| Titel: | Tresca's Bericht über die neuesten Versuche mit einer Belou'schen Heißluftmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. CXVI., S. 409 | 
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                        CXVI.
                        Tresca's Bericht über die neuesten Versuche mit einer Belou'schen
                           Heißluftmaschine.
                        Nach dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Januar 1867, S. 9.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Tresca's Bericht über Versuche mit einer Belou'schen
                           Heißluftmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Papierfabrikanten Auzou und Comp. zu Cusset im Depart. Allier wandten sich an die Société d'Encouragement in Paris mit dem
                              Gesuche, eine Prüfung mit der in ihrem Etablissement aufgestellten, von Mazeline nach Belou's System
                              erbauten Heißluftmaschine durch Sachverständige vornehmen zu lassen. Mit diesem
                              Auftrage wurden Tresca und Alcan betraut und ersterer erstattete über die erhaltenen Resultate an die
                              genannte Gesellschaft folgenden Bericht.
                           Es ist bekannt, daß schon vor dem Auftreten der Ericsson'schen calorischen Maschine verschiedene andere Heißluftmaschinen
                              vorgeschlagen und versucht worden sind. Diejenige jenes geschickten Constructeurs
                              hatte indessen die Aufmerksamkeit der Techniker am meisten auf sich gezogen, und
                              zwar vorzugsweise in Folge des von ihm angewendeten sogen. Regenerators, eines aus
                              einer Menge von durchlöcherten Metallplatten oder von Metallgeweben bestehenden
                              Apparates, der beim Durchströmen der austretenden heißen Betriebsluft einen Theil
                              ihrer Wärme durch Leitung in sich aufnehmen, zurückbehalten und dieselbe beim
                              nächsten Kolbenhub der zuströmenden kalten Luft wieder abgeben sollte. So sinnreich
                              diese Anordnung auch war, so hat sich dieselbe in der Praxis doch nicht bewährt, und
                              die Maschine von Ericsson ist in dieser Hinsicht auf das
                              gewöhnliche Princip der calorischen Maschine zurückgeführt worden, wornach kalte
                              Luft in einen Cylinder eingeführt, comprimirt, erhitzt und die hierdurch in Folge
                              ihrer Ausdehnung gewonnene Arbeit nutzbar gemacht wird, indem man letztere dazu
                              verwendet, um einestheils die frische kalte Luft zu comprimiren und die Widerstände
                              der Maschine zu überwinden, und anderntheils den übrigbleibenden Theil dieser Arbeit
                              auf die Betriebswelle überträgt.In Betreff der verschiedenen Systeme der nach und nach in's Leben getretenen
                                    Heißluftmaschinen sehe man Bd. CLXXXIII S. 114 u. 115 (zweites Januarheft
                                    1867) dieses Journals, wo sich eine principielle
                                       Eintheilung derselben findet, die mit Angabe einzelner Beispiele
                                    belegt ist.
                              
                           Diese Andeutungen machen es begreiflich, daß hierbei ein großer Theil, meist sogar mehr als die
                              Hälfte der erzeugten Arbeit wieder zur Speisung der Maschine, d.h. zum Betriebe der
                              nöthigen Luftpumpe absorbirt wird, und daß, da die Erhitzung, und folglich auch die
                              Ausdehnung und der wirksame Druck der Luft in derartigen Maschinen eine gewisse
                              Grenze nicht überschreiten darf, solche calorische Maschinen bei gleicher
                              Leistungsfähigkeit immer viel größer und voluminöser ausfallen als
                              Dampfmaschinen.
                           Diese Uebelstände sind auch bei der Heißluftmaschine von Belou nicht beseitigt. Dieselbe zeichnet sich aber vor anderen
                              Heißluftmaschinen dadurch aus, daß der Treibcylinder durch Luft gespeist wird,
                              welche zuvor durch die Feuerung geführt worden ist, sich hier zum Theil in
                              Kohlenoxyd und Kohlensäure umgewandelt hat und so fast die ganze aufgewendete Wärme
                              nach den Betriebsorganen überträgt. Vom theoretischen Standpunkt erscheint diese
                              Anordnung sehr vortheilhaft, indessen kann auch hier nur die praktische Erfahrung
                              entscheiden, ob die empfindlichen Maschinentheile durch das in den Cylinder
                              eingeführte Gemisch von Kohlensäure und Kohlenoxyd, von atmosphärischer Luft, Rauch,
                              Asche und Kohle nicht bald zu sehr nothleiden, beschädigt und unbrauchbar werden.
                              Bei sorgfältiger Untersuchung fanden die Experten zwar, daß im vorliegenden Falle
                              der Betriebscylinder nach ziemlich langem Betriebe noch vollständig gut erhalten
                              war. Die Oberfläche desselben war noch glatt und rein, wie wenn kein fremder Körper
                              in Berührung mit ihr gekommen wäre, was keineswegs der Fall seyn konnte, da der
                              Kolben durchwegs mit Kohletheilchen und anderen Unreinigkeiten bedeckt war. Allein
                              dieß genügt noch keineswegs zur Entscheidung der Frage, ob bei längerem Gebrauch die
                              erwähnten Stoffe sich nicht nachtheilig für die Erhaltung der damit in Berührung
                              kommenden Maschinentheile erweisen würden.
                           Was die Wärme betrifft, welche bei solchen Maschinen gewöhnlich durch den Austritt
                              der noch ziemlich heißen verbrauchten Luft verloren geht, so hat Belou zur Vermeidung dieses Wärmeverlustes keine
                              besondere Vorkehrung getroffen, sondern läßt jene Gase frei in die Luft austreten.
                              Ihre Temperatur hat sich bei den Versuchen ziemlich genau ermitteln lassen und die
                              nöthigen Angaben hierüber folgen unten bei näherer Besprechung dieser Versuche.
                           Nachdem der Berichterstatter hier noch zur Vergleichung auf die früher von ihm mit
                              einer kleineren Belou'schen Maschine unternommenen
                              VersucheIm polytechn. Journal Bd. CLXXVII S.
                                       413. aufmerksam gemacht hat, wird nun die Maschine in der Papierfabrik zu Cusset speciell betrachtet.
                           
                           Dieselbe war ursprünglich für eine Oelmühle in Saint-Ouen bestimmt, wo sie
                              möglichst wenig Raum einnehmen sollte, weßhalb sie mit verticalen Cylindern versehen
                              worden ist und die ganze Anordnung eine ziemliche Höhe erhalten hat. Sie wurde, wie
                              bereits bemerkt, von dem Mechaniker Mazeline gebaut. Nur
                              einige Details und im Besonderen die später noch näher zu besprechende
                              Schmiervorrichtung sind unter der unmittelbaren Leitung von Jouffray und Sohn in Vienne ausgeführt worden.
                              Das Gewicht der Maschine beträgt 35,000 Kil. (700 Zollctner.) und dasjenige des
                              Schwungrades 15,000 Kil. (300 Zollctner.), das Gesammtgewicht also nicht weniger als
                              50,000 Kil. (1000 Zollctner.), woraus auf die Mächtigkeit der Maschine geschlossen
                              werden kann.
                           Die Maschine selbst besteht aus einem Speisecylinder oder einer Luftpumpe,
                              vermittelst welcher die äußere atmosphärische Luft angesaugt, comprimirt und dann
                              mittelst einer Röhrenleitung in einen geschlossenen Herd getrieben wird und, nachdem
                              sie sich erhitzt und mit den Verbrennungsgasen vermischt hat, in den Arbeitscylinder
                              gelangt, wo sie theils mit Volldruck, theils durch Expansion auf den Kolben wirkt,
                              und endlich in einen Schornstein, freilich noch mit ziemlich hoher Temperatur,
                              austritt.
                           Diese ganz neu angeordnete Maschine ist in den Figuren 1–4 abgebildet,
                              und zwar zeigt Fig.
                                 1 einen Grundriß der ganzen Maschine, Fig. 2 einen
                              Verticalschnitt durch die Achse der beiden Cylinder, Fig. 3 einen
                              Horizontalschnitt durch die Tragsäulen unter den beiden Cylindern und Fig. 4 eine
                              Seitenansicht der ganzen Maschine.
                           Wie aus diesen Figuren zu ersehen, besteht die Maschine aus vier Haupttheilen: 1) aus
                              dem Feuerherd A und dem Zubehör; 2) aus dem
                              Speisecylinder oder der Luftpumpe F; 3) aus dem
                              Betriebscylinder D und 4) aus dem Gestell H, H und den Bewegungsmechanismen, wozu namentlich die
                              beiden Kettenstangen P, P', die Kurbelstangen Q, Q', die Kurbeln m und n, und die Haupttreibwelle M
                              mit dem Schwungrad V gehören.
                           Der geschlossene Feuerherd A besteht aus einer
                              cylindrischen Umhüllung von Gußeisen, in welche die vom Speisecylinder kommende Luft
                              unter dem Gestell bei A' eintritt und aus welcher sie,
                              nachdem sie sich erhitzt hat, durch die Röhre A'' in den
                              Treibcylinder D gelangt. Dabei ist B der Trichter, in den man das Brennmaterial
                              einschüttet, welches durch ein vom Getriebe B' von der
                              Hauptwelle aus bewegtes Drehventil dem inneren Herd gehörig vertheilt zugeführt
                              wird, während C, C' Thüren des Feuerraumes und des
                              Aschenfalles, c den Mechanismus des Rüttlers oder
                              Rostschürers und c', c' die Mannlöcher bedeuten. D zeigt den Treibcylinder mit seinem Kolben D', in welchen die comprimirte und erhitzte Luft direct durch das Rohr A'' eintritt und durch die Entleerungsventile E, E' und das Rohr U
                              entweicht. d ist eine doppelte Umhüllung, in welcher die
                              vom Speisecylinder oder der Luftpumpe F abgeführte Luft
                              circulirt, damit sie sich vorläufig an der inneren Wand des Treibcylinders erwärme
                              und zugleich diesen abkühle. F zeigt ebenso den
                              Speisecylinder mit dem Kolben F'. Die frische
                              atmosphärische Luft tritt in diesen Cylinder durch die Ventile f ein, welche mit der äußeren freien Luft in Verbindung
                              stehen. Sie communicirt hernach durch das Rohr g mit der
                              doppelten Umhüllung d des Cylinders D und wird von da durch ein zwischen den Tragsäulen
                              angebrachtes besonderes Rohr (welches jedoch in den Zeichnungen nicht angegeben ist)
                              in den geschlossenen Feuerraum A getrieben, von wo sie,
                              wie schon bemerkt, durch das Rohr A'' als Betriebsluft
                              in den Cylinder D zurückgelangt und alsdann durch die
                              Ventile E, E' und das Rohr U
                              in das Freie entweicht. H, H, H, H sind die Säulen,
                              wodurch die Maschine gestützt und getragen wird, und an welchen zugleich die
                              Geradführungen für die Kolbenstangen P, P' befestigt
                              sind.
                           Der Betriebscylinder hat einen Durchmesser von 1,40 Met. und dessen Kolben einen Hub
                              von 1,50 Met. Der Speisecylinder dagegen hat einen Durchmesser von 1,00 Met. und
                              sein Kolben denselben Hub von 1,50 Met. Das Volumen des ersteren ist demnach
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 185, S. 412
                              
                           und dasjenige des letzteren
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 185, S. 412
                              
                           Kub. Met., so daß also der Inhalt des Speisecylinders nur
                              ungefähr die Hälfte von jenem des Treibcylinders beträgt. Beide Cylinder sind im
                              ersten Stockwerk der Fabrik nebeneinander angeordnet und von je vier gußeisernen
                              Säulen H getragen, zwischen welchen unten am Boden die
                              Lager für die horizontale Betriebswelle M angebracht
                              sind. Diese Welle hat einen Durchmesser von 0,30 Met. und ist mit den beiden Kurbeln
                              von 0,73 Met. Länge versehen, welche mit den Kurbel- und Kolbenstangen und
                              dadurch mit dem Betriebs- und Speisecylinder in Verbindung stehen. Diese
                              beiden Cylinder sind doppeltwirkend, und erfolgt die Regulirung des Luftzutrittes
                              bei dem Speisecylinder durch das selbstthätige Spiel der Ventile f, bei dem Betriebscylinder hingegen mittelst Excentrics
                              durch Daumenstangen, welche das Spiel der Ventile E, E'
                              bewirken. Die Ventile des ersteren haben einen Durchmesser von 0,27 Met. und einen
                              Hub von 0,035 Met.; die des letzteren dagegen haben einen Durchmesser von 0,33 Met.
                              und den gleichen Hub von 0,035 Met. Jene bieten daher der Luft eine Durchgangsfläche von 0,0594 Quadratmet.
                              und diese eine solche von 0,0726 Quadratmet., also bloß ungefähr ein Zwanzigstel des
                              Cylinderquerschnitts dar.
                           Während des Ganges wird nun von der Luftpumpe ungefähr 1 Kubikmet. atmosphärische
                              Luft angesaugt, die noch vor dem Hubwechsel so stark comprimirt wird, daß sie im
                              Stande ist das Ausgangsventil zu öffnen, von welchem sie zunächst durch das Rohr g nach dem Mantel d oder
                              zwischen die doppelte Umhüllung des Betriebscylinders gelangt, um, wie bereits
                              bemerkt, die hier angesammelte Wärme aufzunehmen und zugleich die Wände des
                              Betriebscylinders vor zu großer Erhitzung zu schützen.
                           Von der Umhüllung d strömt die vorgewärmte Luft durch ein
                              0,25 Met. weites, folglich
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 185, S. 413
                              
                           Quadratmeter Querschnitt fassendes und vielleicht etwas zu
                              enges Rohr, welches zwischen den Tragsäulen auf den Boden herabreicht und unter dem
                              Gestell bei A' in den Feuerherd A einmündet, in den Zeichnungen jedoch nicht zu sehen ist.
                           Der Feuerraum A ist in einem horizontalen Cylinder aus
                              Gußeisen von 1,20 Met. Durchmesser und 2,00 Met. Länge eingeschlossen. Sein Inhalt
                              von 2,26 Kubikmet. wird größtentheils von dem den Rost umgebenden Mauerwerk aus
                              feuerfesten Steinen ausgefüllt, so daß für die Luft und Verbrennungsgase im Inneren
                              bloß ein ringförmiger Raum von 0,02 Met. Weite übrig bleibt. Die zugeführte, bereits
                              vorgewärmte Luft wird zum Theil durch den Rost geleitet, der bei 0,80 Met. Breite
                              aus 24 Roststäben von 1 Met. Länge gebildet wird und zwischen den Stäben im Ganzen
                              bloß einen freien Zwischenraum von 0,40 Quadratmeter besitzt. Dieser Zwischenraum
                              wird aber noch etwas verringert durch drei Reihen Rostreiniger oder Rostschürer, die
                              sich von Außen bewegen lassen und gestatten, die Kohlen auf dem Rost umzuschüren,
                              ohne den Herd selbst öffnen zu müssen. Die Roststäbe ruhen hinten auf einem festen
                              Querträger, vorn aber auf einer beweglichen Traverse, welche es möglich macht den
                              Roststäben von Außen her eine beliebige Neigung bis zu 45° zu geben.
                           Die durch die Zwischenräume der Roststäbe in den Feuerraum getriebene Luft strömt von
                              da durch den ringförmigen Raum zwischen den Wänden des eingesetzten feuerfesten
                              Mauerwerks und dem Cylindermantel, und hierauf durch das Rohr A'' in den Treibcylinder D, oder, wenn man die
                              Maschine anhalten oder langsamer gehen lassen will, durch das Austrittsrohr U und den Schornstein in's Freie. Außerdem ist die Maschine mit einem
                              Sicherheitsventil, das auf 2,5 Atmosphären gespannt, versehen, durch welches die
                              überschüssige erhitzte Luft entweicht. Da jedoch die Maschine gewöhnlich nur mit
                              einem Druck von 2 Atmosphären, statt, wie es vorgeschlagen war, mit 3 Atmosphären
                              arbeitet, so dürfte dieses Sicherheitsventil füglich wegbleiben, um so mehr, als man
                              es auch sonst in der Gewalt hat, die durch den Rost strömende Luftmenge durch ein
                              besonderes Ventil zu reguliren und demgemäß die Temperatur und den Druck derselben
                              innerhalb der passenden Grenzen zu erhalten.
                           Am Vordertheil des cylindrischen Feuerherdes und über der höchsten Stelle, die der
                              Rost einnehmen kann, befindet sich der Rumpf oder Kohlentrichter B zur Aufnahme des Brennmaterials. Derselbe ist oben mit
                              einem durch eine Schraube verschließbaren Deckel und unten mit einem von der
                              Betriebswelle aus mittelst Excentric, conischen Rädern und Sperrklinke in Umdrehung
                              versetzten durchbrochenen Schieber versehen, durch welchen die Kohlen nach und nach
                              auf den darunter befindlichen Rost gelangen. Bei c ist
                              überdieß der Mechanismus zur Bewegung der Rostschürer, bei c', c' (Fig. 2) sind die Mannlöcher auf der hinteren und bei C, C' (Fig. 4) die Herd-
                              und Aschenfallthüren auf der vorderen Seite des Ofens.
                           Ist der Kohlentrichter leer, was durch einen anderen, ebenfalls von Außen zu
                              handhabenden Schürstab angezeigt wird, so öffnet man ihn und füllt ihn auf's Neue,
                              ohne daß der Gang der Maschine unterbrochen werden muß. Letzteres geschieht nur
                              dann, wenn der Rost sich nach einiger Zeit mit Schlacken angesammelt hat, um diese
                              zu entfernen, oder die Maschine sollst zu reinigen.
                           Indessen hätte dieser Uebelstand auch leicht durch Anbringung einer zweiten Feuerung,
                              welche dann mit der ersten abwechselnd in Betrieb genommen würde, vermieden werden
                              können.
                           Bei einer früheren Maschine hatte Belou ein besonderes
                              Reservoir für die comprimirte Luft angebracht, wodurch es möglich war, die Maschine
                              nach dem Anhalten und Reinigen des Rostes sogleich wieder in Gang zu setzen. Zu
                              Cusset bedient man sich hierzu einer vorhandenen Turbine von 50 Pferdekräften,
                              welche man auf die Treibwelle der Heißluftmaschine einwirken und diese erst einige
                              Umläufe machen läßt, bevor sie dann die Bewegung von selbst fortsetzt. Belou hält übrigens ein Reservoir von 3–4
                              Kubikmet. für genügend, um die Maschine damit in Gang zu bringen, und es dürfte dieß
                              auch richtig seyn, wenn dasselbe während der Zwischenzeit gehörig luftdicht erhalten
                              werden könnte. Indessen ist nicht zu verkennen, daß die Ingangsetzung der Maschine
                              eine wirkliche Schwierigkeit dieses Systemes der Heißluftmaschine bildet.
                           
                           Bevor wir uns zu den Versuchen selbst wenden, mag hier noch eine Bemerkung über die
                              oben angeführte mechanische Schmiervorrichtuug Platz finden, vermittelst welcher die
                              sich reibenden Theile an beiden Cylinderkolben und ihren Dichtungen regelmäßig mit
                              Seifenwasser geschmiert werden. Diese Schmierbüchse wird von einem höher gelegenen
                              Reservoir, in welches das Seifenwasser mittelst einer kleinen Pumpe (von Messing)
                              gepumpt wird, mit dieser Flüssigkeit gefüllt und, nachdem die Zuführungsöffnung
                              geschlossen, mittelst Hähnen in Verbindung gesetzt einerseits durch den Boden mit
                              beiden Kolbenstangen, andererseits durch den Scheitel mit dem Betriebscylinder in
                              der Art, daß der Luftdruck im letzteren die Flüssigkeit durch die hohlen Stangen in
                              das Innere der Kolben bis an die Dichtungen derselben treibt. Ist die Büchse leer,
                              so läßt man die eingeschlossene Luft in's Freie entweichen und speist dieselbe von
                              Neuem auf gleiche Art.
                           Wohl verlangt diese Vorrichtung zur Bedienung einen besonderen Arbeiter; die Ausgabe,
                              welche sie sonst verursacht, ist indessen nicht beträchtlich.
                           Die Experten haben während ihren Versuchen auch den Verbrauch des Seifenwassers
                              aufgezeichnet, um den Einfluß zu erfahren, welchen die Verdampfung dieses Wassers
                              auf den dynamischen Effect haben möchte. Der Verbrauch an Wärme, der hieraus
                              resultirt, war jedoch, wie weiter unten näher angegeben werden wird, nur
                              unbedeutend.
                           Was nun die mit der Belou'schen Heißluftmaschine zu Cusset
                              angestellten Versuche selbst betrifft, so muhte von der beabsichtigten Berechnung
                              mit dem Prony'schen Zaum abgesehen werden, weil es sich
                              durch eine vorläufige Untersuchung herausstellte, daß der Treibriemen von der
                              Treibwelle nach den Papiermaschinen der Fabrik jedesmal nachlies, wenn die Kurbel
                              den todten Punkt zu passiren hatte, daß folglich das 15,000 Kil. (300
                              Zoll-Ctr.) schwere Schwungrad noch zu schwach war, um eine ganz gleichmäßige
                              Rotationsbewegung zu erzielen, ohne welche das Bremsdynamometer keine zuverlässigen
                              Resultate geliefert haben würde. Die Experten beschränkten sich daher darauf, den
                              Verbrauch des Brennmaterials und des Seifenwassers, den Druck und die Temperatur der
                              Betriebsluft, und die Umdrehungsgeschwindigkeit der Betriebswelle zu beobachten,
                              zugleich aber auch mit einem genauen Porter-Richard'schen Indicator mehrere Diagramme während des Ganges
                              der Maschine abzunehmen und die Leistungsfähigkeit der Maschine aus diesen
                              Beobachtungen und Diagrammen durch Rechnung zu ermitteln.
                           Während dieser Versuche hatte die Maschine für die Fabrik zu treiben:
                           
                           1) vier große (hohle, mit Drahtsieb überzogene) Cylinder von
                              0,80 Met. Durchmesser und gleicher Länge, jeder 1100 Kil. (22 Zollctr.) wiegend und
                              bei 150 Umdrehungen per Minute für alle vier etwa 24
                              Pferdekräfte in Anspruch nehmend;
                           2) eine Pumpe von 0,29 Met. Durchmesser und 0,50 Met. Hub und 8
                              Met. Ausgußhöhe, welche bei 18 Umdrehungen per Minute
                              etwa 3 Pferdekräfte zum Betriebe bedarf;
                           3) eine Satinirmaschine, welche allerdings nur zeitweise im
                              Gange war, aber eine namhafte Kraft zu ihrem Betriebe erfordert;
                           4) eine sehr ausgedehnte Transmission, deren Betriebskraft
                              ebenfalls nicht genau angegeben werden kann.
                           Alles dieses zusammengenommen dürfte im Minimum einer Betriebskraft von 30
                              Pferdekräften gleichkommen.
                           In der folgenden Tabelle sind nun die während des Ganges der Maschine gemachten
                              Beobachtungen zusammengestellt.
                           Tabelleüber
                                 die an der Belou'schen Maschine zu Cusset am 28. August 1865 gemachten
                                 Beobachtungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 185, S. 416
                              Beobachtungszeit; Bemerkungen;
                                 Brennmaterial im Trichter; Luftdruck, angegeben durch die Manometer der
                                 Luftpumpe; in der unteren Kammer; in der oberen Kammer; Anzahl der Umdrehungen
                                 p. Min.; Der Rost ist leer und die Maschine
                                 kalt; Es wird angeheizt, indem man einige glühende Kohlen auf ungefähr 2 Kil.
                                 Holz und Hobelspäne wirft. Gleichzeitig wird der Rost aufgehoben; Man setzt in
                                 den Herd 73 Kil. Steinkohlen von St. Etienne à 25 Fr. per Tonne; Der Rost wird
                                 gesenkt, die Kohle darauf gegeben u. nachher ersterer wieder gehoben; Dieselbe
                                 Operation wird wiederholt; Der Herd ist heiß genug, um die Maschine anzulassen;
                                 Es werden alle Zapfen geschmiert; Es werden nochmals 73 Kil. Kohlen derselben
                                 Art eingesetzt; Der Rost wird gesenkt, gestillt und wieder gehoben
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 185, S. 417
                              Beobachtungszeit; Bemerkungen;
                                 Brennmaterial im Trichter; Luftdruck, angegeben durch die Manometer der
                                 Luftpumpe; in der unteren Kammer; in der oberen Kammer; Anzahl der Umdrehungen
                                 p. Min.; Man zieht die Asche weg und schließt
                                 die Thüren des Herdes; Die Turbine wird in Gang gesetzt; Die Ingangsetzung macht
                                 sich ohne Gefahr und nach 4 Umläufen bewegt sich die Maschine bei einem
                                 Luftdruck v. 2 Atmosphären von selbst; Das Manometer der Luftpumpe zeigt einen
                                 Druck von 2,10 Atmosphären; Die Anzahl der Umdrehungen per Min. ist; Druck in der oberen Kammer und Anzahl der Umdrehungen
                                 per Min.; Druck in der unteren Kammer u. Anzahl
                                 der Umdrehungen per Min.; Anzahl der Umdrehungen per Min.; Der Trichter ist leer und wird gefüllt;
                                 Anzahl der Umdrehungen per Min.; Der Trichter wird
                                 wieder gefüllt; Die Maschine geht langsamer; Man hält die Maschine an, um den
                                 Rost zu reinigen; Der Rumpf wird wieder gefüllt; Die Maschine geht von Neuem;
                                 Der Druck in der unteren Kammer ist; Die Anzahl der Umdrehungen per Min. ist; Dieselbe ist; Sie ist; Der Druck in
                                 der unteren Kammer ist; Der Trichter wird nochmals gefüllt; Die Zapfen laufen
                                 warm und werden abgekühlt; der Druck ist; Der Trichter oder Rumpf ist leer; Der
                                 Versuch wird als beendigt betrachtet, obschon die Maschine noch fortläuft
                              
                           Die Angaben, welche aus dieser Tabelle resultiren, resumiren sich wie folgt:
                           
                              
                                 Dauer der Ingangsetzung des Herdes (von 9h50'–12h 30')
                                 2
                                 Stund.
                                 40
                                 Min.
                                 
                              
                                 Dauer des ersten Ganges der Maschine (von 12h 30'–2h 23')
                                 1
                                 „
                                 53
                                 „
                                 
                              
                                 Dauer der Unterbrechung zur Reinigung des Rostes
                                    (von    2h 23'–2h 50')
                                 –
                                 „
                                 27
                                 „
                                 
                              
                                 Dauer des zweiten Ganges der Maschine (von 2h 50'–4h 3')
                                 1
                                 „
                                 13
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Brennmaterialverbrauch zum Anheizen
                                 146
                                 Kil.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Brennmaterialverbrauch für die erste Periode
                                 81
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Brennmaterialverbrauch für die zweite Periode
                                 54
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kohlenrückstände
                                 38
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Zeit der Unterbrechung des Ganges zur Reinigung des Rostes hätte noch mehr
                              abgekürzt werden können; aber man zog es vor Alles im normalen Gang vorzunehmen. Die
                              38 Kil. Kohlenrückstände, hervorgegangen aus dem Gesammtverbrauch von 146 + 81 = 227
                              Kil., sind 19 Kil. guten Steinkohlen gleichzusetzen, deßhalb ergibt sich der
                              definitive Verbrauch an Brennmaterial nach gehöriger Reduction wie folgt:
                           
                              
                                 Kohlenverbrauch während der ersten Periode des
                                    Versuches:
                                 74,4
                                 Kil.,
                                 
                              
                                     also während der Stunde
                                    (74,4: 1h 53')
                                 39,5
                                 „
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch während der zweiten Periode des
                                    Versuches:
                                 49,60
                                 „
                                 
                              
                                     also während der Stunde
                                    (49,60: 1h 13')
                                 40,3
                                 „
                                 
                              
                           Hieraus ergibt sich also ein durchschnittlich stündlicher
                              Kohlenverbrauch von 39,9 Kilogrammen.
                           Bei einem früheren Versuch, welchen Hr. Mayer, Director
                              des Geschäftes, anstellte, ergab sich der stündliche Kohlenverbrauch zu 56 Kil.,
                              also bedeutend höher, wobei indessen zu bemerken ist, daß die Maschine damals fünf
                              Papiercylinder, statt bloß vier, zu bewegen hatte.
                           Bezüglich des Verbrauches an Seifenwasser zum Einschmieren der Cylinderkolben haben
                              die Experten gefunden, daß derselbe per Stunde 58 Liter
                              betragen habe, und daß der aus der Verdampfung dieses Wassers hervorgehende
                              Wärmeverlust nicht bedeutend gewesen sey.
                           Aus obiger Tabelle ergibt sich weiter, daß die Maschine während der ganzen Dauer des
                              Versuches im Mittel 23 Umdrehungen per Minute gemacht
                              habe, eine Geschwindigkeit, die dem regelmäßigen Gange der Maschine entsprach, und
                              welche wir auch der folgenden Berechnung der Leistungsfähigkeit zu Grunde legen
                              werden.
                           Im Weiteren ist in der Tabelle der Luftdruck in der oberen und unteren Kammer der
                              Luftpumpe in verschiedenen Stadien des Versuches angegeben, und man bemerkt, daß die
                              hierauf bezüglichen Angaben ziemlich verschieden sind, was seinen Grund darin haben
                              mag, daß die beiden benutzten Manometer durch verschieden lange Röhren mit dem
                              Deckel und Boden verbunden waren. Die Zeiger der Manometer oscillirten überdieß in
                              Folge der Druckänderungen während der Zusammendrückung und der Verbindung mit dem
                              Herd. Das Mittel aus den Maximalpressungen war 2,9 Atmosphären. Man kann aber
                              annehmen, daß der gewöhnliche Druck nur etwa 2 Atmosphären, also das Doppelte des
                              gewöhnlichen
                              atmosphärischen Druckes betragen habe, wobei im Mittel der vom oberen Manometer
                              angezeigte Druck im Verhältniß von 1,23 : 1 größer war als der vom unteren Manometer
                              angezeigte Druck.
                           Während der Versuche sind, wie schon bemerkt, mittelst eines genauen Porter-Richard'schen Indicators mehrere Diagramme
                              behufs der Bestimmung des Nutzeffectes der Maschine abgenommen worden, von denen wir
                              zwei wiedergeben. Davon bezieht sich das Diagramm Fig. 5 auf den
                              Speisecylinder oder die Luftpumpe, und das andere Fig. 6 auf den
                              Treibcylinder. Im Speisecylinder steigt der Druck, von 1 Atm. anfangend, bis zu 1,94
                              Atm.; dann bleibt er auf eine längere Strecke ungefähr constant, bis er, im
                              Augenblick des Kolbenwechsels, wieder auf 1 Atm. sinkt. Die Periode der
                              Zusammendrückung entspricht hiernach 0,515, also etwa der Hälfte des Kolbenlaufes,
                              und man wird die Uebereinstimmung dieser Indicatorangaben mit den an dem Manometer
                              beobachteten Pressungen bemerken.
                           Im Treibcylinder ist der Druck anfangs etwa 1,68 Atm. und er bleibt nahezu derselbe
                              bis zum Moment der Expansion, welche ungefähr bei 2/3 der Kolbenlaufes beginnt, und
                              zwar ein wenig bevor der Kolben die Mitte seines Laufes, genau 0,389 des totalen
                              Laufes erreicht hat. Die Zuströmung der Luft wird dann abgesperrt und die
                              eingeschlossene Luft wirkt nur noch durch ihre Expansion, bis ihre Spannung am Ende
                              des Hubes wieder auf 1 Atm. gefallen ist.
                           Im unteren Theile des Cylinders sind die Bedingungen des Zuflusses etwas anders, und
                              zwar läßt Belou zur Ausgleichung des circa 2000 Kil. (40 Ctr.) betragenden Kolbengewichtes
                              die Einströmung daselbst etwas länger andauern, was jedoch in den Diagrammen nicht
                              sichtbar ist, weil dieselben nur vom oberen Theile des Cylinders abgenommen worden
                              sind.
                           Man bemerkt übrigens, daß die Maximal-Spannung im Speisecylinder immer
                              merklich größer ist als im Treibcylinder. Die Differenz beträgt nämlich 1,94
                              – 1,68 = 0,26 oder circa 1/4 Atm. Dieß rührt von
                              den Widerständen im Herd, den theilweise zu engen Röhren und den vielen Biegungen
                              der letzteren her.
                           Um nun mittelst dieser Diagramme die mechanische Arbeit des Treibcylinders zu finden,
                              muß man weiter berücksichtigen, daß die mittlere Ordinate der Diagramme von der
                              Luftpumpe (Fig.
                                 5) einem mittleren Druck von 1,640 Atm., die des Treibcylinders (Fig. 6) dagegen
                              einem solchen von 1,485 Atm. entspricht. Diese Zahlen ergaben sich aus folgenden
                              Versuchsresultaten:
                           Die Feder des Indicators, dessen Kolbendurchmesser 20 Millimeter betrug, gab bei einem Kilogramm
                              Belastung um 6 Millimeter nach, woraus man leicht durch Rechnung findet, daß bei
                              einem Druck von 1 Atm. die Feder um 19,471 Millimet. nachgeben wird. Durch eine
                              sorgfältige Quadratur des Diagrammes Fig. 5 für den
                              Speisecylinder findet man die mittlere Ordinate gleich 12,44 Millimet. und diese
                              entspricht dem Druck von 1,640 Atm. Ebenso findet man auf gleiche Weise aus dem
                              Diagramm Fig.
                                 6 für den Treibcylinder die mittlere Ordinate gleich 9,826 Millimet.,
                              welche daher dem mittleren Druck von 1,485 Atm. entspricht, der, wie man sieht, nur
                              etwa 9/10 desjenigen im Speisecylinder beträgt. Um den wirksamen Druck in beiden
                              Cylindern zu erhalten, muß man nun noch den Gegendruck der äußeren Luft abziehen,
                              und dann erhält man für den effectiven Druck im Speisecylinder 1,640 – 1 =
                              0,640 Atm. und im Treibcylinder bloß 1,485 – 1 = 0,485 Atm.
                           Die vom Indicator angezeigte mechanische Arbeit des Treibcylinders per Secunde ist somit, bei der beobachteten
                              Geschwindigkeit von 23 Umdrehungen per Minute,
                              ausgedrückt durch:
                           (2 . 23)/60 . 0,485 . 10330 . 2,309 = 8865 Kil. Met. = 119,74
                              Pferdekräfte.
                           Die vom Kolben der Luftpumpe in derselben Zeit consumirte Arbeit ist dagegen
                              ausgedrückt durch:
                           (2 . 23)/60 . 0,640 . 10330 . 1,178 = 5970 Kil. Met. = 80,62
                              Pferdekräfte.
                           Nehmen wir in runden Zahlen die vom Treibcylinder erzeugte Arbeit zu 120
                              Pferdekräften und die im Speisecylinder consumirte zu 80 Pferdekräften an, so
                              ersieht man, daß durch die Luftzuführung oder Speisung der Maschine allein 2/3 der
                              ganzen enwickelten Arbeit des Treibcylinders aufgezehrt wird. Und was den Rest oder
                              das dritte Drittel der erzeugten Arbeit betrifft, so ist dasselbe nicht ganz
                              effectiv, weil ein Theil davon durch Reibung und sonstige Widerstände verloren geht.
                              Rechnen wir nun die wirkliche Nutzwirkung zu 9/10 der indicirten Arbeit, so ergibt
                              sich die wirkliche verfügbare Arbeit der Maschine bloß zu:
                           119,74 . 0,9 – 80,62 = 27,14 Pferdekräfte.
                           Dieses Resultat, welches durch einige schon angedeutete Veränderungen in der
                              Einrichtung der Maschine etwas erhöht werden könnte, kann nun dazu dienen, um den
                              Kohlenverbrauch per Stunde und Pferdekraft zu ermitteln.
                              Man findet auf Grund der früheren Ermittelung, wornach die Maschine im Mittel 40
                              Kil. (statt 39,9 Kil.) Kohle per Stunde verbraucht, daß
                              eine Indicator-Pferdestärke derselben etwa 2 Kil.
                                 Kohle in der Stunde erfordert. Das vorhin angenommene Verhältniß einer
                              effectiven zu einer Indicator-Pferdekraft von 9/10 ist jedenfalls günstig und darnach stellt sich der Kohlenverbrauch für eine effective
                                 Pferdekraft auf 40 : 27,14 = 1,44 Kil., was ungefähr jenem der besseren
                                 Dampfmaschinen gleichkommt.
                           Die Zahl 1,44 drückt somit den wirklichen Kohlenverbrauch der
                                 Belou'schen Maschine per Pferdekraft und Stunde in
                                 Kilogrammen aus.
                           Wie bei allen Motoren, bei welchen durch Umsetzung der Wärme mechanische Arbeit
                              hervorgebracht wird, entsteht auch bei der vorliegenden Belou'schen Heißluftmaschine ein Verlust an Wärme und dadurch auch an
                              mechanischer Arbeit, aus dem Umstande, daß die Luft bei ihrem Austritt noch eine
                              ziemlich bedeutende Temperatur besitzt und eine entsprechende Wärmemenge mit
                              fortnimmt, welche für die Ausnutzung natürlich verloren geht.
                           Die Experimentatoren haben diesen Verlust zu ermitteln gesucht, indem sie die
                              Temperatur der entweichenden Luft und daraus den Verlust an Wärme und Arbeit
                              bestimmten.
                           Dazu wurden wiederholt kleine Platten aus Zinn und Blei im Schornstein und
                              Ausgangsrohr der Luft aufgehängt, und da die Zinnplatten zum Schmelzen kamen,
                              während die Bleiplatten den Schmelzpunkt noch nicht erreicht hattenDas Zinn schmilzt bei 230° C. und das Blei bei circa 330° = 335° C., so konnte man schließen, daß die Temperatur der im Kamin entweichenden Luft
                              ungefähr 250° C. betragen habe. Zudem wurde im Schornstein ein Gußstück
                              aufgehängt und, nachdem es darin so lange verweilt bis es die gleiche Temperatur mit
                              den abziehenden Gasen angenommen hatte, in einem bestimmten Wasserquantum (von
                              bekannter Temperatur) plötzlich abgekühlt, und daraus die Temperatur der Luft
                              berechnet. Der Gußblock wog 2 Kil. und das Wasserquantum (in einem Holzkübel) 6
                              Kil.; die anfängliche Temperatur des Wassers war 18° C., die Temperatur des
                              Wassers nach der Abkühlung des Gußstückes 28° C., die Zunahme der Temperatur
                              also 10°. Setzt man daher die unbekannte Temperatur des Gußstückes beim
                              Eintauchen = x, so bestimmt sich dieselbe durch die
                              Formel:
                           2 . 0,14 (x – 28) = 6 . 10,
                              worausx = 242° C.
                           Nimmt man darum die wirkliche Temperatur der entweichenden Luft etwas höher zu
                              250° C. an, so ergibt sich der stündliche Wärmeverlust durch die
                              entweichenden Gase zu:
                           
                           2 . 23 . 60 . 2,309 . 1,29/(1 + 250 . 0,00367) . 0,23 . 250 =
                              246000 Calorien.
                           Rechnet man hierzu den weiteren Verlust an Wärme, welcher zur Verdampfung des oben
                              angegebenen Quantums von 18 Kil. Seifenwasser absorbirt worden, welchen die Experten
                              zu 24,000 Calorien schätzten, so erhält man einen Gesammtwärmeverlust von 270,000
                              Calorien, oder, wenn man annimmt, daß die Luft vom Treibcylinder bis zum Abzugsrohr
                              sich schon etwas abkühlt, von etwa 300,000 Calorien per Stunde. Dieser Wärmeverlust entspricht nun
                              aber einem stündlichen Kohlenverbrauch von mindestens 35
                              Kil., so daß von dem wirklich verbrauchten
                              Brennmaterial von 40 Kil. in der Stunde kaum 5 Kil. übrig
                              bleiben, welche zur nützlichen Wirkung verwendet worden sind. Da diese 5 Kil. Kohle
                              42500 CalorienTresca hat hier die Heizkraft der Kohle ziemlich
                                    hoch angenommen. Nehmen wir dieselbe für 1 Kil. guter Kohle zu 7500 Calorien
                                    an, so geben 5 Kil. derselben bloß 37500 Calorien, und diese entsprechen
                                    einer mechanischen Arbeit von 15,937,500 per
                                    Stunde oder circa 59 Pferdekräften per Secunde, also noch immerhin ungefähr einer
                                    doppelt so großen Arbeit, als die Maschine in Wirklichkeit geleistet
                                    hat. entsprechen, so repräsentiren diese, das mechanische Wärmeäquivalent zu 425
                              Kil. Met. angenommen, eine mechanische Arbeit von 18,062,500 Kil. Met. per Stunde oder
                           18,062,500/(75 . 60 . 60) = 18,062,500/270,000 = 66 Pferdekräfte
                              per Secunde.
                           Da diese Zahl von der Totalleistung der Maschine nicht einmal zur Hälfte erreicht
                              worden ist, so kann man daraus den Schluß ziehen, daß es noch andere Kraft-
                              und Wärme-Verlustquellen geben müsse, unter welchen wir bloß noch diejenigen
                              anführen wollen, welche aus dem Abgang der Wärme am Herd und an allen mit der heißen
                              Luft in Berührung kommenden Maschinentheilen durch Ausstrahlung oder Leitung
                              resultiren. Diese Verluste ließen sich allerdings noch vermindern und entsprechend
                              könnte damit auch der Kohlenverbrauch per Pferdekraft
                              und Stunde noch mehr erniedrigt werden. Doch darf hierbei nicht übersehen werden,
                              daß eine derartige Vervollkommnung der Maschine vielleicht nur mit sehr bedeutenden
                              Veränderungen ihres jetzigen Constructionssystemes sich erzielen ließe.
                           Nach den vorstehenden Versuchsresultaten sind wir zu dem Schlusse berechtigt, daß die
                              Heißluftmaschine von Belou auch in ihrer jetzigen Gestalt
                              noch nicht geeignet ist die Dampfmaschine zu verdrängen. Dieselbe besitzt zwar, wie
                              alle Heißluftmaschinen, den großen Vortheil, daß sie nur Luft und Brennstoff,
                              aber kein Wasser, welches oft selten ist, und keinen Dampf, also auch keinen
                              Dampfkessel nöthig hat, der leider nur zu oft durch unvorhergesehene Explosionen zu
                              großen Unglücksfällen Anlaß gibt.
                           Auf der anderen Seite sehen wir aber, daß die Heißluftmaschine, statt mit einem
                              Dampfdruck von 5–7 Atmosphären, nur mit einem Luftdruck betrieben wird,
                              welcher über den äußeren Druck der atmosphärischen Luft kaum eine halbe Atmosphäre
                              beträgt, und daß in Folge dessen dieselbe übertrieben große Dimensionen erhält, was
                              nicht nur zu einer Vermehrung der Erstellungskosten führt, sondern sie auch zu einer
                              verhältnißmäßig plumpen und schwerfälligen Maschine macht. Ferner ist es für
                              dieselbe auch nicht günstig, daß sie 2/3 bis 3/4 der erzeugten Arbeit sofort wieder
                              zur eigenen Speisung, d.h. zur Luftzuführung verzehrt, abgesehen davon, daß durch
                              diese Anordnung die ganze Anlage complicirter wird.
                           Im Uebrigen verliert man sowohl bei Dampfmaschinen als bei Heißluftmaschinen ungefähr
                              9/10 der überhaupt erzeugten Wärme, und da auch die Unterhaltungskosten für den
                              Dampf und die heiße Luft sich so ziemlich gleich herausstellen, so wäre zu einer
                              vollständigen Vergleichung beider Motoren nur noch auszumitteln, wie hoch das
                              Anlagecapital bei beiden sich für den gleichen Effect herausstelle, da einestheils,
                              wie bemerkt, die Dimensionen bei der calorischen Maschine bei gleicher Triebkraft
                              viel bedeutender werden müssen, anderntheils aber die Kosten für das Kesselhaus und
                              den Schornstein bei ihr ganz wegfallen.
                           G. Delabar.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
