| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. , S. 424 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Neue Bewegungsübertragung, von Dr.
                              Warren Rowell.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 182, S. 423
                              In nebenstehender Figur ist eine neue Bewegungsübertragung abgebildet, welche die
                                 Kraft von einer Welle auf die andere ohne Riemen fortpflanzt. Die continuirliche
                                 Drehung der Riemscheibenwelle wird auf die zweite Welle durch die Lenkstangen
                                 übertragen. In manchen Fällen der mechanischen Bewegung sind Riemscheiben und
                                 Räder nicht gut anzuwenden und dann läßt sich die abgebildete Bewegungsart, wenn
                                 die Entfernung der Wellen nicht zu groß ist, benutzen. (Mechanics' Magazine, August 1866, S. 117.)
                              
                           
                        
                           
                           Bessemer's Schmiedepressen.
                           Zum Schmieden großer Eisenmassen hat sich der Dampfhammer als höchst vortheilhaft
                              bewiesen. Zum allmählichen Vereinigen einzelner Theile zu einem großen Ganzen ist er
                              aus das Beste geeignet, da ein großer Theil der Kraft auf die Berührungsflächen der
                              zusammenzuschweißenden Stücke übertragen wird. Für das Schmieden großer
                              Gußstahlmassen aber ist der Dampfhammer nicht gut geeignet. Für die Welle einer
                              Schiffsmaschine von 20'' Durchmesser und 30' Länge ist z.B. ein solider Stahlbarren
                              von 3' im Quadrat und 8' Länge nöthig, der über 3000 Ctr. wiegt. Ein solcher Barren
                              würde dem Moment des fallenden Hammers die Trägheit seiner Masse gerade so
                              entgegensetzen wie ein Amboß und wie dieser durch den Schlag wenig beeinflußt
                              werden. Soll die Mitte einer solchen Masse mit hinreichender Kraft erreicht werden,
                              um verlängert zu werden, so muß die Kraft des Schlages durch 18'' festen Stahl
                              übertragen werden; die Theilchen dieser Zwischenmasse müssen aus dem Ruhezustande in
                              die Geschwindigkeit versetzt werden, welche der Hammer beim Niederfallen erlangt
                              hat. Dieß wird durch ihre Trägheit verhindert und somit die Kraft absorbirt, bevor
                              sie die Mitte erreicht. Die Praxis zeigt, daß, wenn der Hammer nicht ein enormes
                              Gewicht hat, nur der äußere Theil der Masse verlängert wird und dadurch wird
                              entweder der centrale Theil auseinandergerissen oder der äußere Theil gleitet
                              darüber hin, so daß sich am Ende der Welle eine Art tiefer Schale bildet. Bei der
                              Bearbeitung großer Gußstahlmassen ist also der plötzliche Stoß des Dampfhammers
                              unbrauchbar und dagegen ein stetiger Druck nöthig. Im Jahr 1856 ließ sich H. Bessemer die Anwendung von hydraulischem Druck für diesen
                              Zweck patentiren, doch wurde in dieser Periode wenig dafür gethan. Der Gegenstand
                              wurde später bekanntlich von Haswell in Wien wieder
                              aufgenommen, der so günstige Resultate erhielt, daß Bessemer's Aufmerksamkeit darauf zurückgelenkt
                              wurde. Die hydraulische Presse nach der gewöhnlichen Construction ist aber nur ein
                              Accumulator kleiner Kraftvermehrungen, der enorm wirksam ist, wenn er langsam auf
                              kleine Entfernungen wirkt, eine Bedingung, die zum Bearbeiten von heißem Metall
                              nicht geeignet ist, das bearbeitet werden muß, bevor seine Wärme den Amboß
                              durchdringt oder durch Strahlung verloren geht. Bessemer
                              construirte daher eine sehr kräftige Presse, die rasch arbeitet, so daß die
                              Pressungen eben so rasch auf einander folgen können, wie die Schläge eines
                              Dampfhammers. Dieselbe besteht aus einem gußeisernen, dem Gerüste eines Walzwerkes
                              ähnlichen Bogengerüste im oberen Theil mit einer stählernen Stellschraube, um die
                              obere Matrize, die den festen Hammer darstellt, in die erforderliche Stellung zu
                              bringen. Im unteren Theil des gußeisernen Gestelles befindet sich ein hydraulischer
                              Cylinder mit 24'' Bohrung und 3'' Hub. Mit dem Kolben dieses Cylinders ist der
                              bewegliche Amboß verbunden. Vom unteren Theil des Cylinders führt ein Rohr nach
                              einer Druckpumpe mit Plunger von bedeutender Größe und Hublänge, der alles Wasser
                              liefert, um den erwähnten Kolben 3'' zu heben. Der Plunger wird durch eine starke
                              Dampfmaschine betrieben und hebt oder senkt den hydraulischen Kolben rasch und mit
                              enormer Kraft. Beträgt z.B. die Bewegung des Kolbens 2 1/2'' und fällt das
                              Gußstahlstück den Raum zwischen Amboß und Hammer bis auf 2'', so wird dasselbe beim
                              Aufgang des hydraulischen Kolbens um 1/2'' zusammengedrückt, während der Plunger nur
                              im letzten Fünftel seines Vorganges und gar nicht während seines Rückganges
                              Widerstand zu überwinden hat. Die Dampfmaschine, die ihn treibt, muß daher ein
                              schweres Schwungrad haben, so daß die Kraft in ihm aufgesammelt und während 1/10 des
                              ganzen Kolbenlaufes abgegeben werden kann. Die Stellschraube, durch welche die
                              Hammerstellung regulirt wird, ist durch ein Gegengewicht balancirt, so daß sie
                              leicht von 2 Mann gehandhabt werden kann und der Hammer kann so gestellt werden, daß
                              eine Welle oder Stange so genau wie in einem Walzwerke bearbeitet werden kann.
                           Es hat sich herausgestellt, daß ein Druck von 120–180 Ctr. per Quadratzoll engl. genügt, um rothglühenden Gußstahl
                              zusammenzudrücken. Der Druck der hydraulischen Presse wirkt nicht bloß auf die
                              Oberfläche, sondern durch die ganze Masse und gibt eine Gleichmäßigkeit der
                              Verdichtung, die durch die Dampfhämmer nicht erreichbar ist. Diese Wirkung wurde
                              durch folgenden Versuch bestätigt: Ein Stahlcylinder von 2' Länge und 8''
                              Durchmesser wurde unter dem Drucke der hydraulischen Presse in der Mitte ausgebaucht
                              wie eine Kautschukfeder; unter dem Dampfhammer wurde ein gleicher Cylinder am oberen
                              Ende und ein wenig am unteren Ende verbreitert, die Mitte aber blieb fast
                              unverändert. Die geräuschlose Arbeit der Presse und die Abwesenheit von Stößen machen die Anwendung
                              derselben bequemer und für die Arbeiter weniger ermüdend, auch bedarf man dabei
                              keiner sehr soliden und theuren Fundamente. (Nach W. Fairbairn's neuem Werk: The Iron etc.)
                           
                        
                           Zeiger-Telegraphen mit beweglichem Zifferblatte und
                              Uhren ohne Zeiger.
                           In zwei Artikeln geben die „Les
                                    Mondes“ (October 1866, S. 310 und 311) von einer Erfindung
                              Nachricht, welche Ed. Néel (zu Montfarville bei
                              Barfleur) in der letzten Zeit den allgemeinen Umrissen nach bekannt gegeben hat, und
                              die sowohl für den Zeigertelegraphen als auch für die gewöhnlichen Uhren ihre
                              Anwendung finden kann.
                           Da bei den Zeigertelegraphen, welche ihrer Einfachheit halber – seit Wheatstone's Erfindung in den
                              verschiedensten Formen construirt – leicht benutzt und in allen Sprachen
                              verwendet werden können, das Auge des Empfängers sehr ermüdet wird, wenn er bei
                              einem längeren Telegramme den Sprüngen des Zeigers aufmerksam durch einige Zeit
                              folgen muß, so mag es von Vortheil seyn, die Anordnung so zu treffen, daß das Auge
                              bloß auf einen bestimmten Punkt fixirt wird, wo es dann jedes der mitgetheilten
                              Signale abzulesen hat. Um dieses zu bewerkstelligen, bringt Néel an der Achse des mit 13 Zähnen versehenen (und durch
                              elektromagnetische Wirkungen schrittweise in Drehung versetzten) Steigrades ein
                              Zifferblatt an, auf welchem die Buchstaben und telegraphischen Zeichen von der
                              Rechten zur Linken eingeschrieben sind, und das mittelst eines kleinen Triebwerkes
                              in Drehung versetzt wird. Dieses bewegliche Zifferblatt ist durch einen Schirm
                              verdeckt, der an einer bestimmten Stelle eine mit einem Glasfensterchen
                              verschlossene Oeffnung hat, deren Breite einem Ausschnitte des Zifferblattes
                              entspricht, welche dem 26sten Theile des letzteren gleich ist. Mittelst des
                              Manipulators des Telegraphenapparates kann beim Signalisiren das Triebwerk, also
                              auch das bewegliche Zifferblatt, arretirt und mithin durch elektromagnetische
                              Wirkung so eingestellt werden, daß das telegraphirte Signal jedesmal an der
                              genannten Oeffnung sichtbar wird. Näheres über die Einrichtung, bei welcher
                              gleichsam das Zeichengeben der bekannten elektrischen Haustelegraphen nachgeahmt zu
                              seyn scheint, gibt unsere Quelle nicht.
                           Für die gewöhnlichen Uhren will Néel dasselbe
                              Princip anwenden, indem er sowohl für die Stunden, als auch für die Minuten und
                              Secunden bewegliche Zifferblätter anstatt der Zeiger anbringt, die durch Schirme
                              verdeckt bleiben, und wobei man an einem kleinen Fensterchen, mit welchem eine jede
                              der drei zugehörigen Oeffnungen versehen ist, immer an fixen Stellen die Stunden,
                              Minuten und Secunden, welche die Uhr zeigen soll, ablesen kann.
                           
                        
                           Ueber das Löthen mit Chlorzink; von E. Kaiser.
                           Chlorzink ist ein ganz vorzügliches Hülfsmittel, um Stahl, Eisen, Messing, Kupfer und
                              dergleichen mittelst Zinn zusammen zu löthen. Das Verfahren der Anwendung ist ein
                              ungemein einfaches. Das Chlorzink kommt dabei in einer stark verdünnten Auflösung
                              zur Anwendung, mit welcher die Löthstelle genetzt wird. Daß die auf einander zu
                              löthenden Flächen einigermaßen metallisch rein gekratzt oder gescheuert seyn müssen,
                              versteht sich als eine allgemeine Regel für jede Art Löthung wohl von selbst.
                              Nachdem nun die zusammen zu löthenden Stücke in der richtigen Stellung zu einander
                              in irgend einer schicklichen Weise befestigt sind, bringt man sie in die Löthflamme
                              und läßt in derselben die zum Benetzen aufgebrachte Chlorzinklösung abdunsten.
                              Bringt man dann das Zinn an die Löthstelle, so wird dasselbe, sobald der zum
                              Schmelzen erforderliche Hitzegrad erreicht ist, sofort schön dünnflüssig zwischen
                              die vorher genetzten Flächen eindringen, sie verzinnen und unter einander verbinden.
                              Ob dieß erfolgt ist, erkennt man leicht daran, ob das Zinn so vollständig in die
                              Löthfuge eingedrungen ist, daß es auf der entgegengesetzten Seite sichtbar ist.
                              Scheint die Ausbreitung des Zinnes nicht genügend erfolgt zu seyn, so darf man nur
                              mit einem in die Chlorzinklösung getauchten Holzstäbchen oder einem Pinsel oder
                              einer Federfahne nochmals längs der Löthfuge hinstreichen. Während die Feuchtigkeit
                              zischend verdampft, schießt das geschmolzene Zinn hinter dem Stäbchen oder Pinsel
                              her, und schließt die Fuge auf's Sauberste und Vollständigste.
                           In ähnlicher Weise benutzt man dasselbe zum Verbinden der Telegraphendrähte, welche,
                              nachdem sie zusammengewunden sind, noch mit Zinn verlöthet werden.
                           Sind die Drähte gezogen, so haben sie eine hinreichend metallisch reine Oberfläche,
                              um sofort verlöthet werden zu können; sind sie jedoch lediglich durch Walzwerke bis
                              zu der erforderlichen Feinheit ausgestreckt worden, so müßen selbstverständlich die
                              Enden erst in geeigneter Weise vom Glühspan gereinigt werden, bevor sie
                              zusammengedreht werden. Der so gebildete Knoten wird dann in ein Gefäß mit
                              geschmolzenem Zinn getaucht, dessen Oberfläche durch eine Schicht geschmolzenen
                              Chlorzinks bedeckt ist. Der eingetauchte Drahtknoten erhält durch das Eintauchen
                              schon eine vollständig verzinnte Oberfläche, welche an den Berührungsstellen der
                              Drähte zusammen löthet und so eine hinreichend innige Verbindung für die
                              Durchleitung des galvanischen Stromes bildet.
                           In gleicher Weise spielt es eine Hauptrolle bei der Verzinkung des Eisens –
                              der Darstellung des sogenannten galvanisirten Eisens. Wenn man eine Eisenblechtafel
                              durch Abbeizen mittelst Salzsäure vom Glühspan befreit, sie darauf in eine
                              Chlorzinklösung eintaucht und darauf in einem geeigneten erhitzten Raume abtrocknet,
                              so wird sie sich, wenn man sie darauf in geschmolzenes Zinn eintaucht, über und über
                              mit Zinn überziehen, und wenn man sie nachher noch einmal durch ein Walzwerk gehen
                              läßt, das vollständige Aussehen einer Zinkblechtafel angenommen haben, obgleich der
                              Ueberzug ungemein dünn ist.
                           In dieser Weise werden auch die großen verzinkten Eisenbleche dargestellt, welche
                              nachher wellenförmig gerippt werden, und zu verschiedenen baulichen Zwecken
                              verwendet werden. In großartigem Maaßstabe wird diese Fabrication von v. Winiwarter in Wien betrieben. Um große Blechtafeln von 7
                              Fuß Länge und 3 Fuß Breite verzinken zu können, bedarf man entsprechender großer
                              Gefäße, um das Zink zu schmelzen. Man bedient sich dazu großer gußeiserner Kästen.
                              Da diese aber von geschmolzenem Zink leicht durchgefressen werden würden, so wird
                              zunächst eine Partie Blei darin geschmolzen und dann erst Zink, welches als das
                              leichtere Metall oben schwimmt, und durch das Blei von der Berührung mit dem
                              erhitzten gußeisernen Boden abgehalten wird. (Breslauer Gewerbeblatt, 1866, Nr.
                              17.)
                           
                        
                           Ueber das Verhalten des Kalkes beim Brennen.
                           Der Bulletin de la Société de l'industrie
                                 minérale, t. X p. 511, enthält einen
                              sehr ausführlichen Aufsatz von J. Dorlhac und Saminn über die Kalkindustrie des Mayennedepartements,
                              welchem wir eine Angabe über das Verhalten des Kalkes beim Brennen entnehmen, die
                              unseren Lesern neu seyn dürste. Wir meinen hiermit nicht die Beobachtung, daß zwei
                              aus demselben Kalksteinblocke gefertigte Cylinder, welche in Porzellanröhren
                              demselben Hitzegrade ausgesetzt wurden, während über den einen Wasserdampf, über den
                              anderen ein Luftstrom geleitet wurde, in derselben Zeit nicht gleichviel Kohlensäure
                              verloren (100 Th. Kalkstein verloren im Wasserdampfe 3,103 Th. Kohlensäure mehr als
                              in der Luft); denn sollte diese jedenfalls nicht sehr erhebliche Verschiedenheit
                              nicht wirklich in der Natur des Wasserdampfes, sondern vielmehr darin begründet
                              seyn, daß der Dampfstrom durch eine größere Geschwindigkeit das Austreiben der
                              Kohlensäure beförderte, so wäre dieß nur eine Bestätigung der schon seit den
                              Beobachtungen Gay-Lussac's bekannten Thatsachen.
                           Die Verfasser haben aber beobachtet, daß jene beiden Cylinder beim Brennen eine
                              Volumenzunahme erlitten: vor dem Brennen waren sie beide
                              27 Millimeter lang und 17 Millimeter dick, nach
                              vollständigem Brennen aber 28 Millimeter lang und 17,7 Millimet. dick; ihr Volumen
                              war also etwa um ein Zehntel vermehrt. Es ist die Bemerkung hinzugefügt, daß
                              dieselbe Zahl sich auch aus den Versuchen mehrerer Anderen ergeben habe. Wir haben
                              nirgends eine gleichlautende Angabe finden können; in allen Lehrbüchern der Chemie
                              wird vielmehr ausdrücklich eine Verminderung des Volumens beim Brennen angegeben.
                              (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1866, Bd. X S. 684.)
                           
                        
                           
                           Darstellung des Wasserstoffsuperoxydes.
                           Bekanntlich bildet sich nach Schönbein beim Schütteln von
                              Zinkamalgam mit Wasser in einer mit atmosphärischer Luft oder Sauerstoffgas
                              gefüllten geräumigen Flasche eine Flüssigkeit, die etwa 1/45000 Wasserstoffsuperoxyd
                              enthält. C. Hoffmann hat versucht, auf andere Weise reichere Lösungen zu gewinnen und empfiehlt folgendes
                              Verfahren: Man verbrennt Kalium in einem Porzellantiegel unter Aufblasen von Luft,
                              bis man eine an Kaliumsuperoxyd reiche gelblichgrüne Masse erhält. Diese trägt man
                              in eine stark abgekühlte Kieselfluorwasserstoffsäure oder auch Weinsäure ein und
                              gewinnt dann Lösungen, welche 1/375 Wasserstoffsuperoxyd enthalten. Wird nicht
                              abgekühlt, so enthalten die Lösungen nur 1/735 davon.
                           Baryumsuperoxyd, welches man leicht aus chemischen
                              Fabriken beziehen kann, eignet sich zur Bereitung von Wasserstoffsuperoxyd mittelst
                              Kieselfluorwasserstoffsäure, unseren Beobachtungen zufolge, eben so gut als
                              Kaliumsuperoxyd. Professor Böttger.(Polytechn. Notizblatt, 1866, Nr. 18.)
                           
                        
                           Ueber Darstellung der Ameisensäure; von J. C. Sticht aus Brooklyn bei New-York.
                           Die im vorigen Jahre von Lorin empfohlene Darstellung von
                              Ameisensäure aus Oxalsäure mittelst Glycerin (polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S. 300) habe ich im Großen
                              probirt und kann ich dieselbe sehr empfehlen. Ich verfuhr folgendermaßen. In eine 60
                              Gallons haltende, durch gespannten Dampf zu heizende bleierne Destillirblase wurden
                              100 Pfd. ganz gewöhnliches Glycerin von 26° Baumé, 75 Pfd. Oxalsäure
                              und 75 Pfd. Wasser gebracht. Dieß geschah am Abend; während der Nacht ließ man
                              gerade so viel Dampf durch das in die Blase mündende Bleirohr streichen, daß das
                              Ganze dem Kochen nahe, aber nicht höher erhitzt wurde und auf dieser Temperatur
                              blieb. Am anderen Morgen erhöhte man die Temperatur und destillirte so lange als
                              etwas überging, worauf wieder 50 Pfd. Wasser nachgegossen und dasselbe wieder
                              abdestillirt wurde. Diese Operation wiederholte man zwei Tage lang, worauf man
                              sämmtliches Destillat mit kohlensaurem Natron sättigte und zur Trockne verdampfte.
                              Es hinterblieben 62 Pfd. ameisensaures Natron. Die später daraus bereitete
                              Ameisensäure war ganz rein.
                           Dieses Verfahren bietet im Vergleich zu dem älteren große Vortheile dar, wie Jeder
                              zugeben wird, der je Ameisensäure aus Stärkmehl und Braunstein bereitet hat. Die
                              Säure läßt sich auf diese Weise leicht in großen Quantitäten darstellen. Das
                              Glycerin kann immer wieder zu demselben Zwecke verwendet werden. (Wittstein's Vierteljahresschrift,
                              Bd. XVI S. 49.)
                           
                        
                           Rosanilin als Reagens auf Fettsäuren.
                           Bringt man nach Dr. Jacobsen
                              (Chemisch-technisches Repertorium 1866, I, S. 84) zu einem neutralen Oel ein
                              Stäubchen trockenes Rosanilin, so löst sich auch beim Umschütteln und Erwärmen im
                              Wasserbad nichts davon auf, das Oel bleibt ungefärbt; war das Oel aber ranzig, so
                              färbt es sich bald schwach roth; bei sehr stark ranzigem Oel erreicht der Farbenton
                              die Tiefe von Himbeersaft. Käufliche Fuchsine (salzsaures, arsensaures etc.
                              Rosanilin) lösen sich weder in neutralen noch ranzigen Oelen auf. Oelsäure (oder
                              eine andere Fettsäure) löst Rosanilin augenblicklich in großer Menge und färbt sich
                              damit bis zur Undurchsichtigkeit; ölsaures Rosanilin wird von neutralen Oelen und
                              Fetten in allen Verhältnissen gelöst. In manchen Fällen kann daher Rosanilin benutzt
                              werden, freie Fettsäuren in Oelgemischen etc. zu erkennen. Im Handel kommen z.B.
                              seit einigen Jahren unter verschiedenen Namen weiße Leberthrane vor, die entweder
                              gar keine Leberthrane, sondern flüssiges Fett verschiedener Säugethiere sind, oder
                              auf die Weise hergestellt werden sollen, daß man hellblanken Leberthran mit
                              Potaschelauge schüttelt, längere Zeit absetzen läßt und filtrirt. Da nun aber die
                              medicinische Wirksamkeit des Leberthranes wesentlich seinem Gehalt an freien
                              Fettsäuren zugeschrieben
                              werden muß, kann solchem weißen Thrane keine andere medicinische Wirkung, als jedem
                              beliebigen neutralen fetten Oele innewohnen, denn das Fett der Seesäugethiere
                              enthält keine freie Fettsäuren, Potasche entzieht sie dem Leberthrane. Es kommt aber
                              auch mitunter ein so hellfarbiger „ächter,“ d.h. nicht mit
                              Lauge behandelter Leberthran vor, daß man versucht seyn kann, ihn für einen der oben
                              beschriebenen zu halten. Aechter Leberthran im Reagensglas mit etwas Rosanilin
                              geschüttelt, färbt sich sehr bald schon in der Kälte roth, beim Erwärmen im
                              Wasserbad nimmt er Rosanilin bis zur tief dunkelrothen Färbung auf; unächter Thran
                              färbt sich dagegen nicht, eine schwache Färbung zeigt an, daß er ranzig geworden.
                              Ein sogen. Labrador-Thran, fast wasserhell, von äußerst mildem Geschmack und
                              Geruch, zeigte auch bei längerem Erhitzen im Wasserbad durch Rosanilin nicht die
                              mindeste Färbung. – Als Schmieröl werden neuerdings Gemische von schwerem
                              paraffinhaltigem Petroleum (Petroleumrückstand) mit fetten Oelen (Rüböl)
                              angefertigt; nun ist es vorgekommen, daß der Fabrikant statt des Rüböles die
                              billigere Oelsäure, welche sehr rasch die Maschinentheile angreift, verwendet; auch
                              für diesen Fall kann man mittelst Rosanilin sehr rasch die Gegenwart der Oelsäure
                              constatiren. Bei einigermaßen erheblichem Gehalt eines Oeles an freier Fettsäure
                              löst sich das in Pulverform in das Oel gebrachte Rosanilin sehr bald auf; ist wenig
                              freie Fettsäure vorhanden, ist ein Oel nur ranzig, so dauert der Eintritt der
                              Färbung längere Zeit. Für letzteren Fall verfährt man zweckmäßiger folgendermaßen:
                              Man bereitet sich eine kalt gesättigte Lösung von Rosanilin in absolutem Alkohol,
                              schüttelt einige Tropfen dieser Lösung mit dem zu prüfenden Oele und erwärmt die
                              Mischung in einem Bechergläschen im Wasserbad bis zur Verflüchtigung des Alkohols.
                              War keine freie Fettsäure vorhanden, so scheidet sich beim Stehen das ausgeschiedene
                              Rosanilin aus dem ungefärbten Oele am Boden ab, oder bleibt bei sehr dickflüssigem
                              Oele als bräunliches Pulver in dem Oele suspendirt. Aus einer Handlung entnommene
                              Proben von Provenceöl und fettem Mandelöl wurden durch Rosanilin nicht gefärbt,
                              Mohnöl färbte sich schwach roth, Leinöl stärker roth (durch die gelbe Farbe des
                              Leinöles bräunlich nüancirt), am stärksten Ricinusöl. Provenceöl, mit 5 Procent
                              Oelsäure versetzt, zeigte die Farbentiefe von Himbeersaft. –
                              Selbstverständlich kann das Rosanilin auch zur Prüfung auf feste Fettsäuren benutzt
                              werden, die man dazu natürlich im Wasserbad verflüchtigen muß; eine höhere Erhitzung
                              als 100° C. ist nicht rathsam und kann zu Täuschungen Veranlassung geben. Man
                              kann statt des Rosanilins wohl auch eine andere Anilinfarbbasis anwenden; die rothe
                              Farbe ist aber für das Auge am empfindlichsten und compensirt am leichtesten die
                              etwa vorhandene natürliche gelbe Farbe des Oeles oder Fettes.
                           
                        
                           Verordnung der französischen Regierung über die Magazinirung
                              etc. des Petroleums.
                           Art. 1. Das Petroleum und seine Abarten, die
                              Schiefer- und Theeröle, die Essenzen und anderen Kohlenwasserstoffe zur
                              Beleuchtung, Beheizung, Erzeugung von Farben und Firnissen, zum Einfetten von
                              Stoffen oder zu irgend einer anderen Verwendung, sind, je nach ihrem Grade der
                              Entzündbarkeit, in zwei Kategorien eingetheilt. –
                              Die 1. Kategorie umfaßt die sehr entzündbaren Substanzen,
                              d.h. jene, welche bei einer Temperatur unter 35° Celsius Dämpfe abgeben, die
                              in Berührung mit einem brennenden Zündhölzchen sich entzünden.
                           Die 2. Kategorie umfaßt die weniger entzündbaren
                              Substanzen, d.h. jene, welche erst bei einer Temperatur von oder über 35° C.
                              Dämpfe abgeben, die in Berührung mit einem brennenden Zündhölzchen sich
                              entzünden.
                           Art. 2. Die Hütten für die
                              Erzeugung, Destillation oder Arbeit im Großen mit den im Art. 1 enthaltenen
                              Substanzen sind in die 1. Classe der Etablissements
                              eingetheilt, auf welche sich das Decret vom 15. October 1810 und die königl.
                              Verordnung vom 14. Jänner 1815 über gefährliche, ungesunde und belästigende
                              Werkstätten beziehen.
                           Art. 3. Die Magazine für
                              Substanzen, welche der 1. Kategorie angehören, sind in die 1. Classe der ungesunden
                              oder gefährlichen Etablissements eingetheilt, wenn sie, wenn auch nur zeitweise,
                              1050 Liter oder darüber von den genannten Substanzen enthalten. – Sie gehören
                              der 2. Classe an, wenn die eingelagerte Quantität über 1050 Liter beträgt, aber
                              nicht 10500 Liter erreicht.
                           Art. 4. Die Magazine für den
                              Detailverkauf in Mengen, welche 1050 Liter nicht
                              übersteigen, können ohne vorhergegangene Bewilligung errichtet werden. In jedem
                              Falle sind die Besitzer derselben gehalten, an den Präfecten eine Erklärung zu
                              richten, welche eine genaue Bezeichnung des Locals und der Quantität, innerhalb
                              welcher sie ihre Vorräthe beschränken wollen, und die Verpflichtung enthalten, sich
                              nach den im nachfolgenden Art. 5 enthaltenen allgemeinen Maßregeln zu richten.
                           Art. 5. Die Magazine für den Detail-Verkauf von
                              Substanzen der 1. Kategorie in Quantitäten über 5 Liter und nicht 150 Liter
                              überschreitend und die Magazine von Substanzen der 2. Kategorie in Mengen über 60
                              Liter und 1050 Liter nicht überschreitend, welche nach dem Wortlaute der Art. 4 und
                              5 ohne vorhergegangene Bewilligung errichtet werden können, sind nachfolgenden
                              allgemeinen Bedingungen unterworfen:
                           1. Das Local des Depots kann nur zu ebener Erde oder im Keller seyn; es muß mit
                              Steinen, welche mit einem Mörtel aus Kalk und Sand oder Cement versetzt und
                              zusammengefügt sind, gepflastert seyn.
                           2. Die Schwellen der Verbindungs-Thüren mit den anderen Theilen des Hauses und
                              mit der Straße müssen aus Stein seyn und mindestens 1 Decimeter höher seyn als der
                              gepflasterte Fußboden, um auf diese Art die allenfalls sich ergießenden
                              Flüssigkeiten an ihrer Ausbreitung zu verhindern.
                           3. Wenn das Depot in einem Keller sich befindet, so muß er gut durch das Tageslicht
                              beleuchtet, entsprechend ventilirt und ohne irgend eine Verbindung mit den
                              benachbarten Kellern seyn, von welchen er durch volle Mauern aus solidem Mauerwerk
                              von wenigstens dreißig Centimeter Dicke getrennt seyn muß.
                           4. Ist das Depotlocal zu ebener Erde, so darf es keine Stockwerke über sich haben,
                              muß gut ventilirt und durch das Tageslicht beleuchtet seyn. Die Mauern müssen aus
                              gutem Mauerwerk und die Eindeckung muß von Eisen-Trägern getragen werden.
                           5. In jedem Falle muß das Local leicht zugänglich seyn und darf nicht in Verbindung
                              mit irgend einer Räumlichkeit stehen, welche zur Einlagerung von Holz oder anderen
                              brennbaren Materien dienen und so Elemente zu einem Brande bilden könnten.
                           6. Die Flüssigkeiten müssen entweder in mit einem Deckel versehenen Metallgefäßen
                              oder in soliden und vollkommen dichten, mit Eisenreifen umgebenen Fässern, deren
                              Fassungsvermögen 150 Liter nicht überschreiten darf, oder in Krügen aus Glas oder
                              Thon umwickelt mit einer Hülle von Stroh-Weidengeflecht oder anderen Materien
                              derart, um das Gefäß gegen einen zufälligen Stoß durch einen harten Körper zu
                              sichern, aufbewahrt werden; das Fassungsvermögen dieser Krüge darf 60 Liter nicht
                              übersteigen, sie müssen sehr sorgfältig zugestopft seyn.
                           7. Die Gefäße, welche zum laufenden Verschleiß dienen, müssen verschlossen und mit
                              Hähnen versehen seyn.
                           8. Das Ablassen oder Umfüllen der in Vorrath befindlichen Flüssigkeiten darf nur bei
                              Tageslicht und soll so viel als möglich mittelst einer Pumpe geschehen.
                           9. Abends muß das Local durch eine oder mehrere Laternen beleuchtet seyn, welche an
                              von den die entzündbaren Flüssigkeiten enthaltenden Gefäßen und besonders jenen,
                              welche zum laufenden Verschleiße dienen, entfernten Punkten an den Mauern angebracht
                              seyn müssen.
                           10. Es ist untersagt, daselbst Feuer anzumachen und leere Fässer, Breter oder irgend
                              andere brennbare Stoffe aufzubewahren.
                           11. Es ist eine der Größe des Depots entsprechende Menge von Sand oder Erde in dem
                              Locale vorräthig zu erhalten, um einen Brand beim Ausbruche gleich ersticken zu
                              können.
                           12. Der Depotinhaber muß immer eine oder mehrere, in gutem Zustande sich befindende
                              Sicherheitslampen zu seiner Verfügung haben, deren man sich nach Bedürfniß in den
                              Theilen des Locales bedienen würde, welche von den an den Mauern befestigten
                              Laternen nicht genügend beleuchtet werden.
                           Es ist ausdrücklich untersagt, in dem Locale mit tragbaren offenen Lampen, welche
                              keine Sicherheits-Einrichtung besitzen und demnach ein Feuerfangen einer
                              Mischung von Luft und entzündbaren Dämpfen veranlassen könnten, herumzugehen.
                           Die Detailverkäufer, deren Vorrath auf 5 Liter der Substanzen von der 1. Kategorie
                              oder auf 60 Liter
                              der Substanzen von der 2. Kategorie beschränkt ist, werden an die Vorsichtsmaßregeln
                              gebunden seyn, welche ihnen in jedem Falle von der Municipal-Behörde
                              angegeben und vorgeschrieben werden.
                           Art. 6. Die Depots, welche nicht den hier
                              vorgeschriebenen Bedingungen entsprechen, oder deren Besitzer unterlassen würden,
                              denselben zu genügen, werden über Befehl der Administrativbehörde geschlossen,
                              abgesehen von den aus der Uebertretung der polizeilichen Vorschriften folgenden
                              Strafen.
                           Art. 7. Der Transport
                              sämmtlicher im Art. 1 angeführten Substanzen muß bei Quantitäten über 5 Liter
                              ausschließend in Gefäßen aus Eisenblech, Weißblech oder Kupfer geschehen, welche
                              vollkommen dicht und hermetisch verschlossen sind, oder in vollkommen dichten
                              Fässern, welche mit Eisenreifen umgeben sind, und deren Fassungsvermögen nicht 150
                              Liter überschreiten darf, oder in Krügen oder Flaschen aus Glas oder Thon von
                              höchstens 60 Liter Fassungsvermögen, welche zugestopft und mit Flechten von Stroh,
                              Weiden oder anderen Materialien zum Schutze der Gefäße gegen das Zerbrechen umgeben
                              sind. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins,
                              1866 S. 163.)
                           
                        
                           Die Einrichtung des Petroleum-Magazins der Kaiser
                              Ferdinands-Nordbahn in Wien.
                           Hierüber machte der Ingenieur Julius
                                 Schwarz in der Wochenversammlung des österr. Ingenieur- und
                              Architektenvereins vom 6. Mai d. Is. nachstehende Mittheilungen.
                           Das Nordbahn Petroleum-Magazin wurde am linken Ufer des Kaiserwassers, am
                              rechtseitigen Fuße des Bahndammes in der Richtung gegen die Station Floridsdorf
                              erbaut.
                           Dasselbe besteht aus zwei Geschossen, einem Kellergeschoß und einem zweiten im Niveau
                              der Bahn. Durch zwei Scheidemauern ist jedes dieser Geschosse in drei nahezu gleich
                              große Abtheilungen geschieden, deren jede durch besondere aus starkem Eisenblech
                              construirte Magazinthore für sich allein zugänglich ist. Das Kellergeschoß ist
                              gewölbt, und steht mit einem Kellerhals in Verbindung, vermittelst welchem der
                              Zugang und respective auch die Zufahrt zu den einzelnen unteren Abtheilungen
                              vermittelt wird.
                           Der Fußboden dieser Magazinabtheilungen ist von Cement hergestellt und ist derselbe
                              derart construirt, daß die Fußbodenflächen nach der Mitte zu geneigt sind; in den
                              tiefsten Punkten, welche sich durch diese Flächendurchschneidungen ergeben, sind
                              eiserne Versenk-Kästen angebracht, welche 2' breit, 3' lang und 3' tief sind,
                              und zwar befinden sich in jeder der drei oberen Abtheilungen je vier und in jeder
                              der drei unteren Abtheilungen im Kellergeschoß je ein solcher versenkter Kasten.
                              Diese Kästen stehen ihrerseits durch Röhrenleitungen mit gemauerten, in der
                              Fundamentsohle liegenden Canälen in Verbindung, und zwar derart, daß die drei zu den
                              einzelnen über einander liegenden Abtheilungen gehörigen Zweigcanäle in einem
                              Hauptcanal sich vereinigen, der schließlich in eine gemauerte Cisterne von 9'
                              Durchmesser und 17' Tiefe einmündet. Es ist ferner jeder dieser Zweigcanäle durch
                              außerhalb jeder Abtheilung zugängliche eiserne Schuber im Kellergeschoß zu öffnen
                              und zu schließen, und zwar geschieht dieß der Art, daß in Momenten der Gefahr nur
                              der eine jeweilig erforderliche aufgezogen wird, während die Schuber in den anderen
                              Zweigleitungen geschlossen bleiben.
                           Die Fenster in beiden Geschossen sind mit zweiflügligen von außen zu schließenden
                              eisernen Fensterläden versehen; alle Thorgewände sind von Stein, die
                              Magazins-Schubthore von starkem Eisenblech construirt. Zur Communication
                              zwischen den Abtheilungen im oberen und im unteren Geschosse dienen drei eiserne
                              Wendeltreppen, welche nach oben zu mit einer eisernen Fallthüre abgeschlossen werden
                              können. Außerdem vermittelt ein gemauerter kleiner Schacht in Verbindung mit einer
                              Aufzugvorrichtung das Herablassen von beladenen Fässern in das Kellergeschoß und ist
                              diese Schachtöffnung unter dem Magazins-Perron ebenfalls mit einer eisernen
                              Fallthüre wohl verschließbar.
                           Die Dachconstruction ist eine Winiwarter'sche, und zwar
                              mit Anwendung einer feuersicheren Zwischendecke, weiche von Gurten aus verzinktem
                              Eisenblech getragen wird. Die Fußpunkte dieser Gurten ruhen in gußeisernen Schuhen,
                              welche an der Mauerbank festgeschraubt sind und ist diese letztere durch eine
                              Eisenarmatur und an den Stellen zwischen den Gurten durch eine Ziegelaufmauerung
                              vollkommen feuersicher gelegt.
                           
                           Vermöge der nun so getroffenen Einrichtung müßte bei einem etwa in einer Abtheilung
                              durch irgend welche Veranlassung ausbrechenden Brande das Feuer auch nur auf diese
                              Abtheilung beschränkt bleiben, denn in einem solchen Falle würden allsogleich die
                              von außen zu schließenden Fensterläden geschlossen, das betreffende Magazinsthor
                              ebenfalls gesperrt und der Schuber jenes Zweigcanals aufgezogen werden, welcher mit
                              der betreffenden Abtheilung communicirt. Das durch Bersten oder sonstige
                              Veranlassung sich entleerende Petroleum würde durch die in den tiefsten Punkten des
                              Fußbodens befindlichen Versenk-Kästen in den betreffenden Canal und
                              schließlich in die Cisterne sich ergießen, welche nach oben zu luftdicht
                              abgeschlossen ist. Durch hermetischen Verschluß aller nur denkbaren
                              Luftzutrittsöffnungen könnte in dem Falle eines entstehenden Brandes dieser keine
                              große Ausdehnung gewinnen, und ist noch außerdem durch entsprechend große
                              cylindrisch geformte, wohl verschlossene Aufbewahrungs-Gefäße in den
                              Lager-Räumen schon in erster Linie für die Hintanhaltung einer möglichen
                              Feuersgefahr thunlichste Sorge getragen.
                           
                        
                           Die Bedeutung der Kieselerde in der Pflanzenernährung; von
                              Professor Dr. August Vogel.
                           Die Thatsache, daß die Kieselerde am reichlichsten an der Peripherie der
                              Vegetabilien, in dem Oberhäutchen der Gräser und Wasserpflanzen angetroffen wird,
                              hat früher zu der sonderbaren Ansicht Veranlassung gegeben, daß die Kieselerde ein
                              dem vegetabilen Leben fremder und selbst schädlicher Körper sey, welchen die Pflanze
                              zu entfernen sucht und gleichsam wie ein Excret an der äußersten Oberfläche
                              anzuhäufen bestrebt seyn muß. Durch die umfassenden Forschungen auf dem Gebiete der
                              Agriculturchemie, auf dem von Liebig, ihrem genialen
                              Gründer, angebahnten Wege, haben wir über das Verhältniß der unorganischen
                              Bestandtheile des Bodens zur Pflanze, besonders zur Culturpflanze, eine ganz andere
                              Anschauung gewonnen, und wir wissen jetzt recht wohl, daß auch die Kieselerde nicht
                              als ein durch den Vegetationsproceß auszuscheidender Stoff, sondern als ein
                              wichtiger Nährstoff zu betrachten ist, ja daß große Gruppen der Culturpflanzen ohne
                              diesen ihre Constitution charakterisirenden Bestandtheil gar nicht existiren können.
                              Wenn dessenungeachtet der Kieselerde im landwirthschaftlichen Betriebe bisher die
                              verhältnißmäßig geringste Berücksichtigung zu Theil geworden ist, so rührt dieß
                              offenbar daher, daß sie allerdings in den meisten Bodenarten im Ueberfluß vorhanden
                              ist. Bei weitem der größte Theil der in der Natur vorkommenden Kieselerde gehört
                              aber der krystallisirten Modification an, welche in Wasser und Säuren nahezu
                              vollkommen unlöslich ist; um aber von der Pflanze aufgenommen zu werden, muß sich
                              die Kieselerde in einem Zustande befinden, in welchem sie der Pflanze zugeführt
                              werden kann. Für die Landwirthschaft mußte es somit als eine Aufgabe von großer
                              Bedeutung erscheinen, die unlösliche Kieselerde in eine zur Aufnahme durch die
                              Vegetabilien geeignete Form überzuführen, d.h. die in der Natur vorkommenden
                              verhältnißmäßig geringen Mengen der löslichen Kieselerde-Modification
                              wesentlich zu vermehren. Ich sage absichtlich „vermehren,“ denn
                              es wäre in der That ein großer Irrthum, wollte man den natürlichen Gehalt an
                              löslicher Kieselerde zu gering anschlagen.
                           Abstrahirt man ganz von einigen Edelsteinen, dem Kieselsande der Lüneburger Haide,
                              dem Kieselconglomerate im bayerischen Walde u.a., welche die Kieselerde vorzugsweise
                              im amorphen Zustande enthalten, so darf doch nicht unberücksichtigt bleiben, daß
                              eine jede Bodenart, eine jede Acker- oder Gartenerde, wenn sie überhaupt
                              Kieselerde als Bestandtheil mit sich führt, neben der unlöslichen Kieselerde immer,
                              obschon weit geringere Mengen – bisweilen nur Spuren – der amorphen
                              Kieselerde-Modification enthält. Behandelt man eine Ackererde mit kochendem
                              Wasser und raucht die filtrirte Flüssigkeit bis zur Trockne ab, so erhält man einen
                              meistens bräunlich gefärbten Rückstand. In demselben läßt sich stets Kieselerde,
                              bisweilen allerdings nur in Spuren, auf das Deutlichste nachweisen. Offenbar ist
                              ursprünglich schon in der Ackererde und zwar in allen Sorten derselben, die ich
                              bisher in der angegebenen Weise zu prüfen Gelegenheit hatte, in Wasser lösliche
                              Kieselerde vorhanden. Daß in dem Stalldünger nicht unbeträchtliche Mengen löslicher
                              Kieselerde vorhanden sind, ist eine bekannte Thatsache. Hierzu kommt noch der
                              Kieselgehalt des Quell-, Brunnen- und Flußwassers, wodurch den
                              Pflanzen ebenfalls Kieselerde in löslicher Form geboten wird.
                           Durch Beobachtungen im kleineren und größeren Maaßstabe habe ich zu zeigen versucht,A. Vogel, die
                                    Aufnahme der Kieselerde durch Vegetabilien. Von der königl. Akademie der
                                    Wissenschaften in Berlin gekrönte Preisschrift. München 1866. daß
                              es für die Vegetation entschieden vortheilhaft ist, wenn sich im Boden von
                              vornherein reichlich amorphe Kieselerde befindet oder demselben durch Dünger
                              zugeführt werde. Der Vortheil liegt darin, daß die Umwandlung der krystallisirten in
                              die amorphe Modification der Kieselerde, welche als erster Vorgang der erwachenden
                              Vegetation auftritt, erspart wird, indem die amorphe und gelöste Kieselerde,
                              sogleich von der Ackerkrume absorbirt unmittelbar der Pflanze zur Nahrung dient. Die
                              Hauptresultate lassen sich in folgenden Punkten zusammenfassen: Die Asche der mit
                              amorpher Kieselerde gedüngten Pflanzen enthält etwas mehr Kieselerde als die Asche
                              der mit krystallisirter Kieselerde gedüngten. Der Ertrag einer uncultivirten Wiese
                              wird durch Düngung mit amorpher Kieselerde in höherem Maaße als durch Düngen mit
                              krystallisirter Kieselerde vermehrt. Geringer ist der Einfluß der Kieseldüngungen
                              auf den Ertrag einer vollkommen cultivirten Wiese. Der durch ausschließliche
                              Kieseldüngung erzielte Mehrertrag einer natürlichen Wiese erreicht den Erntenertrag
                              einer vollkommen cultivirten Wiese niemals. Der durch Kieseldüngung erzeugte
                              Mehrertrag der Cerealien bezieht sich nur auf die Strohernte, nicht auf die
                              Körnerernte. Endlich ist noch beobachtet worden, daß durch eine reichliche Düngung
                              mit Kieselerde die Tenacität des auf solchem Boden gezogenen Haferstrohes erhöht
                              werde. Ob die Differenzen indeß groß genug sind, um einer solchen Strohsorte vor
                              einer anderen einem kieselarmen Boden entnommenen in technischer Beziehung, z.B. zur
                              Papierfabrication, den Vorzug zu geben, muß selbstverständlich weiteren Versuchen zu
                              beurtheilen überlassen bleiben. (Deutsche Gewerbezeitung, 1866, Nr. 46.)
                           
                        
                           Ueber das Verhalten der Kieselsäure zum Ammoniak.
                           In diesem Betreff enthält Wittstein's Vierteljahresschrift, Bd. XVI Heft 1, eine umfassende
                              Untersuchung von Richard Pribram; die Ergebnisse
                              derselben stellt der Verfasser schließlich in Folgendem zusammen:
                           1) Sowohl die wasserfreie natürliche und künstliche als auch die wasserhaltige
                              Kieselsäure werden von Ammoniakliquor aufgelöst, aber in sehr verschiedenem Grade,
                              dergestalt daß die natürliche wasserfreie gegen 6000, die künstliche wasserfreie
                              gegen 260, die trockene wasserhaltige gegen 330 und die gallertartige Kieselsäure
                              gegen 140 Theile Ammoniakliquor von 10 Proc. bedarf. (Bei den beiden wasserhaltigen
                              Arten der Kieselsäure bezieht sich das angegebene
                              Löslichkeits-Zahlenverhältniß ebenfalls auf die wasserfreie Säure
                              SiO³.)
                           2) Werden diese Lösungen der Luft ausgesetzt, so lassen sie, ungeachtet des dabei
                              stattfindenden großen Ammoniakverlustes, die Kieselsäure nicht wieder fallen,
                              sondern bleiben klar, und wenn sie keine Reaction auf freies Ammoniak mehr geben, so
                              befinden sich Base und Säure darin in dem der Formel NH⁴O + 4 SiO³
                              entsprechenden Verhältniß.
                           3) Durch Kochen der Lösungen entweichen ungefähr 19/20 des noch vorhandenen
                              Ammoniaks, aber gleichfalls ohne Ausscheidung von Kieselsäure, und in der
                              rückständigen Flüssigkeit stehen nun Base und Säure in dem beiläufigen Verhältniß
                              von 1 Aeq. und 80 Aeq.
                           4) Läßt man die Lösungen (bei gewöhnlicher Temperatur) eintrocknen, so enthält die
                              trockene Masse Base und Säure in dem nämlichen Verhältnisse wie in der gekochten
                              Solution, aber ihre Löslichkeit in Wasser hat sie so weit verloren, daß letzteres
                              nur mehr Spuren davon aufnimmt.
                           5) Die vorstehenden Thatsachen verdienen in der analytischen Chemie alle Beachtung,
                              denn ihre Nichtberücksichtigung kann zu merklichen Fehlern Anlaß geben.
                           6) Sie haben aber auch pflanzenphysiologisches und agricoles Interesse, denn sie
                              liefern einen wichtigen Beitrag zur Erklärung der Einführung der Kieselsäure in die
                              Gewächse.
                           7) Endlich ist auch der Medicin Gelegenheit gegeben, Nutzen daraus zu ziehen,
                              insofern ihr dadurch die mildeste lösliche Form geboten wird, in der sie die
                              Kieselsäure innerlich anwenden kann.