| Titel: | Ueber einen fixen und einen beweglichen Sonnen-Globus von N. F. Caillette in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XXVIII., S. 146 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber einen fixen und einen beweglichen
                           Sonnen-Globus von N. F.
                              Caillette in Paris.
                        Im Auszuge aus Armengaud's Génie industriel, November 1867, S.
                              267.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Caillette's Sonnen-Globus.
                        
                     
                        
                           Von Caillette befanden sich auf der letzten allgemeinen
                              Ausstellung zu Paris sogen. sphères solaires aus
                              Krystallglas, die mit gußeiserner Montirung ausgestattet waren und durch ihre
                              Eleganz sich besonders auszeichneten. Diese Apparate sollen dazu dienen, mittelst
                              eines Gnomons, wie bei anderen Sonnenuhren, die Zeit aus dem Schatten des Stiftes
                              oder Zeigers beobachten zu können. Insoweit die Einrichtung derselben aus den
                              Mittheilungen unserer vorliegenden Quelle sich erkennen läßt, sollen die neuen
                              Sonnenuhren von Caillette hier zur Erwähnung kommen. Die
                              eine Art seiner Sonnenuhren mit fixer Kugel hat die wahre Zeit anzugeben; bei der
                              anderen der beiden Arten, welche vorgeführt werden, ist die Kugel beweglich, und
                              dieselben geben die mittlere Ortszeit an.
                           Eine – schematische – Darstellung eines beweglichen Globus ist durch
                              Fig. 29
                              repräsentirt; die Anordnung der Sonnenuhr mit fixer Kugel unterscheidet sich von
                              jener bloß durch die Montirung.
                           Sonnenuhr mit fixem Globus. – Dieses Instrument
                              besteht aus einer transparenten Kugel von Glas oder Krystall, welche an drei Punkten
                              auf einem Träger ruht, der selbst wieder durch eine hohle Säule unterstützt ist.
                              Diese drei Unterstützungspunkte entsprechen drei bestimmten Marken auf der Kugel, so
                              daß man letzterer leicht ihre fixe Lage beibringen kann, wenn sie in das Gestell
                              eingesetzt werden soll. An der äußeren Oberfläche und über einen matt geschliffenen
                              Theil der Kugel ist der Meridian und der Aequator gezogen, und die dazu gehörigen
                              Stundenwinkel sind durch die Stunden und Minuten von 4 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends
                              eingravirt. An den beiden Polen ist die Kugel durchbohrt, und in den Löchern sind
                              zwei Scheiben aus Kupfer a, b eingesetzt. Der Stift oder
                              Gnomon aus Stahl, dessen Schatten auf der matt geschliffenen Seite die Zeit
                              anzugeben hat, geht central durch diese beiden Scheiben und wird durch die beiden
                              Klemmschrauben d, mittelst welchen auch letztere
                              befestigt werden, gehalten. Im Inneren der Kugel bewegt sich eine Scheibe, welche
                              aus einem Schirm von grünem Taffet zusammengesetzt ist und die innere Höhlung der
                              Kugel ausfüllt; gehalten wird die Scheibe durch eine Stahlfeder n, wenn sie in die Höhlung gebracht wird. Für den Durchgang des
                              centralen Stiftes ist die Feder an den beiden Enden durchbohrt, und eine
                              Stellschraube hält den Schirm in den verschiedenen Lagen. Außerdem ist der Schirm
                              zusammengesetzt aus einem Rahmen von Glas, der in seiner Mitte durch den Stift geht,
                              und in welchen zwei blaue Gläser eingesetzt sind, so daß diese in geringer Distanz
                              von einander parallel zum Stifte sich befinden. In den beiden hierbei leer
                              gebliebenen Räumen des Rahmens werden die zwei Theile einer und derselben Linse
                              eingesetzt, deren Brennweite dem äußeren Radius der Kugel (180 Millimeter) gleich
                              ist, und so angeordnet, daß die optische Achse dieser Linse in die Ebene des
                              Aequators und sohin auch in die Richtung des Stiftes fällt und durch den Mittelpunkt
                              der Kugel geht. Die inneren Gläser sind durch eine Platte g bedeckt, welche an den Rahmen mittelst acht Schrauben befestigt ist. Der
                              Taffetschirm ist zwischen dem Rahmen und der Deckplatte eingeschaltet; die Röhren,
                              durch welche der Stift passirt, fixiren die Lage des Rahmens, und alle seine Theile
                              sind um den Stift herum als Achse fest angeordnet. Der Rahmen und die Deckplatte
                              sind um das Centrum herum von vier ovalen Löchern durchbohrt, die an den Rändern
                              polirt sind. Die innere Scheibe ist bestimmt, die Lichtstrahlen, welche auf die
                              Oberfläche der Kugel fallen, abzuhalten, und die Beobachtung zu gestatten. Die
                              Lichtstrahlen gehen zwischen den Stift und die beiden gefärbten Gläser, und es wird
                              so auf der Kugel der Schatten des Stiftes mit einer großen Deutlichkeit erzeugt,
                              herrührend von der Brechung der Lichtstrahlen, so daß man mindestens auf 1/4 Minute
                              genau die Zeit anzugeben im Stande sey. Die durch die ovalen Löcher gehenden und auf
                              die Linse fallenden Lichtstrahlen werden in einem Punkte vereinigt, der sich auf die
                              Kugel als Lichtpunkt projicirt. Letzterer beschreibt in Folge der Umdrehung der Erde
                              auf der Kugelfläche Linien, parallel zum Aequator in verschiedenen Höhen, je nach
                              den Jahreszeiten. Auf der Kugel ist nun eine Curve eingezeichnet in der Form eines
                              verlängerten 8. Diese Curve bildet den geometrischen Ort der auf die Kugelfläche
                              projicirten Lichtpunkte für den mittleren Mittag aller Tage des Jahres; sie heißt
                              der Meridian der mittleren Zeit. Beim Zusammentreffen der Lichtpunkte mit der Curve
                              wird an der betreffenden Stelle der letzteren der Tag des Jahres zu Mittag
                              angezeigt. Diese Lichtpunkte zeigen auch noch, wenn die Sonne im Aequinoctium steht,
                              die Stunde an, während der Schatten des Stiftes zwischen 6 und 8 Uhr Morgens und 4
                              und 6 Uhr Abends nicht sichtbar ist; die den nicht polirten Stellen angehörenden
                              Theile gehen noch auf 2 Stunden vor und 2 Stunden nach 6 Uhr. Die Lichtpunkte für
                              diese Epochen projiciren sich immer auf die Kugel, weil der Ausschnitt der ovalen Löcher die Breite
                              der äußersten polirten Streifen überschreitet. – Die fixen Kugeln geben nur
                              die wahre Zeit an; letztere fällt bekanntlich viermal des Jahres mit der mittleren
                              (nahezu) zusammen, nämlich am 15. April, 15. Juni, 1. September und 25. December.
                              Für jede andere Zeit des Jahres hat man aus der sogen. Zeitgleichung die wahre Zeit
                              der Sonnenuhr auf die mittlere Zeit zu reduciren. Die hierzu gehörige Tabelle ist,
                              soweit die Genauigkeit des Instrumentes die Zeitangabe gestattet, auf der
                              Kugeloberfläche selbst eingravirt. Um auch den Einfluß der Refraction
                              berücksichtigen zu können, ist in unserer Quelle eine Tabelle beigefügt, welche für
                              jede Höhe der Sonne über dem Horizont von Grad zu Grad den Refractionswinkel und die
                              Zeitcorrection in Minuten und Secunden angibt. – Eine solche fixe Kugel, wie
                              sie eben betrachtet worden ist, darf in ihrer Lage nach ihrer ersten Aufstellung
                              nicht mehr verändert werden und ist daher unveränderlich an drei Stellen mit dem
                              Fuße P verbunden, so daß sie für alle Breiten dient, die
                              um höchstens 3 Grad von einander verschieden sind. Für Frankreich reicht es aus, die
                              Kugeln für Breiten von 42°, 45°, 48° und 51° anzuordnen.
                              Der Träger ist mit drei Fußschrauben versehen, mit welchen er auf einer Steinplatte
                              ruht; diese drei Schrauben sind so angebracht, daß der auf der Steinplatte gezogene
                              Meridian von keiner derselben bedeckt wird. Bei der Aufstellung des Instrumentes
                              unter irgend einer der angegebenen Breiten hat man zuerst die Unterlage vollständig
                              zu fixiren und genau horizontal anzuordnen, sodann auf dieser Steinplatte die
                              Mittagslinie zu ziehen und das Instrument so aufzustellen, daß der auf der Kugel
                              gezeichnete Meridian genau in die Verticalebene der Mittagslinie fällt und der
                              nördliche Theil des Instrumentes auch gegen Norden gewendet ist. Um auf Minuten
                              genau das Instrument auf die Polhöhe des Ortes einzustellen, wenn die Achse der
                              Kugel schon die Lage hat, welche den ganzen Graden der geographischen Breite genau
                              entspricht, wird das Instrument mit einer Libelle versehen, bei welcher die
                              Eintheilung so angeordnet ist, daß man den Werth eines jeden Theilstriches in
                              Bogen- oder Winkelmaaß unmittelbar angeben, und so noch auf Minuten genau
                              eine Winkelabweichung ablesen kann; mit Benutzung der Fußschrauben läßt sich dann
                              die Achse des Instrumentes, ohne daß der Gnomon aus der Meridianebene heraustritt,
                              so weit neigen, daß letzterer in die verlangte Lage kommt. – Die wichtigste
                              Vorbereitung, welche für die Aufstellung des Instrumentes nothwendig ist, besteht
                              darin, daß man zuerst auf der Steinplatte die Mittagslinie zieht. Die Methoden,
                              welche hierfür in unserer Quelle angegeben werden, können wir hier übergehen, da
                              derartige Verfahrungsweisen, durch welche man mit einer größeren oder geringeren Annäherung den
                              Meridian eines Ortes bestimmen kann, ohnehin bekannt sind.
                           Sonnenuhr mit beweglichem Globus. – Ein Instrument
                              dieser Art ist in Fig. 29 abgebildet; es unterscheidet sich von dem vorigen lediglich durch
                              die Montirung, während alle übrigen Theile an und innerhalb der Kugel dieselben
                              sind, wie bei jenem. Bei dem zweiten Systeme ist nämlich die Kugel beweglich und
                              kann um den Stift als Achse gedreht werden. Zu dem Zwecke besteht die Montirung aus
                              einem Halbkreise A, der in bogenförmigen Ansätzen A' mit den Lagern verbunden ist. An seiner unteren
                              Hälfte ist der Halbkreis in 90 Grade und in halbe Grade eingetheilt; die Theilungen
                              oberhalb des Aequators erstrecken sich bis 25°. In der Mitte des Halbkreises
                              ist ein Schieber C angebracht, der an letzterem versetzt
                              werden kann, und in welchen eine Spitze eingesetzt ist; mittelst einer Stellschraube
                              kann letztere gegen die Kugel gedrückt werden, so daß diese unbeweglich bleibt. Der
                              Halbkreis ruht selbst auf concentrischen Lagern, an welchen er verschoben und
                              mittelst der Schrauben v, v eingestellt werden kann, und
                              wo er mit einem Vernier versehen ist, um die Winkel noch auf eine Minute genau
                              ablesen zu können. Die Aufstellung des Instrumentes geschieht wie vorher, so daß
                              nämlich der Stift parallel zur Richtung der Weltachse zu liegen kommt, die Spitze
                              des Schiebers etc. in die Verticalebene des Meridians, und man würde, wenn jene
                              Spitze unveränderlich an dem Meridian der Kugel eingestellt würde, an dem
                              Instrumente wieder die wahre Zeit wie vorher wahrnehmen können. Wenn man aber
                              successive die Spitze auf den sogen. Meridian der mittleren Zeit für jeden Tag des
                              Jahres einstellt, so kann man ohne Anbringung einer Correction mittelst dieses
                              Instrumentes die mittlere Ortszeit unmittelbar angeben. Zu diesem Zwecke sind auf
                              dem sogen. Meridian der mittleren Zeit die einzelnen Jahrestage angezeigt, um jeden
                              Tag die Spitze C auf den betreffenden Punkt der Kugel
                              einstellen zu können. Für die Einstellung kann man, ohne daß man weiter nachzusehen
                              hat, direct den obengenannten Lichtpunkt, wo dieser die Curve der mittleren Zeit
                              trifft, benutzen. Es ist übrigens nicht nothwendig, abzuwarten bis der Lichtpunkt im
                              mittleren Mittag die genannte Curve trifft; man braucht bloß nach dem Lüften der
                              Stellschraube bei C die Kugel so weit nach rechts oder
                              links zu drehen, bis jener Durchschnitt stattfindet, und in dieser Stellung muß die
                              Spitze an der Kugel festgestellt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
