| Titel: | F. Coffey's System der fractionirten Destillation von Mineralölen. | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. LXXIX., S. 276 | 
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                        LXXIX.
                        F. Coffey's System der fractionirten Destillation von
                           Mineralölen.
                        Aus dem Engineer, November 1866, S.
                              394,
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Coffey's System der fractionirten Destillation.
                        
                     
                        
                           Dieses System der fractionirten Destillation ist so einfach und dabei so rationell,
                              daß wir uns bei den ihm zu Grunde liegenden Principien nicht aufzuhalten brauchen.
                              Auf den bekannten Satz sich stützend, daß in einem Gemische verschiedener
                              Flüssigkeiten von abweichenden Flüchtigkeitsgraden oder Siedepunkten, der
                              flüchtigste dieser Gemischtheile bei der niedrigsten Temperatur verdampft oder den
                              niedrigsten Siedepunkt hat, erfand der Civilingenieur John Ambrosius Coffey einen Apparat, mittelst dessen er aus den Rohölen
                              Destillate von den verschiedensten Graden der Dichtigkeit – von den als
                              Rückstände in den Destillirgefäßen bleibenden bituminösen und theerigen Substanzen an bis zu
                              dem höchst rectificirten „Spiritus“ – in
                              ununterbrochener Reihe und in einer einzigen Operation – zu erhalten im
                              Stande ist, ein Verfahren welches von den bisher gebräuchlichen Methoden wesentlich
                              abweicht.
                           Fig. 33
                              stellt einen Längendurchschnitt von diesem Destillirapparate mit seinem Zubehör dar.
                              Zu den Eigenthümlichkeiten desselben gehört besonders die Einrichtung, daß als
                              Heizmaterial oder vielmehr als Medium zur Erzeugung der für die Verdampfung oder
                              Destillation erforderlichen Temperatur ein sehr schwerer
                                 Kohlenwasserstoff benutzt wird. Hierzu wird dieses Schweröl mittelst eines
                              Rohres von 3/4 Zoll lichter Weite in ein in Fig. 34 dargestelltes
                              Metallbad von 8 Fuß Länge, 2 Fuß Breite und 8 Zoll Tiefe geleitet, auf dessen Boden
                              das Rohr eine den letzteren bedeckende Schlange mit flach übereinander liegenden
                              Windungen bildet. Dieses Badgefäß ist mit geschmolzenem Zink gefüllt, welches durch
                              eine besondere Feuerung in flüssigem Zustande erhalten wird.
                           Die höchste Temperatur, welche das geschmolzene Metall erreicht, beträgt etwa
                              800° Fahr. (427° C.). Das Heizrohr geht von dem hinteren Ende des
                              Bades, mit dem durch das letztere erhitzten Medium gefüllt, in das Destillirgefäß
                              Fig. 33,
                              eine Art Blase mit Helm. Dasselbe besteht, wie sich aus der Zeichnung ergibt, aus
                              einer Anzahl rechteckiger, über einander liegender Abtheilungen oder Kammern. Das
                              Heizrohr tritt im unteren Theile dieser Blase ein, und bildet hier ein flach
                              gewundenes Schlangenrohr, welches auf dem Boden der untersten Kammer ruht und aus
                              dieser in die zunächst über ihr gelegene Abtheilung tritt, in der es gleichfalls ein
                              ebenso gestaltetes Schlangenrohr bildet, und in dieser Weise tritt das Heizrohr in
                              sämmtliche Kammern des Destillirgefäßes bis zum oberen Ende desselben, geht durch
                              das letztere hindurch, und zu dem Reservoir zurück, welches das zum Heizen dienende
                              Schweröl enthält. Eine kleine Dampfmaschine dient dazu dieses Oel ununterbrochen aus
                              der Cisterne durch das in dem Metallbade liegende Schlangenrohr zu pumpen, in
                              welchem letzteren es auf die vorhin angegebene Temperatur erhitzt wird, und aus dem
                              es in und durch die verschiedenen Schlangenröhren der einzelnen Kammern des
                              Destillirgefäßes tritt, um deren Inhalt zur Verdampfung zu bringen.
                           Das zu destillirende Rohöl wird aus seinem Reservoir R (Fig. 33) zu dem oberen
                              Theile der Blase durch ein Rohr geleitet, aus welchem es auf die in der obersten
                              oder ersten Abtheilung oder Kammer befindliche Schlange des Heizrohres fließt. Ein
                              mit der nächst unteren Kammer communicirendes Ueberfall- oder Abflußrohr
                              leitet in diese letztere eine constant bleibende Menge des der Destillation
                              unterworfenen Oeles, welche hinreichend ist, das auch in dieser Kammer liegende
                              Schlangenrohr vollständig zu bedecken. Dieselbe Einrichtung ist in der ganzen Reihe
                              von Kammern und Schlangenrohren getroffen; in Folge derselben ist ein jedes der in
                              der Blase befindlichen Schlangenrohre von einer stets gleichbleibenden Menge des in
                              der Destillation begriffenen Rohöles umgeben und es leuchtet ein, daß die Temperatur
                              in dem untersten Schlangenrohre, welches dem Metallbads am nächsten liegt, am
                              höchsten seyn und in den in der Richtung nach oben zu aufeinanderfolgenden Schlangen
                              allmählich geringer werden muß.
                           Aus jeder der einzelnen Abtheilungen oder Kammern führt ein Ableitungsrohr zu einer
                              Schlange, welche in einem ununterbrochen mit kaltem Wasser versehenen Kühlraume
                              liegt, und aus jeder dieser Kühlschlangen werden die in derselben condensirten
                              Destillationsproducte durch ein besonderes Rohr in die als Recipienten dienenden
                              Flaschen abgeleitet. In dem obersten Theile der Blase ist die dem Oele durch die
                              Heizschlange mitgetheilte Temperatur die niedrigste, deßhalb werden hier nur die
                              flüchtigsten Antheile des Rohöles verdampft und das erhaltene Destillat ist ein sehr
                              hoch rectificirter „Spiritus“ von etwa 0,620 spec. Gewicht.
                              Weiter abwärts nimmt die durch das Schlangenrohr hervorgebrachte Temperatur des
                              Oeles immer mehr zu, somit gehen dort die weniger flüchtigen Antheile des
                              Rohstoffes, welche in den oberen Kammern nicht verdampft werden konnten, in die
                              Vorlagen über, und so geht es fort, bis zum Boden oder zu der untersten Abtheilung
                              des Destillirgefäßes, wo die Producte eine theerige Consistenz annehmen und nicht
                              weiter destillirt werden.
                           Der abgebildete Destillirapparat ist zur Darstellung von zwanzig, in ihrem
                              specifischen Gewichte von einander abweichenden Producten eingerichtet; die Blase
                              kann aber nach Belieben in eine größere oder geringere Anzahl von Kammern abgetheilt
                              werden. Bei der für die Erzeugung von zwanzig verschiedenen Destillaten dienenden
                              Einrichtung liefern die Kammern Nr. 1 bis Nr. 6 – von der obersten angefangen
                              – hoch rectificirten Spiritus; in Nr. 7 bis Nr. 16
                              einschließlich werden Brenn- oder Beleuchtungsöle erzeugt, und von Nr. 17 bis Nr. 20
                              einschließlich Schmieröle und Paraffin. Die Menge des Rückstandes ist bei den verschiedenen Rohölen
                              schwankend; durchschnittlich beträgt sie etwa 2 1/2 bis 3 Proc.
                           Die Details des Apparates sind aus den Abbildungen ersichtlich. Fig. 34 ist das Metallbad
                              mit dem Schlangenrohre, in welchem das zum Erhitzen der einzelnen Blasenkammern
                              dienende Schweröl von hohem Siedepunkte enthalten ist; Fig. 35 ist ein
                              horizontaler Querschnitt nach der Linie A–B der
                              Fig. 33;
                              Fig. 36
                              ein Horizontalschnitt nach C–D, Fig. 37 ein solcher nach
                              E–F, und Fig. 38 nach
                              G–H, sämmtlich in
                              Bezug auf Fig.
                                 33.
                           Wo man es für zweckmäßig hält, den höchst rectificirten Spiritus nicht darzustellen,
                              kann man das nicht condensirte Gas zur Beleuchtung der Fabrik benutzen; indessen
                              wird jener Spiritus ohne Zweifel mit der Zeit einen bedeutenden Werth erlangen und
                              zu manchen neuen Zwecken verwendet werden, so daß es sich dann stets der Mühe lohnt,
                              ihn zu gewinnen.
                           Der oben beschriebene Apparat liefert in ununterbrochenem Betriebe etwa
                              dreiunddreißig Gallons in der Stunde. Der Berichterstatter hat Gelegenheit gehabt,
                              auf den Werken der Fractional distilling Company zu Millwall das Verfahren kennen zu lernen und sich von den
                              ganz befriedigenden Resultaten desselben zu überzeugen; das Verhältniß, in welchem
                              das specifische Gewicht der Destillate zunimmt, zeigt eine merkwürdige
                              Gleichmäßigkeit. Das Metallbad, welches nur eine kleine Feuerung erfordert, kann
                              abgesondert von der Destillationsvorrichtung in einer anderen Localität angebracht
                              und dadurch jede Gefahr vollkommen beseitigt werden. Es ist nur erforderlich, das
                              Metall im Bade in flüssigem Zustande und das Vorrathsreservoir mit Rohöl gefüllt zu
                              erhalten; dann geht der Proceß ohne Unterbrechung von Statten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
