| Titel: | Glühofen für Metallbleche; erfunden von Prentice und Inglis. | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. LVII., S. 218 | 
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                        LVII.
                        Glühofen für Metallbleche; erfunden von Prentice und Inglis.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, November 1866, S.
                              237.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Prentice und Inglis, Glühofen für Metallbleche.
                        
                     
                        
                           Es scheint bisher (in England wenigstens) üblich gewesen zu seyn, das Ausglühen der
                              – verhältnißmäßig schwachen – Eisenbleche (Stürzen) in eisernen Kästen
                              vorzunehmen, welche in einem großen offenen Ofen stehen, in dem sie von der Flamme
                              und den heißen Verbrennungsgasen umspült werden. Prentice
                              und Inglis erzielen auf ihren Werken mit einem von ihnen
                              erfundenen Ofen von besonderer Construction eine so außerordentliche Ersparnis, daß
                              wir denselben und seine Leistungen aller Aufmerksamkeit für werth halten. Nach der
                              Versicherung der Genannten beträgt diese Ersparniß für jeden ihrer Oefen 1000 Pfd.
                              St. per Jahr, wie sich aus der am Schlusse dieses
                              Aufsatzes mitgetheilten Berechnung ergibt; die sehr kostspieligen Glühkästen fallen
                              ganz weg und der erforderliche Arbeitsaufwand ist weit geringer als früher, bei
                              Anwendung der älteren Oefen.
                           Der neue Ofen ist überaus einfach und sowohl in der Anlage als auch in der
                              Unterhaltung sehr billig. Er wird aus Ziegelsteinen construirt; an einem Ende oder
                              einer Seite desselben befindet sich eine Reihe von Feuerungen, von denen Canäle auslaufen, die
                              unter und über einen gewölbten Raum streichen und den letzteren bis zu der
                              erforderlichen Temperatur erhitzen. In einer Wand des Ofens liegt ein mit einer
                              Glas- oder Glimmerplatte verschlossenes Rohr von gebranntem Thon und bildet
                              ein Schauloch, mittelst dessen der Zustand des Ofens jederzeit beurtheilt werden
                              kann.
                           Fig. 16
                              stellt einen mitten durch die Länge des Ofens genommenen Querschnitt dar, Fig. 17 die
                              Seitenansicht, Fig.
                                 18 einen Grundriß nach der Linie A, B von Fig. 16, und
                              Fig. 19
                              einen Grundriß nach der Linie C, D von Fig. 16. In sämmtlichen
                              Figuren bezeichnet A den inneren Ofenraum, welcher zur
                              Aufnahme der auszuglühenden Metallplatten oder Bleche bestimmt ist. B sind die zur Feuerung des Ofens dienenden Roste; C sind die den Ofenraum A
                              umgebenden Heizcanäle. Die gasförmigen Verbrennungsproducte ziehen durch die Esse
                              D ab.
                           Aus den Figuren
                                 16 und 17 ergibt sich, daß der Ofenraum in zwei Abtheilungen a, a und b, b getheilt ist,
                              welche durch einen mit Sand oder einem anderen die Wärme schlecht leitenden
                              Materiale gefüllten Raum c, c von einander getrennt
                              sind. Die gewölbte Decke des inneren Ofenraumes ist gleichfalls mit Sand bedeckt,
                              auf welchem eine Metallplatte liegt, so daß derselbe durch den Zug nicht weggeführt
                              werden kann. Dieser Sandverschluß ist hauptsächlich dazu bestimmt, den Ofenraum
                              während der Arbeit in vollkommen luftdichtem Zustande zu erhalten, sowie die Hitze
                              zusammenzuhalten, wenn diese die eingesetzten Bleche erreicht; überdieß wird durch
                              diesen Verschluß ein zu rasches Erwärmen und ein zu rasches Erkalten des Glühraumes
                              verhütet.
                           O, O, Fig. 17, sind die
                              Feuerthüren; e, e, Fig. 16, ist der
                              Querschnitt eines zum Zusammenhalten der inneren Abtheilung des Glühraumes dienenden
                              schmiedeeisernen Ringes. Auch auf die Sohle des Glühraumes kann eine Sandschicht
                              ausgebreitet und mit einer Eisenplatte bedeckt werden, so daß die Bleche auf einer
                              vollkommen ebenen Fläche ruhen.
                           Um beim Ausglühen dünner Eisenbleche, die z.B. verzinnt oder galvanisirt (verzinkt)
                              werden sollen, die besten Resultate zu erhalten, ist es von großem Vortheile, den
                              Ofen vor dem Einsetzen der Charge etwa zwei Stunden hindurch anzuwärmen, so daß er
                              vollständig austrocknet. Dann wird die Arbeitsthür geöffnet und die auszuglühenden
                              Bleche werden in den Raum A so eingesetzt, daß sie
                              übereinander zu liegen kommen, bis der Ofen gefüllt ist. Hierauf wird die an der
                              Vorderseite desselben befindliche, mit Ziegelsteinen vermauerte Thür f, f, Fig. 18, geöffnet, das
                              mit der Glas- oder Glimmerplatte versehene Rohr eingelegt und die Oeffnung wieder
                              vermauert. Sobald die Bleche schwach rothglühen, wird kein Brennmaterial mehr
                              aufgegeben; man läßt nun den Ofen erkalten und die Bleche können gewöhnlich nach
                              etwa vierundzwanzig Stunden aus dem Glühraume entfernt werden.
                           Im Folgenden theilen wir nach den Aufstellungen der Erfinder eine Berechnung der
                              Kosten für das Ausglühen von 20 Tonnen Schwarzblech per
                              Woche mit, aus welcher der große Unterschied zwischen dem alten und dem neuen
                              Systeme sich auf das Klarste ergibt.
                           
                              
                                 Altes System.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 10 Stück Glühkästen, jeder etwa 2 Tonnen Blech
                                    fassend,    consumiren per Hitze 1 1/2 Tonnen Steinkohle =
                                    15    Ton. à 12 Sh.
                                 Pfd.
                                 Sterl.
                                 9
                                 – Sh.
                                 
                              
                                 Entwerthung der Kästen, unter der Annahme, daß sie
                                    im    Feuer stehen, ohne zu Grunde zu
                                    gehen, per Hitze
                                    1    Pfd. Sterl. 10 Sh.
                                 „
                                 „
                                 15
                                 –  „
                                 
                              
                                 Abnutzung der drei, zum Ausglühen von 20 Tonnen
                                    Blech    per Woche dienenden Glühöfen älterer Construction.
                                 „
                                 „
                                 1
                                 –  „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Pfd.
                                 Sterl.
                                 25
                                 – Sh.
                                 
                              
                                 Neues System.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2 Chargen des Ofens, jede etwa zu 10 Tonnen,
                                    consumiren    à Charge 1 1/2 Tonnen Steinkohlen per Hitze, = 3 Tonnen
                                        à 12
                                    Sh.
                                 Pfd.
                                 Sterl.
                                 1
                                 16 Sh.
                                 
                              
                                 Patentkosten für einen Ofen, per
                                    Woche 4 Pfd. Sterl.
                                 „
                                 „
                                 4
                                 –  „
                                 
                              
                                 Abnutzung des Ofens
                                 „
                                 „
                                 –
                                 –  „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Pfd.
                                 Sterl.
                                 6
                                 – Sh.
                                 
                              
                           Hieraus ergibt sich für das Ausglühen von je 20 Tonnen Blech per Woche eine wöchentliche Kostenerfparniß von neunzehn Pfd. Sterl. (also von beinahe 1000 Pfd. St. per Jahr), und zwar ohne das Risico, Glühkästen durch
                              Zerspringen etc. im Feuer einzubüßen. Auch die Ersparniß an Arbeitskosten ist eine
                              sehr wesentliche. Die Kosten für den Bau eines der neuen patentirten Oefen kommen
                              denen für die Herrichtung eines der bisher gebräuchlichen gleich; dabei vermag einer dieser neuen Glühöfen wöchentlich 20 Tonnen
                              geglühter Bleche zu liefern, während dazu drei der alten
                              Oefen mit Anwendung von Glühkästen erforderlich sind.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
