| Titel: | Ueber das Vorkommen von Propionsäure und Buttersäure in den Producten der trockenen Destillation des Holzes; von Dr. Thomas Anderson, Professor der Chemie an der Universität Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 183, Jahrgang 1867, Nr. LXIV., S. 243 | 
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                        LXIV.
                        Ueber das Vorkommen von Propionsäure und
                           Buttersäure in den Producten der trockenen Destillation des Holzes; von Dr. Thomas Anderson, Professor der
                           Chemie an der Universität Glasgow.
                        Aus der Chemical News vol. XIV p. 257; November
                              1866.
                        Anderson, über das Vorkommen von Propionsäure und Buttersäure in
                           den Producten der trockenen Destillation des Holzes.
                        
                     
                        
                           Bei der Fabrication von essigsaurem Natron aus rohem Holzessig bleibt eine
                              Mutterlauge zurück, welche, selbst wenn sie stark concentrirt wird, keine weiteren
                              Krystalle jenes Salzes absetzt, obgleich sich auf Zusatz von Schwefelsäure erkennen
                              läßt, daß sie noch eine Menge Essigsäure von einem eigenthümlichen Geruche enthält, welcher mich zu
                              der Vermuthung der Gegenwart eines der Homologen dieser Säure führte.
                           Um mich zu überzeugen, ob dieß wirklich der Fall ist, übersättigte ich eine
                              bedeutende Menge der erwähnten Mutterlauge mit Schwefelsäure und stellte sie zum
                              Krystallisiren hin. Nachdem die ausgeschiedenen Krystalle von schwefelsaurem Natron
                              entfernt waren, wurde die zurückbleibende Flüssigkeit im Sandbade der Destillation
                              mit der Vorsicht unterworfen, daß diese sofort unterbrochen ward, sobald die
                              geringste Spur Schwefelsäure überzugehen begann. Das Destillat wurde mit
                              kohlensaurem Natron gesättigt und gab beim Krystallisiren eine reichliche Menge von
                              essigsaurem Natron. Nach Entfernung desselben wurde die Mutterlauge wiederum
                              concentrirt, und dieß ward so lange wiederholt, als essigsaures Natron
                              herauskrystallisirte. Zuletzt blieb eine dicke, ölige Flüssigkeit zurück, welche mit
                              einem großen Ueberschusse von concentrirter Schwefelsäure versetzt ward, worauf sich
                              zwei Flüssigkeitsschichten bildeten, deren obere decantirt und der Destillation
                              unterworfen wurde.
                           Der größere Theil dieser Flüssigkeit ging zwischen 117° u. 120° C. über
                              und bestand offenbar aus reiner Essigsäure; nachdem sie aber vollständig
                              üderdestillirt war, stieg das Thermometer und es wurden kleine Fractionen gesammelt,
                              bis die Temperatur von 200° erreicht war, bei der nur noch eine geringe Menge
                              Flüssigkeit in der Retorte zurückblieb.
                           Die zwischen 138° und 143° übergehende Fraction wurde in Silbersalz
                              verwandelt, welches, wie die Analyse nachwies, einen Silbergehalt zwischen dem des
                              Essigsäuresalzes und dem des Propionsäuresalzes hatte. Die nächste Fraction, deren
                              Siedepunkt zwischen 143° und 148° lag, wurde in einer kleinen
                              Röhrenretorte rectificirt und nachdem der letzte Antheil des Destillates in
                              Natronsalz verwandelt worden, ward dasselbe fractionsweise in drei Antheilen mit
                              salpetersaurem Silberoxyd gefällt. Der letzte dieser Antheile enthielt 59,80 Proc.
                              Silber, während der Silbergehalt des propionsauren Silberoxyds nach der Berechnung
                              59,66 Proc. beträgt.
                           Die zwischen 158° und 163° C. übergegangene Fraction gab bei gleicher
                              Behandlung ein Silbersalz mit 55,10 Proc. Silber; es war buttersaures Silberoxyd,
                              dessen theoretischer Silbergehalt = 55,30 ist. Die bei dieser Temperatur
                              aufgefangene Säure zeigte alle Charaktere der Buttersäure; sie schwamm auf einer
                              geringen Wassermenge, löste sich aber in einer größeren Quantität und ihr Geruch war
                              ganz charakteristisch.
                           Die bei noch höherer Temperatur übergegangene Säure zeigte den Geruch und die übrigen
                              Eigenschaften der Valeriansäure; allein da ihre Menge sehr gering und da
                              sie überdieß mit etwas Schwefelsäure verunreinigt war, so versuchte ich nicht, sie
                              an Silber zu binden.
                           Es ist mir nicht bekannt, ob diese Säuren im rohen Holzessig bisher schon beobachtet
                              worden sind. Ihre Gegenwart in demselben ist nicht ohne Interesse und gibt einen
                              neuen Beweis von dem häufigen Vorkommen homologer Verbindungen in den Producten der
                              trockenen Destillation.