| Titel: | Das salpetersaure Eisen der Färberei; von Max Rösler. | 
| Autor: | Max Rösler | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XLII., S. 147 | 
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                        XLII.
                        Das salpetersaure Eisen der Färberei; von
                           Max Rösler.
                        Rösler, über das salpetersaure Eisen der Färberei.
                        
                     
                        
                           Unter diesem Namen werden zum Blaufärben, sowie zum Blau- und Schwarzdrucken
                              zwei verschiedene Beizen verkauft. Fast jeder Fabrikant chemischer Producte befolgt
                              für dieselben eine etwas verschiedene Darstellungsmethode; da in Folge dessen auch
                              das Endresultat der Anwendung etwas verschieden ausfällt, so ziehen viele Färber es
                              vor, sich ihre Eisenlösung selbst anzusetzen. Die nach den folgenden Methoden
                              erzeugten Producte sind billig und gut.
                           
                        
                           1. Eisenoxydhaltige
                                 Solution.
                           Man füllt in große steinerne zweihenkelige Töpfe, wie sie Fikentscher in Zwickau von möglichst dünner Wandung und billig liefert, je
                              10 Pfd. Wasser, 6 Pfd. (gelbe) Salpetersäure von 36° Baumé und 3 Pfd.
                              Salzsäure. Nun trägt man erst kalt, unter fleißigem Umrühren, von je 33 Pfd.
                              Eisenvitriol so viel ein als sich lösen kann; – es findet reichliche
                              Entwickelung von Untersalpetersäure unter starkem Aufbrausen statt. Man gebe aber
                              erst dann frischen Eisenvitriol zu, nachdem die vorige Portion sich gelöst hat. Löst
                              sich in der Kälte nichts mehr, so bringt man die Töpfe in ein Wasserbad, erhitzt
                              dieses bis zum Sieden, und unterhält das Sieden so lange bis die 33 Pfd.
                              Eisenvitriol in jeden Topf eingetragen sind. Den ganzen Inhalt der Töpfe, sammt dem gelben Rückstand am
                              Boden, entleert man nun in einen gußeisernen Kessel und kocht ihn hierin rasch
                              einmal auf, wornach man die Flüssigkeit auf große Standfässer gibt und absetzen
                              läßt. Es resultirt eine schön rothbraune, klare, dickflüssige Lösung, welche mit
                              50° Baumé für 3 1/2 bis 4 Rthlr. per
                              Centner verkauft wird. Den gelben Rückstand, aus basisch-schwefelsaurem
                              Eisenoxyd (meist 3 Fe²O³, SO³) bestehend, verglüht man
                              zweckmäßig zu Englischroth.
                           Nach längerem Aufbewahren gesteht die klare Lösung bisweilen zu einem gelben Brei;
                              einfaches Erwärmen auf 100° C. genügt aber, um ihn flüssig wie vorher zu
                              machen. Diese, vielen Färbern mißliebige Erscheinung, ist im Gegentheil ein Zeichen,
                              daß die Beize gesättigt und frei von überschüssiger Säure, wie von Eisenoxydulsalzen
                              ist.
                           
                        
                           2. Sogenanntes chemisch-reines
                                 salpetersaures Eisen.
                           Dieses stellt man dar, indem man in ein Gemisch von 2 Theilen (gelber) Salpetersäure
                              von 36° Baumé und 1 Theil Wasser Eisenspäne so lange nach und nach,
                              mit Vermeidung von Erwärmen oder heftiger Reaction einträgt, als dasselbe noch löst.
                              Die Flüssigkeit läßt man über überschüssigem Eisen auf einem Standfasse sich klären;
                              sie wird 38 bis 40° Baumé stark und so mit 6 1/2 bis 8 Rthlr. per Centner verkauft.