| Titel: | Dubroni's photographischer Apparat; von Dr. Otto Büchner. | 
| Autor: | Otto Büchner | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. CVI., S. 357 | 
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                        CVI.
                        Dubroni's photographischer Apparat; von Dr. Otto Büchner.
                        Dubroni's photographischer Apparat.
                        
                     
                        
                           Die dießjährige internationale Pariser Industrie-Ausstellung bietet auch den
                              Photographen eine Masse von interessantem und lehrreichem Material, nicht allein
                              Belege für die hohe Kunstvollendung, welche schon erreicht worden ist, sondern auch
                              Verbesserungen an den dabei nothwendigen Geräthschaften und Präparaten. Sie werden
                              bei Sach- und Fachkennern die verdiente Anerkennung finden. Aber auch die
                              Liebhaber der Photographie, deren Anzahl weit größer ist als die der
                              Geschäftsphotographen, finden vieles für ihre Zwecke Nützliches. Ganz besonders hat
                              der Apparat von Dubroni, der in einem offenen Gartenzelt
                              der französischen Parkabtheilung arbeitet, Aufsehen erregt und durch seine
                              Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit allgemeine Anerkennung gefunden.
                           Die Aufnahmen von landschaftlichen Gegenständen haben besonders für die nicht
                              fachmäßigen Photographen jederzeit vielerlei Schwierigkeiten gehabt, weil die
                              Herstellung einer Dunkelkammer zum Präpariren der Platten kostspielig und ihr
                              Mitführen mühsam ist. Verschiedene derartige photographische Zelte, die auf einen
                              kleinen Raum sehr zweckmäßig zusammengepackt werden können, sind in der englischen
                              Abtheilung des Palastes ausgestellt, aber immerhin füllen sie zusammengepackt eine
                              Kiste aus, für die ein besonderer Träger nöthig ist. Daß der wandernde Maler,
                              welcher sich Vordergrundstudien Photographiren will, daß der Architekt, der
                              irgendwelche Aufnahme zu machen die Absicht hat, kurz daß ein photographischer Dilettant sich mit
                              solchem Zelt nicht abschleppt, es nicht einmal kauft, ist selbstverständlich. Von
                              kundiger Seite ist kürzlich deßhalb eine Camera-Construction veröffentlicht
                              worden, welche ein solches Dunkelzelt unnöthig macht und wobei der Apparat zum
                              Photographiren auf kleinstem Raum zweckmäßig zusammengedrängt ist. Aber es bleibt
                              dabei immer wieder der Photograph als Hülfsarbeiter zum Präpariren der trocknen
                              Platten unentbehrlich.
                           Anders ist es bei dem Dubroni'schen Apparat. Die Kenntniß
                              der gewöhnlichen Handgriffe und die Uebung darin ist zwar dadurch nicht unnöthig
                              gemacht und werden diese immer erlernt werden müssen, aber es ist das Dunkelzelt
                              entbehrlich, sowie die trocknen Platten, und alles zum Photographiren Nothwendige
                              ist auf einen so kleinen Raum zusammengedrängt, daß es bequem mit hinausgenommen
                              werden kann zum Aufnehmen von Gegenständen im Freien.
                           Es werden nämlich die Platten in der Camera selbst
                              präparirt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 185, S. 357
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 185, S. 357
                              
                           Die Construction derselben ist aus Fig. 1 ersichtlich.
                              Im Inneren ist eine runde, rings um die Camera gehende Cuvette mit passend
                              vorspringenden Ränder zur Aufnahme des Silberbades später der Eisenlösung. Die mit
                              Collodium überzogene Glasplatte preßt sich fest an die am hinteren Rande
                              abgeschliffene Cuvette, und durch Umdrehen des Apparates um seine hintere
                              Unterkante, Fig. 2, kann das Silberbad oder dann die
                              Hevorrufung auf die Glasplatte gebracht und nach dem Gebrauch durch eine obere Oeffnung,
                              welche sonst durch eine Kautschukklappe geschlossen ist, mit einer Kautschukpipette
                              wieder herausgenommen werden.
                           Die Reihenfolge der verschiedenen Manipulationen ist folgende:
                           1) Einstellen an einem fixirten Platz;
                           2) Putzen und Collodioniren der Glasplatte;
                           3) Einbringen der Silberlösung mit der Pipette in die Cüvette der Camera;
                           4) die collodionirte Glasplatte kommt an die Stelle der mattgeschliffenen; die Camera
                              wird geschlossen;
                           5) sie wird rasch und gleichmäßig umgekantet, so daß nun die Rückseite auf dem Boden
                              steht und das Objectiv nach oben gekehrt ist.
                           6) Nach Beendigung des Silberbades wird die Camera wieder aufrecht gestellt; die
                              Silberlösung fließt in die Cüvette zurück, wird mit der Pipette herausgesogen und
                              gleich in das Glas zurückfiltrirt.
                           7) Es wird genau am Einstellungsplatz die genügende Zeit exponirt.
                           8) Mit einer zweiten Pipette wird die Hervorrufung eingefüllt.
                           9) Abermaliges Umkippen und schwaches Bewegen.
                           10) Die Eisenlösung wird mit der Pipette nach Aufrichten der Camera wieder
                              herausgenommen und in's Glas zurückfiltrirt.
                           11) Die Klappe an der Rückwand wird geöffnet und durch das geöffnete Objectiv sehend
                              wird beobachtet, ob das Bild scharf und fertig ist.
                           12) Die Rückwand der Camera wird geöffnet, die Platte herausgenommen und das Bild
                              nach dem Waschen fixirt.
                           13) Die Cüvette im Inneren der Camera wird zum nächsten Gebrauch sorgfältig
                              ausgewischt.
                           Die Proceduren sind demnach einfach, reinlich und in kürzester Zeit auszuführen;
                              dabei aber hat der Apparat die vorzügliche Eigenschaft außerordentlicher Billigkeit
                              bei vorzüglicher und sehr eleganter Ausführung.
                           Er wird in vier verschiedenen Größen zu 40, 75, 150 und 300 Francs verkauft. Man
                              erhält dafür in einem eleganten Holzkistchen: 1) die Camera mit zwei Objectiven,
                              eines für Landschaftsaufnahmen; 2) sieben etiquettirte Gläser mit Alkohol zum Putzen
                              der Platten, mit Collodium, Silberlösung, Eisenlösung, unterschwefligsaurem Natron
                              in Lösung (und fest im Vorrath), sowie Firniß; 3) ein Pappkästchen mit Glasplatten;
                              4) ein solches mit präparirtem Eiweißpapier; 5) ein Copirrähmchen; 6) zwei Cüvetten
                              aus Gutta-percha; 7) zwei Kautschukpipetten; 8) zwei Trichter und Filter im
                              Vorrath; 9) Vorrath feinen Putzpapiers; 10) ein Stativbretchen, um die Stellung der
                              Camera zu fixiren; 11) Pinsel zum Abstäuben der Platten; 12) eine Broschüre von Villemain über den Apparat und die Methode Dubroni's mit sehr zweckmäßigen Angaben über die Darstellung der
                              Präparate.
                           Besondere Uebung erfordert bei dem Arbeiten eigentlich nur das rasche und
                              gleichmäßige Umkippen des Apparates (5), damit die Collodiumschicht nicht streifig
                              werde; allerdings will das Collodioniren selbst und alle Handgriffe bis zum
                              Firnissen auch gelernt seyn; aber die Schwierigkeiten sind leichter zu überwinden,
                              als bei der gewöhnlichen Photographie.
                           Jeder Apparat, welcher bei Dubroni (236 Rue de Rivoli, nahe an der Place
                                 de la Concorde in Paris) gekauft wird, wird in Gegenwart des Käufers
                              geprüft.
                           Die Dubroni'schen Apparate sind patentirt.