ausgeklebt sind, stelle auf den Boden der Kiste ein
                              Schoppenglas, welches ich halb mit Terpenthinöl fülle, und verklebe die Fugen des
                              Deckels.
                           Ich habe schon Pelzwerk mit eingelegt, welches, im Frühjahr auf einer Reise nach
                              Rußland benutzt, sehr reichlich mit Motten besetzt zurückkam. Sie sowie die Brut
                              sind alle zu Grunde gegangen und ich habe nie irgend einen Schaden durch Mottenfraß
                              erlitten.
                           Im Herbst muß man freilich die Gegenstände 14 Tage auf dem Boden der Zugluft
                              aussetzen. Der Geruch nach Schwefelkohlenstoff würde in so viel Stunden
                              verschwinden. Aber seine so sehr große Flüchtigkeit und leichte Entzündlichkeit läßt
                              mich seine Anwendung nicht wünschenswerth erscheinen.
                           Zum Schutze von Insectensammlungen schlägt Gerber eine
                              Lösung von 10 Proc. Carbolsäure in Aether vor. Dr. Fr.
                              Varrentrapp. (Mittheilungen für den Gewerbeverein des
                              Herzogthums Braunschweig, 1865 S. 73)