| Titel: | Ueber das neue Krappextract von Pernod in Avignon; der Industrie-Gesellschaft zu Mülhausen erstatteter Bericht von G. Schäffer. | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XC., S. 307 | 
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                        XC.
                        Ueber das neue Krappextract von Pernod in Avignon; der
                           Industrie-Gesellschaft zu Mülhausen erstatteter Bericht von G. Schäffer.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhouse, Juli 1867, S. 307.
                        Schäffer, über das Pernod'sche Krappextract.
                        
                     
                        
                           Nach den Angaben des Hrn. Pernod liefert dieses Extract,
                              zum Färben der mit essigsaurer Thonerde oder essigsaurem Eisen gebeizten
                              Baumollzeuge angewendet, Farben von großer Reinheit; direct mit Zusatz dieser Beizen
                              auf die Zeuge aufgedruckt, liefert es nach dem Dämpfen alle Nuancen vom dunkelsten
                              Roth bis zum Rosenroth, und vom Schwarz bis zum Violett. Diese Tafelfarben sollen
                              nicht nur hinsichtlich der Lebhaftigkeit, sondern auch hinsichtlich der Aechtheit
                              den durch das gebräuchliche Färbeverfahren erzielten gleichkommen.
                           Unsere Industrie-Gesellschaft hatte bekanntlich schon im Jahre 1834 einen
                              Preis von 19900 Francs gegründet, bestimmt für den Entdecker eines sowohl praktischen als
                              ökonomischen Verfahrens zur Erzeugung der Krappfarben mittelst directen Aufdruckens
                              des Farbstoffes. Ungeachtet der beharrlichen Arbeiten von Robiquet und Colin, Gastard, Persoz, Fauquet,
                              A. Hartmann und Anderen waren die erhaltenen Resultate
                              niemals so genügend, daß man sich zum Aufgeben des gebräuchlichen Färbeverfahrens
                              hätte entschließen können. Ich beabsichtige auf die Ursachen dieses Mißerfolges in
                              einer späteren Mittheilung zurückzukommen.
                           Im November vorigen Jahres sendete Hr. Brosche, Fabrikant
                              chemischer Producte in Prag, unter dem Namen „Alizarin“ an die
                              Kattundruckereien ein nach einem Verfahren des Hrn. Prof. Rochleder dargestelltes Product. Dieses Alizarin, welches das 50fache
                              Färbevermögen guter Krappblumen besitzt, wurde von mehreren Druckereien des Elsasses
                              geprüft, wobei sich herausstellte, daß dasselbe mit den Thonerde- und
                              Eisenbeizen alle Farben zu geben vermag, die wir auf dem Wege des Färbens
                              erzielen.
                           Hr. Scheurer-Rott in
                              Thann, von den zu Mülhausen mit dem Rochleder'schen
                              Extract angestellten Versuchen benachrichtigt, zeigte der
                              Industrie-Gesellschaft an, daß er seit mehr als einem Jahre durch directes
                              Aufdrucken eines Abkömmlings des grünen Alizarins der HHrn. Schaaf und Lauth die verschiedenen Krappfarben
                              erhält und berechtigt zu seyn glaube für das Elsaß die Priorität dieser Fabrication
                              zu beanspruchen. Die Muster, welche Hr. Scheurer
                              gleichzeitig einsendete und die Mittheilungen, welche er uns verspricht, werden den
                              Gegenstand eines Berichtes des Ausschusses für Chemie bilden.
                           Ich gehe nun auf das Pernod'sche Product über, durch
                              welches wir hoffen alle Krappfarben mittelst des Tafeldrucks hervorbringen zu
                              können.
                           Dieses Extract, mit welchem ich zahlreiche Versuche angestellt habe, ist in Teigform;
                              es enthält 10 Procent Trockensubstanz. Dasselbe besitzt das vierfache Färbevermögen
                              guter Krappblumen. Beim Färben lieferte es mir reinere und lebhaftere Nuancen als
                              die besten im Handel vorkommenden Krappblumen; in geeigneten Verhältnissen mit
                              Thonerde- und Eisenbeizen gemischt aufgedruckt, lieferte es nach den
                              Operationen des Dämpfens, Reinigens und Seifens ein sattes und intensives
                              Dunkelroth, sowie ein schöneres und frischeres Violett als man durch das Färben
                              erhält.
                           Wir hoffen, daß Hr. Pernod durch Verbesserungen in der
                              Fabrication seines Products in Stand gesetzt werden wird, dasselbe zu einem weniger
                              hohen Preise zu liefern, welcher mit dessen Färbevermögen mehr in Verhältniß steht. Wir
                              verdanken es ihm, daß wir nicht mehr von Deutschland für ein Product abhängen
                              werden, dessen Rohstoff Frankreich liefert.
                           Der Ausschuß für Chemie schlägt der Gesellschaft vor, Hrn. Pernod eine Medaille erster Classe zuzuerkennen.