| Titel: | Die amerikanische Zinkenschneidmaschine auf der allgemeinen Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1867. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XXXVIII., S. 185 | 
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                        XXXVIII.
                        Die amerikanische Zinkenschneidmaschine auf der
                           allgemeinen Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1867.
                        Nach dem Engineer, November 1867, S.
                              424.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Ueber die amerikanische Zinkenschneidmaschine.
                        
                     
                        
                           Unter den zahlreichen Maschinen, welche sich auf der Pariser
                              Industrie-Ausstellung befanden, haben wohl wenige mehr das Interesse der
                              Beschauer auf sich gezogen, als die von den verschiedensten Ländern ausgestellten
                              Holzbearbeitungsmaschinen. Die deutschen, englischen und französischen in diese
                              Classe gehörigen Fabricate waren in hohem Grade bemerkenswerth sowohl in Bezug auf
                              ihre vollkommene Ausführung, wie auch insbesondere in Bezug auf ihre sicheren und
                              höchst befriedigenden Leistungen. Doch enthielten die Ausstellungen dieser Länder
                              nur verhältnißmäßig Weniges, das nicht bisher dem Wesen nach schon bekannt gewesen
                              wäre. Anders ist dieß jedoch mit Amerika, welches durch seine, wenn auch nicht an
                              Zahl so bedeutenden, doch dem Wesen nach originellen und durchaus praktischen
                              Maschinen und Werkzeuge eine Ueberlegenheit zeigte, die von jedem Sachkenner
                              angestaunt wurde.
                           Wir finden in der amerikanischen Abtheilung eine ganze Sammlung von Werkzeugen und
                              Maschinen, welche hier zum erstenmale auftraten. Als die bemerkenswertheste von
                              diesen allen kann wohl die Zinkenschneidmaschine betrachtet werden, mit deren
                              Erfindung einem langjährigen Bedürfnisse abgeholfen wurde, und zwar in einer so
                              befriedigenden Weise, daß die höchst sinnreiche Maschine sofort nach ihrem
                              Erscheinen (dieselbe wurde erst Ende des Monats September ausgestellt) von den
                              bedeutendsten Firmen Englands, Frankreichs und Deutschlands angekauft wurde.
                           Die Maschine ist dargestellt in:
                           Fig. 1 in der
                              Vorderansicht,
                           Fig. 2 in der
                              Seitenansicht;
                           Fig. 3 im
                              Grundriß;
                           Fig. 4, 5 und 6
                              veranschaulichen die Details der Sägenbefestigung.
                           
                           Auf einem leichten gußeisernen Gestelle R, welches einen
                              verschiebbaren Tisch B trägt, befinden sich zwei Docken
                              S und S', in denen zwei
                              kurze Wellen befestigt sind, welche die aus Fig. 7 ersichtliche Form
                              haben. Diese Wellen tragen auf ihren vorderen schrägstehenden Zapfen zwei kreisrunde
                              Scheiben E und F, an denen
                              die eigenthümlich construirten Kreissägen befestigt sind, mittelst deren die Zinken
                              in die Breter eingeschnitten werden. Diese Sägen bestehen aus einzelnen Segmenten,
                              welche, wie aus den Figuren 5 und 6 ersichtlich, durch
                              Schrauben mit den Scheiben E und F verbunden werden.
                           Das Originelle der Maschine besteht dem Wesen nach in der eigenthümlichen Form dieser
                              Sägen, welche vermöge ihrer sinnreichen Construction gleichzeitig sowohl den für die
                              Herstellung der Zinken erforderlichen Einschnitt in das Ende des Bretes erzeugen,
                              als auch durch einen querüberlaufenden Schnitt das Stück, welches zwischen den
                              Zinken aus fallen muß, vollkommen lostrennen, so daß dasselbe, nachdem der Schnitt
                              vollendet ist, von selbst herausfällt. Um dieß zu bewerkstelligen, wurde den Sägen
                              die nachbeschriebene Form gegeben. Dieselben bestehen aus einer runden Scheibe,
                              deren Rand auf die Hälfte seines Umfanges mit Sägenzahnen versehen ist, die jedoch
                              nicht gleichweit vom Mittelpunkte der Scheiben E und F abstehen, sondern gleichmäßig zunehmend sich vom
                              Mittelpunkte derselben entfernen (Fig. 2), so zwar, daß der
                              erste Zahn etwa einen halben bis einen ganzen Zoll oder noch näher am Mittelpunkte
                              der Scheibe sitzt, als der um den halben Umkreis der Säge entfernte letzte Zahn. In
                              Folge hiervon wird in dem vor den Sägen auf dem Tische B
                              befestigten Brete durch einen halben Umgang der Säge ein Einschnitt von einem
                              halben, einem ganzen Zoll oder mehr (je nach der Höhe der Ansteigung des Radius)
                              erzeugt. Um nun den vorhinerwähnten querlaufenden Schnitt zu bewerkstelligen, ist
                              die andere Hälfte der Sägenscheibe von dem ebenerwähnten höchsten Zahne anfangend
                              umgebogen und der nun senkrecht über der Fläche vorstehende, in einer Schraubenlinie
                              ansteigendeDiese Ansteigung ändert sich mit der Dicke des auf der Maschine zu
                                    verzinkenden Holzes. Rand ist ebenfalls mit Zähnen versehen, welche während einem weiteren halben
                              Umgange der Sägenscheibe nun den querlaufenden Einschnitt in das Bret erzeugen.
                              Diese vorstehenden Ränder der beiden Sägen sind so angeordnet, daß die eine Säge die
                              eine Hälfte des Zahnes ausschneidet, während die andere Säge einen ähnlichen Schnitt
                              von der anderen Seite erzeugt, so daß, nachdem die beiden Sägenschnitte erfolgt
                              sind, das Holzstückchen zwischen je zwei Zähnen vollständig von dem Brete
                              losgetrennt ist und von selbst herausfällt.
                           Die Bewegung der beiden, auf den schrägen Zapfen der Wellen Fig. 7 lose sitzenden
                              Scheiben E und F erfolgt in
                              folgender Weise. Auf der hinteren Fläche der Scheibe F
                              ist ein Zahnkranz befestigt, in welchen das Winkelrad G
                              eingreift, das mit dem auf der Welle K sitzenden zweiten
                              Winkelrade H in Verbindung steht. Auf der Verlängerung
                              der Welle K sitzen ferner die Riemenscheiben L, L, mittelst denen die Maschine mit der Betriebskraft
                              in Verbindung gebracht werden kann.
                           Um nun die zweite Sägenscheibe mit der ersteren F
                              gleichzeitig bewegen zu können, ist auf jeder dieser beiden Scheiben E und F ein weiterer
                              ringförmiger Zahnkranz befestigt, und zwar der Art, daß die Zähne der beiden Kränze
                              an einer Stelle ihres Umfanges in einander eingreifen. Diese ringförmigen Zahnkränze
                              sind verstellbar, so daß die relativen Anfangspunkte der beiden Sägenschnitte
                              beliebig verändert werden können. Diese Verstellbarkeit der Zahnkränze ist für die
                              Maschine von der größten Wichtigkeit, weil durch die Veränderung der Anfangspunkte
                              der Sägenschnitte auch die Weite und der Abstand der Zinken veränderlich wird. Diese
                              Beziehung zwischen den relativen Anfängen der Sägenschnitte und der Größe des
                              erzeugten Zahnes hat ihren Grund in dem Umstande, daß der Tisch, auf welchem das zu
                              verzinkende Bret befestigt wird, mit Hülfe der Leitspindel C in eine gleichmäßig fortschreitende Bewegung versetzt wird. Je größer
                              daher der Zwischenraum zwischen dem Anfange des Schnittes der ersten und dem der
                              zweiten Säge wird, desto größer wird der in dieser längeren Zeit von dem Brete
                              durchlaufene Weg und in Folge dessen auch die Breite des erzeugten Zahnes seyn.
                           Da diese fortschreitende Bewegung des zu verzinkenden Bretes bei vollkommen
                              geradflächigen und geradlaufenden Sägeblättern nicht möglich wäre, so mußte man den
                              Sägen eine Form geben, durch welche dieselben den Bewegungen des Tisches zu folgen
                              vermögen. Diese Form ist wieder die der Schraube, und zwar einer Schraube, welche
                              mit der zur Bewegung des Tisches B dienenden Leitspindel
                              C gleiche Ganghöhe hat. Diese Leitspindel macht
                              nämlich, wie aus Fig. 1 und 3 ersichtlich, bei jedem
                              Umgange der Sägenscheiben E und F ebenfalls genau einen Umgang.
                           Wollte man in ein Bret die doppelte Anzahl der Zinken einschneiden, welche bei einem
                              einmaligen Durchlaufen des Tisches vor den Sägen entstehen, so hätte man nur den
                              Tisch nach der ersten Operation wieder zurückzuschrauben und die erste Sägenscheibe
                              auf die Mitte des ersten Zahnes einzustellen, wodurch bei dem nun erfolgenden
                              zweiten Durchgange des
                              Bretes vor den Sägen, aus jeder der durch den ersten Schnitt erzeugten Zinken nun
                              zwei werden. In gleicher Weise hätte man zu verfahren, wenn man statt einer Zinke
                              deren drei oder vier etc. zu haben wünschte, nur müßte man in diesem Falle das Bret
                              auch drei oder vier- etc.- mal vor den Sägen vorüberlaufen lassen.
                           Das in Fig. 2
                              und 3
                              ersichtliche Handrad D dient, um mittelst des
                              Radsegmentes m
                              Fig. 2,
                              welches mit den beiden Wellen Fig. 7 verbunden ist,
                              diese beiden Wellen zu drehen und dadurch die Winkel des Sägenschnittes (siehe Fig. 8 und 9) zu
                              verändern.
                           Wenn die Zähne geschnitten werden sollen wie Fig. 8 zeigt, so werden
                              die Wellen Fig.
                                 7 mit Hülfe des Rades D so gestellt, daß die
                              beiden Sägenscheiben in einem Winkel von etwa 45° gegen die Horizontale
                              geneigt erscheinen.
                           Sollen Zinken geschnitten werden, welche die in Fig. 9 abgebildete Form
                              haben, so werden die Sägen so gerichtet, daß ihre Fläche senkrecht auf der
                              horizontalen Fläche des Holzes steht etc.
                           Wie bereits erwähnt, sind die Sägen aus einzelnen Segmenten gebildet, deren Höhen des
                              wechselnden Halbmessers der Säge wegen verschieden sind. Diese Herstellung der Sägen
                              aus ungleich hohen einzelnen Stücken hat aber außer dem Vorzuge der leichten
                              Herstellung noch besonders den Vortheil, daß man die abgenutzten Stücke nicht sofort
                              wegwerfen und durch neue ersetzen muß, weil man die abgenutzten höheren Segmente für
                              die nächst niederen verwenden kann, so daß bei regelmäßiger Abnutzung nur immer das
                              höchste Stück erneuert und das niederste als unbrauchbar beseitigt werden muß.
                           Um die an der unteren Seite des Bretes durch den Querschnitt entstehenden Fasern zu
                              beseitigen, ist an dem Gestelle des Apparates eine Reißnadel F (Fig.
                                 3) befestigt, welche in die untere Fläche des Bretes eine Linie
                              einschneidet, die den tiefsten Punkt der Ausschnitte begrenzt.
                           X in Fig. 2 bezeichnet die
                              Stelle, bis zu welcher die Tischplatte aufgehoben werden kann, um Zähne
                              einzuschneiden, womit eine stumpf- oder spitzwinkelige Holzverbindung
                              hergestellt werden kann.
                           Als Erfinder dieser Maschine wird der Amerikaner S. J. Armstrong bezeichnet. (E. V.)
                           
                        
                     
                  
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