| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. , S. 319 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die modernen Verkehrsmittel, von E. Behm.
                           E. Behm veröffentlicht in dem neunzehnten Heft von Petermann's geographischen Mittheilungen eine
                              geographisch-statistische Uebersicht über die modernen Verkehrsmittel mit
                              historischen und volkswirthschaftlichen Notizen, veranschaulicht durch eine Telegraphen- und
                              Dampfschifffahrtskarte der Erde und durch eine Communicationskarte von
                              Centraleuropa.
                           „Das vergangene, für die politische Geschichte so bedeutungsvolle
                                 Jahr,“ heißt es in der Einleitung „bildet auch in
                                 culturgeschichtlicher Beziehung eine wichtige Epoche: in
                                    ihm wurde der Gürtel der Postdampfer-Linien um die Erde und die
                                    telegraphische Verbindung der alten mit der neuen Welt
                                    vollendet.“
                              
                           1) Dampferlinien für den Weltverkehr. – Die schon
                              länger bestehenden sind: 1) die orientalische, jetzt Peninsular and Oriental Steam
                              Navigation Company genannt, zwischen England und Indien-Australien
                              (Southampton-Bombay 23 Tage; nach Ceylon, Point de Galle 26 Tage), und damit
                              concurrirend die französischen Messageries Impériales; 2) die
                              transatlantischen Linien zwischen Europa und Amerika; England, Deutschland und
                              Frankreich concurriren hier. (Southampton, New-York 12 Tage, nach
                              Panamá 19 Tage.) Von Liverpool giengen im Jahre 1865 308 Dampfer nach
                              Nord- und Mittelamerika. In Panamá (Colon), dem nördlichsten Punkte
                              der Panama-Eisenbahn, concentriren sich die Linien der englischen Royal Mail
                              und der französischen Compagnie transatlantique, die von St. Nazaire aus zweimal
                              monatlich Schifft nach Westindien schickt, sowie einige von New-York und
                              New-Orleans auslaufende Linien.
                           Eine Reise um die Erde würde, in möglichst kurzer Zeit gemacht, folgende Punkte
                              berühren und die beigesetzte Zeit in Anspruch nehmen: Marseille-Alexandria 6
                              Tage. (Man kann noch etwas Zeit ersparen, wenn man auf der italienischen Eisenbahn
                              bis Brindisi und von dort in 82 Stunden auf dem italienischen Dampfer nach
                              Alexandria fährt.) Alexandria-Suez 10 Stunden, Aden 6 Tage; Point de Galle
                              auf Ceylon 11 Tage; bis jetzt also 24 Tage. Ceylon-Calcutta 7 Tage. (Von
                              Ceylon aus laufen die Linien: Ceylon-Singapur-Hongkong 15 Tage,
                              Hongkong-Schanghai 5 Tage, Jedo 5 Tage.) Point de Galle-Melbourne 21
                              Tage, Sydney 3 Tage, Wellington 7 Tage. Bekanntlich befindet man sich in Neuseeland
                              bei unseren Antipoden. Bis hieher also 55 Tage. Seit Juni 1866 unterhält die
                              Panamá Australian Company zweimal monatlich den Verkehr in Amerika.
                              Neuseeland-Panamá 28 Tage, Colon-St. Thomas 5 Tage, Southampton
                              14 Tage, Marseille 2 Tage. Somit im Ganzen 104 Tage. Auf der Route
                              Ceylon-Schanghai-Jokohama und von da mit der Pacific Company nach St.
                              Francisco (20 Tage), St. Francisco-Panamá (15 Tage) würde man nur 2
                              Tage länger brauchen als auf der ersten. Eine solche Eilfahrt würde etwa 1850 Thaler
                              kosten.
                           2) Eisenbahnen. – Die Länge der Eisenbahnen betrug
                              auf der ganzen Erde im Jahre 1866 nur erst 19,639 deutsche Meilen, wovon auf die
                              nordamerikanische Union 7002, England 2882, die deutschen Staaten mit Einschluß von
                              Oesterreich 2864, Frankreich 1955, Indien 733, Italien 697, Spanien 676, Rußland
                              602, Canada 421, Belgien 346, Schweden 222, Schweiz 170, Niederlande 152 entfallen.
                              Von den 2864 Meilen deutscher Eisenbahnen kommen auf Preußen 1257, Oesterreich 819,
                              Süddeutsche Staaten 551, Norddeutscher Bund 1493 Meilen. Die 2882 Meilen englische
                              Eisenbahnen kosteten bis jetzt 455 Millionen Pfd. Sterl. (übrigens haben die Bahnen
                              und Bahnhöfe in London allein schon 40 Mill. Pfd. Sterl. verschlungen, auch
                              erforderten die Bahnhöfe in Manchester, Liverpool, Leeds, Sheffield und Birmingham
                              sehr große Summen), während die preußischen 1257 Meilen 645 Mill. Thaler, d.h. etwa
                              96 Mill. Pfd. Sterl. kosteten. Eine leicht anzustellende Berechnung ergibt, daß die
                              englischen Bahnen doppelte Herstellungskosten zu tragen hatten; die französischen
                              1955 Meilen kosteten etwa 280 Mill. Pfd. Sterl., woraus hervorgeht, daß die
                              französischen Bahnen verhältnißmäßig beinahe ebenso theuer zu stehen kommen wie die
                              englischen. Aus den Bahnen bezieht die französische Staatscasse jährlich 92 Mill.
                              Fr., obgleich der Staat nur 980 Mill. beigesteuert hat; man steht, daß sich der
                              Staatsaufwand dort etwa zu 9 bis 10 Proc. verzinst.
                           Die Bedeutung der Eisenbahnen für den Handel ergibt sich daraus, daß (nach Baxter's statistischen Nachweisungen) z.B. das Wachsthum
                              der Ein- und Ausfuhr in Belgien von 1842 bis 1860 nicht weniger als 272
                              Procent, in den Vereinigten Staaten 247, in England 237, in Frankreich 169 betragen
                              hat.
                           3) Telegraphenlinien. – Von diesen gibt es jetzt
                              etwa 45,000 deutsche Meilen mit der dreifachen Länge von Drahtleitungen. Es haben
                              z.B. das deutschösterreichische Vereinsnetz (Anfang 1866) 6062,5 deutsche Meilen
                              Linien und 15,378,8 Meilen Drahtleitungen; Rußland (Anfang 1866) 4916,7 Meilen Linien und 9517,4 M.
                              Drahtleitungen; Frankreich (Anfang 1866) 3998,3 Meilen Linien und 13,418,9 M.
                              Drahtleitungen; Großbritannien und Irland (Anfang 1866) 3484 Meilen Linien und
                              16,795 Meilen Drahtleitungen; das türkische Reich 1853 M. Linien; Italien (1863)
                              1757 Meilen; Schweden (1865) 750 Meilen; Belgien (1861) 233 M.; die Schweiz (1866)
                              462,5 Meilen; die Vereinigten Staaten (1865) 11,325 M.; Canada (1865) 1080 M. etc.
                              Außerdem haben die beiden atlantischen Telegraphen zusammen eine Länge von 890 und
                              die anderen submarinen Telegraphen eine solche von 1235 deutschen Meilen.
                           Haben die Eisenbahnen in 37 Jahren eine Ausdehnung erlangt, die gleich 3 1/2 mal dem
                              Umfange der Erde ist, so wurden sie doch von dem Telegraphen weit überholt, der
                              vermöge seiner viel leichteren und billigeren Herstellung binnen 27 Jahren so
                              gewachsen ist, daß die Linien an einander gesetzt 8 1/2 mal, die Drahtleitungen wohl
                              20mal die Erde umspannen würden. Angesichts solcher Resultate darf man schon vor dem
                              Unternehmungsgeist und der Energie unserer Zeit den Hut abziehen.
                           Von den 6062,5 deutschen Meilen des deutsch österreichischen Telegraphenvereins
                              besitzen Oesterreich (aber incl. Venetien) 2573,4, Preußen 1846,5 (jetzt 2300),
                              Bayern 423,6, Württemberg 251,6 (mit 392,9 Leitungsdraht), Sachsen 167,4, Baden
                              212,1 (mit 504,7 Leitungsdraht), die Niederlande 268,5 (mit 750,8 deutschen Meilen
                              Draht).
                           
                        
                           Ueber Dampferzeugung durch Gas.
                           Bekanntlich sind bisher alle Versuche fehlgeschlagen, die Dampfmaschinen selbst auch
                              nur für kleinere Betriebskräfte zu verdrängen. Die verschiedenen Luft- und
                              Gasmaschinen haben zwar theilweise Erfolge gehabt, und werden wohl mit dem
                              Fortschritte der Technik eine dauernde Einführung erreichen, aber vorläufig und für
                              lange Zeit hinaus scheint doch die Oberherrschaft der Dampfmaschine gesichert. Es
                              handelt sich also darum, die mit ihrer Anwendung verknüpften Nachtheile zu
                              beseitigen oder zu vermindern, namentlich da, wo sie ihrer Einführung überhaupt im
                              Wege stehen würden. Die Hauptunannehmlichkeit bleibt die Nothwendigkeit eines
                              Kessels mit Feuerung, Schornstein und Heizer. Aus diesem Grunde, um ein Beispiel aus
                              unendlich vielen hervorzuheben, werden die Waarenballen, Fässer u. dgl. in den
                              Londoner Güterspeichern auch allgemein durch von Menschenkraft bewegte Winden
                              gehoben, trotz der in England ganz allgemeinen Anwendung von Dampfkrahnen bei Bauten
                              aller Art. Aber der Einführung von Dampfmaschinen in den Speichern stand theils der
                              mit der Kohlenfeuerung verbundene Schmutz, theils die Kostspieligkeit und
                              Umständlichkeit des oft zu wiederholenden Anheizens entgegen.
                           Diese Uebelstände scheinen jedoch durch eine Gasfeuerung beseitigt zu seyn, welche
                              von Artur Jackson für England patentirt ist, und in einem
                              der größten Speicher in Cannon-Street (Hrn. Cowan's) schon seit einiger Zeit mit bestem Erfolge praktisch angewendet
                              wird. Dort ist ein stehender Röhrenkessel von zwei Pferdekräften in dem obersten
                              Stockwerke errichtet, fundamentirt auf einer Steinplatte. Unter dem Kessel ist eine
                              geschlossene Kammer, in welcher sich die Gasbrenner befinden, welche von außen durch
                              Hähne zu reguliren sind. Auch sind Lufteinlaß-Ventile darin angebracht und
                              eine kleine Thür von Glas oder Glimmer gestattet eine Besichtigung der Flammen.
                              Ueber jedem Brenner ist eine Scheibe von feuerfestem Thon angebracht, deren Zweck es
                              ist, die Hitze der Flamme auszubreiten, und vermuthlich auch den Kessel vor der
                              directen Wirkung der Stichflammen zu schützen, da die Brenner bis dicht unter den
                              Kesselboden reichen. Die erhitzten Ofengase werden durch einen vermuthlich eisernen
                              Schornstein entfernt, dessen innerer Theil mit einem Mantel umgeben ist, in welchem
                              das Speisewasser für den Kessel vorgewärmt wird. Bei dieser Feuerung gibt es also
                              weder Heizer, noch Mauerwerk noch Kamin (im gewöhnlichen Sinne), noch Roste und
                              selbstverständlich keinen Rauch. Der Dampf wird auf 50 Pfund Ueberdruck gebracht,
                              wobei natürlich, während die Maschine steht, sehr wenig Gas verbraucht wird; bei
                              voller Arbeit beträgt die Consumtion von Gas 200 Kubikfuß per Stunde. Das Anzünden des Feuers dauert nur einige Secunden, das
                              Auslöschen ist augenblicklich. Wenn der Kessel ganz kalt ist, so dauert das Anheizen
                              bis 50 Pfd. Druck eine halbe Stunde, aber nur 25 Minuten, wenn der Kessel Tags zuvor
                              gebraucht war. mit einer Consumtion von 100 Kubikfuß Gas.
                           
                           Die Maschine ist (nach Angaben im Mechanics' Magazine)
                              kürzlich von Hrn. Carr, dem Ingenieur des St. Katharine
                              Docks, untersucht und obige Resultate bestätigt worden. Sie hat einen Cylinder von 6
                              Zoll, und 10 Zoll Hub und 3 Pferdestärken (der Kessel nur zwei); die Anzahl von
                              Hüben ist regelmäßig 150 per Minute. Beim Anfange des
                              Versuches war die Dampfspannung 60 Pfd., und es wurden 1250 Pfd. in 30 Secunden 50
                              Fuß gehoben; die Hebung, zusammen mit dem Herunterlassen der Kette, wurde achtmal
                              mit derselben Last in 6 Minuten wiederholt, wobei die Spannung auf 40 Pfund
                              zurückgieng, aber in 2 Minuten wieder auf 50 Pferdekräfte stieg. Dann wurden 4
                              Hebungen und Senkungen in 4 Minuten gemacht; nach jeder Hebung sank die Spannung um
                              3 Pfund, stieg aber während der (ohne Dampf vor sich gehenden) Senkung immer wieder
                              auf die ursprüngliche Höhe, so daß kein Aufenthalt stattfand. Der Gasverbrauch war
                              50 Kubikfuß in 15 Minuten. Was Verdampfungsfähigkeit betrifft, so wurden
                              durchschnittlich 8 Gallons ( à 4 preuß. Quart) in
                              43 Minuten verdampft, mit einer Gasconsumtion von 100 Kubikfuß, einer Spannung von
                              55 bis 65 Pfund und einer Schornsteintemperatur von etwa 140° C. – G.
                              Lunge. (Breslauer Gewerbeblatt, 1867, Nr. 9.)
                           
                        
                           Anwendung der Bandsäge zum Durchschneiden dicker
                              Schmiedeeisen-Platten.
                           In der Ausstellung des englischen Kriegsministeriums im Ausstellungsparke zu Paris
                              findet sich neben vielem höchst Interessantem ein verhältnißmäßig unscheinbarer
                              Gegenstand, der aber gewiß alle Aufmerksamkeit verdient.
                           In einer der Werkstätten des Arsenals in Woolwich kam man nämlich darauf, daß sich
                              mehrere Zoll dicke Platten Schmiedeeisen ohne große Mühe mittelst einer kaum
                              gezahnten Bandsäge sowohl gerade als nach beliebigen krummen Linien durchschneiden
                              lassen. Zur Veranschaulichung dieses sind Stücke von schmiedeeisernen Panzerplatten
                              für Schiffsbekleidung bekanntlich 3–4'' dick ausgestellt, aus denen
                              Namenszüge, sowie beliebige Curven mit ziemlicher Genauigkeit ausgesägt sind, und
                              wobei sowohl das ausgeschnittene Stück als der Abfall zur genauen Ansicht
                              vorliegen.
                           Nach einer Notiz, welche den Proben beiliegt, hat man gefunden, daß nach angestellten
                              Versuchen die vortheilhafteste Geschwindigkeit, welche man einer Bandsäge zu diesem
                              Zwecke zu geben hat, ungefähr 250 engl. Fuß per Minute
                              beträgt.
                           Um sich ein Bild von der Arbeitsleistung zu machen, ist ferner gesagt, daß in einer 1
                              Zoll dicken Platte eine Schnittlänge von 1 1/2 Zoll per
                              Minute erzielt werden kann.
                           Es ist selbstverständlich, daß die Platte kalt gesägt wird und daß der Schnittfläche
                              stets etwas Oel oder Seifenwasser zuzufließen hat.
                           Diese ganze Arbeitsweise der Bandsäge in dem Eisen ist unseres Wissens neu und
                              überraschend; unter gewissen Verhältnissen dürfte sie allgemeinere Anwendung finden
                              können. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1867, Nr. 32.)
                           
                        
                           Ueber die Verminderung des Glanzrußes in engen
                              Schornsteinröhren.
                           In einem Circularerlaß des königl. preußischen Handelsministers an sämmtliche
                              Regierungen vom 4. Januar 1867 wird die Frage, ob die feuergefährliche Anhäufung von
                              Glanzruß in engen Schornsteinröhren durch gehörige Aufmerksamkeit des
                              Schornsteinfegers rechtzeitig wahrgenommen und dem Ausbruche von Schornsteinbränden
                              durch Anwendung der üblichen Reinigungsmittel, eventuell des absichtlichen
                              Ausbrennens, vorgebeugt werden könne, bejaht. Der Glanzruß bilde sich in einem
                              gefahrbringenden Maaße nicht in wenigen Tagen, sondern sey das Product eines
                              längeren Zeitraumes von mehreren Wochen. Eine Ansetzung in jenem Umfange lasse sich
                              unter Benutzung der jetzt allgemein gebräuchlichen Reinigungsvorrichtungen, selbst
                              bei mäßig geschleiften Röhren, durch rechtzeitiges, sorgfältiges, je nach der
                              Gebrauchsweise der Feuerung und des verwendeten Brennmaterials in kurzen Perioden zu
                              wiederholendes Fegen vermeiden. Ob und in welchem Grade sich etwa Glanzruß in einem
                              Rohre angesetzt habe, davon trage der Kehricht des letzten Fegens so weit stets
                              Merkmale an sich, daß der mit der Gebrauchsweise und der constructiven Beschaffenheit des Rohres
                              vertraute Schornsteinfeger beurtheilen könne, ob zur Verhütung der Bildung von
                              Glanzruß ein häufigeres Kehren, oder, zur Beseitigung der bereits in größerem Maaße
                              vorhandenen, ein Ausbrennen erforderlich werde. Das Selbstentzünden der engen
                              Schornsteine entstehe erfahrungsmäßig nur dann, wenn sich der Glanzruß bereits in
                              hohem Grade angesetzt habe, und dieser Gefahr könne durch wiederholtes Fegen
                              vorgebeugt werden. Dagegen sey nicht zu verkennen, daß die Construction der
                              Schornsteine, deren Form und Richtung auf das schwächere oder stärkere Ansetzen von
                              Glanzruß und auf die leichtere oder mühsamere Beseitigung desselben von Einfluß
                              sey.
                           Zur Verminderung des Glanzrußes in engen Schornsteinröhren erscheinen folgende
                              bauliche Einrichtungen geeignet:
                           1) Quadratische und kreisrunde Querschnitte der Schornsteine
                              müssen auf die ganze Länge der Röhre gleiche Weite haben. Oblonge Querschnitte sind
                              im Allgemeinen auszuschließen. Ausnahmsweise können dieselben gestattet werden, wenn
                              der Hausbesitzer die zu ihrer Reinigung geeigneten Gerüche vorräthig hält.
                           2) Kreisrunde Querschnitte sind nur mit entsprechenden
                              Formsteinen auszuführen oder mit Röhren von gebranntem Thon auszufüttern. Die
                              Thonröhren dürfen nur in ganz senkrechten Schornsteinen angewendet werden; es
                              empfiehlt sich, dieselben im Inneren mit einer Glasur zu versehen.
                           3) Geschleifte Röhren, welche nur in ganz massiven Wänden
                              vorkommen dürfen, müssen entweder an den Stellen, wo ihre Richtung sich ändert, mit
                              Reinigungsthüren versehen, oder sie müssen um mindestens 60° gegen den
                              Horizont geneigt seyn. An den Brechpunkten sind die Ecken abzurunden.
                           4) Röhren in äußeren Wänden müssen an der Außenseite
                              Wangenmauern von wenigstens einem Stein Stärke erhalten.
                           5) Schornsteine für Küchenherde mit offener Feuerung müssen
                              besteigbar seyn.
                           6) In Küchen mit geschlossener Feuerung und engen Schornsteinen
                              ist ein besonderes Rohr zum Abzug der Wasserdämpfe einzurichten.
                           Schließlich werden folgende bauliche Einrichtungen, welche zwar nicht vorzuschreiben,
                              aber in geeigneter Weise zu berücksichtigen sind, empfohlen:
                           a) Anbringung von Luftthüren in den Rauchröhren für
                              Oefen mit luftdichtem Verschluß, um zu verhindern, daß bei zu frühem Verschluß des
                              Ofens Wasserdämpfe im Schornstein sich ansammeln und condensiren;
                           b) Hinabführung enger Röhren bis in den Keller;
                           c) Anbringung von Schiebern in den Röhren, um deren
                              Ausbrennen etagenweise, von oben nach unten, ausführen zu können;
                           d) Vermeidung der Einführung von Feuerungen aus
                              verschiedenen Stockwerken in ein und dasselbe Schornsteinrohr.
                           
                        
                           Ueber ein neues, sehr empfindliches Reagens auf Alkalien und
                              alkalische Erden; von Prof. Dr. Böttger.
                           An Reagentien auf Alkalien und alkalische Erden haben wir bekanntlich keinen Mangel,
                              die meisten lassen aber immer noch bezüglich ihrer Empfindlichkeit zu wünschen
                              übrig. Ein außerordentlich empfindliches Reagens der Art, insbesondere geeignet, die
                              allergeringsten Spuren von z.B. in Wasser gelöstem kohlensauren Kalk, deßgleichen kaum nachweisbare Spuren freien Ammoniaks,
                              z.B. im Steinkohlen-Leuchtgase u.s.w. zu entdecken, habe ich vor Kurzem in
                              dem prachtvollen Farbstoffe der Blätter einer von dem niederländischen Kunstgärtner
                              Verschaffelt zuerst eingeführten und nach ihm
                              benannten Zierpflanze, nämlich in dem Pigmente der Blätter von „Coleus Verschaffelti
                                 ,“ kennen gelernt. Ueberschüttet man in
                              einem wohl zu verschließenden weitmündigen Glase die gut entwickelten frischen
                              Blätter dieser ziemlich verbreiteten strauchartigen Zierpflanze mit durch einige
                              Tropfen Schwefelsäure angesäuertem absolutem Alkohol, ersetzt nach circa 24stündiger gegenseitiger Einwirkung die dann zum
                              großen Theil ihres Farbstoffes beraubten Blätter durch eine neue Portion Blätter,
                              filtrirt den mit Farbstoff beladenen Alkohol ab und imprägnirt damit schmale
                              Streifen schwedischen Filtrirpapiers, die man schließlich einige Minuten zum
                              Trocknen an die freie Luft hängt, so erhält man ein prachtvoll roth gefärbtes, durch Alkalien und alkalische Erden sich mehr oder weniger schön grün
                              färbendes Reagenspapier, das in wohl verschlossenen Gläsern aufbewahrt, an
                              Empfindlichkeit und Schärfe das schwach geröthete Lackmuspapier, das Curcumapapier
                              u.s.w. bei weitem übertrifft. Da diese schön roth gefärbten Papiere von freier Kohlensäure nicht afficirt werden, so lassen sich
                              damit selbst die geringsten Spuren in Wasser gelöster kohlensaurer alkalischer Erden
                              nachweisen. Hält man einen Streifen solchen ganz schwach mit Wasser befeuchteten
                              Papiers über die Brennmündung einer Gasröhre, so sieht man auch hier in ganz kurzer
                              Zeit von dem ausströmenden Gase, in Folge seines Ammoniakgehaltes, den
                              Papierstreifen sich grün färben. (Jahresbericht des
                              physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für 1865–1866.)
                           
                        
                           Verhalten von Zink und Zinkoxyd gegen Kochsalz; von A. Siersch.
                           Bei den meisten Sudsalinen in Deutschland, wo man durch einen langsamen Sud Grobsalz
                              erzeugt, pflegt man die aus Eisenblech gefertigten Sudpfannen gegen Oxydation
                              dadurch zu schützen, daß man in die blank gescheuerten Ecken der Pfanne Zink
                              eingießt, oder dasselbe als Streifen in die Nietfugen der Pfannbleche einlegt, um
                              letztere mit dem Zink in metallische Verbindung zu bringen. Durch den hierdurch
                              bewirkten Contact suchte man auf Kosten der beschleunigten Bildung von Zinkoxyd das
                              Rosten der Pfanne zu verhüten. Da aber alle löslichen Zinkverbindungen dem
                              menschlichen Organismus schädlich sind, ja sogar das unlösliche Zinkoxyd in
                              Beziehung auf Schädlichkeit für den Menschen sehr in Frage steht, so hat A. Siersch (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Januar
                              1867) Versuche zur Entscheidung der Frage angestellt, ob durch das angegebene
                              Verfahren Zink in das Kochsalz gelangen kann.
                           Diese Versuche haben zu dem Resultate geführt, daß sich bei der Einwirkung von Zink
                              auf Kochsalzlösung Chlorzinknatrium bildet und daß beim Kochen der klaren
                              zinkhaltigen Lösung sich mit Zink verunreinigtes Kochsalz ausscheidet. Der
                              Zinkschutz der Sudpfannen ist demnach zu verwerfen.
                           
                        
                           Zuverlässigste Methode, die trocknenden Oele zu
                              entfärben.
                           Vor allen Mitteln, die trocknenden Oele, wie Leinöl, Nußöl u.s.w. zu entfärben,
                              empfiehlt Prof. Mulder das Filtriren derselben durch
                              thierische Kohle und das Aussetzen an's Sonnenlicht. Zuerst muß man dieselben
                              filtriren und dann erst das Sonnenlicht darauf einwirken lassen, dadurch erhält man
                              wasserhelle Oele.
                           
                        
                           Verfahren, Obst zu conserviren.
                           Am russischen Hofe wird behufs der Conservirung des Obstes mit Kreosotwasser
                              besprengter Kalk angewendet. Der gebrannte Kalk (Aetzkalk) wird zu dem Ende mit
                              Wasser besprengt, in welchem ein wenig Kreosot aufgelöst ist, worauf man ihn in
                              Staub zerfallen läßt. Die Verpackung des Obstes geschieht in Holzkisten, deren Boden
                              1 Zoll hoch mit solch zubereitetem Kalk bedeckt wird; diese Schicht wird mit einem
                              Bogen Papier überdeckt, und auf diesen kommen die ausgesuchten Früchte, jedes Stück
                              einzeln, so daß keines das andere berührt, zu liegen. Auf die Obstschicht wird
                              wieder ein Bogen Papier gelegt, und darauf wird die zweite Schicht Kalk geschüttet.
                              In dieser Weise wechseln Kalk, Papier und Obstschichten so oft ab, bis die Kiste
                              gefüllt ist. Die Ecken werden mit feingepulverter Holzkohle ausgefüllt. Unter
                              Verschluß eines gut passenden Deckels soll sich das Obst mindestens ein Jahr lang
                              frisch erhalten. (Hamburger Gewerbeblatt, 1867 S. 183.)
                           
                        
                           
                           Verfahren, um die Reife der Obstfrüchte für den Genuß zu
                              befördern.
                           Einer meiner Freunde schickte mir voriges Jahr eine Kiste voll Colmarbirnen, welche,
                              jede besonders in Papier eingewickelt, in Papierschnitzel verpackt waren. Die Reise
                              dauert ungefähr acht Tage. Doch konnten diese Früchte nicht ausgepackt werden, weil
                              ich nicht zu Hause war; erst nach weiteren acht Tagen kamen sie wieder an das
                              Tageslicht. Schon beim Auspacken fand ich viele, besonders wurmige, etwas reif von
                              geldlichem Ansehen, so daß ich darüber erstaunte, weil der Absender geschrieben
                              hatte: „erst zu genießen nach Neujahr bis Ostern.“ Nach
                              weiteren 14 Tagen, nachdem sie in einer luftigen Obstkammer gelegen, war der größte
                              Theil genießbar und vollkommen reif, und am 12. November mußte ich schon überreife
                              ausscheiden; bis zum December waren alle passirt! Als ich gegen Fastnacht zu meinem
                              Freunde gekommen, fand ich mit dem größten Erstaunen alle seine Colmarbirnen noch
                              grasgrün und hart auf dem Stroh liegen; es hat sich herausgestellt, daß das
                              Einpacken in Papier diese merkwürdige schnelle Reife bewirkt haben muß.
                           Diesen Wink durch Erfahrung benutzen wir nun in der ausgedehntesten Weise. Schon im
                              Juli v. J. hatten wir Besuch zu erwarten, und da die Pfirsiche bis dahin noch nicht
                              reif seyn konnten, pflückten wir die größten ab, packten sie in Papier, jede Frucht
                              allein, und legten sie in die Schublade eines Commodes. In der festgesetzten Zeit
                              von zehn Tagen waren alle vollkommen reif, weich und besser als die später am Baume
                              reifgewordenen. – Die St. Germainbirnen werden wir jetzt von November bis
                              Ostern essen, indem wir von vierzehn zu vierzehn Tagen eine Anzahl auf angegebene
                              Weise behandeln.
                           Dieser Vortheil wird um so größer, weil diese Früchte, wenn sie einmal weich, alle
                              auf einmal verwendet oder genossen werden müssen, was nicht immer mit Vortheil
                              geschehen kann. So dauert die Reife oder der Genuß kaum drei Wochen, während
                              derselbe, wie angegeben, auf zwölf und mehr Wochen verlängert werden kann. (Nach der
                              Monatsschrift für Pomologie.)
                           
                        
                           Ueber die Bereitung eines schmackhaften Brodes aus Mischungen
                              von Roggenmehl und Hülsenfrüchten.
                           In dem Bezirke eines landwirthschaftlichen Vereines war im vorigen Jahre in Folge
                              später Planüberweisung bei der Separation, namentlich aber durch späte Nachtsröste
                              im Sommer, die Roggenernte so gering ausgefallen, daß vielen kleineren und mittleren
                              Landwirthen nicht eine genügende Menge Brodfrucht zur Verfügung stand. Die Ernte von
                              Hülsenfrüchten war dagegen als eine mittlere und gute zu bezeichnen. Unter diesen
                              Umständen wurden, um den Ankauf des theuren Roggens zu ersparen, Gerste, Bohnen und
                              Erbsen mit dem Roggenmehle verbacken, wie es in manchen Gegenden, namentlich in
                              Schlesien und Sachsen üblich ist.
                           Der Vorstand des betreffenden Vereines wandte sich an Unterzeichneten, um über die
                              zweckmäßigste Mischung dieser Bestandtheile Auskunft zu erhalten.
                           Vom diätischen Standpunkte konnte ein Zusatz von Hülsenfruchtmehl nur empfohlen
                              werden, da dieses reicher an Eiweißstoffen oder blutbildenden Bestandtheilen ist,
                              wie Getreidemehl, und man könnte a priori folgern, daß
                              ein solches Brod nahrhafter wie ein aus Getreidemehl bereitetes seyn müsse. Ein
                              Bedenken nur stand dieser Brodbereitung entgegen, die bekannte Erfahrung, daß
                              solches Brod dicht und schwer, mithin nicht leicht verdaulich sey und nach sehr
                              kurzer Zeit altbacken, trocken und spröde werde. Es handelte sich also darum, dieß
                              zu vermeiden und ein Brod herzustellen, welches Nahrhaftigkeit, Verdaulichkeit und
                              Wohlgeschmack vereint. Ein Fingerzeig in der einzuschlagenden Richtung war durch die
                              Beobachtung Lehmann's gegeben, nach welcher ein
                              reichlicher Zusatz von Kochsalz es verhindert, daß Brod. welches aus Mehl von
                              ausgewachsenem Getreide bereitet ist, dicht und wäßrig werde.Polytechn. Journal Bd. CLI S.
                                       309.
                              
                           
                           Darauf hin wurde empfohlen, ein Brod zu backen aus einer Mischung von 2/3 Roggenmehl
                              und 1/3 Bohnen- oder Erbsenmehl und dabei auf 100 Pfd. solchen Mehles etwa 3
                              Pfd. Salz anzuwenden.
                           Der Erfolg des Verfahrens ergibt sich aus dem gedruckt vorliegenden Protokoll des
                              betreffenden Vereines. Es heißt darin:
                           
                              „Der Vorsitzende hatte bereits einen Versuch in dieser
                                 Richtung angestellt (das Quantum Mehl nach obiger Mischung 2/3 Roggen und 1/3
                                 Bohnen betrug 173 Pfd. und der Zusatz von Salz 4 Pfd.) und übergab eine Probe
                                 des so gewonnenen Brodes der Versammlung zur Begutachtung.
                              
                           
                              Das allgemeine Urtheil konnte ein höchst günstiges genannt werden.
                              
                           
                              Das Brod war porös und locker, wozu wohl hauptsächlich der Zusatz von Salz beigetragen haben
                                 mochte.“
                              
                           In einer weiteren Zuschrift des Vereinsvorstandes wird gesagt: „Es sind in
                                 unserem Vereine mindestens von 20 Mitgliedern Versuche angestellt, in denen
                                 meistens ein Drittel bis ein Viertel des Gewichts von Erbsen- oder
                                 Bohnenmehl dem Roggenmehl zugesetzt wurde. Auf 100 Pfd. Mehl wurden 1–3
                                 Pfd. Salz angewendet.
                              
                           
                              „Die Resultate gehen nun dahin, daß durchschnittlich das
                                 Brod von 2/3 Roggen- und 1/3 Hülsenfrucht mit Zusatz von 2 Pfd. Salz auf
                                 100 Pfd. Mehl als das beste anerkannt wurde.
                              
                           Während früher das Brod bei einem solchen Verhältniß von Roggen- und
                              Hülsenfrucht ohne Zusatz von Salz schon nach wenigen Tagen spröde und hart wurde,
                              hält sich das gesalzene Brod längere Zeit saftig und mild, und ist die Lockerheit
                              desselben vom reinen Roggenbrod nicht zu unterscheiden.
                           Bei einem Zusatz von mehr als 2 Pfd. Salz wollte der an gesalzenes Brod leider nicht
                              gewöhnte Geschmack sich verletzt fühlen, obgleich ich persönlich das Brod sehr
                              wohlschmeckend gefunden habe. Gez. Prof. Stohmann.
                              (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1867, Nr. 32.)
                           
                        
                           Zeichentinte für Wäsche.
                           Apotheker Kuhr hat mehrere Vorschriften zu Zeichentinten
                              für Wäsche gegeben, von welchen folgende sich schön schwarz und dauernd gezeigt. Zu
                              derselben gehört eine Präparirflüssigkeit, bestehend aus 1 Theil
                              unterphosphorigsaurem Natron, 2 Th. arabischem Gummi, 16 Th. destill. Wasser. Die
                              Leinwand wird mit dieser Präparirflüssigkeit getränkt und nach dem Trocknen
                              geglättet, dann mit einer Tinte aus 1 Th. salpetersaurem Silberoxyd, 6 Th.
                              Gummischleim und 6 Th. destill. Wasser mittelst Gänsekiel beschrieben. (Hager's pharmaceutische Centralhalle, 1867 S. 176.)
                           
                        
                           Wollenvließgewebe für Teppiche und Schuhe.
                           Die Wollenvließgewebe, welche von Gebrüder Imbs
                              hergestellt werden, bestehen aus einem mehr oder weniger dicken Gewebe und einer
                              Anzahl Streichgarnvließe.
                           Die Vereinigung des Gewebes und der Vließe geschieht durch eine Naht, welche
                              rechtwinklig gegen die beiden Stoffrichtungen liegt, so daß die hierzu dienenden
                              Wollenfäden gewissermaßen die Functionen der Kette und des Einschusses in einem
                              gewöhnlichen Stoffe erfüllen. Das. so erzeugte Product hat so viel Consistenz, daß
                              es in einer Walke der Filzbildung unterworfen werden kann. Durch Walken entsteht ein
                              Stoff, welcher bedruckt werden kann und sich vorzugsweise zu Teppichen und Schuhen
                              eignet; er erlangt dadurch Eigenschaften, welche weder dem Filz, noch den
                              gewöhnlichen Geweben zukommen. Der erstere kann die wünschenswerthe Consistenz nur
                              auf Kosten der Haltbarkeit und Biegsamkeit des Stoffes wie der Reinheit und
                              Dauerhaftigkeit des Drucks erhalten, und die letzeren erfordern eine Gleichmäßigkeit
                              und vorzügliche Qualität der Wolle, durch welche der Preis bedeutend erhöht wird.
                              Der Fabricationsproceß der Gebrüder Imbs dagegen
                              gestattet, in das Innere des Stoffes alle möglichen Materialien geringerer Qualität
                              einzuarbeiten. Die ordinärsten und kürzesten Abfälle der Wolle, die zum Verspinnen
                              ganz ungeeignet ist, kurze Haare und Kämmlinge von grober Beschaffenheit können
                              dabei verwendet werden, ohne daß dem Ansehen des Products geschadet wird. Der Werth
                              des Rohmaterials wird auf diese Weise auf den möglich geringsten Kostenbetrag
                              zurückgeführt.
                           Der Preis des fertigen Stoffes wird aber auch noch durch die Billigkeit der
                              Anfertigung niedrig erhalten, indem die Gebrüder Imbs zur
                              Vereinigung des Gewebes mit den Vließen sich einer mit einer größeren Anzahl von
                              Nadeln versehenen Maschine bedienen, die bereits in 20 Exemplaren in ihren
                              Etablissements zu Brumath und zu Puteaux thätig ist. Das Princip dieser Maschine ist
                              folgendes: Das über dem Wollenvließ liegende Gewebe wird, unter den nöthigen
                              Vorsichtsmaßregeln gegen die Verwirrung der Fasern, über eine Reihe verticaler
                              Nadeln geführt, welche an einer gemeinschaftlichen Traverse befestigt sind, und mit
                              derselben sich auf und nieder bewegen, wobei sie den Stoff durchstechen. Jede Nadel
                              enthält einen Wollenfaden, der ihr von einer Spule zugeführt wird, und ist mit zwei
                              Oehren versehen, von denen das eine an der Spitze, das andere nahe dem
                              entgegengesetzten Ende liegt; zwischen den beiden Oehren ist die Nadel rinnenförmig
                              gebogen. Nachdem die Nadeln den Stoff von unten nach oben durchdrungen haben, bildet
                              jeder Faden eine Schleife über der Fläche des Stoffes und zwischen den sämmtlichen
                              Schleifen wird vermittelst eines selbstthätig bewegten Stabes ein Querfaden
                              durchgezogen, welcher als Schlußfaden dient. Bei dem Rückgang der Nadeln von oben
                              nach unten befestigen die Nadelfäden den Querfaden, indem die Schleifen
                              zusammengezogen werden.
                           Die Maschinen zu Puteaux stellen auf diese Weise mit 300 Nadeln Stoffe von 2,1 Met.
                              Breite her, und was den Preis betrifft, so ist derselbe erheblich niedriger, als der
                              der gewöhnlichen Stoffe dieser Art.
                           Der durchschnittliche Preis 0,7 Met. breiter Teppiche, wie sie gewöhnlich im Handel
                              vorkommen, ist für Filzteppiche 3,9 Frcs. der Meter, für Brüsseler Teppiche 4,6
                              Frcs. und für Plüschteppiche 7 Frcs. Der Preis der neuen Teppiche von Imbs dagegen schwankt bei gleicher Breite des Stoffes
                              zwischen 2,9 und 3,23 Frcs., je nach der Zusammensetzung und dem Reichthum der
                              Zeichnung, und das Gewicht beträgt durchschnittlich 1 Kilogramm per Meter, ist also bedeutend größer als das der
                              gewöhnlichen Teppiche. Auch hat man bei der Fabrication der neuen Teppiche den
                              Vortheil, daß man sie in den größten vorkommenden Breiten herstellen kann. Was die
                              Production anlangt, so ist dieselbe von 1000 Paar Schuhen mit einem Werthe von 2750
                              Frcs. im Jahre 1856 bis auf 313,000 Paar Schuhe mit einem Werthe von 234,000 Frcs.
                              im Jahre 1865 gestiegen. Von Teppichen, deren Fabrication erst seit drei Jahren
                              betrieben wird, sind im vorigen Jahre 61,000 Met. im Werthe von 219,000 Frcs.
                              hergestellt worden.
                           Die erste Idee zu diesem Fabricationszweige hat F. Durand
                              im Jahre 1856 gegeben, indem er durch Zusammennähen vereinigte wollene Vließe durch
                              Walken in Filz umwandelte. Gebrüder Imbs erwarben Durand's Patent und stellten Versuche mit seinem
                              Verfahren an, erkannten aber die Nothwendigkeit, einen dünnen Stoff mit den Vließen
                              zu verbinden und eine Maschine einzuführen, durch welche das Zusammennähen möglichst
                              billig bewirkt wird. (Musterzeitung für Färberei, Druckerei u.s.w.)
                           
                        
                           Ueber öffentliche Badeanstalten in England; von Dr. G. Lunge.
                           In Folge einer Aufforderung gebe ich im Folgenden einige Notizen über die Einrichtung
                              von englischen Badeanstalten für das Volk, so weit sie mir bekannt geworden
                              sind.
                           In England sind öffentliche Flußbäder so gut wie unbekannt, wenigstens in den
                              größeren Fabrikstädten, in welchen der Zustand des Flußwassers in der Regel ohnehin
                              nicht sehr viel Einladendes hat. Um so mehr ist man auf Badeanstalten in
                              geschlossenen Räumen angewiesen, welche denn auch in allen größeren Städten entweder
                              von den städtischen Behörden oder von Actiengesellschaften errichtet worden sind. In
                              allen mir bekannten Fällen sind die Badeanstalten (welche sehr häufig mit
                              Waschanstalten verbunden sind) einem Unternehmer in Entreprise gegeben, welcher die
                              Bäder nach einem öffentlich angeschlagenen Tarife zu liefern verpflichtet ist. Ohne
                              Zweifel überzeugen sich die Behörden durch geeignete Inspectionen, daß den
                              Vorschriften in Bezug auf Reinlichkeit u. dgl. Genüge geleistet wird. Es ist
                              unfraglich, daß diese Einrichtung, mindestens unter englischen Verhältnissen, weit weniger kostspielig
                              und eben so wirksam ist, als es bei directer Verwaltung durch die Behörden seyn
                              würde.
                           Die Badeeinrichtungen umfassen Wannenbäder verschiedener Classen, Douchebäder und
                              Schwimmbäder, sämmtlich unter Dach. Das Schwimmbad, welches eine viel umfangreichere
                              Anlage erfordert, ist nicht immer vorhanden. Die verschiedenen Classen der
                              Wannenbäder unterscheiden sich nur durch mehr oder weniger elegante Ausstattung der
                              Badezimmer, Qualität der Badewäsche, Kämme, Bürsten u. dgl.; in den wesentlichen
                              Einrichtungen ist aber kein Unterschied. Ueberall sind dieselben gußeisernen
                              emaillirten Badewannen und reichliche Speisung mit kaltem und warmem Wasser
                              vorhanden. Der wirkliche Nutzen und die Annehmlichkeit des Bades wird in der letzten
                              Classe genau ebenso wie in der ersten erreicht. Der Preis eines warmen Wannenbades
                              ist in verschiedenen Orten sehr verschieden, jedoch habe ich die erste Classe nur
                              selten mit 1 Sh. (= 10 Sgr.) bezeichnet gefunden. In South-Shields kosten
                              warme Wannenbäder erster, zweiter und dritter Classe resp. 6 Pence (= 5 Sgr.), 4
                              Pence (= 3 Sgr. 4 Pf.) und 2 Pence (= 1 Sgr. 8 Pf.), inclusive zweier Handtücher;
                              der Unterschied zwischen den Classen bezieht sich, wie oben bemerkt, nur auf
                              geringfügige Bequemlichkeiten. In Shields ist kein Schwimmbad vorhanden; in
                              Liverpool und Wolverhampton kostet der Gebrauch desselben 2 Pence (= 1 Sgr. 8 Pf.);
                              Badehosen werden nicht geliefert, da der Gebrauch solcher selbst in Seebädern in
                              England erst neuerlichst hin und wieder eingeführt wird, und in geschlossenen
                              Schwimmbädern ganz unbekannt ist. Von der Einführung dieser merkwürdigen Sitte oder
                              vielmehr Unsitte, gegen welche auch in England die Tagespresse immer mehr ankämpft,
                              ist wohl bei uns ganz und gar abzusehen. Das Schwimmbad in Wolverhampton ist auch im
                              Winter im Gebrauche, indem es einen beständigen Zufluß lauwarmen Wassers erhält,
                              wodurch zugleich die Wassermenge in angemessener Weise allmählich erneuert wird.
                           Die Erhitzung des Wassers geschieht durch einen Dampfkessel, welcher auch Dampf für
                              die Waschanstalt abgibt; aus dem Dampfkessel führt ein Dampfrohr in einen
                              hochgelegenen Wasserbehälter, in welchen es offen ausmündet, so daß die ganze Wärme
                              der Dämpfe benutzt wird. Von diesem Behälter leiten Röhren das warme Wasser nach
                              allen Theilen der Anstalt. Da sich auch aus diesem Behälter reichliche Dämpfe
                              entwickeln werden, so könnte man dieselben, meiner Ansicht nach, zur Erwärmung des
                              Schwimmbades verwenden, welches dann ganz kostenlos seyn würde; natürlich müßte dann
                              der Wasserbehälter geschlossen seyn.
                           Die Badezimmer für Frauen befinden sich meist in einer ganz getrennten Abtheilung des
                              Gebäudes, auch wohl mit besonderem Eingange. In Liverpool sind auch Schwimmbäder
                              (plunge baths) für Frauen vorhanden, in welchen
                              Badekleidung u. dgl. geliefert werden; die Charge ist 6 Pence (= 5 Sgr.). (Breslauer
                              Gewerbeblatt, Juli 1867, Nr. 8.)
                           
                        
                           Ueber die Tiefe der Meere.
                           Der Courier des Etats-Unis berichtet, daß die
                              Versuche, das unterseeische Kabel zu repariren, Gelegenheit gegeben haben,
                              Beobachtungen über die Tiefe verschiedener Meere anzustellen. Die am wenigsten
                              tiefen Meere sind in der Nähe der Continente; so hat das Baltische Meer oder die
                              Ostsee zwischen Deutschland und Schweden nur eine Tiefe von 120 Fuß, das Adriatische
                              Meer zwischen Venedig und Triest nur eine Tiefe von 130 Fuß; die größte Tiefe des
                              Canals zwischen Frankreich und England ist nicht über 300 Fuß, während der
                              südwestliche Theil des Irländischen Meeres mehr als 2000 Fuß tief ist. Die äußeren
                              Meere am Südende Europas sind viel tiefer als die inneren. Der engste Theil der
                              Straße von Gibraltar erreicht eine Tiefe von 3000 Fuß, während das Mittelmeer etwa
                              2000 Fuß tief ist; an den Küsten Spaniens hat das Meer bis 6000 Fuß Tiefe. Die
                              größten Tiefen finden sich in südlichen Meeren; im Westen des Caps der guten
                              Hoffnung hat das Senkblei bei 56,000 Fuß, im Westen der Insel St. Helena bei 27,000
                              Fuß Grund. Dr. Jung hat die
                              mittlere Tiefe des Atlantischen Oceans auf 25,000 Fuß, die des Stillen Oceans auf
                              20,000 Fuß berechnet. (Archiv der Pharmacie, 1867 S. 119.)