| Titel: | Verfahren zur Herstellung von gemusterter vertiefter und erhabener Arbeit auf galvanoplastischem Wege, ohne Anwendung eines Schutzfirnisses; von Balsamo. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XI., S. 49 | 
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                        XI.
                        Verfahren zur Herstellung von gemusterter
                           vertiefter und erhabener Arbeit auf galvanoplastischem Wege, ohne Anwendung eines
                           Schutzfirnisses; von Balsamo.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXV p. 613; October
                              1867.
                        Balsamo, über galvanoplastische Darstellung von Dessins ohne
                           Reservage.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich lassen sich auf schwingenden Platten oder Scheiben Punkte hervorbringen,
                              an denen die Erschütterung beinahe gleich Null, sowie andere, an denen sie sehr groß
                              ist, also Knotenlinien und Schwingungsmittelpunkte oder Schwingungslinien. Zu diesem
                              Zwecke druckt man mit dem
                              Finger auf irgend einen Punkt der mittelst eines Bogens in Schwingung versetzten
                              Platte. Da durch einen auf schwingende Platten ausgeübten mechanischen Druck
                              symmetrische, dem Punkte, wo der Druck ausgeübt wird, correspondirende Knotenlinien
                              entstehen, so kam ich auf die Vermuthung, daß Metallplatten, wenn sie in galvanische
                              Bäder gebracht werden, an den Punkten wo ein Druck stattfindet, eine gewisse
                              Trägheit oder Indifferenz zeigen würden. Diese Vermuthung bestätigte sich auch, denn
                              solche der Einwirkung der Elektricität ausgesetzte Metallplatten geben trotz ihrer
                              anscheinenden Unbeweglichkeit Töne von sich, welche wir zwar nicht hören, welche
                              aber unter gewissen Bedingungen auf deren Oberfläche Zeichnungen bilden können.
                           Den Versuch, dessen Resultate ich hiermit der Akademie vorlege, stellte ich in
                              folgender Weise an: In eine mit mehreren Grammen Phosphorsäure und einigen Stücken
                              Phosphor versetzte Lösung von essigsaurem Eisenoxydul brachte ich zwei eiserne
                              Platten, deren eine mit dem negativen, die andere mit dem positiven Pole einer aus
                              drei Elementen zusammengesetzten Bunsen'schen Batterie in
                              Verbindung stand. Zwischen beiden Platten, rechtwinklich zu ihren Flächen,
                              befestigte ich eine 210 Millimet. lange und 35 Millimet. breite Glasplatte in der
                              Weise, daß sie mit ihren schmalen Kanten gegen die beiden Eisenplatten drückte. Um
                              die Berührung der letzteren mit den beiden Kanten der Glasplatte vollständig zu
                              machen, klemmte ich zwischen die Wandungen des die Eisenlösung enthaltenden Gefäßes
                              und die äußeren Flächen der Eisenplatten Holzstücke, so daß ein constanter Druck auf
                              diese Platten stattfand. Nach zweitägiger Thätigkeit der Batterie hatte sich auf der
                              mit dem negativen Pole verbundenen Platte metallisches Eisen niedergeschlagen, und
                              zwar in verticalen, den beiderseitigen Kanten der Glasplatte parallelen Streifen,
                              indem ein leerer Streifen oder eine Furche mit einem vollen (also gewissermaßen eine
                              Mulde mit einem Sattel) abwechselte. Die leeren, d.h. diejenigen Stellen, an denen
                              sich kein Eisen abgelagert hatte, entsprachen dem von der Kante der Glasplatte
                              eingenommenen Raume; sie bildeten folglich die Knoten,
                              und die Stellen, wo sich das Eisen niedergeschlagen hatte, die Schwingungslinien oder Bäuche.
                           Bei einem anderen Versuche wendete ich anstatt einer geraden eine Sförmig gebogene Glasplatte an, so daß die
                              Berührungspunkte des Glases mit dem Eisen eine Schlangenlinie bildeten. Ich erhielt
                              auf diese Weise einen krummlinigen Eisenniederschlag, mit abwechselnd leeren und
                              vollen schlangenförmigen Furchen, wie ich vorher, bei Anwendung einer geraden
                              Glasplatte, einen geradlinigen Niederschlag mit geraden Furchen erhalten hatte.
                              Allerdings waren die gebogenen oder krummlinigen Umrisse dieses Eisenniederschlages
                              weder so rein, noch so scharf als die geradlinigen, da die Kante der schlecht
                              gebogenen Glasplatte nicht gänzlich in derselben Ebene lag, somit ein ziemlich
                              großer Theil dieser Platte mit der Eisenplatte nicht in unmittelbarer Berührung war.
                              Ueberdieß hatte der von der Batterie erzeugte Strom an Stärke nachgelassen und das
                              Bad war etwas erschöpft, was auf die Schärfe der Knotenlinien und der
                              Schwingungslinien nothwendig von Einfluß seyn mußte.
                           Demzufolge war der gleichförmige Druck der Kante einer Glasplatte hinreichend, um
                              ganze Stellen einer Eisenplatte in galvanische Indifferenz zu setzen, so daß sich
                              auf dieselben keine Eisenmolecüle ablagerten. Da dieß mit geraden sowohl als mit
                              krummen Linien der Fall ist, so läßt sich nicht bezweifeln, daß, wenn man Muster
                              oder Zeichnungen aus Glas (vielleicht auch aus Thon oder Porzellan) anfertigt, alle
                              mit dem Rande der Zeichnung in Berührung stehenden Theile von Metallniederschlag
                              frei bleiben werden.
                           Auf diese Weise werden sich Damascirungen, nämlich erhabene oder vertiefte, auf
                              derselben Fläche sich wiederholende Zeichnungen durch bloßes Zusammenbringen oder
                              Zusammenpressen des negativen Typus oder Musters mit der am negativen Pole
                              befestigten Platte herstellen lassen. Der Vorgang in dem aus essigsaurem Eisenoxydul
                              bestehenden Bade wird sich auch mit Anwendung von Eisenchlorür, sowie von Lösungen
                              anderer Metalle hervorbringen lassen. Wir dürften somit zu der Hoffnung berechtigt
                              seyn, daß dieses Verführen der Elektrotypie bedeutende Dienste leisten kann, indem
                              dasselbe die Anwendung von Reservage oder Schutzfirniß unnöthig macht.