| Titel: | Ueber ein neues Magnesiacement; von Sorel. | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. LXXXIV., S. 293 | 
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                        LXXXIV.
                        Ueber ein neues Magnesiacement; von Sorel.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXV p. 102; Juli
                              1867.
                        Sorel, über ein Magnesiacement.
                        
                     
                        
                           Ich habe ein neues Cement entdeckt, welches auf demselben Princip beruht wie die im
                              Jahre 1855 von mir veröffentlichte Darstellung einer plastischen Masse aus basischem
                              Chlorzink (Zinkoxychlorid), die bekanntlich einen festen Kitt bildet.Polytechnisches Journal Bd. CXXXIX S.
                                       130. Das neue Cement ist ein basisches Chlormagnesium mit Hydratwasser.
                           Dieses Cement entsteht, wenn man (gebrannte) Magnesia mit einer mehr oder weniger
                              concentrirten Lösung von Chlormagnesium anrührt, und es wird um so härter, je
                              dichter diese Lösung ist. In den meisten Fällen wende ich Chlormagnesium von 20 bis
                              30° Baumé an.
                           Man kann bei dem neuen Cement das Chormagnesium ganz oder theilweise durch mehrere
                              Chloride oder Salze ersetzen, welche zu Basen Metalle aus den drei ersten
                              Abtheilungen der Thenard'schen Classification haben.
                           Dieses Magnesiacement ist das weißeste und härteste aller Cemente; es formt sich wie
                              der gebrannte Gyps. Indem man diesem Cement geeignete Materialien beimischt, erhält
                              man geformte Gegenstände, welche die Härte und Farbe des Marmors besitzen. Da dieses
                              Cement alle Farben annehmen kann, so benutze ich es zur Herstellung von Mosaik,
                              künstlichem Elfenbein, Billardkugeln etc.
                           Dem neuen Cement kann man Materialien von geringem Werth in großen Verhältnissen
                              einverleiben und so feste Massen zu niedrigen Preisen herstellen. Ein Theil Magnesia
                              kann über zwanzig Theile Sand, Kalkstein und anderer trägen Materialien aufnehmen,
                              so daß sie mit denselben feste Blöcke bildet; wogegen man gewöhnlichem Kalk und
                              Cement hierzu nur ihr
                              zwei- bis dreifaches Gewicht fremdartiger Materialien einverleiben kann.
                           Man kann also an Orten, wo die Baumaterialien fehlen, vortreffliche künstliche Steine
                              formen, indem man Magnesia und Chlormagnesium, nebst Sand und anderen mehr oder
                              weniger harten Materialien zu denselben transportirt.
                           Eine andere, sehr wichtige Anwendung des neuen Cementes, welche durch fast
                              zweijährige Erfahrung erprobt wurde, ist die zur Verhärtung der Mauern aus weichem
                              Kalkstein und der Gypsarbeiten. Hierzu wendet man das Cement in sehr flüssigem
                              Zustande an und trägt es mittelst eines Pinsels auf.
                           Das Magnesiacement, welches der Einwirkung des Wassers widersteht, kann man zu sehr
                              niedrigem Preise erzeugen, besonders wenn man Magnesia anwendet, welche aus den
                              Mutterlaugen der Salinen abgeschieden wurde, sey es nach dem sinnreichen Verfahren
                              Balard's, mittelst dessen man gleichzeitig Magnesia
                              und Salzsäure erhält, oder indem man die Mutterlaugen, welche großen Theils aus
                              Chlormagnesium bestehen, mittelst gebrannten Kalks zersetzt, wodurch man Magnesia
                              und Chlorcalcium erhält. Ich wende die Mutterlaugen von 20° Baumé an
                              und setze weniger als 1 Aequivalent Kalk auf 1 Aeq. Chlormagnesium zu, damit aller
                              Kalk gebunden wird, und Chlormagnesium in der Mutterlauge zurückbleibt. Bei diesem
                              Verfahren erhalte ich außer Magnesiahydrat, welches man calciniren muß, Chorcalcium,
                              welches eine gewisse Menge Chlormagnesium enthält. Da sich dieses Gemisch oder
                              Doppelchlorid in großer Menge ansammelt, so suchte ich für dasselbe eine
                              Verwerthung, und habe gefunden, daß wenn man demselben ein wenig Magnesia und andere
                              Substanzen, wie Kreide oder Kalk, in Pulverform zusetzt, es einen stark anhaftenden
                              Steinmörtel bildet, welcher die Oberfläche der Mauern, auf die man ihn aufträgt,
                              hart macht. Man kann diese Flüssigkeit aber auch anwenden, um mit Magnesia ein
                              Cement zu bilden.