| Titel: | Ueber die neuesten Verbesserungen des Parallelschraubstockes; von Fr. Ruppert. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XL., S. 190 | 
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                        XL.
                        Ueber die neuesten Verbesserungen des
                           Parallelschraubstockes; von Fr.
                              Ruppert.
                        Aus der deutschen Industriezeitung, 1867, Nr.
                              50.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Ruppert, über Verbesserungen des Parallelschraubstockes
                        
                     
                        
                           Der erste Schraubstock für Schlosser, dessen Backen bei jeder beliebigen
                              Oeffnungsweite parallel zu einander standen, wurde im J. 1839 von v. Brévillier in Neunkirchen bei Wien ausgeführt. Die
                              Fortbewegung des losen Backens geschah bei ihm mittelst Schnecke und Zahnstange; der
                              feste Backen war dem Arbeiter zugewendet, der lose nach der Werkbank zu gerichtet.
                              Der voraussichtlich nicht lange haltbaren und unbequemen Construction folgten bis
                              heute die mannichfaltigsten Ausführungen. Unter Anderen erzielte der Franzose Léfol (1846) die Parallelbewegung der Backen durch
                              zwei gleich stark steigende Schrauben, die durch vier Zahnräder gleichzeitig und
                              nach gleicher Richtung gedreht wurden. Der Amerikaner Matthew (1850) baute ähnlich, aber er ersetzte die Zahnräder durch eine
                              endlose Kette mit zwei Kettengetrieben. Noch complicirter fiel der Schraubstock des
                              Engländers James March (1854) aus, denn dieser benutzte
                              außer einer Schraube noch zwei Zahnstangen und zwei Getriebe. Und doch war um diese
                              Zeit der richtige Weg längst vorgezeichnet; denn wir finden bereits im J. 1846 einen
                              Parallelschraubstock in der von Wieck redigirten deutschen Gewerbezeitung, der das
                              genaue Muster der Schraubstöcke ist, die wir in reicher Auswahl auf der Chemnitzer
                              Industrie-Ausstellung von 1867 vertreten fanden. Der Name des Constructeurs
                              ist in dem genannten Blatte ohne Vornamen und Wohnort einfach mit Stivens bezeichnet.
                           Das Verdienst der durchgreifenden Einführung des Parallelschraubstockes in die
                              deutsche Maschinenwerkstatt gebührt Joh. Zimmermann in
                              Chemnitz, dessen Construction, wie sie auf der Chemnitzer Ausstellung veröffentlicht
                              wurde, Fig.
                                 10 zeigt. Die Bankplatte a und der feste
                              Backen b sind aus einem Stück gegossen, in dem der lose
                              Backen c gleitet. Die Mutterbefestigung ist der Fabrik
                              eigenthümlich. Sie ist solid und höchst einfach in der Ausführung; denn man hat nur
                              nöthig, die Mutter auf den beiden Seiten e, e auf der
                              Hobelmaschine zu bearbeiten, so lange, bis sie exact in das auf der Stoßmaschine
                              ausgestoßene Mutterloch paßt. Beim Einschrauben der Spindel f sucht sich die Mutter ihre gehörige Stellung selbst, so daß alles
                              Einpassen und Nacharbeiten mit Hand wegfällt. Die Führung des Gleitbackens im festen Backen ist wie die
                              in Fig. 14
                              gezeichnete. Sie setzt gutes Einpassen Seitens des Schlossers voraus, wenn der eine
                              Backen leicht und doch nicht klapperig im anderen gleiten soll. Diese Arbeit sucht
                              D. G. Diehl – in Chemnitz, wie sämmtliche folgende
                              Fabriken – durch supportartige Führung zu erleichtern (Fig. 11); denn durch
                              Nachhelfen an der Fläche g, g bekommt der Gleitbacken
                              dichten Schluß am festen Backen.
                           Sondermann und Stier geben den
                              Backen des Parallelschraubstockes die annähernde Form der gewöhnlichen
                              schmiedeeisernen. Heftige Schläge auf die Stahlbacken müssen bei dieser Form
                              nothwendig ein Abbrechen der schwachen Auflegleisten h,
                                 h (Fig.
                                 12) hervorbringen. Die Befestigung der Mutter mittelst runden Zapfens i entspricht bei guter Ausführung ihrem Zweck. Ihre
                              Widerstandsfähigkeit gegen starke Beanspruchung ist aber augenscheinlich nicht so
                              groß als die der Methode in Fig. 10.
                           Das öftere Brechen der Stahlbacken an den Stellen, wo ihre Befestigungsschrauben
                              durchgehen, veranlaßte die Construction von Valentin Ketzer (Fig. 13). Die Schrauben k, k sind unterhalb
                              des aufgehauenen Maules angebracht und dadurch zugleich der Vortheil erreicht, daß
                              die Größe der den Arbeitsgegenstand packenden Flächen nicht vermindert wird.
                              Außerdem ist es dem Constructeur gelungen, den Vorwurf der zu großen Backenbreite
                              l abzuwerfen, indem er l
                              nicht größer als beim Schmiedeeisenschraubstock annahm. Wir glauben von dieser neuen
                              Befestigungsart, daß sie sich in Kurzem eben so allgemein einführen wird als der
                              Parallelschraubstock selbst.
                           Der Schraubstock von Kertzscher und Benndorf (Fig. 15) hat bei Annäherung an die Form Fig. 10 eine
                              eigenthümliche Mutterbefestigung, die der Verf. in seiner früheren Stellung als
                              Constructeur genannter Firma angab und die sich seitdem in hundertfachen
                              Ausführungen vorzüglich bewährt hat. Sie vereinigt die Eigenschaften von d in Fig. 10 mit dem Vorzuge,
                              die Mutter m behufs Einölens oder Reinigens herausnehmen
                              zu können, ohne den Schraubstock von der Feilbank abzuschrauben. Die erfahrungsmäßig
                              dem Bruche ausgesetzte Stelle der Bankplatte in der Ecke n,
                                 o ist hier durch eine Rippe o zweckentsprechend
                              verstärkt.
                           Die couranten Größen der Parallelschraubstöcke für Schlosser und Monteurarbeiten
                              haben eine Maximal-Maulöffnung von 7–9''
                              sächs. Der übliche Verkaufspreis hält sich in den Grenzen von 24 bis 26, resp. 28
                              bis 30 Thlr.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
