| Titel: | Control-Manometer für Dampfkessel-Prüfungen. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XX., S. 126 | 
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                        XX.
                        Control-Manometer für
                           Dampfkessel-Prüfungen.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 Gewerbfleißes in Preußen, 1867 S. 85.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Control-Manometer für
                           Dampfkessel-Prüfungen.
                        
                     
                        
                           Das königlich preußische Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten hat
                              nach Anhörung einer behufs Durchsicht der bestehenden
                              Dampfkessel-Verordnungen zusammenberufenen Commission aus Beamten und
                              Maschinenpraktikern in Aussicht genommen, bei den amtlichen Prüfungen der
                              Dampfkessel anstatt der Sicherheitsventilbelastung das Manometer zum Messen der Spannungen benutzen zu lassen. Dasselbe wird
                              sowohl bei den Prüfungen mittelst der hydraulischen Presse, als bei den
                              gelegentlichen Untersuchungen der unter Dampfdruck stehenden Kessel anzuwenden seyn.
                              Der Tragbarkeit des Instrumentes wegen wurde beschlossen, das Princip des
                              Feder- oder Metallmanometers zu Grunde zu legen. Solche Manometer zeigen
                              allerdings manchmal den Fehler, daß nach einigem Gebrauch die Scala den wirklich
                              anzuzeigenden Spannungen nicht mehr entspricht, so daß von Zeit zu Zeit ein
                              Vergleich mit einem Quecksilbermanometer vorzunehmen ist, um sich von der
                              Genauigkeit der Angaben überzeugt zu halten. Da nun dem einzelnen Manometerexemplare
                              schwer anzusehen ist, ob seine Angaben falsch geworden sind, wurde für zweckmäßig
                              erachtet, das Controlinstrument aus zwei Manometern derselben Bauart
                              zusammenzusetzen, in der Voraussetzung, daß es höchst unwahrscheinlich seyn werde,
                              daß beide Instrumente denselben Fehler annähmen, so daß die Nichtübereinstimmung
                              beider auf einen eingetretenen Fehler aufmerksam machen werde.
                           Der königl. technischen Deputation für Gewerbe wurde der Auftrag ertheilt, ein den
                              aufgeführten Bedingungen entsprechendes Instrument zu entwerfen und anfertigen zu
                              lassen. Die schließlich genehmigte Construction desselben, nebst dem sich als
                              nothwendig herausstellenden Zubehör, ist in Fig. 25–28
                              dargestellt.
                           
                        
                           
                           1) Das Manometer.
                           Die Figuren
                                 25–27 zeigen das Doppelmanometer. Die beiden Instrumente sind nach dem
                              System von Schinz (welches in Frankreich das Bourdon'sche genannt wird) gebaut. Das platte Spiralrohr
                              ist aus hartgewalztem Silber gefertigt, indem sich gezeigt hat, daß Manometerröhren
                              aus diesem Material sich am besten unverändert halten. Die Scala geht von 0 bis 20
                              Atmosphären Ueberdruck. Zum Uebertragen der Bewegung auf den Zeiger dient ein
                              Hebelwerk von möglichst einfacher, übrigens bekannter Einrichtung. Jedes der beiden
                              Manometer kann durch einen Hahn abgeschlossen werden. Das zwischen den beiden Hähnen
                              sitzende Mittelstück ist zum Anschrauben an eine passende Flantsche am Dampfkessel
                              vorgerichtet. Man hat sich nämlich nach Prüfung verschiedener Befestigungsarten für
                              die vorliegende, welche von denen anderer Controlmanometer abweicht, entschlossen.
                              Zwar wurde das Einschrauben des Mittelstückes in ein vorgerichtetes Muttergewinde am
                              Kessel, oder die Anwendung einer conischen Schraube, welche in einen Holzpflock
                              einzudrehen wäre, die Zugabe der beiden Befestigungsschrauben entbehrlich gemacht
                              haben. Jedoch wurde das letztere Verfahren der Umständlichkeit wegen verworfen;
                              gegen das erstere traten starke Bedenken wegen des genauen Passens des Gewindes auf.
                              Auch hat sich die Flantschenverbindung an sich bei den Controlmanometern in
                              Frankreich, Hannover u.s.w. sehr gut bewahrt; die an den genannten Stellen
                              angewandten kleinen Schraubzwingen wurden indessen als nicht ganz praktisch
                              erachtet, weil sie sich bei wiederholtem Gebrauche leicht biegen. Statt ihrer wurden
                              einfache gußstählerne Flügelmutterschrauben, die sich in Schlitze an den beiden
                              Flantschen einlegen, gewählt. Diese Flügelmutterschrauben, welche in Fig. 26 angegeben sind,
                              werden nebst zwei Lederscheibchen zum Dichten der Mittelflantsche dem Instrumente
                              beigegeben, und das Ganze in ein Lederbesteck eingefügt, dessen Form in Fig. 27 durch
                              Punktirung angedeutet ist. Das Besteck kann bequem in der Tasche getragen
                              werden.
                           
                        
                           2) Wasserhahn zum
                                 Control-Manometer.
                           Wenn das Control-Manometer zur Prüfung eines neuen Dampfkessels gebraucht
                              wird, so füllen sich die Spiralröhren desselben mit dem von der hydraulischen Presse
                              gelieferten Wasser. Dieses besitzt eine ziemlich niedrige Temperatur, und ist
                              deßhalb geeignet, ein sicheres Anzeigen des Instrumentes herbeizuführen, weil dieses
                              selbst bei der Theilung seiner Scala mit der hydraulischen Presse unter Spannung
                              gesetzt worden ist. Wollte man daher das Manometer zur Messung der Dampfspannung
                               eines Kessels oder zur
                              Controle anderer an demselben Kessel befindlichen Metallmanometer unmittelbar
                              gebrauchen, so würde wegen des Einflusses der hohen Temperatur des Dampfes die
                              Zuverlässigkeit der Angaben zweifelhaft werden, oder es würden sogar bleibende
                              Aenderungen in der Form der Röhre besorgt werden müssen. Um diesen Uebelständen
                              völlig vorzubeugen, wurde ein besonderer Hahn construirt, welcher beim Gebrauch des
                              Manometers an unter Dampf stehenden Kesseln zwischen Kessel und Manometer
                              eingeschaltet werden und die Manometerspiralen vor Berührung mit heißem Dampf
                              schützen soll. Dieser Wasserhahn ist in Figur 25 und 26
                              dargestellt.
                           Der Hahnkegel ist mit einer Längs- und einer Querbohrung versehen, welche bis
                              in die Mitte des Kegels reichen. Die Querbohrung steht bei geöffnetem Hahn dem
                              Manometer zugewendet; die Längsbohrung ist durch ein abwärts gehendes Rohr
                              verlängert und taucht in ein unten geschlossenes anderes Rohr, welches ein Fortsatz
                              des Hahngehäuses ist, ein. In letzteres mündet eine Bohrung, welche nach
                              Anschraubung des Hahnes mit dem Kessel in Verkehr steht. Vor dem Anschrauben des
                              Hahnes wird derselbe, nachdem man den Schlüssel so gestellt hat, daß alle Oeffnungen
                              mit einander verkehren, in kaltes Wasser eingetaucht und dadurch mit solchem
                              gefullt. Es bilden nun die in einander steckenden Rohre einen Wassersack, dessen
                              Inhalt zum Theil in die Manometerspiralen eindringt, wenn nunmehr das Instrument in
                              Gebrauch gesetzt wird.
                           Die vordere Flantsche des Wasserhahnes ist zur Aufnahme des Manometers vorgerichtet;
                              dasselbe wird mittelst zweier Flügelkopfschrauben, siehe Fig. 26, für welche die
                              Flantsche Fig.
                                 25 die Muttergewinde besitzt, angeschraubt. Zum Befestigen des Hahnes an
                              dem Kesseltheile dienen dabei die Flügelmutterschrauben des Manometers. Der Griff
                              des Wasserhahnes ist mit Rücksicht auf eintretende ErhitzungUm die Erhitzung des Hahnkegels noch mehr zu verzögern, ist später noch die
                                    kleine Abänderung getroffen worden, daß die vom Wassersack kommende Bohrung
                                    schräge noch links aufwärts geführt ist, so
                                    daß der Dampf den Hahnkegel gar nicht mehr bespülen kann. mit einem Elfenbeinheft versehen. Damit die Flügelkopfschrauben eine
                              genügende Druckfläche erhalten, sind sie mit Unterlegscheiben ausgestattet, welche
                              durch einen verdeckten Anpaß an ihrer Stelle gehalten werden, so daß sie nicht
                              verloren gehen können. Nach Abnahme der Probe und erfolgtem Losschrauben des
                              Manometers schüttelt man das Wasser aus den Spiralröhren und schließt dann dessen
                              Hähne; ein kleiner Rückstand von Wasser ist unschädlich; ein größerer könnte im Winter dem
                              Instrumente gefährlich werden.
                           Der Wasserhahn nebst den zwei Kopfschrauben ist in ein besonderes Besteck eingefügt.
                              Soll das Manometer bloß zu hydraulischen Kesselprüfungen
                              gebraucht werden, so ist das Mitnehmen des Wasserhahnes unnöthig, weßhalb die
                              Bestecke getrennt wurden.
                           
                        
                           3) Manometerträger am
                                 Dampfkessel.
                           An einer passenden Stelle am Dampfkessel ist eine Flantsche anzubringen, an welche
                              man das Manometer oder den Wasserhahn anschrauben kann. Offenbar wird es nöthig
                              seyn, den aus dem Ineren des Dampfkessels kommenden Canal abschließen zu können;
                              außerdem wird das Flantschenstück eine besondere Form haben müssen, je nachdem es an
                              einer waagerechten oder einer senkrechten Kesselwand befestigt werden soll. Indem
                              nun zwar dem Kesselbesitzer überlassen bleiben muß, wie er die Vorrichtung zur
                              Anbringung des Manometers und des Wasserhahnes einrichten will, wenn dieselbe nur
                              ihrem Zwecke entsprechend gemacht wird, hielt die königl. technische Deputation es
                              doch für zweckmäßig, Constructionen anzugeben und zu empfehlen, welche dem Bedürfniß
                              vollständig entsprechen.
                           Fig. 25 und
                              26 zeigen
                              einen solchen, welcher für waagerechte Kesselwände geeignet ist. Derselbe ist aus
                              Gußeisen hergestellt und trägt eine ovale Flantsche, an welche man sowohl das
                              Manometer als den Wasserhahn anschrauben kann; für das erstere dienen die
                              senkrechten Schlitze, für den letzteren die waagerechten. Der Untersatz ist so hoch
                              gemacht, daß der Wassersack des Hahnes Raum genug findet. Zum Verschluß des vom
                              Kessel kommenden Canales dient ein kleines, aus Bronze gefertigtes Ventilchen,
                              welches durch eine feingewindige, wasserdicht eingeschnittene bronzene Schraube für
                              gewöhnlich niedergeschraubt gehalten wird. Mittelst eines Schlüssels wird diese
                              Schraube auf- und zugedreht.
                           Als zweiter Manometerträger und zwar für senkrechte Kesselwände, dient ein
                              messingener Hahn, dessen vordere Flantsche, wie Fig. 28 zeigt, geformt
                              ist, also mit derjenigen des ersten Trägers übereinstimmt.
                           Die Anfertigung der für amtlichen Gebrauch bestimmten Controlmanometer und
                              Wasserhähne ist dem Fabrikanten O. M. Hempel in Berlin übertragen worden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
