| Titel: | Beschreibung der Schmierbüchse für Dampfkolben an Locomotiven etc. nach Görgel's Construction, patentirt für Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg. | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. CXVIII., S. 427 | 
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                        CXVIII.
                        Beschreibung der Schmierbüchse für Dampfkolben an
                           Locomotiven etc. nach Görgel's Construction, patentirt für Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Görgel's Schmierbüchse für Dampfkolben an Locomotiven
                           etc.
                        
                     
                        
                           Die Schmierbüchse nach der Construction von Görgel
                              (Eisenbahn-Werkmeister in Nürnberg) ist von unübertroffener Einfachheit und
                              daher ganz besonders empfehlenswerth; dieselbe eignet sich vorzüglich zum Schmieren
                              der Dampfcylinder und Schieber von Locomotiven, aber auch für alle diejenigen
                              Maschinen, welche, wie die Condensationsmaschinen, zeitweise Kolbenbewegung haben
                              ohne daß Dampf in den Cylinder tritt. Die Anordnung dieser Vorrichtung ist in
                              zweifacher Weise getroffen; die allgemeine Wirkungsweise ist jedoch bei beiden
                              Anordnungen dieselbe.
                           In Fig. 9 (in
                              2/3 wirklicher Größe gezeichnet) ist A ein Oelbehälter,
                              welcher 10 Loth Oel faßt und nach Lösung des Deckels D
                              von oben gefüllt wird. Der Deckel muß stets wieder ganz fest und dicht aufgeschraubt
                              werden.
                           Im Inneren des Behälters sind zwei übereinander geschobene Röhrchen a und b angebracht, welche
                              den Zweck haben einen Heber zu bilden. Das Röhrchen b
                              ist im Deckel fest und dicht eingelöthet, das Röhrchen a
                              hingegen ist in der Bodenschraube K fest und dicht
                              eingelöthet. – Bei X ist ein mit ganz feinem Loch
                              versehenes Stück eingeschraubt, welches den wesentlichsten Theil der Schmierbüchse
                              ausmacht.
                           Die Wirkungsweise der Vorrichtung ist nun folgende: Man denke sich dieselbe auf einen
                              Dampfcylinder geschraubt (mittelst des zu diesem Zwecke mit Gewinde zu versehenden
                              Zapfens r) und Dampf gegeben. In diesem Falle kann die
                              Schmierbüchse kein Oel abgeben; sobald aber der Dampf abgesperrt ist und die
                              Kolbenbewegung noch fortdauert, so saugen die Kolben und es spritzt ein feiner
                              Strahl Oel in den resp. Cylinder ein.
                           Die beschriebene Einrichtung eignet sich für alle Fälle, wo die Locomotiven keine
                              großen Steigungen zu befahren haben und der Dampf nicht häufig abgesperrt wird. Die
                              in Fig. 10
                              dargestellte Anordnung eignet sich hingegen überall da, wo der Dampf häufig
                              abgesperrt wird; in diesem Falle würde nämlich die Anordnung nach Fig. 9 zu viel Oel abgeben
                              und zu bald entleert seyn, während bei der Anordnung nach Fig. 10 jedesmal nur die
                              vom Docht aufgesogene Quantität Oel, und die Menge desselben welche sich im Rohr a angesammelt hat, ausgespritzt werden kann. Wer sparsam
                              schmieren will, wird unter allen Umständen die Anordnung nach Fig. 10 anwenden.
                           Die Wirkungsweise der Görgel'schen Vorrichtung ist also
                              die der Keßler'schen Schmierbüchse;Beschrieben im polytechn. Journal Bd.
                                       CLXXXIII S. 340. ihre Einrichtung übertrifft aber diejenige der Keßler'schen bei weitem an Einfachheit; wie ersichtlich, sind bei der Görgel'schen Schmierbüchse keinerlei Ventile oder
                              bewegliche und sich abnutzende Theile vorhanden. – Auch dürfte eine
                              bedeutende Preisdifferenz statthaben.Die Preise von Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg sind für eine
                                    Patent-Schmierbüchse nach Görgel, ganz
                                    Metall, 7 Thlr. und für eine solche mit Hauptkörper in Eisen 5 Thlr. 15
                                    Sgr.
                              
                           Wir bemerken noch, daß eine Schmierung, während sich Dampf im Cylinder oder Schieber
                              befindet, wenig oder gar nichts nutzt, daß also das Princip dieser Schmierbüchse
                              – selbstthätig bei abgesperrtem Dampfe zu schmieren – gewiß ein
                              richtiges ist.
                           Den Keßler'schen Schmierbüchsen gegenüber wäre noch
                              hervorzuheben, daß die Görgel'schen besser als jene auf
                              dem Schieberkasten arbeiten, weil weniger Masse vorhanden und die Luftverdünnung im
                              Schieberkasten sehr relativ ist.
                           
                        
                     
                  
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