| Titel: | Ueber Dent's Dipleidoskop. | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XLVIII., S. 174 | 
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                        XLVIII.
                        Ueber Dent's Dipleidoskop.
                        Im Auszuge aus der Revue chronométrique, Februar
                              1867, S. 356.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Dent's Dipleidoskop.
                        
                     
                        
                           Der bekannte Uhrmacher Dent in London hat schon vor mehr
                              als zwanzig Jahren ein namentlich für Uhrmacher
                                 bestimmtes kleines Instrument construirt, mittelst dessen man mit einer
                              gewissen Präcision die Zeit des wahren Mittages beobachten kann, und das er wegen
                              der Erscheinungen, die es unter gewöhnlichen Umständen darbietet, mit dem Namen
                              „Dipleidoskop“ bezeichnet.
                           Der Hauptsache nach ist dieses Instrument (Fig. 11 und 16) aus drei
                              Plan- und Parallelgläsern zu einem optischen Prisma so zusammengesetzt, daß
                              der Querschnitt des letzteren ein gleichseitiges Dreieck bildet. Zwei von diesen Glasplatten sind
                              mit spiegelnden Flächen versehen, während die dritte unbelegt bleibt. Wird das
                              Prisma so aufgestellt, daß die unbelegte Glasfläche mit dem Horizont einen Winkel
                              bildet, der der geographischen Breite des Beobachtungsortes gleich ist, und wird
                              dabei einer der beiden Spiegel in die Ebene des Meridians gebracht, so wird ein
                              Lichtstrahl, der von einem Punkte der Sonne kommt, während dieser gerade durch den
                              Meridian geht, sowohl an der unbelegten Glasfläche, als auch durch doppelte
                              Reflexion an den beiden Spiegeln reflectirt; die beiden reflectirten Lichtstrahlen
                              müssen dann, wenn das Prisma parallaktisch aufgestellt ist, im genannten Momente in
                              eine Richtung fallen. Dieser Augenblick, in welchem
                              das Auge des Beobachters nur ein einziges Bild der Sonne durch die Einwirkung der
                              beiden reflectirten Strahlen wahrnimmt, ist dann die Zeit des wahren Mittages,
                              während er unmittelbar vorher sowohl, als auch nach dem Durchgange der Sonne durch
                              den Meridian zwei von einander getrennte Bilder wahrnehmen muß, von denen das eine
                              durch Reflexion an der unbelegten Glasfläche, das andere durch zweifache Reflexion
                              an den beiden Spiegeln zu Stande kommt. (Es ist natürlich vorausgesetzt, daß die
                              Dicke des plan- und parallelgeschliffenen Glases, sowie auch die der beiden
                              Spiegel, wenn letztere an ihrer Rückseite belegt sind, sehr gering sey.) Die beiden
                              Spiegel sind von rechteckiger Form; ihre Breite kann je nach der Ausdehnung, die man
                              dem Prisma geben will, 10 bis 20 Millimeter und ihre Länge etwa um 2/3 mehr seyn;
                              man kann die Dimensionen auch kleiner nehmen, aber das Auge wird dann zu sehr
                              ermüdet, wenn es die beiden Bilder hell genug sehen soll. Um beide Spiegel mit
                              einander zu vereinigen, kann man sie an den beiden offenen Seiten des zu fertigenden
                              Prismas mit zwei dreieckigen Stücken aus Kupferblech (Fig. 12 und 13) versehen,
                              die zugleich als Basis des Prismas dienen; die Richtungen der Einschnitte in diesen
                              Fassungen müssen sorgfältigst mit der Feile ausgearbeitet werden, so daß sie genau
                              einen Winkel von 60 Grad unter einander bilden. Die Anordnung des Prismas wird am
                              sichersten, wenn man beide Stücke in ihrer Mitte durchbohrt, und (wie aus Fig. 14
                              ersichtlich ist) dieselben durch einen dünnen Cylinder mittelst Schrauben verbindet.
                              Uebrigens lassen sich die beiden Spiegel mit den dreieckigen Fassungen in
                              verschiedener Weise verbinden; man kann hierzu die Anordnung wie Fig. 14, oder noch
                              einfacher kleine Fassungen von V Form (Fig. 15) wählen. –
                              Das an der offenen Seite mittelst des Parallelglases geschlossene Prisma wird mit
                              einer Art cylindrischen Büchse b, a (Fig. 11) umgeben, die in
                              ihrer Fassung C drehbar ist. Die Achse dieses Rohres,
                              das an seinem Ende parallel zur Glasfläche schief abgeschnitten seyn muß, so daß dieser Rand zu
                              derselben senkrecht gerichtet bleibt, muß dann, wenn das Instrument auf einem
                              horizontalen Fuße aufgestellt sich befindet, mit dem Horizont einen Winkel bilden,
                              der dem Complementswinkel zur geographischen Breite des Ortes gleich ist, oder, was
                              dasselbe ist, der freie Rand (Fig. 16) welcher
                              rechtwinkelig zu dieser Achse gerichtet ist, bildet mit dem Horizont einen Winkel,
                              welcher der geographischen Breite des Ortes gleich ist. Das Instrument wird bei
                              seinem Gebrauche in fixer Weise entweder an einer Säule oder an einer Mauerwand u.
                              dgl. so aufgestellt, wie dieß bereits erwähnt wurde; nur muß man vorher die Richtung
                              der Mittagslinie oder vielmehr die der Ebene des Meridians bestimmen, um die
                              Verticalebene, in welche der passende der beiden Spiegel gestellt wurde, in die
                              Ebene der Mittagslinie versetzen zu können. Beginnt man die Beobachtungen einige
                              Minuten vor dem Eintritte des wahren Mittages, so kann man leicht die beiden
                              Sonnenbilder soweit verfolgen, bis sie sich decken und sodann wieder von einander
                              trennen. Die Zeit des Durchganges der Sonne durch den Meridian soll, wenn man das
                              Decken der Bilder mit unbewaffnetem Auge beobachtet, auf einige Secunden genau
                              bestimmt werden können; bei Anwendung eines kleinen Fernrohres läßt sich dann eine
                              noch weit größere Genauigkeit erreichen.
                           Besitzt man keine präcisen Mittel, um die Mittagslinie des Aufstellungsortes
                              aufsuchen zu können, so kann das Dipleidoskop dennoch benutzt werden, da man mit
                              diesem und unter Benutzung einer genauen Uhr die Methode der correspondirenden Höhen
                              anwenden kann, um die Zeit des wahren Mittages zu bestimmen. Da das hierbei
                              einzuschlagende Verfahren wenig verschieden ist von dem, wie es unter Benutzung
                              anderer Spiegelinstrumente angewendet wird, so mag es ausreichen zu bemerken, daß
                              man unter Anwendung eines genau horizontalen aufstellbaren Statives das Instrument
                              zu einer Vormittagsstunde etwa gegen 9 Uhr so aufzustellen und gegen einen Punkt der
                              Sonne zu richten hat, daß die beiden Bilder sich decken. Beobachtet man diesen
                              Zeitpunkt mittelst der Uhr, läßt die Neigung der Achse des Instrumentes unverändert
                              und stellt nun am Nachmittage, also etwa gegen 3 Uhr eine zweite Beobachtung an,
                              indem man in diesem Zeitpunkt die horizontale Grundplatte des Instrumentes so weit
                              um die Verticale dreht, bis wieder das Decken der beiden Bilder eintritt, so wird
                              man aus der hierbei beobachteten Uhrzeit und aus der am Vormittage beobachteten,
                              nämlich durch das arithmetische Mittel von beiden Uhrzeiten, die Zeit des wahren
                              Mittages angeben können.
                           
                        
                     
                  
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