| Titel: | Apparat zur Stearinsäure-Fabrication, construirt von Léon Droux, Ingenieur in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XVII., S. 77 | 
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                        XVII.
                        Apparat zur Stearinsäure-Fabrication,
                           construirt von Léon
                              Droux, Ingenieur in Paris.
                        Aus Engineering, Mai 1867, S. 526.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Droux, Apparat zur Stearinsäure-Fabrication.
                        
                     
                        
                           Bei der Stearinsäure-Fabrication werden jetzt drei verschiedene Methoden
                              befolgt, nämlich:
                           1) die Verseifung der Fettkörper mit 13 bis 14 Proc. Kalk, bei welcher sich in Wasser
                              unlösliche Seifen – stearinsaurer, oleinsaurer und margarinsaurer Kalk
                              – bilden, während das frei gewordene Glycerin im Wasser sich löst;
                           2) die Behandlung der Rohfette mit Schwefelsäure und darnach folgende Destillation.
                              Die neutralen Pflanzen- und Thierfette werden durch concentrirte
                              Schwefelsäure verseift; letztere verbindet sich mit dem Glycerin; dieses bleibt in
                              verkohltem Zustande in den sauren Fetten suspendirt und macht deßhalb eine zweite
                              Operation, die Destillation, erforderlich. Die
                              Schwefelsäure-Glycerin-Verbindung bleibt als theerige Masse im
                              Destillirgefäße zurück, während die sauren Fette in den Condensationsapparat
                              übergehen;
                           3) die Zersetzung der Fettkörper durch gleichzeitige Einwirkung von Wasser, höherer
                              Temperatur und Druck. Dieses Verfahren wird als
                              „Wasserverseifung“ bezeichnet.
                           Bei Anwendung des erstgedachten Verfahrens erhält man die besten Producte; dieselben
                              sind weiß, geruchlos, trocken anzufühlen; indessen ist die Methode, in Folge des zur
                              Zersetzung der Kalkseife und zu ihrer Umwandlung in freie Fettsäuren und
                              schwefelsauren Kalk erforderlichen Aufwandes an Schwefelsäure, kostspielig. –
                              Das zweite Verfahren gibt gleichfalls weiße Producte; doch sind dieselben weicher
                              und schmelzen bei niedrigerer Temperatur; überdieß entwickeln die nach dieser
                              Methode fabricirten Kerzen beim Brennen einen empyreumatischen, nicht angenehmen
                              Geruch. Indessen ist das Verfahren billig, da man bei Anwendung desselben eine große
                              Menge Stearin erhält, wogegen freilich das gewonnene saure Oel von geringerem Werthe
                              ist, als das durch die Kalk-Verseifungsmethode erhaltene. – Der dritte
                              Proceß vereinigt die Vortheile des ersten und zweiten Verfahrens, ohne die
                              Nachtheile des letzteren; er ist billig, liefert ein weißes Stearin und gleichzeitig
                              ein saures Oel von guter Qualität; doch ist seine Anwendung mit einer Schwierigkeit
                              verbunden, welche darin besteht, daß zur Behandlung der Fettkörper ein Gefäß
                              erforderlich ist, welches hinlängliche Festigkeit besitzt um einem inneren Drucke
                              von etwa 210 Pfund per Quadratzoll zuverlässig
                              widerstehen zu können.
                           Derartige Gefäße zur Aufnahme der unter einem so hohen Drucke zu behandelnden
                              Fettkörper können aus Eisenblech nicht construirt werden, da dieses von den
                              Fettsäuren sehr bald angegriffen wird; deßhalb wurden sie aus Kupfer angefertigt,
                              welches wiederum einem stärkeren Drucke nicht so gut Widerstand zu leisten vermag
                              als Eisen, namentlich bei der hohen Temperatur, welche zum Gelingen des Processes
                              erforderlich ist. Aus diesem Grunde muß ein zu dem in Rede stehenden Zwecke
                              bestimmtes Gefäß aus Kupfer bedeutende Wandstärke besitzen, wodurch es einerseits
                              vertheuert, während es andererseits in Folge dieser größeren Wandstärke durch die
                              unmittelbare Einwirkung des freien Feuers leichter beschädigt wird. Zur Beseitigung
                              dieser Uebelstände hat der Ingenieur Léon Droux
                              sich einen von ihm erfundenen Apparat patentiren lassen, welcher bereits in mehreren
                              großen Fabriken eingeführt wurde und von dem ein Exemplar erster Größe in Classe 51 der
                              französischen Abtheilung im Industriepalaste zu Paris ausgestellt war.
                           Dieser in Fig.
                                 21 abgebildete Apparat besteht in einem großen cylindrischen Kupfergefäße
                              A, A, von 2 Fuß Durchmesser, in welches die zu
                              verseifenden Fette durch den mit Absperrhahn a
                              versehenen Trichter eingefüllt werden. Dieser Kupfercylinder hat 3/5 Zoll
                              Wandstärke, und vermag ungefährdet einen inneren Druck von 15 Kilogr. per Quadratcentimeter oder etwa 213 Pfd. (engl.) per Quadratzoll zu ertragen; auf den größeren Theil
                              seiner Länge wird er von einem äußeren, aus Eisenblech angefertigten Cylinder B, B umgeben, welcher 0,63 Zoll Wandstärke hat und einem
                              gleichen Drucke, wie der Kupfercylinder, zu widerstehen im Stande ist. Der untere
                              Theil dieses eisernen Cylinders, welcher Wasser enthält, steht in einem Ofen, so daß
                              er als Wasserbad für das Kupfergefäß und gleichzeitig als Dampfkessel zur Erzeugung
                              des für die Zersetzung der Fette nöthigen Dampfes dient. Bei der Gleichheit des im
                              Kupfer- und im Eisengefäße stattfindenden Druckes ist letzteres einer
                              Spannung und dadurch bedingten Verletzung nicht unterworfen; dagegen ist dieß bei
                              dem oberen Theile des Kupfercylinders der Fall und unserer Ansicht nach würde Hr.
                              Droux seinem Apparate eine nicht unwichtige
                              Verbesserung hinzufügen, wenn er auch diesen oberen Theil des inneren Gefäßes mit
                              dem eisernen Mantel umgeben wollte, was leicht ausführbar wäre.
                           Der im Cylinder B, B erzeugte Dampf wird durch das
                              Röhrensystem r, v, p in den inneren Cylinder geleitet
                              und tritt durch das Ende p dieses Systemes, auf dem
                              Boden desselben ein.
                           Nachdem das Sieden sechs Stunden ununterbrochen angedauert hat und während dieser
                              Zeit die Zersetzung der Fette durch die gleichzeitige Einwirkung des Wassers, der
                              Hitze und des Druckes vollständig vor sich gegangen ist, wird der Hahn r' geschlossen, wodurch der Dampf vom Boden des
                              Kupfergefäßes abgesperrt wird, und der Hahn r geöffnet,
                              so daß Dampf auf die Oberfläche der der Behandlung unterworfenen Fettsubstanzen
                              strömt. Beide Hähne sind durch Zahnradsegmente und Trieb in der Weise mit einander
                              verbunden, daß der eine von ihnen sich stets schließt, sobald der andere geöffnet
                              ist, somit also die Communication zwischen dem Inneren des Kupfercylinders und dem
                              äußeren Gefäße oder Mantel niemals vollständig unterbrochen ist. Zur Entleerung des
                              Kupfergefäßes A braucht man nur, wenn her Hahn r' geschlossen und r
                              geöffnet ist, den Hahn v' zu öffnen, worauf die
                              Flüssigkeiten in Folge des auf ihre Oberfläche wirkenden Dampfdruckes durch das Rohr
                              p, v ausgetrieben werden.
                           
                           Der kleinere, gleichfalls aus Eisen angefertigte Cylinder C, welcher mit dem Cylinder B in Verbindung
                              steht, wird ebenfalls mit Wasser gefüllt erhalten und dient zur Aufnahme des
                              Speisewassers, als Vorwärmer. Er ist mit einem Schwimmer zur Angabe des
                              Wasserstandes, sowie mit einem Sicherheitsventile S
                              versehen; ein zweites Sicherheitsventil S' ist an dem
                              größeren Cylinder B angebracht. Diese Ventile sowohl,
                              als der Wasserstandszeiger, sind nur der Einwirkung des Dampfes unterworfen und
                              kommen mit den Fetten gar nicht in Berührung.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
