| Titel: | Ueber die Elasticität, Dehnbarkeit und absolute Festigkeit des Eisens und Stahles; von Knut Styffe. | 
| Autor: | Knut Styffe | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. LXXXI., S. 283 | 
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                        LXXXI.
                        Ueber die Elasticität, Dehnbarkeit und absolute
                           Festigkeit des Eisens und Stahles; von Knut Styffe.
                        (Schluß von S.
                              214 des vorhergehenden Heftes.)
                        Styffe, über die Elasticität etc. des Eisens und
                           Stahles.
                        
                     
                        
                           II. Ausdehnungsversuche in der Kälte und
                                 Wärme.
                           Diese beziehen sich auf die Abhängigkeit der absoluten Festigkeit, Dehnbarkeit der
                              Lage und des Elasticitätsmoduls von der Temperatur. Der verwendete Apparat ist auch
                              hier der oben beschriebene gewesen; um den Versuchsstäben die gewünschte Temperatur,
                              bei welcher das Zerreißen und eine bleibende Verlängerung erfolgen sollte, ertheilen
                              zu können, wurden sie in ein enges Messingrohr, ähnlich wie bei der Bestimmung des
                              Elasticitätsmoduls eingebracht und mit einer Flüssigkeit umgeben, welche für die
                              Versuche in der Kälte Weingeist, für jene in der Wärme Paraffin war, und durch eine
                              kleine Pumpvorrichtung in beständiger Circulation erhalten wurde. Die Abkühlung des
                              Weingeistes (= 30° und darüber) geschah mittelst des Kälteapparates von Carré, die Erwärmung des Paraffins durch
                              Gasflammen.
                           Da die Stäbe nothwendig aus dem Rohre hervorragen mußten, und die hervorragenden
                              Theile eine niedrigere, beziehungsweise höhere Temperatur haben konnten, so wurden
                              sie in ihrem mittleren Theile bei Zerreißungsversuchen auf wenige Zolle, bei
                              Elasticitätsversuchen auf beiläufig 4 Fuß abgefeilt, und es mußten in Folge dieser
                              Verschwächung des Querschnittes die bleibenden Verlängerungen oder der Bruch sich
                              nur auf diesen Theil beschränken.
                           Da es der Raum nicht gestattet, die Resultate dieser Untersuchungen in tabellarischer
                              Form zu geben, so mögen sie nur in Kürze erwähnt werden. Die Ergebnisse dieser
                              Versuche waren:
                           1) Die absolute Festigkeit des Eisens und Stahles ist in der Kälte ungefähr ebenso
                              groß wie bei der Temperatur von 15° C.
                           2) Die absolute Festigkeit des Stahles ist bei einer Temperatur zwischen 100 und
                              200° C. ungefähr dieselbe, in der Regel etwas kleiner, des Eisens hingegen
                              stets größer (bis zu 20 Proc.) als bei 15° C.
                           3) Die Dehnbarkeit des Eisens und Stahles ist bei niedriger Temperatur nicht sehr
                              verschieden, bei 130–160° C. hingegen ist sie bei Stahl wenig, bei
                              Eisen jedoch wesentlich geringer.
                           4) Die Elasticitätsgrenze des Eisens und Stahles liegt bei niedriger Temperatur stets
                              höher (8–12 Proc.) bei ungefähr 140° C., jedoch wenigstens bei dem
                              Eisen entschieden niedriger (bis 10 Proc.) als bei 15° C.
                           5) Der Elasticitätsmodul des Stahles sowohl als des Eisens nimmt mit sinkender
                              Temperatur zu und mit steigender ab; die Zu- oder Abnahme beträgt jedoch für
                              jeden Grad Cels. selten mehr als 0,05 Proc.
                           Die Erfahrung, daß in strenger Winterkälte eiserne
                                 Bestandtheile, insbesondere bei Eisenbahnwägen, leichter brechen, was zu der
                                 Annahme einer geringeren Festigkeit bei niedrigen Temperaturen veranlassen
                                 könnte, hatte vorzüglich den Anstoß zu diesen Versuchen gegeben; wie aus
                              dem Mitgetheilten hervorgeht, ist diese Vermuthung eine
                                 unrichtige, und der Hr. Verfasser meint, daß die Nichtberücksichtigung der
                              äußeren Umstände diese irrthümliche Auffassung verursachte. Die Ursache liegt theils
                              darin, daß einzelne Theile nicht der Zusammenziehung folgen können, und somit an
                              durch Schraubenlöcher u.s.w. verschwächten Stellen reißen, und hauptsächlich aber,
                              daß bei großer Kälte die Elasticität der Unterlagen bedeutend abnimmt, die Stöße
                              daher viel verderblicher wirken. Daß mit abnehmender Temperatur die Elasticität des
                              Bodens, der hölzernen Unterlagen u.s.w. abnimmt, zeigt folgender Versuch: Ein
                              hölzerner Stab von Fichtenholz von 4,3 Fuß Länge und 5 Linien Stärke wurde in Wasser
                              gelegt und nahm bei 50 Proc. Wasser auf; alsdann wurde er mit Gutta-percha
                              umgeben, in den Apparat für Biegungsversuche gebracht, und die Größe der durch
                              dieselbe Belastung hervorgebrachten Einbiegungen bei verschiedenen Temperaturen
                              bestimmt, welches
                              Letztere auf thermoelektrischem Wege geschah. Wird die Größe des Pfeiles bei +
                              2° A. mit 100 bezeichnet, so betrug sie bei – 2° C. 97,5, bei
                              – 4,6° C. 95 und bei – 17° C. nur 88.
                           
                        
                           III. Biegungsversuche bei verschiedenen
                                 Temperaturen.
                           Die zu untersuchenden Stäbe wurden in ein Rohr mit oblongem Querschnitt
                              eingeschlossen, durch welches die zwei prismatischen Unterlagen in einer Entfernung
                              von 4 Fuß durchgesteckt waren; in der Mitte des Rohres saß senkrecht auf demselben
                              ein kleines Röhrchen, durch welches ein Stab gesteckt wurde, welcher mit einem das
                              Rohr umfassenden Bügel, an dem die Waagschale hieng, verbunden war, und oben eine
                              kleine Silberscale trug. Die Scale konnte durch einen Waagbalken und Gewichte
                              entlastet werden. Die Messung der Einsenkungen geschah mittelst eines Kathetometers.
                              Der Stab konnte behufs der Versuche in verschiedenen Temperaturen mit der
                              entsprechenden Flüssigkeit umgeben werden, wozu dieselben Vorrichtungen, wie früher
                              beschrieben, dienten. – Da immer nur die Differenz und nicht die absolute
                              Größe der Pfeilhöhen, welche zwei verschiedenen Belastungen entsprachen, abgelesen
                              werden konnte, so diente zur Berechnung des Elasticitätsmoduls die bekannte Formel
                              E = p/d . l₃/bh₃, worin p
                              die Differenz der Belastungen, und d die Pfeilhöhe, l die Länge des Stabes (Entfernung der zwei Unterlagen)
                              und b die Breite, h die Höhe
                              des rechteckigen Stabquerschnittes bezeichnen. – Die in dieser Weise
                              bestimmten Module stimmten mit jenen durch Ausdehnung ermittelten ziemlich
                              befriedigend.
                           Im Uebrigen lieferten die abgeführten Versuche folgende zum Theil mit dem Früheren
                              übereinstimmende Resultate:
                           1) Das Eisen erträgt in der Kälte größere, in der Wärme geringere Belastungen als bei
                              + 15° C., bevor es eine meßbare permanente Einbiegung erleidet.
                           2) Der Elasticitätsmodul des Eisens und Stahles kann für praktische Zwecke bei der
                              Biegung gleich mit jenem bei der Ausdehnung genommen werden. Eine bleibende
                              Einbiegung verringert den Elasticitätsmodul, er wird jedoch durch Erwärmung wieder
                              hergestellt.
                           3) Das Härten des Stahles setzt dessen Modulus herab, welche Herabsetzung jedoch nie
                              mehr als 3 Proc. betragen hat.
                           4) Der Elasticitätsmodul des Eisens und Stahles nimmt mit steigender Temperatur ab
                              und mit sinkender zu. Die Größe dieser Ab- und Zunahme beträgt für 1°
                              C. nicht mehr als 0,03 bis höchstens 0,05 Proc.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 185, Zu S. 284
                              Nr.; Eisen- oder
                                 Stahlgattung; Kohlenstoffgehalt; Phosphorgehalt; Belastung an der
                                 Elasticitätsgrenze per W. Quadratzoll;
                                 Bruchbelastung per W. Quadratzoll; Verhältniß des
                                 Bruch- und ursprünglichen Querschnittes; Verlängerung nach dem Zerreißen;
                                 Mittlere Verlängerung zwischen d. Elasticitätsgrenze und dem Bruch- für
                                 eine Belastungsvermehrung von 100 Ctr. per
                                 Quadratzoll; Proc.; Nr. 1–59 wurden aus schwedischen Roheisengattungen in
                                 Surahammer erpuddelt, und es bedeutet N. H. Stahl
                                 oder Eisen aus Roheisen von Nora Hammerby, N. P. von
                                 Nora-Pershytte, N. von Norberg, B. von
                                 Bisperg, P. von Persberg und G. von Grangärde erzeugt. Die beigesetzten Nummern 1, 2, 3 bezeichnen
                                 den härtesten, mittelharten und weichen Puddelstahl; Geschmiedeter Bessemerstahl
                                 von Högbo
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 185, Zu S. 284
                              Nr.; Eisen- oder
                                 Stahlgattung; Kohlenstoffgehalt; Phosphorgehalt; Belastung an der
                                 Elasticitätsgrenze per W. Quadratzoll;
                                 Bruchbelastung per W. Quadratzoll; Verhältniß des
                                 Bruch- und ursprünglichen Querschnittes; Verlängerung nach dem Zerreißen;
                                 Mittlere Verlängerung zwischen d. Elasticitätsgrenze und dem Bruch- für
                                 eine Belastungsvermehrung von 100 Ctr. per
                                 Quadratzoll; Proc.; Geschmiedetes Bessemereisen von Högbo; vor dem Versuche
                                 geglüht; Gewalzter Bessemerstahl von Carlsdal; Gewalzter Gußstahl
                                 (Uchatiusstahk) von Wikmanshytte; Geschmiedeter Gußstahl von F. Krupp mit 1 Krone gez.; Gewalztes Puddeleisen von
                                 Lovmoor; Gewalztes Puddeleisen von Middlesborough gez. Cleveland; (Vor dem
                                 Versuche schwach geglüht); Gewalztes Puddeleisen von Dudley; (Vor dem Versuche
                                 weißglühend gemacht); Gewalztes Probestück vom äußeren Theile eines
                                 Locomotiv-Tyre; eines Schienenkopfes von Crom-Avom in Wales; des
                                 mittleren Theiles dieser Schiene; Gewalztes Puddeleisen von der mechanischen
                                 Werkstätte in Motala; Gewalztes in Franche-Comtansche-Comté
                                 Herden gefrichtes Eisen von Aryd in Smaland; rothglühend; Gewalztes
                                 herdgefrischtes Eisen von Hallstahamer in Westmauland; Gewalztes in
                                 Lancashire-Heucashire-Herden gefrichtes Eisen von Lesjöfors in
                                 Wermland
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 185, Zu S. 284
                              Nr.; Eisen- oder
                                 Stahlgattung; Kohlenstoffgehalt; Phosphorgehalt; Belastung an der
                                 Elasticitätsgrenze per W. Quadratzoll;
                                 Bruchbelastung per W. Quadratzoll; Verhältniß des
                                 Bruch- und ursprünglichen Querschnittes; Verlängerung nach dem Zerreißen;
                                 Mittlere Verlängerung zwischen d. Elasticitätsgrenze und dem Bruch- für
                                 eine Belastungsvermehrung von 100 Ctr. per
                                 Quadratzoll; Proc.; Nr. 1–59 wurden aus schwedischen Roheisengattungen in
                                 Surahammer erpuddelt, und es bedeutet N. H. Stahl
                                 oder Eisen aus Roheisen von Nora Hammerby, N. P. von
                                 Nora-Pershytte, N. von Norberg, B. von Bisperg, P. von
                                 Persberg und G. von Grangärde erzeugt. Die
                                 beigesetzten Nummern 1, 2, 3 bezeichnen den härtesten, mittelharten und weichen
                                 Puddelstahl; Geschmiedeter Bessemerstahl von Högbo
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 185, Zu S. 284
                              Nr.; Eisen- oder
                                 Stahlgattung; Kohlenstoffgehalt; Phosphorgehalt; Belastung an der
                                 Elasticitätsgrenze per W. Quadratzoll;
                                 Bruchbelastung per W. Quadratzoll; Verhältniß des
                                 Bruch- und ursprünglichen Querschnittes; Verlängerung nach dem Zerreißen;
                                 Mittlere Verlängerung zwischen d. Elasticitätsgrenze und dem Bruch- für
                                 eine Belastungsvermehrung von 100 Ctr. per
                                 Quadratzoll; Proc.; Geschmiedetes Bessemereisen von Högbo; vor dem Versuche
                                 geglüht; Gewalzter Bessemerstahl vonerstahl von Carlsdal; Gewalzter Gußstahl
                                 (Uchatiusstahk) von Wikmanshytte; Geschmiedeter Gußstahl von F. Krupp mit 1 Krone gez.; Gewalztes Puddeleisen von
                                 Lovmoor; Gewalztes Puddeleisen von Middlesborough gez. Cleveland; (Vor dem
                                 Versuche schwach geglüht); Gewalztes Puddeleisen von Dudley; (Vor dem Versuche
                                 weißglühend gemacht); Gewalztes Probestück vom äußeren Theile eines
                                 Locomotiv-Tyre; eines Schienenkopfes von Crom-Avom in Wales; des
                                 mittleren Theiles dieser Schiene; Gewalztes Puddeleisen von der mechanischen
                                 Werkstätte in Motala; Gewalztes in Franche-Comtansche-Comté
                                 Herden gefrichtes Eisen von Aryd in Smaland; rothglühend; Gewalztes
                                 herdgefrischtes Eisen von Hallstahamer in Westmauland; Gewalztes in
                                 Lancashire-Heucashire-Herden gefrichtes Eisen von Lesjöfors in
                                 Wermland