| Titel: | Verfahren zur Bereitung eines Krappextractes, welches unmittelbar auf die Zeuge gedruckt werden kann; von J. Pernod in Avignon. | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. LXXXIX., S. 305 | 
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                        LXXXIX.
                        Verfahren zur Bereitung eines Krappextractes,
                           welches unmittelbar auf die Zeuge gedruckt werden kann; von J. Pernod in Avignon.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXIV p. 1288; Juni
                              1867.
                        Pernod, Darstellung eines Krappextractes für den
                           Zeugdruck.
                        
                     
                        
                           Unter den Farbstoffen, welche beim Zeugdruck angewendet werden, spielt der Krapp
                              entschieden die wichtigste Rolle. Die Beständigkeit der Verbindungen, welche er mit den
                              Metalloxyden der Beizen eingeht, und die reichen und mannichfaltigen Nüancen, welche
                              er liefert, machen ihn zur Fabrication gewisser, im Handel sehr geschätzter
                              Druckartikel gesucht. Obgleich der Preis des Krapps nicht hoch ist, wird doch durch
                              die langwierigen und kostspieligen Operationen, welche das Färben und Aviviren der
                              mit Beizen für Krappfarben bedruckten Gewebe erheischt, der Preis dieser Waare
                              beträchtlich erhöht und dadurch die Anwendung dieses schätzbaren Farbstoffes
                              beschränkt. Um die Gestehungskosten der Krappartikel zu vermindern, ist es daher
                              nothwendig, die Verfahrungsarten zum Fixiren des Krappfarbstoffes zu vereinfachen
                              und das gebräuchliche Verfahren des Färbens der mit den Beizen bedruckten Gewebe
                              durch directes Aufdrucken des Farbstoffes zu ersetzen.
                           Da das schon seit langer Zeit gebräuchliche Verfahren, die Extracte der Farbhölzer
                              (Campeche-, Fernambukholz etc.) durch directes Aufdrucken auf ungeheizte
                              Gewebe und vermittelst des Dämpfens zu fixiren, auf die Krappextracte nicht
                              angewendet werden konnte, so habe ich in dieser Hinsicht Untersuchungen angestellt,
                              welche ergaben, daß dieser Mißerfolg lediglich der Unreinheit der benutzten
                              Krappextracte zuzuschreiben ist. Ich mußte nun meine Aufmerksamkeit auf die
                              Darstellung eines hinreichend reinen Extracts richten, welches zu einem so mäßigen
                              Preise hergestellt werden kann, daß es in den Zeugdruckereien verwendbar ist.
                           Dazu gelangt man, wenn man den Krapp, die sogen. Krappblumen, und vorzugsweise das
                              Garancin mit kochendem angesäuerten Wasser behandelt, welches die Eigenschaft
                              besitzt, den Farbstoff des Krapps aufzulösen. Diese Operation wird in einem
                              Verdrängungsapparat ausgeführt und bis zur vollständigen Erschöpfung des
                              Färbematerials fortgesetzt.
                           Die meisten Säuren können zu dieser Behandlung angewendet werden, ich gebe jedoch der
                              Schwefelsäure den Vorzug, mit welcher ich die genügendsten Resultate bei Anwendung
                              von 5 Grammen auf 1 Liter Flußwasser erhielt. Diese Säuremenge kann vermehrt oder
                              vermindert werden, ohne daß sich das erhaltene Resultat auffallend ändert.
                           Alle Flüssigkeiten, welche man bei der Behandlung des Krapps mit kochendem
                              angesäuerten Wasser erhält, werden gesammelt und der Ruhe überlassen. Durch das
                              Abkühlen bildet sich bald ein reichlicher orangerother Niederschlag, welcher sich
                              auf dem Boden des Gefäßes ansammelt. Man decantirt die überstehende Flüssigkeit,
                              welche immerfort zu neuen Behandlungen des Krapps dient, und bringt den
                              niedergeschlagenen Farbstoff auf ein Filter, um ihn durch Auswaschen mit Flußwasser
                              von der Säure zu befreien, welche er noch zurückhält. Diese Operation ist als beendigt zu betrachten,
                              sobald das Waschwasser eine schwache rosenrothe Färbung angenommen hat.
                           Alsdann ist das Krappextract für den Zeugdruck hinreichend rein. Man braucht es nun
                              bloß abtropfen zu lassen, mit Stärkemehl oder Gummi geeignet zu verdicken, und mit
                              einer kleinen Menge essigsaurer Thonerde oder essigsauren Eisens zu versetzen, je
                              nachdem man Roth oder Violett erhalten will. Die so dargestellte Farbe kann
                              unmittelbar auf die Gewebe gedruckt werden. Man dämpft diese Zeuge, reinigt sie in
                              bekannter Weise und passirt sie bei 60° C. in einem Seifenbad.
                           Die so erhaltenen Farben stehen hinsichtlich der Lebhaftigkeit und Aechtheit den
                              durch das gewöhnliche Färbeverfahren erzielten gar nicht nach; sie erfordern nicht
                              die zahlreichen Avivagen, welchen man die in Krapp gefärbten Zeuge unterzieht, und
                              man kann gleichzeitig mit denselben die Einpaßfarben drucken, welche für die
                              gewöhnlichen Krappartikel erst gedruckt werden können, nachdem alle Färbe-
                              und Aviviroperationen beendigt sind. Letzterer Umstand ist von der größten
                              Wichtigkeit.
                           Uebrigens beziehe ich mich auf den Bericht, welchen Hr. Schäffer über diesen Gegenstand der Société industrielle de Mulhouse erstattet hat, die mir eine
                              Medaille erster Classe zuerkannte.