| Titel: | Das Dampfkessel-Thermometer als Sicherheitsapparat, von H. Scheffler. | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XXIV., S. 89 | 
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                        XXIV.
                        Das Dampfkessel-Thermometer als
                           Sicherheitsapparat, von H.
                              Scheffler.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Scheffler's Dampfkessel-Thermometer als
                           Sicherheitsapparat.
                        
                     
                        
                           In einer umfassenden Schrift„Die Ursachen der Dampfkessel-Explosionen und das
                                       Dampfkessel-Thermometer als Sicherheitsapparat. Von Dr. H. Scheffler,
                                       Baurath.“ Berlin bei Ernst und Korn, 1867, S. 1–72. stellt der Verfasser (im ersten Theile) die in den letzten Jahren gemachten
                              Erfahrungen über die Ursachen der Dampfkessel-Explosionen der Hauptfache nach
                              zusammenMan vergl. polytechn. Journal Bd. CLXXXIV
                                       S. 74, 295, 298., und kommt dabei auf eine gewisse Anzahl von Vorsichtsmaßregeln, welche
                              außer den gewöhnlichen beim Betriebe der Dampfmaschinen anzuwenden seyen, namentlich
                              um entweder eine plötzliche Dampfentwickelung, die von der Verzögerung des Siedens
                              des Kesselwassers herrühren könnte, zu verhüten, oder dieselbe wenigstens
                              unschädlich zu machen. Außer diesen und noch anderen Vorsichtsmaßregeln hält er es
                              aber vor Allem für nöthig, stets den Unterschied der Wasser- und
                              Dampftemperatur der Controle zu unterwerfen, und als Sicherheitsapparat jedem
                              Dampfkessel zwei Thermometer beizugeben, von denen das eine die Temperatur des
                              Wassers, das andere die Temperatur der vom Feuer umspühlten Kesselwand anzugeben
                              befähigt ist.
                           Zur Aufnahme und zum Schutze des Thermometers wird letzteres in eine schmiedeeiserne
                              Röhre eingeführt, die in den Kessel eingesetzt werden soll (und natürlich
                              Wasser- und dampfdicht die obere Kesselwand, sowie den ganzen Wasserraum
                              passiren und mit dem Boden in fester und ganz dichter Verbindung stehen müßte). Bei
                              stationären Maschinen sey die Anordnung wie in Fig. 19 ausreichend,
                              wobei der nach außen gehende Theil C, D der
                              schmiedeeisernen Röhre D, A mit einer schlitzartigen
                              Oeffnung zu versehen sey, um die Scale des Thermometers ablesen zu können, während
                              man bei Locomotiven sowohl die Röhre A, B, C, D (Fig. 20), als
                              auch die Thermometerröhre krümmen könnte, um den Schenkel der letzteren, an
                              welchem die Aenderungen der Quecksilbersäule abzulesen sind, dem Locomotivführer
                              leicht zugänglich zu machen. Das Thermometer soll dabei mit großer Kugel versehen
                              werden, damit die Temperaturänderungen, welche der Quecksilberfaden auf seinem Wege
                              erfährt, keinen wesentlichen Einfluß auf den Thermometerstand ausüben können, und
                              dieser nur die herrschende Wassertemperatur anzeige; ferner sey es zweckmäßig, die
                              Temperaturscale außer Rücksicht zu lassen und dafür für jede Maschine, nachdem das
                              ungraduirte Thermometer eingesetzt ist, die Graduirung der Druckscale unter
                              Beobachtung des Manometers vorzunehmen.
                           Das sogen. Wandthermometer, welches die Gefahr der plötzlichen Verdampfung durch
                              glühende Kesselwände zu signalisiren habe, sey wie E, F, B,
                                 C, D in Fig. 21 mit einem cylindrischen Gefäße E, F
                              zu versehen und so anzuordnen, daß es unmittelbar den vom Feuer umspühlen Stellen,
                              wenn diese etwa vom Wasser bloß gelegt seyen, ausgesetzt sey. Man habe dabei, da
                              dieses einen höheren Stand als das Wasserthermometer anzeige, den zulässigen
                              höchsten Stand desselben bei jeder Maschine und für den höchsten noch zulässigen
                              Dampfdruck zu ermitteln, die Scale aber auch für niedrige Spannungen durch
                              Vergleichung mit den Angaben des Wasserthermometers zu graduiren, so daß beide
                              gleichen Druck anzeigen, wenn die Kesselwand E, F mit
                              Wasser benetzt ist. Das Steigen der Quecksilbersäule in diesem Wandthermometer über
                              einen gewissen Punkt könne übrigens auch benutzt werden, um ein Lärmsignal in
                              Thätigkeit zu versetzen, was wohl sicherer wirke, als die Black'schen Pfropfen. Der Punkt der höchsten Temperatur, den die
                              Kesselwand durchaus nicht überschreiten soll, könne an dem Wandthermometer dadurch
                              angegeben werden, „daß man das schmiedeeiserne Rohr A, B, C, D mit dem Thermometer E, F, B, C,
                                    D vor der Anbringung im Kessel auf der Strecke E, F in einem einzigen Punkte bis zu demjenigen Grade erhitzt, welchen
                                 man als das Maximum der statthaften Temperatur der Kesselwand
                                 ansieht.“ In Fig. 22 sieht man endlich
                              die Combination eines Wasser- mit dem Wandthermometer schematisch
                              dargestellt, wobei, für den Fall, daß die Thermometerröhre eine ungewöhnliche Länge
                              haben müßte, um für sehr hohe Temperaturen benutzt werden zu können, der obere Theil
                              als zweifach gekrümmt angenommen werde. Der Vorsicht halber soll jedes der beiden
                              Thermometer an seinem oberen Ende in eine „Sammelkugel“
                              ausgehen, „damit bei unverhofftem Ueberschreiten der höchsten Temperatur
                                 das Quecksilber nicht den Apparat verlassen kann.“
                              
                           Die Benutzung des eben gedachten Sicherheitsapparates soll darin bestehen, daß das
                              Feuer ermäßigt, der Dampfdruck durch Abschließen oder Verengung des Regulators
                              bei einer in Bewegung befindlichen Maschine erhöht, also die Maschine zum
                              Stillstehen gebracht und selbst das Feuer ausgerissen, auch Wasser nachgepumpt
                              werde, wenn das Wasserthermometer einen höheren Druck als das Manometer zeigt. Zeige
                              aber das Wandthermometer eine zu stark erhitzte Wandfläche an, so sey allerdings
                              auch das Feuer zu dämpfen; hierbei dürfte auch dann das Ablassen von Wasser nützlich
                              seyn.Der Vorschlag des Verfassers, das Thermometer als Sicherheitsapparat bei dem
                                    Betriebe von Dampfmaschinen anzuwenden, ist jedenfalls sachgemäß und
                                    wohlgemeint; derselbe ist aber bei weitem nicht in der Art präcisirt, daß es
                                    möglich seyn dürfte, von demselben unmittelbare Anwendung machen zu können.
                                    Vor Allem treten der Anwendung des sogen. Wasserthermometers mehrere der
                                    Einwendungen entgegen, die das Thermometer für den vorliegenden Zweck schon
                                    seit dem Beginne des Dampfmaschinen-Betriebes, und namentlich für die
                                    Dampflocomotive, trotz seiner Einfachheit als ganz unbrauchbar erscheinen
                                    lassen; was aber als sehr wesentlich hervorgehoben werden muß, besteht
                                    darin, daß die Mittel, welche Scheffler anwenden
                                    lassen will, um die Explosion zu verhüten, wenn das Thermometer einen
                                    höheren Druck als das Manometer anzeigt, als zweifelhaft erklärt werden
                                    dürften. Nach unserem Dafürhalten dürfte es keine anderen Mittel geben, um
                                    die durch Verzögerung des Siedens entstehenden Dampfexplosionen zu verhüten,
                                    als diejenigen, welche diesen Zustand der erhitzten Wassermasse gar nicht
                                    zum Vorschein kommen lassen. Solche Mittel sind schon von Donny, namentlich aber von Dufour, angegeben worden, und bestehen im Wesentlichen darin, die
                                    Wassermasse ihrer ganzen Ausdehnung nach, insbesondere wenn dasselbe Wasser
                                    schon verwendet und die Maschine also schon zweimal durch dasselbe in Gang
                                    gesetzt wurde, beständig in Bewegung zu erhalten, so daß hierdurch eine
                                    Leitung der Wärme von Molecül zu Molecül gleichsam vermittelt und der labile
                                    Gleichgewichtszustand, dem die plötzliche Verdampfung nachfolgen könnte,
                                    nicht eintreten kann. Wenn es als ausgemacht angesehen werden darf, daß die
                                    Dampfkessel-Explosionen während der Fahrt weit seltener vorkommen als
                                    beim Anlassen einer Locomotive, oder beim Ruhen derselben unter plötzlicher
                                    Verminderung des Dampfdruckes, so dürfte es als gerathen erscheinen, jedem
                                    Dampfkessel ein neues Attribut beizufügen, welches darin besteht, mittelst
                                    einer Art Rührapparates, der durch die Maschine selbst nach Bedürfniß in
                                    Thätigkeit versetzt werden kann, das Kesselwasser bei stehenden
                                    Dampfmaschinen beständig in wirbelnde Bewegung versetzen zu lassen, bei
                                    Locomotiven aber diesen Apparat von dem Augenblicke an in Gang zu setzen, in
                                    welchem der Zug zum Stehen gebracht wird, und seine Thätigkeit erst dann
                                    wieder zu unterbrechen, wenn die Locomotive unter normalem Dampfdrucke in
                                    Bewegung sich befindet. – Außerdem mag es auch als zweckdienlich
                                    erscheinen, den oberen Raum der Locomotiven mit schlechten Wärmeleitern so
                                    zu umgeben, daß eine mehr oder weniger rasche Abkühlung des Dampfraumes
                                    während der Fahrt nicht leicht eintreten kann. Der Ref.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
