| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. , S. 80 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Comprimirtes Holz als Dichtungsmaterial für
                              Oberflächen-Condensatoren.
                           Bei Oberflächen-Condensatoren, in welchen das Condensationswasser durch enge
                              Röhren streicht, ist es von Wichtigkeit, daß diese in der Rohrwand so gehalten
                              werden, daß sie sich seitlich bewegen können, jedoch ohne in der Rohrwand undicht zu
                              werden. Um diesen Zweck zu erreichen, wird in den Novelty-Works in New-York eine Dichtung angewendet, zu deren
                              Herstellung gesundes gerades Weißtannenholz durch eine Maschine in die Form kurzer
                              Röhren geschnitten wird und diese dann auf zwei Drittel ihrer ursprünglichen Dicke
                              zusammengepreßt werden. Diese gepreßten Cylinder werden auf die Enden der erwähnten
                              Röhren aufgesteckt und mit diesen in die Oeffnungen der Rohrwand, welche hierzu
                              hinreichend weit seyn müssen, eingeschoben. So bald nun die Flüssigkeit zu diesen
                              Holzröhren tritt, schwellen die Holzfasern derart an daß sie einen vollkommen
                              dichten Abschluß bilden, ohne die nothwendige Seitenbewegung der Röhren zu
                              verhindern. (Journal of the Franklin Institute, März
                              1867, S. 150).
                           
                        
                           
                           Ueber das Ausbohren sehr weiter Cylinder.
                           Dasselbe wird auf den Novelty Works in New-York
                              auf sehr einfache und sinnreiche Art bewerkstelligt. Alle Gerüste (welche in diesem
                              Falle schwer und theuer seyn würden) fallen dabei weg, indem der zu bohrende
                              Cylinder selbst zugleich als Gestell und Support für den Bohrer dient.
                           Nachdem der Cylinder nämlich in aufrechter Stellung auf einer Fundamentplatte gut
                              befestigt wurde, welche im Centrum mit einer für die Führung der Bohrstange
                              bestimmten Oeffnung versehen ist, wird die Bohrstange in die erwähnte Oeffnung
                              gesteckt und an ihrem oberen Ende am Rande des Cylinders wieder durch eine besondere
                              Vorrichtung festgehalten, worauf das zum Ausbohren bestimmte Messer an die Stange
                              befestigt wird und der Bohrapparat in Thätigkeit gesetzt werden kann. (Journal of the Franklin-Institute, März 1867, S.
                              152.)
                           
                        
                           Verbesserte Petroleumpumpe.
                           In einer der letzten Versammlungen des Franklin Institute
                              wurde eine von Robert Cornelius erfundene Pumpe
                              vorgezeigt, welche sich für die Fälle eignet, wo, wie bei den Petroleumquellen,
                              gasförmige und tropsbarflüssige Stoffe zugleich gehoben werden sollen. Die Pumpe ist
                              nämlich der Hauptsache nach so eingerichtet, daß wenn der Kolben das obere Ende
                              seines Hubes erreicht hat, sich eine Verbindung zwischen dem über und unter
                              demselben befindlichen Raume öffnet, wornach das durch die Pumpe mit der Flüssigkeit
                              zugleich angesaugte Gas und das über dem Kolben befindliche Wasser (in Folge ihrer
                              verschiedenen Dichtigkeiten) den Platz wechseln; das unter dem Kolben befindliche,
                              die Druckwirkung der Pumpe störende Gas kann daher entweichen, indem dessen Raum
                              durch das über dem Kolben befindliche Wasser ausgefüllt wird. Solche Pumpen haben
                              bei den Oelquellen Amerikas sehr gute Dienste geleistet. (Journal of the Franklin Institute, März 1867, S. 152.)
                           
                        
                           Unterseeischer Telegraph von Falmouth nach Halifax.
                           Durch eine englisch-amerikanische Compagnie wird vermuthlich eine zweite
                              Verbindung von London und New-York hergestellt, und zwar mittelst eines
                              submarinen Telegraphen, der zwischen Falmouth und Halifax (Neuschottland) angelegt
                              wird. Die directe Distanz dieser beiden Punkte beträgt 3600 Seemeilen. Die Compagnie
                              hat das ausschließliche Recht erworben, das Kabelsystem von Allan in Anwendung zu bringen; das patentirte Kabel von Allan soll ein Drittel des Kostenaufwandes dem
                              gewöhnlichen Systeme gegenüber ersparen, da sein Volumen und sein Gewicht nur der
                              vierte Theil wie bei dem schon in Thätigkeit befindlichen
                              (Valentia-Neufoundland) betragen. Für später soll die Auslegung eines zweiten
                              Kabels in Aussicht genommen seyn, das, bis Bermudas verlängert, die Verbindung mit
                              West-Indien herzustellen hat. Zur Herstellung der Communication bis Halifax
                              sey ein Capital von 15 Millionen Francs ausreichend. (Les
                                 Mondes, t. XIII p. 695; April 1867.)
                           
                        
                           Hydro-elektrische Kette mit nichtporösem Diaphragma,
                              von J. Candido.
                           Ein mehrfach durchlöcherter, unten geschlossener Kupfercylinder befindet sich in
                              einem beiderseits offenen Glascylinder, der in ein Drittel seiner Höhe mit einem
                              Ring versehen ist, um über seinen oberen Theil einen Zinkcylinder stecken zu können;
                              die Combination steht in einem Glasgefäße, das mit schwach angesäuertem Wasser (4
                              bis 5 Proc. Schwefelsäure enthaltend) gefüllt wird, während in das Diaphragma eine
                              dicke Schichte von Quarzsand gebracht und diese mit Kupfervitriol-Krystallen
                              bedeckt wird. Die Kette soll zwar nur eine schwache Kraft besitzen, aber mit großer
                              Unveränderlichkeit wirken, namentlich einige Zeit nach der Füllung. (Les Mondes, t. XIII p. 681;
                              April 1867.)
                           
                        
                           
                           Universal-Compensation für Pendeluhren und Chronometer;
                              von Menon, Telegraphenbeamter zu Paris.
                           Bei dieser sogen. Universal-Compensation wendet der Erfinder nicht etwa
                              Combinationen aus zwei Metallen von verschiedenen Ausdehnungscoefficienten, sondern
                              nur ein einziges Metall an. Das Princip seiner Construction besteht darin, daß ein
                              sehr dünner Metallstreifen entweder in Form eines Ringes oder einer Spirale mit dem
                              zu compensirenden Pendel in der Art verbunden wird, daß die durch Erwärmung
                              eintretende Erweiterung, sowie die bei stattfindender Abkühlung erfolgende
                              Zusammenziehung der compensirenden Spirale den Schwingungspunkt nach
                              entgegengesetztem Sinne um den gleichen Betrag verrückt, um welchen eine normale
                              Lage sich durch die eingetretene Wärmeänderung verändert hat.
                           Soll das Pendel einer Uhr gegen die eintretenden Wärmeänderungen nach diesem Principe
                              compensirt werden, so stellt der Constructeur eine Spirale her, welche mit der
                              Pendelstange gleiche Länge und gleiches Kaliber hat, und die – wie wir aus
                              der uns vorliegenden schematischen Abbildung ersehenDiese Abbildung ist jedoch nicht geeignet, um die Construction in gehöriger
                                    Weise zu versinnlichen. Der Ref. – mit ihrer Ebene senkrecht gegen die Pendellinse mit dieser
                              verbunden ist. Das eine Ende der Spirale ist nämlich mit der Linse verlöthet oder um
                              diese festgeschraubt, während das andere freie Ende die Achse eines Hebels enthält,
                              der durch die Linse, in dieser frei spielend, geht. Findet durch Erwärmung eine
                              Erweiterung der Spirale statt, so drückt der Hebel die Linse nach oben, bei
                              eintretender Abkühlung wird letztere vom Hebel nach unten gedrückt, da dieselbe
                              gleichsam durch die Spirale und den Hebel suspendirt ist, und innerhalb eines kurzen
                              Intervalles leichte Verrückungen zuläßt. Wie die Spirale selbst mit der Pendelstange
                              verbunden oder an der Rückwand angebracht ist, läßt sich aus unserer Quelle nicht
                              erkennen.
                           Um die Balance eines Chronometers oder einer Taschenuhr zu compensiren, läßt der
                              Constructeur die Corrections-Spirale unmittelbar auf die Feder der Balance
                              einwirken. Letztere ist nämlich an ihrem freien Ende mit einem Stifte versehen, mit
                              welchem sie innerhalb eines kurzen Spaltes oder einer Art Gabel frei verschiebbar
                              ist, während ihr anderes Ende mit dem freien Ende der innerhalb derselben
                              angebrachten Correctionsspirale mittelst eines kleinen Querbügels fest verbunden
                              ist. Diese compensirende Spirale befindet sich vermuthlich an der Platine der
                              Balance, ihr inneres Ende ist an dieser befestigt, während ihr freies Ende ein
                              kleines Gegengewichtchen trägt. Bei eintretender Erweiterung zieht sie die Feder der
                              Balance zusammen, und umgekehrt wird letztere sich erweitern können, indem die
                              compensirende Spirale sich zusammenzieht.
                           Die eben (nach Les Mondes, t. XIII p. 654; April 1867) in Erwähnung gebrachte Anordnung von Menon hat einige Aehnlichkeit mit der bekannten
                              Hebel-Compensation, und es ist nunmehr abzuwarten, in wie weit ihre Anordnung
                              einfacher und wirksamer ausgeführt werden kann als die im Gebrauche stehenden Mittel
                              für die Wärmecompensation bei Uhren.
                           
                        
                           Die Eisenbahnbrücke aus Stahl über den
                              Götha-Elf.
                           Die Zeitschrift des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen (1866, Nr. 45, S. 630)
                              bringt nach dem Engineer vom 28. September desselben
                              Jahres einige Notizen über die Eisenbahnbrücke aus Stahl, mittelst welcher die von
                              der Gothenburg-Stockholmer Bahn sich abzweigende Nebenbahn nach Uddawella in
                              der Nähe von Trollhätta über den Götha-Elf geführt ist. Wir geben mit
                              Benutzung einiger früheren Angaben aus Nr. 24, S. 332 a. a. O. das Wesentlichste
                              jener Notizen wieder.
                           Die Spannweite der Brücke beträgt 42 Meter, und ruht die eigentliche Bahn auf zwei
                              Trägern nach Pauli'schem Systeme, deren oberer Flansch
                              gerade und deren unterer Flansch bogenförmig ist. Die Verbindungsstäbe zwischen den
                              beiden Flanschen jedes Trägers bilden gleichschenkelige Dreiecke.
                           
                           Da an die Herstellung von Gerüsten im Flußbett zur Aufstellung des Brückenoberbaues
                              nicht zu denken war, so kam es darauf an, die Träger so leicht als möglich zu
                              machen, und es wurden daher dieselben nicht aus Eisen, sondern aus Puddelstahl
                              angefertigt, dessen zulässige Inanspruchnahme zu 14 Kilogrm. per Quadratmillimeter angenommen wurde, nachdem jeder einzelne
                              Brückentheil auf eine doppelt so große Spannung probirt war. Das Gewicht des ganzen
                              Brückenoberbaues berechnete sich auf solche Weise nur zu 1000 Ctr. engl. (1120
                              Zollctr.), während bei einer Eisenconstruction das erforderliche Gewicht fast
                              doppelt so groß, und die Kosten jedenfalls größer gewesen seyn würden, als bei der
                              Stahlconstruction.
                           Die Aufstellung der großen parabolischen Brückenträger geschah mit Hülfe von 2
                              einfachen Krahnen, welche auf dem Vorlande am Fuß der beiden Landpfeiler aufgestellt
                              waren. Jeder Krahn bestand aus 2 starken Bäumen, welche am Kopfe mit einander
                              verbunden, am Fuß weit von einander abstehend, in schräger Stellung über den Strom
                              sich überneigten und dabei durch Kopftaue vom Lande her gehalten wurden. Jeder
                              Träger wurde sodann durch ein an seinem Ende befestigtes starkes Tau, welches über
                              einen Flaschenzug am Kopfe des auf dem entgegengesetzten Ufer stehenden Krahnes
                              geführt war, theils gehoben, theils vorwärts gezogen, so lange bis das andere Ende
                              des Trägers von dem anderen Krahne aus ebenfalls gehoben und der an beiden Krahnen
                              hängende Träger einfach in richtiger Lage auf das Mauerwerk niedergelassen werden
                              konnte.
                           Bei der am 24. Mai 1866 stattgefundenen Probebelastung wurde die Brücke mit einer in
                              der Mitte der Spannweite angebrachten Last von 68,000 Kilgrm., entsprechend einer
                              gleichmäßig vertheilten Belastung von 136,000 Kilgrm. beschwert, und betrug bei
                              derselben die Senkung in der Mitte nicht mehr als 30 Millimeter. Nachher wurde die
                              Last nach der einen Hälfte der Brücke transportirt, während die andere Hälfte
                              unbelastet blieb, wobei die Senkung in der Mitte um 9 Millimeter abnahm, ohne daß
                              eine Senkung des belasteten Theiles zu bemerken war; der unbelastete Theil hob sich
                              um 3 Millimeter, und diese Probe zeigte besser noch als die erste die Kraft der
                              Construction in allen Theilen. Da eine Locomotive nebst Tender höchstens 25,200
                              Kilgrm. wiegen und eine Länge von circa 12 Met. haben,
                              so kann die Brücke 3 1/2 Locomotiven zu einem Gewichte von 88,200 Kilgrm. fassen.
                              Ein gewöhnlicher Zug, bestehend aus Locomotive und so viel geladenen Wagen, als auf
                              der Brücke Raum haben, belastet dieselbe mit nicht mehr als ungefähr 72,250 Kilgrm.
                              oder der halben Probebelastung.
                           Die Brücke ist vom Ingenieur-Major Adelsköld
                              projectirt, der Puddelstahl dazu in dem Walzwerke von Surahammer im nördlichen
                              Schweden fabricirt und in der Bergsund'schen
                              Maschinenfabrik zu Stockholm verarbeitet. (Zeitschrift des Vereines deutscher
                              Ingenieure, 1867, Bd. XI S. 344.)
                           
                        
                           Eine große Röhrengießerei in England.
                           Cochrane, Grove u. Comp. auf
                              Ornsley-Gießerei (Middlesborough) und zu Woodfide (Dudley) erzeugen sehr
                              bedeutende Mengen gußeiserner Röhren, vielleicht die bedeutendste Menge auf der
                              Erde, indem sie allein in dem erstgenannten Etablissement wöchentlich 12,000 Ctr.
                              Röhrenguß lieferten. Dieses Etablissement wurde vor ungefähr 12 Jahren auf einem
                              Sumpfe errichtet, der bei jeder Fluth überschwemmt wurde, und es bedurfte daher
                              einer sehr erheblichen Auffüllung, um eine gute Gründung zu erhalten. Es grenzt an
                              die Hohofenanlagen von Cochrane und von Gilkes, Wilson, Peace und Comp. und liegt an dem südlichen Ufer des Tees, der eine sehr bequeme, auch
                              durch eine Anzahl Krahne erleichterte Ausschiffung bietet. Die Röhren werden
                              gruppenweise in verticaler Richtung gegossen und die Formen einer jeden Gruppe in
                              folgender Weise rasch getrocknet. Eine horizontale Gebläsemaschine treibt Luft durch
                              eine ungefähr 12 Fuß unter der Gießereisohle liegende Röhrenleitung, welche in den
                              Böden der Gruben für die verschiedenen Formengruppen ausmündet. Ueber jeder
                              Einmündung der Leitung in eine Grube befindet sich ein eiserner Korb mit brennenden
                              Kohks und oben ist die Grube mit einer Haube aus Kesselblech bedeckt, welche eine
                              kleine Oeffnung zum Entweichen der erhitzten Luft hat. Die Kerne für die größeren
                              Sorten werden auf Cochrane's vor einigen Jahren
                              patentirten Kernspindeln hergestellt, die beim Schwinden des Gußstückes ein Nachgeben des Kernes
                              gestatten. Diese Kernspindeln, welche aus Eisen bestehen, sind verhältnißmäßig
                              leicht und brauchen nur mit einer kaum mehr als 3/8 Zoll dicken Lehmbedeckung
                              bekleidet zu werden. Diese dünne Lage trocknet rasch und dazu kommt noch der weitere
                              Vortheil, daß man kaum halb so viel Kernspindeln braucht, als bei den dicken, schwer
                              trocknenden Lehmlagen. Die zusammenziehbaren Kernspindeln schließen sich unten
                              scharf an den Boden und werden im oberen Theile derselben durch Streben concentrisch
                              eingestellt; während der Abkühlung des Gußstückes werden sie dann um 1/4–3/4
                              Zoll, der Weite der Röhre angemessen, zusammengezogen, so daß der Kern leicht
                              ausgehoben werden kann. Ehe die zusammenziehbaren Kernspindeln in Gebrauch kamen,
                              wurden die Kerne mit Heubändern umbunden. Das Heu hatte aber, abgesehen davon, daß
                              es bedeutend im Preise stieg, den Nachtheil, daß das Metall, obschon die Bänder sehr
                              straff und dicht aufgewunden wurden, beim Gießen unregelmäßig in die Oberfläche des
                              Kernes eindrang, wodurch in der fertigen Röhre Rinnen entstanden, welche der
                              durchgeführten Flüssigkeit vermehrten Widerstand entgegensetzten. Auch brauchten die
                              Heubänder bisweilen 1 Zoll und selbst noch mehr Lehmbedeckung, damit der Kern an der
                              Oberfläche glatt wird, und dieß erfordert wieder verlängerte Trockenzeit. Zum
                              Schmelzen des Eisens dienen Kupolöfen, die ihren Wind durch Ventilatoren erhalten.
                              Die meisten der Mahne – und deren ist eine große Anzahl vorhanden –
                              werden von der Dampfmaschine aus betrieben; einige aber auch durch eigene
                              oscillirende Cylinder. Um von der Größe des Betriebes einen Begriff zu geben, sey
                              erwähnt, daß man Kellen von 70 Ctr. Inhalt hat, wovon z.B. zwei nothwendig sind, um
                              die 130 Ctr. schweren, 10 1/2 Fuß weiten Röhren für die Metropolitan-Main
                              Drainage zu gießen. Kürzlich hat das Etablissement eine Bestellung auf 120,000 Ctr.
                              3 Fuß weiter Röhren für die Wasserwerke zu Calcutta erhalten. Jede Röhre wird auf
                              200 Fuß Wassersäulendruck, der unter Umständen auch auf 400 Fuß gesteigert wird,
                              probirt, dann erhitzt und in Steinkohlentheer eingetaucht und endlich an den
                              Verbindungsstellen, wenn es dessen bedarf, bearbeitet. (Berggeist, 1867, Nr.
                              41.)
                           
                        
                           Ueber platinhaltiges Blei; von H. Sainte-Claire Deville.
                           Merkwürdig ist die außerordentliche Veränderlichkeit, welche die Legirung von Blei
                              und Platin besitzt, wenn sie der Luft unter Umständen ausgesetzt wird, wo das reine
                              Blei ohne merkliche Veränderung bleibt.
                           Eine solche Legirung, welche wenig Platin enthielt, erhielten Debray und ich bei unseren Untersuchungen über die Metallurgie des
                              Platins; dieselbe blieb vier oder fünf Jahre in einem Schrank neben Zainen von
                              Kaufblei aufbewahrt. Diese Zaine hatten eine Dicke von beiläufig 2 Centimetern. Das
                              reine Blei blieb ohne Veränderung. Das platinhaltige Blei verwandelte sich bis zum
                              Centrum in Bleiweiß. Essigsäure löst dieses Bleiweiß mit Entbindung von Kohlensäure
                              auf, und das Platin bleibt als unfühlbares Pulver, ohne Zweifel in metallischem
                              Zustande zurück. (Comptes rendus, t. LXIV p. 1098; Mai 1867.)
                           
                        
                           Verhinderung des Anhaftens des Quecksilbers an den
                              Manometerröhren.
                           Hierzu bringt man in dieselben auf das Quecksilber einige Tropfen Glycerin; durch
                              seine größere Adhäsion macht das Glycerin das Glas schlüpfrig, daher das Quecksilber
                              nicht in vollständige Berührung mit demselben kommen kann. (Journal of the Franklin Institute, März 1867, S. 152.)
                           
                        
                           
                           Reinigung des Glases.
                           Um das Glas zu reinigen und ihm seinen Glanz wieder zu ertheilen, wenn die
                              gebräuchlichen Verfahrungsarten sich dazu ungenügend erweisen, nehme man ein wenig
                              Flußsäure, wie sie von den chemischen Fabriken in Flaschen von Gutta-percha
                              in den Handel geliefert wird, verdünne sie mit ihrem 4–5fachen Volum Wasser,
                              lasse einige Tropfen der verdünnten Säure auf ein Bäuschchen von Baumwolle fallen
                              und reibe damit die Oberfläche des Glases, wornach man sie mit viel Wasser abwascht.
                              Der Erfolg dieses Verfahrens beruht darauf, daß die Schicht an der Oberfläche des
                              Glases aufgelöst und eine neue Oberfläche bloßgelegt wird. – Wenn man eine
                              concentrirtere Lösung von Flußsäure einige Zeit auf Glas verweilen läßt, so entsteht
                              eine Höhlung, welche sich durch lebhaften Glanz auszeichnet. (Les Mondes, t. XIV p. 225; Juni 1867.)
                           
                        
                           Darstellung von Schwefelwasserstoff-Wasser.
                           Schwefelwasserstoff in wässeriger Lösung läßt sich bekanntlich nicht lange unzersetzt
                              aufbewahren. Lepage in Gisors empfahl daher in der
                              pharmaceutischen Gesellschaft zu Paris, ein Gemisch von gleichen Theilen reinen
                              Glycerins und Wassers mit Schwefelwasserstoffgas zu sättigen und dieses anstatt
                              Schwefelwasserstoff-Wasser anzuwenden. Diese Lösung läßt sich 12–15
                              Monate aufbewahren, ohne sich merklich zu verändern, und keine Reaction des
                              Schwefelwasserstoffes wird dadurch im geringsten beeinträchtigt. Das verdünnte
                              Glycerin löst im Verhältniß von 66 : 100 weniger Gas auf als destillirtes
                              Wasser.
                           
                        
                           Ueber das Gießen von Paraffin.
                           Die im Handel vorkommenden Paraffinsorten zeigen Schmelzpunkte, die zwischen 46 und
                              58° C. liegen. Die Sorten, welche zwischen 46 und 58° C. schmelzen,
                              erfordern beim Verarbeiten zu Kerzen einen Zusatz von 10 bis 20 Proc. Stearin, die
                              Sorten mit höherem Schmelzpunkt im Winter keinen, im Sommer einen solchen von 1 bis
                              2 Proc. Wie die Stearinkerzen müssen auch die Paraffinkerzen bei einer der
                              Erstarrungstemperatur nahen Temperatur gegossen und die Abkühlung muß rasch bewirkt
                              werden. Nach Perutz werden die Paraffinkerzen dann am
                              durchsichtigsten, wenn das Paraffin auf 50–60° C. abgekühlt war und
                              die Temperatur der Formen 70° C. betrug. Stets muß die Temperatur der Formen
                              höher seyn als die des Paraffins, wenn die Kerzen durchsichtig seyn sollen. (Jacobsen's Repertorium.)
                           
                        
                           Ueber die Verwendung des Glycerins beim Gypsguß.
                           Dr. Hofmann hat eine neue
                              Verwendung des Glycerins beim Gypsguß aufgefunden, welche wohl geeignet seyn möchte,
                              auch anderweitig mit Nutzen gebraucht zu werden. Es betrifft dieselbe die Anwendung
                              des Glycerins bei Anfertigung von Abgüssen aus Matrizen von Gyps, wie solche häufig
                              bei Bossirarbeiten vorkommen. Bisher bediente man sich für diesen Zweck eines
                              Seifenwassers, womit die Matrize bestrichen wurde, um die Lostrennung des Gypsgusses
                              bewerkstelligen zu können. Seit längerer Zeit bemerkte man aber, daß die
                              Seifenlösung bei weitem nicht mehr so gute Dienste leiste wie früher, und die
                              Lostrennung des Gusses war eine sehr mühsame und zeitraubende Arbeit, wobei nicht
                              selten auch Beschädigung des Gusses eintrat. Wahrscheinlich liegt die Ursache in der
                              schlechteren Beschaffenheit der Seife, und auch die Oleïnseife des Handels
                              scheint für diesen Zweck nicht so geeignet zu seyn. Versuche, die Seife durch
                              Glycerin zu ersetzen, führten zu keinem befriedigenden Resultate, da dasselbe zu
                              schnell in die poröse Gypsmasse der Matrize eindrang. Bestrich man aber die letztere zuerst mit
                              einer Seifenlösung und dann mit Glycerin, so war das Resultat ein höchst
                              befriedigendes, indem sich der Gypsguß nach dem Erstarren leicht und rein von der
                              Matrize ablösen ließ, letztere sogar beim Lostrennen in ganzen Platten lossprang und
                              so die Trennung in kurzer Zeit und ohne Gefahr der Beschädigung des Gusses durch
                              Abspringen kleiner Theile erfolgte. Das Bestreichen der Form mit Glycerin geschieht
                              sehr leicht mit Hülfe eines Pinsels. (Böttger's
                              polytechnisches Notizblatt, 1867, Nr. 10.)
                           
                        
                           Vorrichtung zum Trocknen der künstlich präparirten
                              Gemüse.
                           In der Versammlung des Cölner Bezirksvereins deutscher Ingenieure vom 8. Januar 1866
                              beschrieb Hr. Dr. Grüneberg
                              die Vorrichtung zum Trocknen der künstlich präparirten Gemüse, welche derselbe in
                              Dünkirchen in der berühmten Fabrik des Hrn. Chollet in
                              Augenschein nahm.
                           Die vorher in verschlossenen eisernen Cylindern gedämpften und in Streifen gehobelten
                              Gemüse werden auf Trockenhorden in Trockenkammern ebenfalls einem Strome warmer Luft
                              ausgesetzt. Die Trockenkammern, etwa 6 Fuß (1,88 Met.) hoch und 5 Fuß (1,31 Met.) im
                              Gevierte Grundfläche, aus Holz construirt und mit Zink ausgeschlagen, befinden sich
                              je 10 in einer Längsfronte im Parterreraume des Fabrikgebäudes. Sie sind oberhalb
                              der Decke durch einen hölzernen, ebenfalls mit Zink ausgeschlagenen Canal verbunden,
                              welcher zu einem Exhaustor führt. Die warme Luft tritt am Boden der Kammern ein und
                              wird unterhalb derselben im Souterrain erzeugt.
                           Hier befindet sich, jeder Kammer entsprechend, in einem geschlossenen Gewölbe ein
                              eiserner Ofen, dessen Rauchröhre sich vor ihrem Eintritte in die Esse mehrfach auf
                              und ab zieht und es so ermöglicht, den Warmlustraum in kürzester Zeit zu erwärmen.
                              Die Heizöffnung des Ofens befindet sich außerhalb; der Raum selbst aber hat oberhalb
                              des Ofens eine große Luftzuführungsöffnung, welche durch Schieber zu reguliren ist.
                              Letzterer wird mehr oder weniger geöffnet, je nachdem die in den Trockenkammern
                              gewünschte Luft wärmer oder kälter seyn soll; sie wird durch den Exhaustor
                              angesogen.
                           Der Exhaustor wirkt so mächtig, daß die Thüren der Trockenkammern allein durch den
                              Luftdruck geschlossen werden und während der Function desselben nur mit
                              Schwierigkeit zu öffnen sind.
                           Die Trocknung der gedämpften Gemüse nimmt nicht mehr als 6 Stunden in Anspruch;
                              nachdem dieselben den Trockenschrank verlassen haben, werden sie, um wieder ein
                              wenig Feuchtigkeit anzuziehen, in den Keller gethan und darauf mittelst
                              hydraulischer Pressen in viereckige Kuchen geformt, welche, in Papier verpackt,
                              nunmehr Handelswaare bilden. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1867,
                              Bd. XI S. 299.)
                           
                        
                           Ueber den schweizerischen Milch-Extract.
                           Prof. J. v. Liebig gibt über ein Etablissement in der
                              Schweiz, welches condensirte Milch liefert, das nachstehende Urtheil: „Es
                                 ist durch die Zeitungen bekannt geworden, daß eine amerikanische Gesellschaft in
                                 Cham bei Zug eine Fabrik errichtet hat, in welcher Schweizermilch in eine Art
                                 Extract gebracht wird, mit dem man, wenn er mit der gehörigen Menge Wasser
                                 verdünnt wird, die ursprüngliche Milch wieder herstellen soll. Die hohe
                                 Wichtigkeit eines solchen Productes für Reisende auf dem Lande und Meere, sowie
                                 für den Verbrauch in großen Städten, wo Milch in ihrer
                                    vollen Reinheit kaum zu haben ist, wenn es wirklich die Eigenschaften
                                 besaß, die man ihm zuschreibt, ist einleuchtend genug. So hatte dann die
                                 Nachricht von dem Bestehen dieses Geschäftes meine Aufmerksamkeit erregt, und da
                                 Alles, was sich auf die Ernährung des Menschen bezieht, ein besonderes Interesse
                                 für mich hat, so hegte ich den natürlichen Wunsch, eine Probe dieses
                                 Milch-Extractes zu einer näheren Untersuchung zu erhalten. Durch die Güte
                                 des Hrn. C. A. Page, Consul der Vereinigten Staaten
                                 in Zürich, empfing ich kürzlich eine Probe des schweizerischen Milchextractes
                                 und ich gestehe gerne, daß ich von den vorzüglichen Eigenschaften dieses
                                 Productes wahrhaft
                                 überrascht gewesen bin, denn ich hatte einige Bedenken in Beziehung auf die
                                 identische Beschaffenheit eines solchen Extractes mit der Milch, aus welcher er
                                 gewonnen worden war; es schien mir schwierig, bei der Concentrirung der Milch
                                 die Abscheidung von Butter und die von einem Theile des Käsestoffes in Folge der
                                 Bildung der bekannten Milchhäute zu verhüten, und um hierüber zu einer
                                 bestimmten Meinung zu gelangen, dazu reichte eine Probe nicht aus. Da mir nun
                                 die Besitzer der Fabrik auf das Bereitwilligste die freie Wahl aller Proben, die
                                 ich wünschen mochte, überlassen wollten, und ich von München nicht abkommen
                                 konnte, um an dem Orte selbst nähere Kenntniß von dem Verfahren zu gewinnen, so
                                 ersuchte ich meinen Freund, Hrn. Dr. Bolley, Professor der technischen Chemie an der
                                 Universität und am Polytechnicum in Zürich, dieß an meiner Statt zu thun. Ich
                                 empfieng von ihm am 15. März 1867 den folgenden Brief: „Ich fuhr
                                    gestern mit Hrn. Page in die Fabrik nach Cham bei
                                    Zug, um nach Ihrem Wunsche die verschiedenen Proben zu nehmen. Ich
                                    verlangte, daß ein Tag gewählt werde, an welchem gearbeitet wird, da ich es
                                    für wichtig halte, daß Sie eine gewisse Gewähr der Reinlichkeit der
                                    rationellen Führung des Geschäftes erhalten. Ich habe aber über beides nur
                                    Vortheilhaftes zu sagen. Die Reinlichkeit wird ins Kleinliche getrieben. Die
                                    Einrichtungen sind alle neu, das Gebäude selbst auch. Es ist ein großer
                                    Ueberfluß stets klaren Wassers vorhanden, ein Umstand, den ich für äußerst
                                    wichtig und vortheilhaft halte. Mit meinem Briefe erhalten sie zwei
                                    Blechbüchsen mit frischer Milch, sodann vier andere mit den Nummern 1 bis 4.
                                    Nr. 1 ist ein Product, welches vor 14 Tagen, Nr. 3 vor 8 Tagen und Nr. 4,
                                    welches gestern fabricirt wurde. Alle Büchsen sind mit meinem Siegel
                                    versehen; ferner liegt eine Probe des dort gebrauchten Zuckers bei; es ist
                                    Colonial-Zucker. Die Leute brachten von Amerika die Meinung mit, es
                                    ließe sich ein ganz tadelfreies Product nur mit Rohrzucker darstellen; sie
                                    bezahlen diesen, der im hiesigen Handel fast ganz verschwunden ist, theurer
                                    als den besten Rübenzucker. Ich redete ihnen diese Vorstellung aus. Daß
                                    nichts mit der Milch vorgenommen wird, als Zuckerzusatz und Eindampfung,
                                    darf ich versichern, da ich den ganzen Proceß mit ansah.“ Die
                                 Fabrication der concentrirten Milch in Cham ist ein sehr einfacher Proceß; die
                                 an einem bestimmten Wochentage in die Fabrik gebrachte Milch (1000 und mehr
                                 Maaß) wird im luftleeren Raume, in einem sogenannten Vacuum-Apparate
                                 abgedampft, nachdem derselben das erforderliche Quantum Zucker zugesetzt worden
                                 ist. Der Zucker ist in groben Körnern krystallisirter feinster Colonialzucker.
                                 Wenn die Milch die Consistenz eines dicken Honigs erreicht hat, wird sie in
                                 Blechdosen eingefüllt, welche luftdicht verlöthet werden. Die Blechdosen fassen
                                 durchschnittlich 350 Kubikcentimeter oder dem Gewichte nach 400 bis 470 Gramme
                                 concentrirte Milch. Da mir frische Milch und die an demselben Tage daraus
                                 bereitete concentrirte Milch zu Gebote stand, so war es leicht, aus dem
                                 Aschengehalte beider Aufschluß über den Grad der Concentration der ersteren zu
                                 erhalten. 100 Kubikcentimeter frische Milch hinterließen im Mittel 0,687 Grm.
                                 Asche. Das gleiche Volumen concentrirte Milch (von 1,337 spec. Gewicht) lieferte
                                 3,03 Gramme Asche. Hieraus ergibt sich, daß 1 Liter concentrirte Milch die
                                 festen Bestandtheile von 4,43 Liter frischer Milch enthält. Der Wassergehalt war
                                 in den untersuchten vier Proben der concentrirten Milch sehr constant. Die
                                 concentrirte Milch enthält (im Mittel):
                              
                           
                              
                                 
                                    Wasser
                                      22,44
                                    
                                 
                                    feste Substanz
                                      77,56
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,00.
                                    
                                 
                              
                           Nahe die Hälfte der festen Substanz der concentrirten Milch macht der zugesetzte
                                 Zucker aus, die andere besteht aus Butter, Milchzucker und Käsestoff von der
                                 eingedampften Milch. Die relativen Verhältnisse der Milchbestandtheile in den
                                 vier Proben waren nicht gleich, sowie man denn aus der vortrefflichen
                                 Untersuchung von Dr. Frz. Göppelsröder (Beitrag zur Prüfung der Kuhmilch, in den Verhandlungen
                                 der naturforschenden Gesellschaft in Basel, 4. Theil 3. Heft S. 497) weiß, daß
                                 diese Verhältnisse von einem Tage zum anderen, ja an demselben Tage in der
                                 Morgen- und Abendmilch wechseln. Nach der Methode von Tobling ließe sich in der concentrirten Milch mit
                                 annähernder Genauigkeit der Gehalt derselben an Milchzucker bestimmen; man
                                 erhält hiernach 18 Proc., der Buttergehalt beträgt etwas über 10 Proc. Die
                                 concentrirte Milch vertheilt sich in 4 1/2 bis 5 Theilen Wasser zu einer
                                 Flüssigkeit, welche alle Eigenschaften einer vollkommen reinen Milch hat, die
                                 mit etwas Zucker versüßt ist; sie ist im Geschmack nicht unterscheidbar von
                                 frischer abgekochter Milch; ich habe gehört, daß in den Vereinigten
                                 Staaten concentrirte Milch ganz allgemein im Gebrauch ist und ich betrachte ihre
                                 Fabrication an Orten, wo man gute Milch im Ueberfluß hat, als einen Gegenstand
                                 von großer national-ökonomischer Bedeutung, da alle die Stoffe, die in
                                 der Käsebereitung für die menschliche Nahrung verloren werden, in dieser
                                 concentrirten Milch erhalten bleiben. Durch die Einführung dieser Fabrication in
                                 der Schweiz haben sich die Unternehmer in der That ein großes Verdienst
                                 erworben, und ich zweifle nicht daran, daß die „concentrirte
                                    Milch“ sich bald in allen Haushaltungen der großen Städte
                                 einbürgern wird.“ (N. Zürch. Ztg.)
                           
                        
                           Ueber die Existenz einer stärkmehlartigen Substanz im Eigelb;
                              von Camille Dareste.
                           Im Eigelb existirt eine sehr beträchtliche Menge mikroskopischer Körnchen, welche
                              sich unter dem Einflusse des Jods blau färben und deren Form und Structur sehr genau
                              mit derjenigen des Stärkmehls übereinstimmt. Ihr Volumen ist sehr verschieden.
                              Meistens sind sie außerordentlich klein, aber man trifft auch einige, welche das
                              Volumen der größten Weizen-Stärkmehlkörner besitzen. Diese voluminösen Körner
                              sind im allgemeinen nierenförmig, wenig dick und haben eine convex-concave
                              Oberfläche. Neben einfachen Körnern habe ich zusammengewachsene beobachtet, deren
                              Formen ganz derjenigen ähnlich sind, welche Trécul
                              aus mehreren Vegetabilien in seiner Arbeit über das Stärkmehl beschrieben und
                              abgebildet hat. An den größten Körnern konnte ich oft die Existenz concentrischer
                              Schichten und diejenige eines Kernpunktes beobachten.
                           Diese stärkmehlartigen Körner bilden eine fast zusammenhängende Schicht im Inneren
                              der Kügelchen des Eigelbes. Diese Schicht, deren Form wesentlich sphärisch ist,
                              umgibt das Oeltröpfchen, welches das Centrum des Kügelchens einnimmt; ihrerseits ist
                              sie umgeben von der Hülle einer stickstoffhaltigen Substanz.
                           Diese Lage der die stärkmehlartigen Körnchen bildenden Schicht im Inneren der
                              Eigelbkügelchen macht ihre Beobachtung ziemlich schwierig, denn die
                              stickstoffhaltige Substanz der Hülle des Kügelchens, die Schicht der
                              stärkmehlartigen Körner und das Oeltröpfchen im Centrum des Kügelchens werden durch
                              Jod verschieden gefärbt. Die stickstoffhaltige Substanz wird dadurch gelb, die
                              Amyloidkörner blau und das Oel roth. Die Färbung der Kügelchen ist also die
                              Resultante dieser drei über einander gelagerten Färbungen.
                           Um die Schicht der Amyloidkörner gut zu sehen, muß man sie durch Zerreißen der
                              äußeren stickstoffhaltigen Hülle aus dem Kügelchen austreten lassen, was auf
                              mehrfache Weise gelingt. Am besten geschieht es, daß man das Ei in Wasser hart
                              siedet, wodurch die Eigelbkügelchen die polyedrische Gestalt annehmen, die für sie
                              charakteristisch ist, wenn ihre äußere Hülle fest geworden ist. Man läßt sie einige
                              Tage lang trocken werden und bringt sie dann auf einem Objectträger mit Jodtinctur
                              in Berührung. Man kann nun beobachten, daß diese Kügelchen bersten und ihr Inhalt
                              austritt. Dieses Zerreißen der Eigelbkügelchen geschieht übrigens auf eine sehr
                              ungleiche Weise. Die einen, und dieß sind die wenigsten, bersten fast
                              augenblicklich. Bei den meisten geschieht dieß aber erst nach mehrstündiger
                              Berührung. Die Kügelchen des Schleimhäutchens vom Blastoderma zeigen wie die
                              Eigelbkügelchen, welchen sie fast vollkommen gleichen, eine mit Amyloidkörnchen
                              erfüllte Schicht. Diese Körnchen spielen bei der Entwickelung des Embryo offenbar
                              eine wichtige Rolle, denn sie verschwinden in Masse während der Entwickelung des
                              Embryo im ganzen Theile des darunter liegenden Schleimhäutchens. Durch das
                              Verschwinden dieser stärkmehlartigen Substanz entsteht der klare Raum, welchen die
                              Embryologen durchsichtige Luft nennen und worüber meine
                              Beobachtungen gehörigen Aufschluß geben.
                           Sind diese stärkmehlartigen Körner des Eigelbes und des Schleimhäutchens genau mit
                              dem vegetabilischen Stärkmehl zu vergleichen? Ich nehme dieß an, aber ich werde es
                              nur durch den Nachweis der chemischen Eigenschaften derselben bestätigen können.
                              Nach Entscheidung dieser Frage, die ich bald vornehmen zu können hoffe, will ich
                              dann aus dieser Entdeckung die physiologischen Folgerungen ziehen und auf die
                              unerwartete Analogie
                              zwischen dem Ei und dem Getreidesamen hinweisen. (Aus den Comptes rendus, durch Neues Repertorium für Pharmacie Bd. XVI S. 114.)
                           
                        
                           Cotonisiren von Flachs und Hanf.
                           In der Société industrielle de Mulhouse
                              (Bulletin 1866, p. 431)
                              wurde der Bericht einer Commission verlesen, die in den Vereinigten Staaten
                              beauftragt worden war zu ermitteln, ob Hanf und Flachs statt der Baumwolle auf
                              Baumwollspinnmaschinen versponnen werden können. Während der Baumwollkrisis hat sich
                              eine Anzahl von Baumwollspinnereien auf das Verspinnen von Flachs gelegt, der dazu
                              für niedrige Nummern mechanisch, für feine Nummern chemisch und mechanisch
                              vorbereitet wurde. Im ersten Falle wurde das gereinigte Rohmaterial ein oder zwei
                              Mal durch einen Oeffner passirt, gewöhnlich den von Mallory und Sandford, welcher aus einer Anzahl
                              mit Spitzen besetzter Trommeln besteht. Von den Krempeln werden am häufigsten
                              Igelkrempeln angewendet; die Strecken haben drei Cylinderpaare von 1 bis 1 1/4''
                              Durchmesser, deren mittleres aus Stachelwalzen besteht; der gesammte Verzug findet
                              zwischen dem ersten Cylinderpaare und den Stachelwalzen statt; man streckt 2 oder 3
                              Mal. Die Spindelbänke und die Spinnmaschinen haben ähnliche Streckwalzen. Man hat
                              auf diese Weise nur die Nummern 6 bis 10 gesponnen. Zur Vorbereitung des Flachses
                              für höhere Nummern wendet man verschiedene Methoden an. Nach der von Burgheß setzt man den Hanf in einem Kessel eine Stunde
                              lang bei 138° C. der Einwirkung von Aetznatronlauge aus, wobei man per Pfund Hanf circa 1/2
                              Pfd. Aetznatron nimmt. Dann wäscht man den Hanf im warmen Wasser bis jede Spur von
                              Alkali entfernt ist, bleicht mit Chlor, trocknet, wäscht und behandelt den Hanf auf
                              einer besonders dazu construirten Maschine, worauf er für die Spinnerei fertig ist.
                              So vorbereiteter Hanf ist theils mit Baumwolle, theils allein auf
                              Baumwollspinnmaschinen, die wie oben abgeändert waren, versponnen worden; die
                              bisherigen Erfahrungen gestatten aber noch kein entschiedenes Urtheil über den Werth
                              des Verfahrens. Der mechanisch vorbereitete Hanf kostete im Durchschnitte circa 10 1/2 Cts., der chemisch vorbereitete circa 19 Cts. per Pfd.
                              (Mittheilungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1867, Nr. 19.)
                           
                        
                           Maikäfer als Düngemittel.
                           Die chemische Untersuchung hat ergeben in 100 Gewichtstheilen:
                           
                              
                                 
                                 derfrischenKäfer
                                 dervöllig trockenenKäfer
                                 
                              
                                 Wasser
                                 66,80
                                 –
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                   3,28
                                   9,6
                                 
                              
                                 fettes Oel
                                   3,80
                                 11,5
                                 
                              
                                 andere organische Stoffe
                                 24,77
                                 74,7
                                 
                              
                                 mineralische Stoffe,
                                    hauptsächlich    phosphorsaure
                                    Verbindungen
                                   1,40
                                   4,2
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00   
                                 100,0   
                                 
                              
                           Ein sächsischer Scheffel, der etwa 80 Pfund wiegt, kann hiernach, wie nach den
                              Ergebnissen der hier und an anderen Orten mit Maikäfercompost angestellten
                              Düngerversuche anzunehmen, einen Düngerwerth von mindestens 1/2 Thaler beanspruchen.
                              (Chemischer Ackersmann.)