Titel: | Verbesserung der Apparate zur Erzeugung des Kalklichtes; von Robert Grant in New-York. |
Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. LV., S. 210 |
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LV.
Verbesserung der Apparate zur Erzeugung des
Kalklichtes; von Robert
Grant in New-York.
Nach dem Journal of the Franklin Institute, vol. LII p.
278; October 1866.
Mit einer Abbildung.
Grant's Apparate zur Erzeugung des Kalklichtes.
Grant hat bei den Apparaten zur Erzeugung des Drummond'schen Kalklichtes mehrere Modificationen
angebracht, die sich insbesondere auf die Gasreservoire und auf die Anordnung des
Brenners beziehen. Um die mannichfachen Uebelstände, welche bei der Anwendung von
Kautschukballons als Gasreservoire in so störender Weise auftreten, zu umgehen,
verwendet er für letztere Cylinder aus Eisenblech von 9 Zoll Durchmesser und 30 Zoll Länge, so daß also
der Inhalt eines solchen Reservoirs beiläufig 1 Kubikfuß beträgt; diese Cylinder
werden von solcher Wanddicke und so angefertigt, daß der Druck des in dieselben
eingeführten Gases auf 30 Atmosphären gebracht werden kann. Mittelst
Compressionspumpen wird jedes derartige Reservoir gefüllt, so daß es also 30
Kubikfuß oder beiläufig 224 Gallons Gas enthält, was ungefähr das Sechsfache der
Gasmenge beträgt, welche die gewöhnlich zur Anwendung kommenden 30- bis 40
zölligen Gasballons fassen können. Trotz der bedeutenden Wandstärke eines jeden der
eisernen Reservoire wiegt dennoch keines mehr als 26 Pfund. Man benutzt je zwei
solche Reservoire für den Sauerstoff und eines für das mit demselben anzuwendende
Leuchtgas. Die Reservoire werden direct mit dem Brenner in Verbindung gesetzt, und
der Eintritt der Gase in diesen durch Hähne regulirt. Nach unserer Quelle soll Grant an jedem Reservoir einen Regulator angebracht
haben, durch welchen das Gas beständig unter demselben Drucke erhalten bleibt, mag
ein Gasverbrauch stattfinden oder nicht; eine 12 Zoll hohe Wassersäule soll hierfür
ausreichen. Eine nähere Beschreibung dieses Regulators, der alle Sicherheit gegen
das Zersprengen eines Reservoirs bieten soll, ist nicht gegeben. Ganz ähnliche
Reservoire hat Grant zur Aufbewahrung und Versendung von
flüssiger Kohlensäure und anderen condensirbaren Gasen angefertigt.
Textabbildung Bd. 183, S. 211
Eine andere Verbesserung bezieht sich auf die Construction des Brenners, durch
welchen das Gasgemisch austritt und zur Verbrennung kommt; ein Verticalschnitt
dieses Brenners ist in der nebenstehenden Abbildung gegeben. Es wird nämlich zu
dem Ende eine spitz oder verjüngt zulaufende kupferne Röhre an ihrem Ende platt
geschlagen und hier mit einer Bohrung versehen.
Diese einfache Anordnung, bei welcher also die verschiedenen
Gase in die kupferne Röhre eintreten, um an der kleinen Bohrung an der
Austrittsstelle angezündet zu werden, soll ausreichen, um einen gleichmäßigen Strom
des Gasgemisches zu erzeugen, der beständig mit solcher Geschwindigkeit ausfließt,
daß ein Zurücktreten der Flamme selbst bei so großen Brennern, wie sie bei den
früheren Einrichtungen niemals angewendet werden konnten, sicher verhütet werden
könne. Als Grund dieser Eigenthümlichkeit wird in unserer Quelle unter Anderem
angeführt, daß, während bei den cylindrischen oder conischen Brennern in Folge der
Reibung der Gaspartikeln gegen die Wände und die Ränder nicht bloß die
Ausströmungsgeschwindigkeit vermindert, sondern auch gleichsam eine rollende
Bewegung der Gastheilchen im Inneren der Höhlung herbeigeführt wird, bei der neuen Anordnung im
Gegentheile eine derartige störende Bewegung dadurch verhindert werde, daß die
Gasmischung beständig mit gleichbleibendem und sehr starkem Drucke zum Austritte
gelangen müsse.
Mit besonderem Nachdrucke wird in unserer Quelle hervorgehoben, daß es keinem Zweifel
unterliegen könne, in Folge der von Grant getroffenen
Verbesserungen nunmehr das Kalklicht in allen jenen Fällen mit Vortheil verwenden zu
können, für welche man bisher das elektrische Licht als die zweckmäßigste
Beleuchtung erkannt hat. In ausführlicher Weise wird dabei unter Anderem erörtert,
welche Vortheile die Anwendung des Kalklichtes nach dem Systeme von Grant bei der Belagerung des Forts Wagner auf der James
Insel – gegenüber Charleston – für die Unionsarmee im letzten
amerikanischen Kriege darbot. Während vorher die Sapparbeiten auf einer Entfernung
von 250 Yards vom Fort beschränkt blieben, so konnten die die Zickzack
bestreichenden Batterien etc. des Fort während der Anwendung der
Kalklicht-Beleuchtung nicht bloß zum Stillschweigen gebracht, sondern sogar
in der zweiten Nacht die Sapparbeiten so weit fortgeführt werden, daß der östliche
Winkel des Forts eingenommen werden konnte, während die Garnison, welche sich nicht
mehr länger zu halten im Stande war, den Platz verlassen mußte. Nachdem nämlich von
Seiten der Belagerer durch mehrere Tage vorher kein Fortschritt gemacht werden
konnte und der Verlust in den Tranchéen sehr bedeutend war, wurde die
Anwendung des Kalklichtes versucht. Zwei Apparate mit Brennern von 1/18 Zoll
Durchmesser, welche 14 Kubikfuß Gas per Stunde
verbrauchten, wurden auf der äußersten Linken der zweiten Parallele in beiläufig 750
Yards Entfernung vom Fort aufgestellt. Die großen Reservoire, durch welche die
Flammen mit Gas gespeist wurden, hatten 15 Zoll Durchmesser und 8 Fuß Länge; jedes
derselben konnte mit 250 Kubikfuß Gas gefüllt werden. Zur Bereitung der Gase und zur
Füllung der Reservoire etc. wurde auf der Insel ein ambulantes Laboratorium
eingerichtet, in welchem von der Reservemannschaft beständig 12 Soldaten und 12
Neger zu diesem Zwecke beschäftigt waren. Jede Flamme befand sich im Brennpunkte
eines parabolischen Hohlspiegels, und man konnte dabei mittelst Diaphragmen die
reflectirten Lichtbündel zur Beleuchtung des Forts in der ganzen Länge von 700 Yards
so vortheilhaft verwenden, daß jede Figur in den Werken der Rebellen deutlich zu
erkennen war, während unterhalb der Brustwehr Alles in vollkommener Finsterniß sich
befand, so daß vom Fort aus keine Bewegung in den Sapps und in den Parallelen
gesehen werden konnte. – Unsere Quelle bemerkt noch, daß es zweckmäßig seyn
dürfte, dieselbe Beleuchtungsart für die Locomotiven anzuwenden.