| Titel: | Ueber zwei kleine Verticalhämmer der Pariser Ausstellung; von Prof. Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XLI., S. 192 | 
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                        XLI.
                        Ueber zwei kleine Verticalhämmer der Pariser
                           Ausstellung; von Prof. Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover,
                              1867 S. 237.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Rühlmann, über zwei kleine Verticalhämmer.
                        
                     
                        
                           So unentbehrlich und vortheilhaft verticalwirkende Dampfhämmer zum Schmieden von Eisen und Stahl im Allgemeinen und besonders
                              zum Schmieden großer Stücke zur Zeit auch genannt werden müssen, so constructiv
                              vollendet auch manche Gattungen derselben bereits sind: zum Schmieden kleinerer
                              Arbeitsstücke bemüht man sich immer noch, sie durch Fallhämmer anderer Art zu
                              ersetzen, wobei der Dampf entweder nicht direct wirkt oder gänzlich durch
                              Wasserkraft ersetzt wird. Die Gründe dieser Thatsache dürften hauptsächlich darin
                              liegen, daß der Verbrauch an Dampf bei kleinen, direct wirkenden Hämmern
                              unverhältnißmäßig groß ist und die Dampfleitungen allerlei Unannehmlichkeiten
                              verursachen.
                           Unter den kleinen Fallhämmern der Pariser Ausstellung, welche nicht direct durch
                              Dampfkraft bewegt wurden, erregten namentlich zwei die
                              Aufmerksamkeit der Betheiligten, nämlich einer aus Schweden von der Usine de
                              Lindahl & Runer zu Gefle eingesandt, und einer
                              aus Amerika „Shaw & Justice's
                                 Patent Power Hammer.“
                              
                           Der schwedische Hammer gehörte zu derjenigen Gattung, bei welcher die Bewegung des
                              Betriebskolbens zufolge einer erzeugten Luftleere, vom Drucke der äußeren
                              atmosphärischen Luft veranlaßt wird.
                           Derartige Hämmer hat man bereits in England für Arbeitsstücke von geringer Dimension,
                              zum Schmieden in Gesenken oder zum Abhauen kleinerer Gegenstände benutzt,Pneumatischer Stempelhammer von W. Walton in
                                    Smethwick: im polytechn. Journal, 1865, Bd. CLXXVI S. 176. allein weder so sinnreich noch so constructiv bemerkenswerth ausgeführt, wie
                              dieß bei dem schwedischen pneumatischen Fallhammer
                              geschehen war.
                           Fig. 22 ist
                              eine Skizze des schwedischen Verticalhammers, welche dessen Princip und Haupttheile
                              erkennen läßt.
                           a, b ist der sogenannte Hammerkopf, c der Amboß, e ein Kolben,
                              welcher sich luftdicht im Cylinder m auf und ab bewegen
                              läßt und durch die Stange d mit dem Hammer a, b zu einem Ganzen verbunden ist.
                           
                           Zur Unterstützung der Verticalführung des Hammers dienen Lappen v, welche ein T-förmiges am Gestelle z befestigtes
                              Führungsstück w in geeigneter Weise umgreifen.
                           Der höchste, oberhalb ganz offene Cylinder p bildet mit
                              dem Kolben g und dessen Zubehör eine Art Luftpumpe und
                              ist zu diesem Ende mit einem sich nach aufwärts öffnenden Ventile s versehen, das für einen bestimmten Druckzustand von
                              einer Spiralfeder niedergehalten wird, dagegen sich nach oben hin öffnet, wenn beim
                              Niedergange des Kolbens g die darunter befindliche Luft
                              eine für den vorhandenen Zweck zu große Spannung annimmt.
                           Die zur Verfügung stehende bewegende Dampf- oder Wasserkraft wird allein auf
                              den Kolben g übergetragen und zwar durch die Verbindung
                              von Lenk- und Kolbenstange h (die nach unterwärts
                              am Kolben gehörig drehbar gemacht ist), mit Krummzapfen i, Betriebswelle k, Riemenscheibe l etc. etc.
                           Der Boden des Cylinders p ist an zwei Stellen
                              durchbrochen, erstens in der Mitte und zweitens an der Seite. Unter letzterer Stelle
                              hat man einen Hahn q angebracht, dessen Oeffnungsgröße
                              (Bohrung) durch Drehung eines Handgriffes r größer oder
                              kleiner gemacht und auch gänzlich geschlossen werden kann.
                           Hiernach erkennt man bald, daß beim Aufsteigen des Kolbens g unter demselben und in allen Räumen, welche damit communiciren, also
                              auch in dem Cylinder m, ein luftverdünnter Raum erzeugt
                              und dadurch, zufolge des Druckes der atmosphärischen Luft, der Kolben e und damit der Hammer a, b
                              gehoben werden kann. Dabei läßt sich die Größe des Hubes mittelst des bereits
                              erwähnten Hahnes q bestimmen und reguliren.
                           Oeffnet man den Hahn q vollständig, so tritt durch seine
                              Bohrung stets so viel atmosphärische Luft ein, daß eine Luftverdünnung im Cylinder
                              m gar nicht gebildet werden kann, der Kolben e also, und mit diesem der Hammer a, b in völliger Ruhe bleibt. Je kleiner man aber die Hahnöffnung
                              herstellt, je weniger kann atmosphärische Luft eintreten, so daß man bei ganz
                              geschlossenem Hahn offenbar die größte Hubhöhe erreicht. Um nun bei großen Anhüben
                              des Kolbens e ein schädliches Aufschlagen desselben an
                              den großen Kolben g zu verhüten, hat man im
                              Mittelcylinder n einen sogenannten Bufferkolben
                              f angeordnet, der in dem Cylinder n verschiebbar und auch an zwei Stellen, jedoch sehr
                                 schwach, gedichtet ist, nämlich am Umfange seines größten Durchmessers und
                              oben, wo seine Fortsetzung durch den Boden des Cylinders g tritt. Die erwähnten, nicht völlig dichtenden Liderungen des
                              Bufferkolbens f veranlassen, daß die im Raume zwischen
                              dem Mantel n und dem Mitteltheile abgesperrte Luft sehr bald ihre
                              Elasticität verliert und endlich eine geringere Spannung annimmt als die der
                              äußeren, atmosphärischen Luft ist. Sobald aber letzterer Fall vorhanden ist, tritt
                              die äußere Luft durch ein seitwärts angebrachtes Klappenventil t ein, welches sich nach innen öffnet und in dem
                              gedachten, zwischen n und f
                              vorhandenen Raum mündet.
                           Wie sehr man aber auch die hübsche Idee und gute Ausführung dieses Hammers rühmen
                              mochte, so waren dennoch seine Schläge nicht rasch und kräftig genug, ganz abgesehen
                              davon, daß der atmosphärische Luftdruck immer eine beschränkte Hebkraft für den
                              Hammer bleibt, die mit der in weiten Grenzen zu regulirenden Kraft eines
                              Dampfhammers nicht zu vergleichen ist, und daß die verschiedenen Luftdichtungen, wie
                              am schwedischen Hammer erforderlich, stets größere oder kleinere Unannehmlichkeiten
                              mit sich führen müssen.
                           Vom praktischen Standpunkte aus betrachtet, fand daher der amerikanische Hammer
                              größeren Beifall der Sachverständigen. Fig. 23 wird zur
                              Beurtheilung seiner Construction und Arbeitsweise dienen können.
                           Der eigentliche Hammer C ist an einem Stücke befestigt,
                              welches im unbeweglichen Körper D seine Führung erhält
                              und womit der Hammer ferner an einer ursprünglich horizontal gerichteten Riemenlage
                              befestigt ist, welche die Sehne eines Stahlfederbogens (Wagenfeder aus Gußstahl) A bildet. Der Horizontalriemen, an welchem hiernach der
                              Hammer aufgehangen ist, muß immer gespannt genug seyn, daß er, ohne das Gewicht des
                              Hammers, die Enden der Feder A leicht zusammenzieht.
                           Die Auf- und Abbewegung des Hammers erfolgt mittelst Lenkstange und Kurbel,
                              wobei hervorzuheben ist, daß die Lenkstange B verkürzt
                              oder verlängert werden kann. Letztere Anordnung ist deßhalb erforderlich, weil man
                              stets eine Justirung derart vornehmen muß, daß der Hammer im ruhigen Zustande und im
                              tiefsten Punkte befindlich, den Amboß nicht berührt, sondern 3 bis 4 Zoll von
                              demselben entfernt bleibt. Hat man letzteres Maaß mit gehöriger Sorgfalt abgemessen,
                              so berührt der Hammer, bei seiner gewöhnlichen Arbeit und bei halber
                              Geschwindigkeit, gerade das zu schmiedende Material. Ist die angegebene Entfernung
                              kleiner, so gibt der Hammer einen Doppelschlag, wodurch bedeutender Kraftverlust
                              entsteht und der Riemen, an welchem der Hammer hängt, zerrissen werden kann.Anleitung zum Betriebe des Shaw-Justice'schen Hammers im Anhange zum Preiscourante der
                                    Buckauer Maschinenfabrik. Unter Anderem ist hier noch folgende, gewiß nicht
                                    unwichtige Regel gegeben: „Wenn anhaltend starkes Eisen
                                       geschmiedet wird, so verkürze man die Lenkstange B, bis der Hammer seinen kräftigsten Schlag gibt; bei
                                       schwachem Eisen verlängere man die Stange, unter Beachtung der Regel,
                                       daß der Hammer bei halber Geschwindigkeit bloß das Schmiedestück berührt
                                       etc.
                                    
                              
                           
                           Zur Uebertragung der Betriebskraft von der Hauptwelle (der Dampfmaschine oder
                              Wasserrad-Transmission) dient ein Riemenvorgelege P,
                                 Q, N, mit einer Bandbremse F, G, H und
                              Spannrolle J ausgestattet. Letztere läuft zwischen zwei
                              pendelförmig aufgehangenen Hölzern K, deren Fortsetzung
                              nach unten, am äußersten Ende, mit einem Steigbügel M
                              für den Fuß des Arbeiters (Schmiedes) versehen ist.
                           Schiebt letzterer seinen Fuß vorwärts, so spannt er mittelst der Scheibe J den ursprünglich schlaff um P,
                                 Q gelegten Riemen und löst dabei zugleich die Bandbremse F, G, H. Zieht dagegen der Arbeiter seinen Fuß, im
                              Steigbügel feststehend, rückwärts, so hebt er die Spannrolle J vom Riemen N ab und zieht dabei gleichzeitig
                              die Bandbremse an.
                           Der elastische Stahlbogen und die ebenfalls elastische (Riemen-) Sehne dieses
                              Bogens, bilden eine elastische Lenkstange, wodurch sowohl die schädlichen
                              Einwirkungen der Hammerschläge auf das Fundament vermindert, als die noch übleren
                              Reactionen von unten nach oben auf Treibwelle und Maschinengestell vermieden werden.
                              Verhältnißmäßige Einfachheit der Construction, Raschheit und Energie der Wirkung des
                              Hammers beim Arbeiten mit demselben, so wie die sichtbare Leichtigkeit seiner
                              Behandlung, waren die Haupteigenschaften, wodurch sich schon in der Pariser
                              Ausstellung dieser Fallhammer den Beifall der Betheiligten erwarb. In der gedruckten
                              illustrirten Beschreibung (welcher wir auch unsere Abbildung entlehnten), die an
                              Sachverständige gern vertheilt wurde, finden sich u.a. auch folgende zwei Notizen,
                              die für manche unserer Leser vielleicht nicht ohne Interesse sind.
                           Mit einem Exemplare dieser Maschine, wobei der eigentliche Hammer C ein Gewicht von 25 Pfund hat, zu deren Aufstellung
                              (auf dem Boden gemessen) ein Raum von 3 Fuß Durchmesser hinreicht, wobei die über
                              dem Fundamente erforderliche Totalhöhe etwa 5 1/2 Fuß beträgt, vermag man
                              Arbeitsstücke von 2 bis 2 1/2 Zoll Dicke mit großer Schnelligkeit zu schmieden,
                              während die Betriebsmaschine bei 500 Schlägen per Minute
                              nicht stärker als eine halbe Pferdekraft zu seyn
                              braucht.
                           Ein Hammer von 100 Pfund Gewicht erfordert bei 250 Schlägen per Minute nicht mehr als eine Pferdekraft zum Betriebe etc. etc.
                           Daß man auch in Deutschland den Werth des Shaw und Justice'schen Hammers bereits erkannt hat, dürfte u.a.
                              der uns vorliegende (bereits in der Note erwähnte) Preis-Courant der Buckauer Maschinenfabrik der vereinigten Hamburg-Magdeburger
                              Dampfschifffahrts-Compagnie erkennen lassen, woselbst er mit dem Namen
                              „Amerikanischer Schnell-Feder
                                    Hammer“ aufgeführt wird, und Preise wie betreffende
                              Dimensionen aus nachstehender Tabelle zu entnehmen sind:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 187, S. 196
                              Laufende Nummer; Gewicht des
                                 Hammers; Grundfläche; Ganze Höhe; Hub; Höhe unter der Führung;
                                 Betriebs-Riemscheibe; Durchmess.; Breite
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 187, S. 196
                              Laufende Nummer; Hammerfläche;
                                 Gewöhnliche Geschwindigkeit; Betriebskraft; Geeignet zur Bearbeitung von; Preis;
                                 Umdrehungen; Pferdekr.; Eisen, in folgenden; Stahl Stärken; Pr. Cour. Thlr.
                              
                           Englische Maaße. Preise incl. Emballage, franco Waggon
                              Magdeburg.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
