| Titel: | Ueber die Apparate zum Filtriren des Wassers von Bourgeoise und Comp., Maschinenbauer in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XLIX., S. 218 | 
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                        XLIX.
                        Ueber die Apparate zum Filtriren des Wassers von
                           Bourgeoise und Comp., Maschinenbauer in
                           Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, November 1867, S.
                              251.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Bourgeoise, Apparate zum Filtriren des Wassers.
                        
                     
                        
                           Die große Wichtigkeit einer möglichst sorgfältigen Reinigung des Trinkwassers für die
                              öffentliche Wohlfahrt ist seit langer Zeit allgemein anerkannt. Die neuen Apparate
                              zu diesem Zwecke, von denen hier die Rede ist, sind von den Maschinenbauern Bourgeoise und Comp. in Paris
                              erfunden, und waren sowohl auf der allgemeinen Industrie-Ausstellung zu
                              Paris, als auch bei den Erfindern selbst in Thätigkeit zu sehen.
                           Bei der Construction eines Apparates zum Filtriren von Wasser, ist ein zum Filtriren
                              möglichst gut geeignetes Material oder Agens aufzufinden, und andererseits eine dem
                              Zwecke möglichst entsprechende Combination des eigentlichen Apparates zu
                              bewerkstelligen.
                           Was das Filtrirmaterial anbetrifft, so sind die verschiedenartigsten Substanzen als
                              solches versucht worden: Sand, Kies, poröser Stein, Kohle, Badeschwamm, Abfall von
                              pflanzlichen und thierischen Gespinnstfasern, gefilzte und andere Gewebe etc.; von
                              allen diesen Substanzen sind aber Sand, Kies, poröse Steine und Kohle
                              verschiedenartigen Ursprungs fast allein im Gebrauch geblieben, trotz der
                              mannichfachen, mit deren Anwendung verknüpften Uebelstände, da die anderen
                              Materialien entweder eine rasche Zersetzung erlitten und ihre reinigenden
                              Eigenschaften und ihr Filtrirvermögen sehr bald verloren, oder nach längerem
                              Gebrauch dem Wasser einen schlechten Geschmack mittheilten.
                           Bourgeoise wendet, wie mehrere seiner Vorgänger, entweder
                              Badeschwamm, oder Scherwolle, oder einen dicken und dichten Filz an; er hat jedoch ein besonderes
                              Verfahren erfunden, diese Substanzen vor jeder Zersetzung oder Fäulniß zu schützen.
                              Was den Apparat selbst anbelangt, so war sein Bestreben dahin gerichtet, denselben
                              möglichst einfach, namentlich so einzurichten, daß er sich leicht und rasch reinigen
                              läßt ohne auseinander genommen werden zu müssen, und daß ihm eine den verschiedenen
                              häuslichen oder technischen Zwecken, zu denen er bestimmt ist, entsprechende Form
                              gegeben werden kann.
                           Schon seit längerer Zeit liefert Bourgeoise eine Reihe von
                              Filtrirapparaten, von denen wir die wichtigsten anführen wollen.
                           1) Taschen-Filtrirapparat (filtre de poche). – Dieser, selbstverständlich der einfachste von
                              allen, besteht in einer Filzscheibe von ungefähr 6 Centimet. Durchmesser und 2
                              Centim. Dicke, deren obere Fläche gewölbt ist. Durch den Mittelpunkt dieser Wölbung
                              geht ein Kautschukrohr hindurch, welches in ein aus Knochen oder Elfenbein
                              angefertigtes, zum Einsaugen des Wassers dienendes Mundstück endigt. Dieser Apparat
                              ist somit lediglich eine aus nicht oxydirbarem Metalle bestehende Büchse, welche
                              eine zwischen zwei Drahtnetzscheiben befindliche Filzscheibe umschließt. Für den
                              Gebrauch legt man die Vorrichtung in das zu filtrirende Trinkwasser und saugt
                              dasselbe mittelst des Kautschukrohres ein, oder man läßt das letztere, nachdem man
                              angesogen hat, hinabhängen und stellt dann ein beliebiges Gefäß darunter, so daß man
                              auf diese Weise einen ununterbrochenen Zufluß von filtrirtem Wasser erhält.
                           2) Trichter-Filtrirapparat (entonnoir-filtre). – Man denke sich einen aus nicht
                              oxydirbarem Metall angefertigten Trichter, der sich mittelst eines an seinem Halse
                              anzuschraubenden Ansatzrohres in eine Karaffe oder Flasche stecken läßt. Auf dem
                              Boden dieses Trichters liegt zwischen zwei Drahtnetzscheiben das Filtrirmaterial, so
                              daß man diesen Recipienten nur mit dem zu reinigenden Wasser zu füllen braucht, um
                              letzteres nach einigen Minuten vollständig geklärt in der Karaffe zu haben.
                           3) Brunnen-Filtrirapparat (filtre-fontaine). – Dieser Apparat, welcher den Typus
                              sämmtlicher von Bourgeoise angefertigten Filtrirapparate
                              bildet, ist in Fig.
                                 19 im Durchschnitte abgebildet. Er ist dem Taschen-Filtrirapparate
                              ziemlich ähnlich und besteht in einer auf drei niedrigen Füßen ruhenden,
                              cylindrischen metallenen Büchse, welche mit zwei aus Metallgewebe bestehenden Böden
                              a und a' versehen ist,
                              zwischen denen das Filtrirmaterial eingeschlossen ist; der obere Theil dieser Büchse
                              ist mittelst eines gewölbten Deckels c verschlossen; an
                              diesem Deckel ist eine Tubulatur angebracht, an welcher das Kautschukrohr d befestigt wird.
                           
                           Man braucht diesen Apparat nur in ein mit dem zu filtrirenden Wasser gefülltes Gefäß
                              zu stellen, um ein ganz zweckmäßiges Filter zu haben. In diesem Falle muß das
                              Kautschukrohr d so lang seyn, daß es unter den Boden des
                              das Wasser enthaltenden Gefäßes hinabreicht; dieses Rohr wirkt dann als Heber,
                              mittelst dessen man nach dem Ansaugen einen ununterbrochenen Strahl von filtrirtem
                              Wasser erhält.
                           Für die Marine liefert Bourgeoise ähnliche
                              Filtrirapparate, deren einer oder sechs in einem Behälter von der Gestalt eines
                              abgestumpften Kegels stehen. Die von den Filtern ausgehenden Kautschukröhren treten
                              am oberen Theile des Gefäßes aus demselben heraus und sind an ihrem Ende mit einem
                              Mundstücke versehen, mittelst dessen man das Wasser einsaugt.
                           Bringt man einen solchen Apparat mit einem Küchenbrunnen in Verbindung, so saugt er
                              sich von selbst an, sobald man einen an seinem unteren Theile angebrachten Hahn
                              öffnet. Zu diesem Zwecke muß man die Vorrichtung mit einem falschen Boden versehen,
                              so daß im unteren Theile derselben ein Raum zur Aufnahme des filtrirten Wassers
                              gebildet wird, welches, je nachdem man ein, zwei, drei oder mehr Filter auf dem
                              Doppelboden anbringt, durch eine entsprechende Anzahl von Kautschukröhren in jenen
                              Raum hineinläuft.
                           Dieser Einrichtung des Filtrirappatates ist die in Fig. 20 abgebildete
                              ziemlich ähnlich. Die kleinen Filter A, A.. stehen auf
                              dem falschen Boden F, durch welchen die Kautschukröhren
                              d, d.. hindurchtreten und das in der oberen
                              Abtheilung des Behälters B enthaltene Wasser
                              ununterbrochen in den unteren Raum C leiten, aus welchem
                              es mittelst des Hahnes R abgelassen werden kann.
                           Oberhalb der eigentlichen Filter befindet sich ein Raum G, welcher zwischen zwei engmaschigen Drahtnetzen g und g' Kohlenstückchen von der zu derartigen
                              Zwecken üblichen Größe eingeschlossen enthält, und den das Wasser durchfließen muß,
                              bevor es in die eigentlichen Filter tritt. Diese Einrichtung erweist sich besonders
                              dann nützlich, wenn das zu klärende Wasser einen übeln Geschmack besitzt oder sehr
                              stark mit fremdartigen Stoffen beladen ist, wie z.B. Sumpf- und Teichwasser,
                              da die Kohle bekanntlich gleichzeitig als Desinfections- u. als
                              Entfärbungsmittel wirkt.
                           4. Druck-Filtrirapparat (filtre à pression). – Fig. 21 stellt den
                              Verticalschnitt eines Apparates dar, welcher, wenn er von den erforderlichen
                              Dimensionen construirt wird, stündlich 5000 bis 6000 Liter filtrirtes Wasser liefern
                              kann. Mit städtischen Wasserleitungen in Verbindung gesetzt, vermag er für
                              sämmtliche Bewohner eines Hauses den Bedarf an ganz reinem für alle häuslichen
                              Zwecke geeigneten Wasser zu liefern, und ist somit auch für alle größeren Anstalten,
                              Gasthäuser, Restaurationen, Brauereien, Badeanstalten, Fabriken künstlicher
                              Mineralwässer, Papierfabriken etc. vorzüglich geeignet.
                           Dieser Filtrirapparat besteht in einem aus starkem Blech angefertigten Cylinder B, welcher unten durch einen gewölbten, an seinem Körper
                              festgenieteten Boden verschlossen und oben mit einem Deckel oder Hut B' von derselben Form versehen ist; letzterer wird auf
                              einer zu diesem Zwecke angebrachten Flantsche b, b durch
                              Bolzen befestigt. Der mittlere Theil des Cylinders wird mit präparirtem Badeschwamm,
                              welcher zwischen den beiden starken Rosten oder durchbrochenen Böden g, g' zusammengepreßt liegt, so ausgefüllt, daß oberhalb
                              und unterhalb dieser Böden ein freier Raum bleibt. Der untere Raum C dient als Behälter und hat doppelte Wandungen, so daß
                              er vom Hauptkörper des Cylinders unabhängig ist. Das von der Wasserleitung her unter
                              einem bestimmten Drucke zufließende Wasser tritt in das mit dieser Leitung in
                              Verbindung stehende Rohr A, geht durch den Dreiweghahn
                              r in das Rohr A', fließt
                              durch dasselbe in den unteren Raum C des Cylinders und
                              sammelt sich in demselben an. Der obere, zwischen dem Deckel und dem Roste oder
                              durchbrochenen Boden g' befindliche freie Raum wird von
                              dem aus Filz bestehenden Filter a ausgefüllt; über
                              demselben befindet sich der zum Ablassen des geklärten Wassers dienende Hahn R.
                           Außer diesen wesentlichsten Theilen, welche den regelmäßigen Gang des Apparates
                              vermitteln, finden wir in der Abbildung noch das mit dem Hahne r verbundene Rohr A₂,
                              sowie den am Boden des Cylinders angebrachten Hahn R';
                              diese Theile dienen zum Reinigen des Filters, wie sogleich näher erläutert werden
                              wird.
                           Der Apparat arbeitet selbstthätig, denn sobald der Hahn r
                              weit genug geöffnet ist, braucht man sich nicht mehr um den Apparat zu kümmern, bis
                              man bemerkt daß er weniger Wasser liefert oder daß das Wasser nicht mehr so klar
                              abfließt; doch tritt dieser Fall nur selten vor Ablauf eines Jahres ein. Nachdem
                              also der Hahn r geöffnet ist, tritt das durch das Rohr
                              A zufließende Wasser in das Rohr A', gelangt aus diesem in das untere Reservoir C, dringt in der Richtung von unten nach oben in die
                              Badeschwamm-Schicht G, aus dieser in das
                              Filzfilter a, und fließt endlich durch das Rohr des
                              Hahnes R ab.
                           Die Reinigung des Apparates ist sehr leicht zu bewerkstelligen, da man hierzu
                              denselben nicht auseinander zu nehmen braucht. Man schließt den Hahn R, läßt die im Apparat enthaltene Luft durch Oeffnen des
                              kleinen Hahnes r' entweichen, und dreht dann den
                              Schlüssel des Dreiweghahnes r, so daß das Wasser aus dem
                              Zulaßrohre A in das Rohr A₂, anstatt wie vorher in das Rohr A₁ tritt; da das Wasser unter Druck zufließt, so durchdringt es rasch
                              die ganze Schicht des Filtrirmateriales und befreit dieselbe von den etwa
                              abgesetzten fremden Substanzen, worauf es durch den Hahn R' abgelassen wird.
                           Bourgeoise und Comp.
                              verfertigen ferner:
                           Brunnenfilter, auf Metall angefertigt, für Haushaltungen,
                              von 25 bis 72 Liter Inhalt; dieselben liefern stündlich 10 bis 30 Liter filtrirtes
                              Wasser;
                           Reservoirfilter, gleichfalls in Metall ausgeführt, von
                              100 bis 250 Liter Inhalt, welche 40 bis 60 Liter Wasser per Minute filtriren;
                           Heberfilter mit Saugrohr, in tragbarem Etui; diese
                              Apparate filtriren je nach ihrer Größe, 10 bis 30 Liter in einer Stunde;
                           Druck-Filter, welche 100 bis 600 Liter per Stunde liefern.
                           Diese verschiedenen Apparate werden in sehr bedeutender Anzahl in den Handel
                              gebracht; die transatlantische Generalgesellschaft, das Kriegs-,
                              Marine- und Colonial Ministerium, die kaiserlichen Lyceen, sowie sehr
                              zahlreiche öffentliche Anstalten und eine große Anzahl von Fabriken benutzen diese
                              Filtrirapparate, und sind mit denselben sehr zufrieden. Wenn man auch vom
                              technischen Standpunkte aus bei dieser Erfindung auf den ersten Anblick neue
                              Combinationen nicht findet, so muß man nach näherer Untersuchung doch zugestehen,
                              daß Bourgeoise es verstanden hat, die ursprüngliche Idee
                              durch die Ausführung von Apparaten, welche sehr bequem und gleichzeitig sehr
                              leistungsfähig sind, auf das Vortheilhafteste zu verwerthen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
